Lippen-Kiefer-Gaumenspalte - Ursachen, Symptome und Behandlung

Die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte ist eine angeborene Fehlbildung. Sie muss in jedem Fall ärztlich behandelt werden.

Maria Perez
Von Maria Perez

Krankheitsbild

Bei einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte handelt es sich um eine relativ häufig auftretende angeborene Fehlbildung, die die Lippen, den Oberkiefer sowie den weichen Gaumen betrifft. Dabei können alle Teile betroffen sein, oder auch nur einzelne davon. Von einer abgeschwächten Form spricht man bei einer Lippenkerbe, bei der ein Hautdefekt der Oberlippe vorliet, sowie bei einem geteilten Gaumenzäpfchen.

Erhält der Patient eine gute ärztliche Betreuung, kann er ein normales Leben führen. Die Ergebnisse der Therapieverfahren und Operationen sind heutzutage im funktionellen sowie im kosmetischen Bereich sehr gut.

Ursachen

In einigen Familien kommen derartige Fehlbildungen gehäuft vor, so dass die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in einigen Fällen vererbt sein kann; der Erbgang ist allerdings noch nicht vollständig verstanden.

Grundsätzlich gibt es viele äußere Faktoren, die während einer Schwangerschaft zu einer Entwicklungsstörung des Embryos führen können, so auch zu einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte.

Wenn die Mutter während der Schwangerschaft

kann dies zu einer Fehlbildung führen. Auch wenn die Schwangere Röntgenstrahlen ausgesetzt ist, kann dies zu einer Fehlbildung beim Baby führen.

Besonders die ersten Wochen einer Schwangerschaft sind für das ungeborene Baby entscheidend, da sich hier das Gesicht und die Organe entwickeln. Ärzte wissen heutzutage, dass sich eine Lippen- und/oder Kieferspalte bereits in der fünften oder sechsten Woche der Schwangerschaft entwickelt, eine Gaumenspalte etwa um die elfte Woche herum.

Verlauf

Heutzutage kann eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte gut behandelt werden, so dass die Kinder in vielen Fällen kaum Einschränkungen haben. Dies bedarf jedoch einer jahrelangen Behandlung und Zusammenarbeit verschiedener Berufsgruppen.

Einschränkung der Erwerbsfähigkeit

Lediglich wenn die Fehlbildung sehr stark ausgeprägt ist, erhalten die Kinder einen Schwerbehindertenstatus. Teilweise kann durch die Fehlbildung auch die Erwerbsfähigkeit um bis zu 50 Prozent eingeschränkt sein.

Psychische Folgen

Psychisch leiden die meisten Patienten jedoch stark unter ihrer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Die Fehlbildung im Gesicht ist nicht zu verbergen und so werden die Kinder im Kindergarten und der Schule häufig gehänselt.

Nahrungsaufnahme und Sprechen

Essen und Trinken ist durch eine unbehandelte Lippen-Kiefer-Gaumenspalte in der Regel deutlich erschwert. Vor allem das Stillen erweist sich bei betroffenen Säuglingen als schwierig, da sie nicht in der Lage sind, zu saugen. Daher muss in vielen Fällen auf spezielle Hilfen zurückgegriffen werden, um den Trinkvorgang zu unterstützen.

Auch das Sprechen wird durch die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte erschwert. Einige Laute können aufgrund der Fehlbildung nicht ausgesprochen werden, so dass hier intensive sprachtherapeutische Behandlungen notwendig sind.

Besonders die Schneidezähne sind bei einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte häufig in der falschen Position gewachsen. Zudem kann es aufgrund des fehlenden Abschlusses des Weichgaumens zu einem veränderten, nasalen Stimmklang kommen.

Erkrankungen

Aufgrund der Erkrankung haben die Betroffenen häufig Entzündungen im Bereich des Mittelohrs. Wird dies nicht konsequent behandelt, kann eine Schwerhörigkeit drohen. Je schlechter die Kinder hören, desto schlechter sprechen sie folglich auch.

Symptome

Unter einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte versteht man eine Fehlbildung im Bereich der Lippen, des Oberkiefers und des Gaumens. Die Neugeborenen zeigen diese Fehlbildung bereits direkt nach der Geburt.

