Morbus Crohn - Ursachen, Symptome und Diagnose
Morbus Crohn ist eine chronische Darmentzündung und äußert sich durch verschiedene Symptome. Die Diagnostik ist umfangreich. Wodurch die Erkrankung Morbus Crohn verursacht wird, ist weitgehend unbekannt. Die Erkrankung verläuft bei jedem Betroffenen anders.
Krankheitsbild
Morbus Crohn (Ileitis terminalis) ist eine chronisch-granulomatöse Entzündung. Sie kann im gesamten Magen- und Darmtrakt vorkommen.
Dabei werden vor allem der Dickdarm und der untere Dünndarm in Mitleidenschaft gezogen. Häufig betroffen von dieser Darmkrankheit sind junge Menschen zwischen 15 und 35 Jahren sowie Senioren ab 60 Jahren.
Ursachen
Mögliche Ursachen für die Entstehung von Morbus Crohn sind zum Beispiel erbliche Faktoren. In vielen Familien kommt die Erkrankung gehäuft vor, zudem weisen Patienten mit Morbus Crohn spezifische Veränderungen an der Erbanlage auf. Auf Chromosom 16 liegt im Fall der Erkrankung eine Mutation vor; genauer gesagt handelt es sich dabei um das NOD2/CARD15-Gen.
Zudem gibt es einige weitere Faktoren, die Morbus Crohn auslösen können. Dazu gehört zum Beispiel das Rauchen. Raucher sind doppelt so häufig von Morbus Crohn betroffen wie Nichtraucher.
Auch
- bestimmte Viren oder Bakterien
- Stress
- psychosomatische Faktoren oder
- ein gestörtes Immunsystem
lösen die Erkrankung möglicherweise aus.
Verlauf
Morbus Crohn ist eine chronische Erkrankung, die bei jedem Patienten unterschiedlich verläuft. Bei einem Teil der Betroffenen verläuft die Erkrankung in Krankheitsschüben.
Zwischen diesen Schüben sind die Betroffenen beschwerdefrei. Andere Morbus Crohn-Patienten verspüren die Beschwerden über viele Monate durchgehend.
Eine Heilung der Erkrankung ist trotz Therapie nicht möglich. Wird die Erkrankung jedoch ärztlich behandelt, sind mehr als die Hälfte der Patienten beschwerdefrei. In der Regel können die Patienten normal weiterleben und ihrer beruflichen Tätigkeit fast uneingeschränkt nachgehen.
Komplikationen
Die Erkrankung tritt in der Regel in Schüben auf und muss oftmals operiert werden. Häufig tritt bei Morbus Crohn-Patienten auch ein bösartiger Tumor im Dünndarm auf.
Im Laufe der Erkrankung können weitere Komplikationen auftreten, wie zum Beispiel Abszesse oder auch Fisteln am Darm. Da sich der Darm entzündet und nach einiger Zeit wieder heilt, bilden sich an den vormals entzündeten Stellen Vernarbungen, die schließlich zu einem Darmverschluss führen können.
Symptome
Morbus Crohn ist eine Darmerkrankung und kann sowohl den Dünn- als auch den Dickdarm oder beide Darmabschnitte betreffen. Die Erkrankung äußert sich durch
- regelmäßigen Durchfall (mehrmals täglich) oder
- äußerst wässrigen Stuhlgang
- Bauchschmerzen (meist im rechten Unterbauch) und
- starke Gewichtsabnahme.
Teilweise befindet sich auch Blut im Stuhl. Die Patienten fühlen sich durch die regelmäßigen Durchfälle ausgelaugt und müde und haben kaum Appetit. Teilweise besteht auch Fieber.
Diagnose
Die Diagnose stellt meist der Internist. Aus der Schilderung dieser Symptome hat der Arzt meist frühzeitig den Verdacht auf Morbus Crohn.
Um seinen Diagnoseverdacht zu sichern, erfolgt eine körperliche Untersuchung. Auch eine Röntgenuntersuchung wird durchgeführt.
Vor dieser Untersuchung wird dem Patienten ein Kontrastmittel gespritzt, um in der Röntgenaufnahme den Darm und mögliche Veränderungen gut sichtbar zu machen. Auch eine Ultraschalluntersuchung wird durchgeführt.
Zusätzlich erfolgt auch eine Coloskopie (Darmspiegelung). Dazu wird ein langes biegsames Endoskop in den Enddarm des Patienten eingeführt.
Die Patienten erhalten vor dieser Untersuchung meist eine Beruhigungsspritze. Der Arzt schiebt das Endoskop bis zum Darm vor und führt eine feine dünne Zange ein, um Gewebeproben entnehmen zu können. Diese Proben werden anschließend histologisch untersucht.
Um auch den Magentrakt untersuchen zu können, wird meist ebenfalls eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durchgeführt. Hier wird ein biegsames Endoskop über den Mund durch die Speiseröhre in den Magen eingeführt.
Sollen Proben entnommen werden, führt der Arzt -wie auch bei der Darmspiegelung- eine dünne Zange über das Endoskop ein und entnimmt die benötigten Proben. Vor der Magenspiegelung erhält der Patient ein Spray, das den Rachen betäubt und so den Würgereiz hemmt. Oft wird zusätzlich auch noch eine Beruhigungsspritze verabreicht.
