Autoimmungastritis - Chronische Magenschleimhautentzündung Typ A
Bei einer Autoimmungastritis handelt es sich um eine seltene Form von chronischer Gastritis. Man nennt sie auch Gastritis vom Typ A. Dabei kommt es zur Bildung von Antikörpern, die sich gegen die körpereigenen Zellen richten. Es kommt folglich zum Rückgang der Magenschleimhaut bei gleichzeitig vermehrter Ausschüttung von Gastrin, was wiederum zu einem erhöhten Risiko für Karzinoide führt. Informieren Sie sich hier ausführlich über die Autoimmungastritis.
Der Begriff Gastritis stammt aus dem Griechischen und bedeutet Magenschleimhautentzündung. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen von Gastritis, zu denen auch die Autoimmungastritis zählt.
Durch die Magenschleimhaut wird das Innere des Magens ausgekleidet. Die Schleimhaut schützt die Magenwand vor der aggressiven Magensäure. Kommt es jedoch zu einer chronischen Gastritis, besteht die Gefahr, dass der Schutzfilm an manchen Stellen zerstört wird, was wiederum Beeinträchtigungen der Magenwandzellen durch einen Säureangriff zur Folge hat.
Die Typen A, B und C
Man unterteilt eine chronische Magenschleimhautentzündung in drei unterschiedliche Subformen, die man als A-, B- und C-Gastritis bezeichnet. Gastritis vom Typ A wird auch Autoimmungastritis genannt.
Das bedeutet, dass die Magenschleimhaut vom Organismus der Betroffenen selbst angegriffen wird. Eine Autoimmungastritis kommt relativ selten vor. So leiden nur etwa 3-6 Prozent aller Gastritis-Patienten unter einer Typ-A-Gastritis, die vererbbar ist.
Ursachen
Besonders betroffen von dieser Erkrankung sind Nordeuropäer. Verursacht wird die Typ-A-Gastritis durch einen Autoimmunprozess. So werden vom eigenen Immunsystem so genannte Antikörper gegen die Belegzellen und den Intrinsic Faktor hergestellt.
Bei den Belegzellen handelt es sich um spezielle Zelltypen, die in der Magenschleimhaut vorkommen. Zu ihren Aufgaben gehört die Produktion von Salzsäure und des Intrinsic Faktors. Der Intrinsic Faktor ist ein Protein, das wichtig ist für die Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung.
Folgen
Durch die Attacke der Antikörper sterben die Magenschleimhautzellen jedoch ab. So kommt es zu einem Untergang von Zellen und Gewebe, der sich vom Eingang des Magens (Kardia) bis zum Magenkörper (Corpus) und Magengrund (Fundus) ausbreiten kann.
Die Rückbildung der Magenschleimhaut wird in der Medizin auch als Atrophie oder atrophische Gastritis bezeichnet. Die zu geringe Produktion von Magensäure hat zur Folge, dass durch die G-Zellen die Ausschüttung von Gastrin erhöht wird. Das Hormon Gastrin verstärkt im Normalfall die Bildung von Magensäure.
Aufgrund der Zerstörung der B-Zellen kommt es jedoch zu einer ständigen Erhöhung der Gastrinausschüttung, wodurch die Gefahr besteht, dass sich Karzinoide, eine besondere Form von bösartigen Tumoren, im Magen- und Darmtrakt bilden. Da auch Vitamin B12 nur noch vermindert vom Organismus aufgenommen wird, kann es außerdem zu einer perniziösen Anämie (Blutarmut) kommen. Zu den weiteren möglichen Komplikationen zählen
- eine Polyneuropathie
- eine funikuläre Myelose sowie
- Depressionen.
Weitere Autoimmunerkrankungen
In vielen Fällen leiden die Patienten bei einer Autoimmungastritis auch unter weiteren Autoimmunerkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus Typ 1 oder der Addinson'schen Krankheit.
Symptome
Zu den typischen Beschwerden einer Autoimmungastritis gehören
- Schmerzen unter dem Zwerchfell
- Blähungen
- Völlegefühl und
- Durchfall.
Diagnose und Behandlung
Diagnostizieren lässt sich eine chronische Gastritis durch eine Gastroskopie (Magenspiegelung). Dabei werden Gewebeproben entnommen, die man anschließend in einem Laboratorium untersucht. Außerdem lässt sich durch ein Blutbild eine perniziöse Anämie, die bei einer Autoimmungastritis häufig auftritt, feststellen.
Eine ursächliche Behandlung der Autoimmungastritis ist nicht möglich. Der perniziösen Blutarmut kann jedoch durch Injektionen mit Vitamin B12 entgegengewirkt werden. Hat sich das Bakterium Heliobacter pylori zusätzlich in der geschädigten Magenschleimhaut angesiedelt, werden Medikamente wie Antibiotika und Protonenpumpenhemmer verabreicht. Letzere reduzieren zudem die Magensäureproduktion.
Als Alternative kommen H2-Rezeptoren-Blocker infrage, hier beispielsweise die Wirkstoffe Ranitidin und Cimetidin. Durch die Einnahme werden die H2-Rezeptoren der Belegzellen blockiert, was ebenso dazu führt, dass weniger Magensäure hergestellt wird. Als mögliche Nebenwirkungen können
- Durchfall
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- Gynäkomastie oder
- eine verminderte Libido
auftreten.
Weitere Vorsichtsmaßnahmen
Da bei einer Autoimmungastritis ein erhöhtes Risiko für Magenkrebs besteht, muss in regelmäßigen Abständen eine Magenspiegelung erfolgen, bei der eine Gewebeprobe (Biopsie) zur weiteren Untersuchung entnommen wird.
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