Malariaprophylaxe - Möglichkeiten, Vorsichtsmaßnahmen und Forschungsfortschritte
Unter der Malariaprophylaxe werden alle Maßnahmen, mit denen man eine Malariainfektion oder einen Krankheitsausbruch verhindern kann, bezeichnet. Die Herstellung eines Malaria-Impfstoffs ist ständiges Thema der Forschung; bislang konnte keine wirksame Impfung hervorgebracht werden. Dies ist vor allem auf die Tatsache zurück zu führen, dass es mehrere Malariaerreger gibt. Lesen Sie alles Wissenswerte rund um die Malariaprophylaxe.
Unter Malaria versteht man eine Infektionskrankheit, hervorgerufen von einzelligen Parasiten (Gattung Plasmodium) und vor allem in den Tropen und Subtropen verbreitet. Als Überträger gilt eine weibliche Stechmücke (Moskito), die zur Gattung Anopheles gehört.
Durch einen Stich dieser Mücke kann man sich mit dem Erreger infizieren. Es handelt sich um eine meldepflichtige Erkrankung, die mit diversen Medikamenten behandelt wird.
In Sachen Vorbeugung ist zu sagen, dass es keinen 100-prozentigen Schutz gegen die Tropenkrankheit gibt. Das Ziel der Malariaprophylaxe liegt somit vor allem darin, einen Stich durch die Mücke im Malariagebiet zu vermeiden. Es handelt sich somit um sämtliche Maßnahmen zur Verhinderung einer Infektion mit dem Erreger oder eines Krankheitsausbruchs.
Generell gilt: Durch die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit (DTG) werden regelmäßig aktuelle Empfehlungen in Sachen Malariaprophylaxe in den unterschiedlichen Ländern veröffentlicht.
Möglichkeiten der Malariaprophylaxe
Grundsätzlich bestehen zwei Vorbeugemöglichkeiten. Zum einen handelt es sich um die Expositionsprophylaxe, mit der die Vermeidung eines Mückenstichs im Risikogebiet gemeint ist. Zum anderen lassen sich im Rahmen der Chemoprophylaxe vorbeugend Malariamittel einnehmen, um einen Ausbruch zu verhindern, sollte es zu einer Infizierung kommen.
Im allgemeinen Sprachgebrauch ist mit der Malariaprophylaxe die Chemoprophylaxe gemeint. Hält man sich in Gebieten mit hohem Ansteckungsrisiko auf, ist diese Form der Vorbeugung zu empfehlen.
Wer sich hingegen in Ländern mit niedrigem Malariarisiko aufhält bzw. diese bereisen möchte, kann auf die Standby-Therapie setzen: in diesem Fall führt man die Malaria-Medikamente lediglich für den Notfall mit; kommt es zu Symptomen, ist somit eine Selbstbehandlung möglich, um die Prognose im Fall einer tatsächlichen Malariaerkrankung verbessert werden.
Expositionsprophylaxe
Im Rahmen der Expositionsprophylaxe gilt es, einen Mückenstich der abend- und nachtaktiven Mücke zu vermeiden. Zu diesem Zweck stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung.
In erster Linie wird von der Deutschen Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit ein guter Mückenschutz empfohlen; dazu zählt:
- der abendliche und nächtliche Aufenthalt in geschützten Räumen mit Fliegengittern vor Fenstern und Türen sowie Klimaanlage
- das Tragen von hautbedeckender heller Kleidung mit Insektizid-Imprägnierung; in Hochrisikogebieten ist zudem eine Kopfbedeckung (mit Moskitonetz) zu empfehlen
- das Schlafen unter einem mit Insektizidimprägnierung (Wirkstoff Permethrin) versehenen Moskitonetz mit maximal 1,2 Millimiter Maschengröße
- die Anwendung von Mückenschutzmitteln (Repellents) auf unbedeckter Haut
Hinweise zur Anwendung von Repellents: Mückenschutzmittel zur Malariaprophylaxe
Bei Repellents oder Repellentien handelt es sich um Mückenschutzmittel. Man trägt sie direkt auf die Haut auf; dabei kann es sich um
- Cremes
- Salben oder
- Sprays
handeln, die lediglich den Bereich, in dem sie aufgetragen werden, schützen. Wie lange der Schutz anhält, ist zuvor auf der Packungsbeilage zu überprüfen - in der Regel sind dies mehrere Studnen. Es kommt jedoch auf die Wirkstoffkonzentration an, ebenso, wie viel man schwitzt. Es ist somit anzuraten, die Mittel früher als angegeben erneut aufzutragen.