Im Bereich der Lippe, des Oberkiefers, des Gaumens oder aller drei Gesichtsteile zusammen bildet sich eine Spalte, wodurch die Krankheit ihren Namen erhält. Kinder, die diese Fehlbildung haben,

Die Kinder leiden auch regelmäßig unter Mittelohrentzündungen. Je nachdem, wie ausgeprägt die Spaltbildung ist und wo sie sich befindet, haben die Säuglinge Probleme beim Trinken und die Kinder später Probleme beim Essen.

Auch das Atmen kann erschwert werden. Fehlbildungen an den Zähnen sind ebenfalls in einigen Fällen zu beobachten.

Diagnose

Die Diagnose wird in der Regel direkt nach der Entbindung von einem Kinderarzt gestellt, der das Neugeborene im Rahmen der U1-Untersuchung begutachtet. Befindet sich der Spalt nur in der Mundhöhle, ist er von außen oft nicht sichtbar. Der Kinderarzt kann dies jedoch feststellen, in dem er dem Säugling den Mund von innen abtastet.

Häufig wird die Diagnose bereits in der Schwangerschaft während einer Ultraschalluntersuchung gestellt. Liegt das Baby in einer günstigen Position, kann man diese Fehlbildung etwa ab der zwanzigsten Schwangerschaftswoche erkennen. Eine frühere Therapie ist durch die frühzeitige Diagnose zwar nicht möglich, jedoch können sich die Eltern bereits vor der Entbindung über entsprechende Behandlungsmöglichkeiten informieren.

Behandlung

In der Regel sollten die Kinder an der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte behandelt werden, bis sie in die Schule kommen. Das erspart ihnen Hänseleien und die Knochen können in diesem Alter noch gut zusammenwachsen.

Die Behandlung erstreckt sich über viele Jahre. Teilweise werden auch Erwachsene noch behandelt.

Anfertigung einer Platte

Wenige Tage nach der Geburt wird ein Abdruck des kleinen Kiefers gemacht und eine Platte für den Gaumen angefertigt. Dies bringt die Zunge des Babys in die richtige Lage und unterstützt das richtige Wachstum des Kiefers. Auch für die Nahrungsaufnahme kann so eine Platte hilfreich sein.

Operative Eingriffe

In den nächsten Jahren werden mehrere operative Eingriffe durchgeführt, bis die Lippen-Kiefer-Gaumenspalte verschlossen ist. Die erste Operation wird bereits bei den wenige Monate alten Babys vorgenommen, die zweite erfolgt meist im Kleinkindalter.

Je nach Ausprägung der Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte können weitere Eingriffe notwendig werden. Leiden die Patienten unter einer extremen Zahnfehlstellung, kann diese operativ korrigiert werden. Wenn die Betroffenen aufgrund ihrer Fehlbildung schlecht essen und trinken können, kann auch dies im Rahmen einer weiteren Operation korrigiert werden.

HNO-Behandlungen sowie logopädische Therapien

Im Rahmen der Therapie werden die Patienten auch regelmäßig von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt auf ihr Hörvermögen hin untersucht. In jedem Fall müssen bereits die Kleinkinder regelmäßig zu einem Logopäden, um das Sprechen sowie das Schlucken, Trinken und Essen richtig zu erlernen. Im Schulkind- oder Jugendalter erhalten die Patienten dann eine spezielle kieferorthopädische Behandlung.

Psychologische Behandlung

Leiden die Patienten sehr stark unter ihrer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, erfolgt im Rahmen der Therapie auch eine psychologische Behandlung. Hier werden häufig auch die Eltern miteinbezogen.

Vorbeugung

Einer Lippen-Kiefer-Gaumenspalte kann man - wie es bei Fehlbildungen generell der Fall ist - nur dadurch in gewissem Maße vorbeugen, dass Schwangere sich gesund und vitaminreich ernähren sowie nicht rauchen und keinen Alkohol trinken.

Die Einnahme eines Folsäurepräparates vor und in den ersten Wochen einer Schwangerschaft kann Fehlbildungen vermeiden. Frauen mit Kinderwunsch sollten schon Wochen vor einer geplanten Schwangerschaft ein entsprechendes Folsäurepräparat einnehmen.

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