Morbus Basedow - Ursachen, Symptome und Behandlung
Als Morbus Basedow wird eine Erkrankung der Schilddrüse bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine Autoimmunkrankheit. Zu den möglichen Begleiterscheinungen zählen die Entstehung eines Kropfs sowie die Überfunktion der Schilddrüse. Für Letzteres gilt Morbus Basedow als häufigster Auslöser. Informieren Sie sich über die Ursachen, Symptome sowie die Behandlung von Morbus Basedow.
Unter Morbus Basedow versteht man eine Erkrankung der Schilddrüse. Diese trägt auch die Bezeichnungen
- Basedowsche Krankheit,
- Basedow-Krankheit,
- Immunthyreopathie vom Typ Basedow,
- Immunogene Hyperthyreose oder
- Graves' disease
Sie wird zu den Schilddrüsen-Autoimmunerkrankungen gezählt.
Nicht selten ist Morbus Basedow mit der Entstehung eines Kropfs verbunden. Ebenfalls möglich ist eine Überfunktion der Schilddrüse. Auch die Augen können im Rahmen der Erkrankung in Mitleidenschaft gezogen werden.
Geschichte und Namensherkunft
Ihren Namen erhielt die Basedowsche Krankheit in deutschsprachigen Ländern nach dem Merseburger Arzt Carl von Basedow (1799-1854), der sie im Jahr 1840 beschrieb. In englischsprachigen Regionen trägt sie dagegen die Bezeichnung Graves' disease nach dem irischen Arzt Robert James Graves (1797-1853), dessen Erstbeschreibung bereits 1835 erfolgte.
Carl von Basedow beschrieb eine Symptomatik aus Kropfbildung, Herzrasen (Tachykardie) und einem Exophthalmus, bei dem die Augäpfel krankhaft aus der Augenhöhle hervortreten. Die Behandlung der Erkrankung erfolgte durch Carl von Basedow mithilfe von jodhaltigem Mineralwasser. Robert James Graves sah im Graves' disease hingegen eine Herzkrankheit.
Der Zusammenhang zur Schilddrüse ließ sich erst 1886 durch den deutschen Neurologen Paul Julius Möbius (1853-1907) nachweisen. Ab 1943 kam die Radiojodtherapie zur Behandlung von Morbus Basedow zur Anwendung.
Häufigkeit
Morbus Basedow gilt als häufigster Auslöser einer Überfunktion der Schilddrüse.
- In Deutschland kommt es jedes Jahr bei 4 von 10.000 Bundesbürgern zu dieser Autoimmunerkrankung
- Frauen sind fünf Mal so oft betroffen wie Männer
- Der häufigste Erkrankungszeitraum liegt zwischen 20 und 40 Jahren, mitunter sind aber auch Kinder oder Senioren von Morbus Basedow betroffen
Ursachen
Morbus Basedow wird zu den Autoimmunkrankheiten gezählt. So liegt die Ursache der Erkrankung bei einer fehlerhaften Reaktion der Immunabwehr des Körpers. Diese attackiert die Strukturen der Schilddrüse.
Im Normalfall werden ausschließlich Krankheitserreger wie Viren oder Bakterien, die in den Organismus eindringen, vom Abwehrsystem angegriffen. Zu diesem Zweck erfolgt die Bildung von so genannten Antikörpern, die die Neutralisierung von fremden Partikeln oder Krankheitskeimen vornehmen. Ebenso ist eine Kennzeichnung für die Abwehrzellen möglich.
Im Falle von Morbus Basedow werden jedoch körpereigene Eiweiße, die auf den Zellen der Schilddrüse vorkommen, fälschlicherweise als körperfremd eingestuft. Als Folge davon entstehen Antikörper, die gegen die Strukturen der Schilddrüse gerichtet sind, was wiederum entzündliche Reaktionen hervorruft. Aus welchem Grund die fehlerhafte Produktion von Antikörpern gegen die Schilddrüse erfolgt, ließ sich bisher nicht klären.
Zu finden ist die Schilddrüse unter dem Kehlkopf. Dort platziert sie sich vor der Luftröhre und hat die Aufgabe, unterschiedliche Hormone herzustellen. Diese beeinflussen mehrere Körpervorgänge wie
- das zentrale Nervensystem,
- den Stoffwechsel,
- die Muskeln,
- das Herz-Kreislauf-System,
- die Körpertemperatur sowie
- den weiblichen Menstruationszyklus.