Anders als Insektizide werden die Insekten durch Repellentien nicht getötet, sondern lediglich abgeschreckt. Alternativ wird die Wahrnehmung des menschlichen Geruchs durch Überdeckung von diesem gehemmt.
Wichtig: beim Kauf eines solchen Mittels ist unbedingt zu erfragen, ob es sich auch um einen Schutz gegen die Anophelesmücke handelt. Ebenso sollte man bedenken, dass einige Wirkstoffe, besonders Diethyltoluamid (DEET), nicht während der Schwangerschaft, Stillzeit sowie bei Säuglingen angewendet werden dürfen.
Zu den weiteren gängigen Wirkstoffen zählt Icaridin, der besser verträglich ist, sowie unterschiedliche pflanzliche Stoffe wie etwa Teebaumöl - bei den pflanzlichen Repellentien ist besonders auf eine häufigere Anwendung zu achten, da sie nicht so lange wirken.
Chemoprophylaxe mit Doxycyclin und Co.: vorbeugende Medikamente zur Malariaprophylaxe
Im Rahmen der Chemoprophylaxe werden vorbeugend Medikamente eingenommen. Hierbei sollte man beachten, diese am besten in Deutschland zu erwerben, da es in zahlreichen Risikogebieten wirkungslose Fälschungen auf dem Markt gibt. Hinzu kommt die Tatsache, dass einige Krankenversicherungen die Kosten für die Malariaprophylaxe übernehmen, wenn der Kauf im Inland erfolgt.
Gundsätzlich werden die Mittel gewählt, die auch zur Malariabehandlung infrage kommen. Sie stören den Stoffwechsel der Erreger oder hindern diesen an der Vermehrung. Der Krankheitsausbruch kann somit vermieden werden.
Sämtliche dieser Medikamente sind verschreibungspflichtig. Zu den unterschiedlichen Wirkstoffen zählen:
- Chloroquin - gegen alle Malariaerreger einsetzbar, gut für die Notfall-Selbstbehandlung; einige Erreger sind mittlerweile jedoch dagegen resistent
- Mefloquin - anwendbar in Gebieten mit hohem Malariarisiko und Mefloquin-empfindlichen Erregern, zur Notfall-Selbstbehandlung nur bedingt zu empfehlen
- Atovaqoun/Proguanil - sowohl zur Malariaprophylaxe als auch zur Notfall-Selbstbehandlung geeignet
- Doxycyclin - Antibiotikum, gut verträglich, zur Malariavorbeugung hierzulande offiziell nicht zugelassen
- Primaquin - hierzulande zur Vorbeugung ebenfalls nicht zugelassen, wird in Ausnahmefällen zu diesem Zweck eingesetzt; bei Verschreibung ist ein Bezug aus dem Ausland erforderlich
Wichtig: einen hundertprozentigen Schutz vor einer Infektion bieten diese Mittel nicht - zusätzlich ist unbedingt die Expositionsprophylaxe anzuwenden.
Chinin zur Malariaprophylaxe
Auch Chinin zählt zu den Mitteln, die bei der Malariaprophylaxe Anwendung finden. Allerdings erfolgt kein Vertrieb mehr in Deutschland, sodass es aus dem Ausland besorgt werden muss.
Zur Behandlung der unkomplizierten Malaria kann es allein oder in Kombination mit Clindamycin oder Doxycyclin angewandt werden. Der Einsatz bei der Therapie von schwerer Malaraia wird es immer mit einem der beiden Wirkstoffe kombiniert.
Malarone zur Malariaprophylaxe
Unter dem Mittel Malarone versteht man ein Kombinationsmittel aus Proguanil und Atovaquion. Die Einnahmedauer ist mit sieben Tagen sehr kurz, was dazu führt, dass weniger Patienten die Behandlung vorzeitig abbrechen. Die Verträglichkeit ist zudem sehr gut.
Auswahl
Die verschreibungspflichtigen Medikamente bzw. die richtige Auswahl wird mit dem Arzt abgesprochen. Dabei zählen
- Reiseziel
- Aufenthaltsdauer
- eventuelle Vorerkrankungen
- eventuelle Medikamenteneinnahme
- eventuelle Unverträglichkeiten und
- eine eventuelle Schwangerschaft
zu den zu berücksichtigenden Faktoren.
Welches Medikament im Einzelfall zur Malariaprophylaxe am besten geeignet ist und wie es dosiert und angewendet wird, sollte man mit dem Arzt im Rahmen einer Reiseberatung besprechen. Bei der Auswahl eines geeigneten Mittels wird der Arzt vor allem folgende Punkte berücksichtigen:Malaria Medikamente: Anwendung und Nebenwirkungen
Je nachdem, um welchen Wirkstoff es sich handelt, muss man mit der Einnahme schon deutlich vor Reisebeginn anfangen. Gleiches gilt auch nach der Rückkehr. Setzt man das Mittel vorzeitig ab, kann dies einen späteren Ausbruch der Erkrankung zur Folge haben.
