Magenpolypen (Polyposis ventriculi) - Polypen im Magen

Als Magenpolypen werden gutartige Neubildungen der Magenschleimhaut bezeichnet. Sie treten vor allem bei älteren Menschen auf.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: C16 K31
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild und Formen

Spricht man von Magenpolypen (Polyposis ventriculi), sind damit Vorwölbungen der Magenschleimhaut gemeint, bei denen es sich in den meisten Fällen um Adenome handelt. Unter Adenomen versteht man Geschwülste, die aus dem drüsenbildenden Gewebe stammen.

Man unterscheidet neoplastische und nicht-neoplastische Arten. Von "neoplastisch" ist die Rede, wenn sich Körpergewebe neu bildet, was das Risiko von entarteten Zellen mit sich bringt.

Etwa ein Fünftel aller Magenpolypen sind neoplatisch. Die nicht-neoplastischen Arten bestehen in den meisten Fällen aus Zysten, also Hohlräumen, welche von einer Gewebskapsel umschlossen sind.

Die Polypen können sowohl einzeln als auch örtlich gehäuft auftreten. Zumeist haften sie an der Magenschleimhaut an und weisen die Form einer Kugel auf. Es ist aber auch möglich, dass sich die Magenpolypen aus kleinen und stielförmigen Wölbungen zusammensetzen - in diesem Fall spricht man von villösen Adenome - oder breit aufsitzen.

Man unterscheidet in der Medizin daher zwischen gestielten und ungestielten Formen. Wenngleich Magenpolypen auch bei jüngeren Menschen auftreten können, sind besonders Menschen ab einem Alter von 60 Jahren von diesen Wucherungen betroffen. Häufig gelten Magenpolypen als Risikofaktor an Magenkrebs zu erkranken.

Ursachen und Risikofaktoren

Aus welchem Grund Magenpolypen auftreten, ist bisher unklar. Häufig besteht bei den Betroffenen eine familiäre Vorbelastung. In vielen Fällen geht der Polypenbildung eine Magenschleimhautentzündung (Gastritis) voraus.

Ein anderer Risikofaktor ist eine verminderte Produktion von Magensaft. Als weitere begünstigende Faktoren gelten

  • eine ungesunde Ernährung sowie
  • der Konsum von Alkohol und Tabak.

In seltenen Fällen können Magenpolypen auch durch ein Polyposis-Syndrom verursacht werden. Dabei handelt es sich um eine Erbkrankheit, bei der ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs besteht.

Symptome

Nicht immer verursachen Magenpolypen Beschwerden, wodurch man sie meist nur zufällig bei medizinischen Untersuchungen mit einem Endoskop feststellt. Erreichen die Polypen jedoch eine Größe von mehr als einem Zentimeter, können sie Symptome wie

hervorrufen. Mitunter treten auch Blutungen oder so genannter Teerstuhl auf. Aufgrund von villösen Adenomen kommt es häufig zum Ablösen von Schleimhautgewebe. In den meisten Fällen verspüren die Patienten jedoch keinerlei Beschwerden.

Diagnose

Als beste Methode zum Feststellen von Magenpolypen gilt eine Gastroskopie (Magenspiegelung). Darüber hinaus kann auch eine Biopsie (Untersuchung von Gewebe) vorgenommen werden, bei der man eine Gewebeprobe entnimmt, die anschließend in einem Labor histologisch untersucht wird. Auf diese Weise lassen sich gutartige Wucherungen von bösartigen unterscheiden.

Behandlung und Vorbeugung

Werden Magenpolypen diagnostiziert, entfernt man diese in der Regel vollständig, damit die Gefahr einer bösartigen Entartung begrenzt wird. Die Entfernung erfolgt zumeist durch eine Magenspiegelung.

Komplikationen sind bei korrekter Durchführung nicht zu erwarten. Handelt es sich jedoch um große Polypen, die breitbasig aufsitzen, ist ein chirurgischer Eingriff erforderlich, bei dem ein kleiner Teil der Magenwand herausoperiert wird.

Nach etwa einem halben Jahr sollten weitere Kontrolluntersuchungen stattfinden, um eine bösartige Umwandlung auszuschließen. Damit Magenpolypen rechtzeitig festgestellt und behandelt werden können, ist es ratsam, ab dem 50. Lebensjahr einmal jährlich eine Vorsorgeuntersuchung durchführen zu lassen. Als besonders wichtig gilt dabei der Stuhltest, mit dem verstecktes Blut nachgewiesen werden kann.

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