Die Steuerung der Hormonherstellung der Schilddrüse übernimmt die Hypophyse (Hirnanhangdrüse). Die Antikörper, die im Verlauf der Basedowschen Krankheit entstehen, weisen in ihrer Struktur Ähnlichkeit mit den Hormonen auf, die von der Hirnanhangdrüse produziert werden, um die Schilddrüse zu stimulieren. Aus diesem Grund fällt ihre Wirkung ebenso aus. Die Antikörper bewirken bei der Schilddrüse eine permanente Herstellung von Schilddrüsenhormonen, was schließlich zu einer Überproduktion führt, die stetig anhält.
Da sich die Hormone der Schilddrüse auf zahlreiche Körperregionen auswirken, rufen sie eine größere Anzahl an Beschwerden hervor. Ohne eine Behandlung kann dies die Lebensqualität der Patienten stark einschränken. Mitunter lösen die Antikörper auch ein verstärktes Wachstum aus, wodurch es zur Entstehung eines Kropfes (Struma) kommt.
In der Regel haben die Antikörper einen stimulierenden Effekt, manchmal wirken sie sich aber auch blockierend aus, wodurch die Krankheitssymptome unterschiedlich ausgeprägt sind. Das Ausmaß hängt von der jeweiligen Anzahl von blockierenden oder funktionsstimulierenden Antikörpern ab.
Risikofaktoren
Es sind mehrere Risikofaktoren bekannt, die die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Morbus Basedow kommt, erhöhen. Dazu gehört zum Beispiel die erbliche Vorbelastung. So zeigt sich die Basedowsche Krankheit oftmals familiär gehäuft. Aus diesem Grund werden genetische Einflüsse beim Entstehen von Morbus Basedow angenommen.
Als weitere Risikofaktoren gelten
- das Lebensalter,
- das Geschlecht,
- permanenter Stress,
- eine Schwangerschaft sowie
- das Bestehen von anderen Autoimmunkrankheiten wie Morbus Addison, Rheuma oder Diabetes Typ 1.
Einen weiteren Negativfaktor stellt das Rauchen dar. Je größer der Tabakkonsum ausfällt, umso mehr steigt das Risiko, an Morbus Basedow zu erkranken. Darüber hinaus ist die Gefahr bei Rauchern, eine endokrine Orbitopathie zu entwickeln, erheblich größer als bei Nichtrauchern.
Symptome
Die Beschwerden, die mit Morbus Basedow verbunden sind, können sich sowohl direkt an der Schilddrüse als auch an anderen Körperbereichen zeigen.
Bei den meisten Patienten treten die ersten Symptome im Zusammenhang mit starken psychischen Belastungen auf. Dabei kann es sich um Probleme im Beruf oder gravierende private Ereignisse wie zum Beispiel einen Todesfall handeln.
Symptome an der Schilddrüse
Unmittelbar an der Schilddrüse kommt es durch die Einwirkung der Antikörper zu einer Hyperthyreose (Überfunktion der Schilddrüse) sowie eine Vergrößerung der Schilddrüse, die sich als Kropf bemerkbar macht. Die Schilddrüsenüberfunktion hat Symptome wie
- Zittern,
- Nervosität,
- Schlaflosigkeit,
- eine Beschleunigung der Herzfrequenz und
- Schweißausbrüche zur Folge.
Weitere Beschwerden können eine
- erhöhte Stuhlfrequenz,
- Knochenschwund (Osteoporose),
- Wärmeintoleranz,
- Muskelschwäche,
- feuchtwarme Haut sowie
- Zyklusstörungen beim weiblichen Geschlecht sein.
Des Weiteren verringert sich das Gewicht des Betroffenen, obwohl er seine Essgewohnheiten beibehält oder sogar mehr Nahrung zu sich nimmt. Manifestiert sich ein Kropf, verspüren die Patienten ein Gefühl von Enge und Druck im Hals.
Endokrine Orbitopathie
Zu den Symptomen außerhalb der Schilddrüse zählt vor allem die endokrine Orbitopathie (EO). Diese ist durch das Hervortreten der Augäpfel gekennzeichnet.
Betroffen von den Beschwerden sind ungefähr 50 Prozent aller Morbus-Basedow-Patienten. In den meisten Fällen ist jedoch nur die milde Verlaufsform zu verzeichnen. Dabei leiden die erkrankten Personen kaum unter starken Symptomen.
Bei rund einem Drittel aller Patienten erfolgt allerdings ein deutliches Hervortreten der Augäpfel. Außerdem kann sich das Gewebe, welches an das Auge grenzt, derart verändern, dass sich dies negativ auf das Aussehen des Erkrankten auswirkt.