Da die Symptome auch für andere Erkrankungen sprechen könnten, finden noch eine Blutuntersuchung und eine Untersuchung des Stuhls statt. Patienten mit Morbus Crohn haben zu viele weiße Blutkörperchen (Leukozyten) und jedoch zu wenig Blutfarbstoff (Hämoglobin) im Blut.
Je nachdem, wo der genaue Sitz der Erkrankung ist, kann oftmals noch keine genaue Diagnose gestellt werden. Es muss erst der Krankheitsverlauf beobachtet werden.
Behandlung
Medikamente
Im Rahmen der Therapie werden die einzelnen Symptome medikamentös behandelt. Während eines akuten Krankheitsschubes mit starkem Durchfall verordnet der Arzt stuhlfestigende Medikamente.
Gegen die schmerzhaften Entzündungen wird Kortison verabreicht. Auch in beschwerdefreien Zeiten werden Medikamente verordnet, die den nächsten Schub hinauszögern sollen. Zu den weiteren eingesetzten Mitteln gehören:
- Aminosalicylate
- Zytostatika
- Immunsuppressiva und
- Antibiotika
Psychotherapie
Gleichzeitig erhält der Patient auch eine psychosomatische Betreuung durch einen entsprechenden Psychotherapeuten. Ziel der Therapie ist es, die Phasen, in denen sich der Patient wohl fühlt, zu verlängern und weitere Krankheitsschübe hinauszuzögern.
Operationen
Sehr häufig erfolgt auch eine Operation. Während dieser Operation werden oft kleine Abschnitte des Darmes entfernt.
Dies verspricht zwar keine Heilung, aber doch zumindest eine (vorübergehende) Besserung der Beschwerden. Bei Komplikationen wie einem Darmverschluss, einer Fistel oder einem Abszess muss ebenfalls operiert werden.
Vor der Operation erhält der Patient eine Vollnarkose. Danach nimmt der behandelnde Chirurg einen Schnitt vor, um den Bauchraum zu eröffnen, was als Laparotomie bezeichnet wird.
Durchführung einer Laparoskopie
Vielfach lässt sich ein chirurgischer Eingriff jedoch auch durch eine Laparoskopie (Bauchspiegelung) durchführen. Zu diesem Zweck wird ein geringfügiger Einschnitt am Bauchnabel vorgenommen, um ein Laparoskop, ein spezielles Gerät, das mit einer Videokamera ausgestattet ist, in die Bauchhöhle einzulassen. Außerdem bläst man CO2-Gas ein, damit das Bauchgewölbe aufgespannt und die Sicht verbessert wird.
Über weitere kleine Einschnitte führt der Operateur die Instrumente, die für die Operation benötigt werden, ein. Mithilfe eines Monitors kann er jederzeit das Operationsgebiet betrachten.
Schließlich werden die betroffenen Darmbereiche herausoperiert, wobei die gesunden Darmteile so weit wie möglich erhalten werden. Danach erfolgt das Zusammennähen der Enden.
In manchen Fällen ist es auch ausreichend, einen länglichen Einschnitt an einer Verengungsstelle durchzuführen. Danach wird der Schnitt in Querrichtung wieder vernäht, was man als Strikturoplastik bezeichnet. Oftmals ist es erforderlich, einen Anus praeter, einen künstlichen Darmausgang, anzulegen, den man jedoch nach einiger Zeit wieder zurückverlegen kann.
Prognose
Heilen lässt sich Morbus Crohn durch einen operativen Eingriff nicht. Selbst bei der vollständigen Entfernung der betroffenen Darmabschnitte kann die Krankheit wieder auftreten. Allerdings kommt es in den meisten Fällen mittelfristig nicht zu Krankheitssymptomen.
Ernährungsumstellung
Patienten, die an Morbus Crohn leiden, vertragen oftmals nicht alle Lebensmittel. Dies ist jedoch individuell verschieden, so dass jeder Betroffene selbst herausfinden muss, welche Lebensmittel er gut und welche er weniger verträgt. Die Lebensmittel, die nicht gut vertragen werden, sollten künftig gemieden werden.
Patienten mit einem akuten Morbus Crohn-Schub werden oft künstlich über einen Katheter ernährt. Ist der akute Schub vorüber, muss sich der Darm erst langsam wieder an feste Nahrung gewöhnen.
Vorbeugung
Morbus Crohn-Patienten sollten sich möglichst fettarm ernähren und auch nur leicht verträgliche Obst- und Gemüsesorten zu sich nehmen. Weißmehl vertragen die Betroffenen in der Regel nicht gut.
Gleiches gilt auch für Süßigkeiten und süße Lebensmittel. Die Ernährungsumstellung nimmt in der Therapie des Morbus Crohn einen hohen Stellenwert ein.
Die Entstehung eines Morbus Crohn kann man nicht verhindern. Rauchen führt jedoch zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes und sollte daher in jedem Fall vermieden werden. Der Verzicht auf Nikotin kann auch einen neuen Schub verhindern.
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
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- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
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