Die Medikamente zur Malariaprophylaxe können einige Nebenwirkungen mit sich bringen. Zu diesen zählen beispielsweise Schlaflosigkeit oder Augenschäden bei Chloroquin. Jedoch gilt dieser Wirkstoff im Vergleich zu den anderen als sehr gut verträglich. Menschen mit Netzhauterkrankungen, Nieren- oder Lebererkrankungen, Schuppenflechte oder Muskelerkrankungen sollten auf ein anderes Mittel setzen.
Zu den Nebenwirkungen von Mefloquin zählen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Bauchschmerzen
- Durchfall und
- Hautreaktionen
Möglich sind zudem Unruhe, Albträume oder akute Angstzustände. Bei bestehenden psychiatrischen Erkrankungen und bei zahlreichen neurologischen Krankheiten darf das Mittel nicht eingenommen werden.
Die Einnahme von Doxycyclin kann zu
- Verdauungsstörungen
- Scheidenpilz
- Lichtempfindlichkeit der Haut und
- erhöhten Lebenwerten
führen.
Zu den Nebenwirkungen von der Kombination Atovaqoun/Proguanil zählen
- Übelkeit
- Verdauungsstörungen
- Kopfschmerzen
- Schlaflosigkeit
- Schwindel und
- allergische Hautreaktionen.
Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung sollten ein anderes Mittel wählen.
Primaquin sollte man nur dann anwenden, wenn nachweislich kein Mangel am Enzym Glukose-6-Phosphatdehydrogenase besteht. Bei rheumatoider Arthritis und Lupus erythematodes ist große Vorsicht anzuraten. Übelkeit und Kopfschmerzen zählen zu den typischen Nebenwirkungen.
Standby-Therapie
Lediglich für den Notfall gedacht ist die Standby-Therapie. Zusätzlich ist es wichtig, so schnell wie möglich einen Arzt aufzusuchen.
Die entsprechenden Mittel nimmt man ein, sofern man Malariasymptome entwickelt und innerhalb von 14 Stunden danach keinen Arzt erreichen kann. Dabei bespricht man die Dosierung des Mittels vor Reisebeginn mit dem Arzt; sie hängt von
- Alter
- Gewicht
- Größe und
- Gefährdung
ab.
Kosten der Malariaprophylaxe
Eine Kostenübernhame durch die Krankenassen ist nicht grundsätzlich üblich. Generell gilt, dass sämtliche Mittel der Malariaprophylaxe sowie die Behandlung verschreibungspflichtig sind. Einige Krankenversicherungen übernehmen jedoch neben den Reiseimpfungen auch die Kosten für die medikamentöse Prophylaxe.
Einen Impfstoff gegen Malaria gibt es bislang nicht; die Entwicklung ist bereits jahrezehntelanger Bestandteil der Forschung...
Forschungsgebiet Malaria-Impfstoff
Seit vielen Jahrzehnten beschäftigen sich Forscher und Mediziner mit der Entwicklung eines geeigneten Impfstoffes gegen die Malaria-Erreger. Eine solche Impfung würde einen deutlich geringeren logistischen Aufwand mit sich bringen. Zudem wäre es möglich, auch abgelegene Gebiete zu erreichen und dort die Krankheit auszurotten.
Des Weiteren könnte man die Umweltbelastung verringern, da weniger Insektizide eingesetzt werden würden. Ein ausreichend effizienter Wirkstoff sowie ein Mittel, welches sich praktisch realisieren ließe, konnte jedoch bislang nicht gefunden werden, auch wenn es immer wieder gute Ansätze gegeben hat.
Problematisch ist vor allen Dingen die Tatsache, dass es mehrere Malaria-Erreger gibt. Erprobt wird beispielsweise der Impfstoff RTS,S, zu dessen Bestandteil ein Erregereiweiß der Malaria tropica zählt.
Die Wirkung erfolgt, indem es zu einer Vorbereitung des Immunsystems auf eine mögliche Infektion kommt. Allerdings konnte man bislang keine überzeugenden Erfolgsquoten ausmachen.
- Impfungen für Auslandsreisende und Malariaprophylaxe, Wuv, 2001, ISBN 3850765385
- Malaria: Parasite Biology, Pathogenesis, and Protection, American Society Microbiology, 1998, ISBN 1555811310
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
- Malaria - Grundlagen und klinische Praxis., Uni-Med, 2002, ISBN 3895996238
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