So erscheinen die Augäpfel mitunter größer und lassen sich nicht mehr komplett schließen. Auf andere Menschen wirken die aufgerissenen Augen der Patienten so, als wären sie verärgert oder erschrocken. In der Regel zeigt sich die endokrine Orbitopathie im Rahmen von Morbus Basedow an beiden Augen.
Der Umstand, dass die Augenlider nicht mehr richtig verschlossen werden können, hat weitere Beschwerden zur Folge:
- Das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben
- Trockene Augen
- Ein starker Tränenfluss
- Schmerzen oder Druckgefühle im Auge
- Seltener Lidschlag
- Das Anschwellen der Augenlider
- Starrer Blick
Außerdem können die Patienten unter Lichtempfindlichkeit leiden und Doppelbilder sehen. In seltenen Fällen ist auch das Sehvermögen beeinträchtigt oder es bildet sich ein Hornhautgeschwür.
Dermatopathie
Bei manchen Patienten tritt durch die Basedow-Krankheit auch eine Dermatopathie auf. Dabei handelt es sich um ein Myxödem, bei dem die Haut gerötet, großporig und verdickt ist.
Besonders betroffen davon sind der Fußrist sowie das Schienbein. Gelegentlich tritt die Dermatopathie an den Schultern oder den Unterarmen auf.
Akropachie
Eine weitere Folgeerscheinung von Morbus Basedow kann eine so genannte Akropachie sein. Gemeint ist damit eine Verdickung von Weichteilen und Knochen an den Finger- und Fußzehenendgelenken. Dabei wirken die Zehen- und Fingerspitzen aufgeschwemmt.
Diagnose
Besteht Verdacht auf Morbus Basedow, befasst sich der untersuchende Arzt zunächst mit der Krankengeschichte des Patienten. Dabei befragt er diesen, unter welchen Beschwerden er leidet und seit wann sich diese zeigen.
Außerdem möchte er wissen, ob der Betroffene Gewicht eingebüßt hat, unter Schlafstörungen oder sexuellen Problemen leidet, ob bestimmte Medikamente eingenommen werden und ob er größeren Stresssituationen ausgesetzt ist. Wichtig ist zudem das Abklären von Schilddrüsenerkrankungen innerhalb der Familie.
Nach der Befragung des Patienten findet eine körperliche Untersuchung statt. Um die Größe der Schilddrüse festzustellen, wird dabei der Hals abgetastet.
Merseburger Trias
Die Diagnose Morbus Basedow lässt sich zumeist dann stellen, wenn der Patient unter drei bestimmten Symptomen leidet:
- Herzrasen
- Kropf (Struma)
- Hervortreten der Augäpfel
Mediziner bezeichnen das Vorkommen dieser drei Beschwerdebilder auch als Merseburger Trias. Dieser kommt jedoch nur bei etwa 50 Prozent aller Betroffenen vor.
Das Hervortreten der Augäpfel kann der Arzt in der Regel auf Anhieb feststellen. Für die Diagnose einer vergrößerten Schilddrüse erfolgt eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung). Darüber hinaus werden Puls und Blutdruck des Patienten gemessen.
Blutuntersuchung
Durch eine Blutuntersuchung lässt sich abklären, ob eine Überfunktion der Schilddrüse vorliegt. Als gesichert gilt die Diagnose, wenn das Hormon TSH, das aus der Hypophyse stammt und die Schilddrüse stimuliert, nur in niedriger Konzentration vorhanden ist und der Wert der Schilddrüsenhormone zu hoch ausfällt.
Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommt es zum Absinken des TSH-Wertes. Grund dafür ist das Hemmen der Herstellung von TSH durch die übermäßig gebildeten Schilddrüsenhormone fT3 und fT4.
Mithilfe der Blutuntersuchung kann der Arzt zudem das tatsächliche Vorliegen der Basedow-Krankheit diagnostizieren. So kommt bei den Patienten beinahe immer ein spezieller Antikörper innerhalb des Blutes vor, der die Bezeichnung TRAK (TSH-Rezeptorautoantikörper) trägt.
Zusätzliche Untersuchungsverfahren
Als weitere wichtige Diagnosemethode gilt die Schilddrüsenszintigraphie. Da die Schilddrüse zur Herstellung von Hormonen Jod braucht, kann durch die Szintigraphie ermittelt werden, welche Jodmenge von ihr verstoffwechselt wird.
Zu diesem Zweck injiziert der Arzt dem Patienten eine harmlose, leicht radioaktive Substanz, die sich von der Schilddrüse aufnehmen lässt. Eine spezielle Gammakamera zeichnet anschließend die Strahlung, die von der Schilddrüse ausgeht, auf.
In seltenen Fällen lässt sich auch eine Feinnadelbiopsie durchführen. Dabei wird eine Gewebeprobe von der Schilddrüse entnommen.
Liegt eine ausgeprägte Beteiligung der Augen vor, kommen weitere Untersuchungsmethoden in Betracht:
- Orbitasonographie (Ultraschalluntersuchung der Augen)
- Computertomographie (CT)
- Kernspintomographie (MRT)
Krankheitsverlauf
Liegt ein leichter Fall der Basedowschen Krankheit vor, besteht die Möglichkeit, dass die Erkrankung von selbst wieder zurückgeht. Bei einem ausgeprägten Verlauf ist diese Option jedoch nicht gegeben.
Darüber hinaus besteht auch bei leichteren Erkrankungen die Gefahr von Rückfällen, wenn keine Therapie erfolgt. Daher wird auch bei leichten Ausprägungen von Morbus Basedow eine ärztliche Behandlung empfohlen.
Handelt es sich um einen schweren Morbus-Basedow-Fall, drohen Komplikationen wie
- Probleme in der Schwangerschaft,
- Osteoporose,
- Herzbeschwerden sowie
- eine thyreotoxische Krise.
Komplikationen in der Schwangerschaft
Selbst bei entsprechender Behandlung kann im Rahmen einer Schwangerschaft die Gefahr von Komplikationen bestehen. So ist es möglich, dass sich die schädlichen Antikörper trotz Behandlung noch immer im Blut der Mutter befinden.
Dadurch sind sie imstande, auch die Plazenta zu durchdringen. Beim ungeborenen Kind bewirken sie dann ebenfalls eine Überfunktion der Schilddrüse.
Infolgedessen besteht das Risiko einer Frühgeburt sowie eines zu niedrigen Körpergewichts des Kindes. In der ersten Lebenswoche ist die Sterblichkeit der betroffenen Säuglinge deutlich erhöht.
Thyreotoxische Krise
Bei der thyreotoxischen Krise handelt es sich um einen seltenen Notfall, der jedoch lebensgefährlich ist. Er entsteht durch das Nichtbehandeln einer ausgeprägten Schilddrüsenüberfunktion oder das Absetzen der Medikamente. Während der thyreotoxischen Krise werden so viele Schilddrüsenhormone hergestellt, dass dies eine Vielzahl von Symptomen zur Folge hat. Sie reichen von
- Fieber,
- Schweißausbrüchen und
- Zittern bis hin zum
- Versagen von Herz und Kreislauf.
- Sogar ein Fall ins Koma ist möglich.
Behandlung
Eine ursächliche Therapie von Morbus Basedow ist bislang nicht bekannt. So liegt der Schwerpunkt der Behandlung auf dem Lindern der Symptome sowie der Verbesserung der Lebensqualität.
Zu diesem Zweck erfolgt das Reduzieren der übermäßigen Schilddrüsenhormonproduktion. Außerdem gilt es, die Auswirkungen der Schilddrüsenhormone zu verringern. Zur Anwendung kommen dabei
- Medikamente,
- eine Radiojodtherapie oder
- ein operativer Eingriff.
Arzneimittel
Im Rahmen einer medikamentösen Behandlung von Morbus Basedow verabreicht man den Patienten so genannte Thyreostatika. Dabei handelt es sich um Wirkstoffe, die sich hemmend auf die Schilddrüsenhormone auswirken, wie Carbimazol, Propylthiouracil und Thiamazol.
Sie hindern die Schilddrüse an der Aufnahme von Jod, was negative Folgen für die Produktion der Hormone hat. Auf diese Weise lassen sich die Beschwerden, die von Morbus Basedow hervorgerufen werden, abmildern.
Bei der Einnahme von Medikamenten besteht allerdings die Gefahr von Rückfällen im anfänglichen Stadium. Nimmt der Patient die Präparate jedoch länger ein, lassen sich bessere Resultate erzielen.
Wichtig ist, dass der Patient in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt die Arzneimittel wenigstens ein Jahr lang regelmäßig einnimmt. Kommt es trotzdem zu Rückfällen, können eine Radiojodtherapie oder ein chirurgischer Eingriff stattfinden.
Radiojodtherapie
Eine Radiojodtherapie findet erst dann statt, wenn die medikamentöse Behandlung keinen Erfolg hat. Sie besteht aus der Einnahme von radioaktivem Jod (Jod 131), welches als Kapsel verabreicht wird.
Die Schilddrüse benötigt das Jod zum Herstellen von Schilddrüsenhormonen. So wird auch das radioaktive Jod von ihr aufgenommen, das sich jedoch schädigend auf ihre Zellen auswirkt.
Im Laufe der Zeit kommt es zum Absterben zahlreicher Schilddrüsenzellen, was eine Verringerung der Schilddrüsenhormonproduktion zur Folge hat. Dadurch gehen die Beschwerden des Patienten zurück.
Allerdings kann eine Radiojodtherapie mitunter eine endokrine Orbitopathie verschlimmern oder gar hervorrufen. In den meisten Fällen erfolgt dies jedoch nur zeitweilig. Liegt bereits eine ausgeprägte endokrine Orbitopathie vor, ist es ratsam, auf eine andere Therapieform zurückzugreifen.
Durch spezielle Radiojodtests kann der Arzt feststellen, welche Menge an radioaktivem Jod von der Schilddrüse aufgenommen wird. Auf diese Weise lässt sich einer übermäßigen Strahlenbelastung entgegenwirken.
Grundsätzlich nicht geeignet ist eine Radiojodtherapie für schwangere und stillende Frauen.
Als mögliche Nebenwirkungen der Radiojodtherapie kommen ein zeitweiliges Ansteigen der Schilddrüsenhormonwerte sowie Beschwerden am Hals in Betracht. Beim männlichen Geschlecht verringert sich vorübergehend die Konzentration von Testosteron im Blut.
Ein Teil des radioaktiven Jods wird vom Patienten über Urin, Kot und Speichel ausgeschieden. Daher erfolgt für einige Tage eine stationäre Behandlung in einer Klinik, die dazu dient, die radioaktiven Ausscheidungen zu lagern. Nach einiger Zeit geht die Radioaktivität unter den erlaubten Grenzwert zurück.
Da die Herstellung der Schilddrüsenhormone auf Dauer durch die Radiojodtherapie reduziert wird, erhält der Patient für den Rest seines Lebens Schilddrüsenhormonpräparate, die eine normale Hormonkonzentration gewährleisten.
Operativer Eingriff
Eine weitere Therapieoption stellt die Operation dar. Dabei handelt es sich um eine Thyreoidektomie, bei der die teilweise oder völlige Entfernung der Schilddrüse erfolgt. Zum Ausgleich der fehlenden Schilddrüse erhält der Patient nach diesem Eingriff deren Hormone in Form von Medikamenten.
Allerdings ist eine operative Entfernung der Schilddrüse mit Risiken verbunden.
- Dazu gehört zum Beispiel das Durchtrennen eines stimmbandversorgenen Nervs, was wiederum Heiserkeit oder den Verlust der Stimme zur Folge haben kann. Allerdings ist diese Komplikation nur äußerst selten zu verzeichnen.
- Des Weiteren kann es zu einer versehentlichen Entnahme der Nebenschilddrüsen kommen, die sich nur schwer erkennen lassen. In solchen Fällen benötigt der Patient für den Rest seines Lebens Nahrungsergänzungsmittel mit Kalzium und Vitamin D.
Behandlung der endokrinen Orbitopathie
Auch bei der endokrinen Orbitopathie gibt es keine kausale Behandlungsmethode. Bei leichten Formen verabreicht man dem Patienten lokal wirkende Augen-Gele oder Tränenersatzmittel. Bei Rauchern ist zudem der Verzicht auf Tabak überaus wichtig. So kann der Rauch die Entzündungen im Auge noch verschlimmern.
In schweren Fällen der endokrinen Orbitopathie ist oftmals ein operativer Eingriff erforderlich. Dazu gehören Operationen an den Augenlidern oder den Augenmuskeln sowie eine orbitale Dekompression. Dabei wird der Sehnerv von Druck entlastet.
Morbus Basedow vorbeugen
Eine direkte Vorbeugung von Morbus Basedow lässt sich nicht vornehmen.
Kamen innerhalb der Familie bereits Fälle der Basedow-Krankheit vor, empfiehlt es sich, Stress zu vermeiden. Zu diesem Zweck kann auch die Anwendung von Entspannungsmethoden wie Autogenes Training oder Progressive Muskelentspannung hilfreich sein.
Da Rauchen bei Menschen, die erblich vorbelastet sind, die Gefahr, an Morbus Basedow zu erkranken, deutlich erhöht, ist es ratsam, Nichtraucher zu bleiben oder den Tabakkonsum aufzugeben. Als hilfreich gelten zudem allgemeine Maßnahmen, die das Abwehrsystem des Körpers stärken, wie genügend Schlaf, Bewegung und eine gesunde Ernährungsweise.
Mehr zum Thema im Internet
Wer sich noch genauer informieren möchte, findet auf diesen Seiten jede Menge weiterführender Informationen.
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2020, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
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