Morbus Fabry (Fabry-Krankheit)
Als Morbus Fabry bezeichnet man eine Stoffwechselstörung. Sie gehört zur Gruppe der Sphingolipidosen.
Morbus Fabry wird auch als Fabry-Krankheit oder Fabry-Anderson-Krankheit bezeichnet. Benannt wurde sie nach dem deutschen Dermatologen Johannes Fabry (1860-1930). Unabhängig von Fabry beschrieb auch der englische Mediziner William Anderson im Jahr 1898 erstmalig diese Erkrankung.
Bei Morbus Fabry liegt eine angeborene Stoffwechselstörung vor. Dabei ist der Abbau von bestimmten Fettsubstanzen gestört oder erfolgt überhaupt nicht.
Dadurch kommt es zur Ablagerung der Fette in verschiedene Zellen. Die Krankheit tritt jedoch nur sehr selten auf. So kommt es lediglich bei einem von 40.000 Menschen zum Ausbruch von Morbus Fabry.
Ursachen und Folgen
Verursacht wird die Fabry-Krankheit durch ein defektes Gen. Dieses überträgt sich von den Eltern auf deren Kinder. Somit zählt Morbus Fabry zu den Erbkrankheiten.
Bei Morbus Fabry kommt es zu einer Schädigung des Alpha-Galaktosidase-Gens, das normalerweise eine Bauanleitung für Alpha-Galaktosidase liefert. Dabei handelt es sich um ein wichtiges Enzym, das im Stoffwechsel des Organismus für den Abbau von bestimmten Fetten verantwortlich ist, die zur Zellmembran gehören.
Leidet ein Mensch jedoch unter Morbus Fabry, kann die Alpha-Galaktosidase nur unzureichend oder gar nicht hergestellt werden. Da die Aktivität des Abbauenzyms zu gering ist oder ausfällt, kommt es zur Ansammlung von Glykosphingolipiden, die in verschiedenen Körperzellen gespeichert werden. So können sie sich an den Wänden von Blutgefäßen oder in Geweben anlagern, was Funktionsstörungen von Organen zur Folge hat.
Symptome
Zu ersten Symptomen kommt es bei der Fabry-Krankheit in der Regel bereits in den ersten zehn Lebensjahren. Diese Beschwerden sind jedoch sehr unspezifisch. So leiden die Betroffenen unter
- Schmerzen und Empfindungsstörungen an Händen und Füßen
- Schweißausbrüchen
- gelegentlichem Fieber sowie
- allgemeiner Abgeschlagenheit.
Zu den weiteren möglichen Symptomen zählen
- Bauchschmerzen nach dem Essen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
Behandelt man die Krankheit nicht, werden auch Organe wie
in Mitleidenschaft gezogen. Darüber hinaus zeigen sich Beschwerden an der Haut, die sich durch rote oder blau-schwarze Gefäßerweiterungen an Becken, Knien, Hoden und Penis bemerkbar machen.
Weiterhin können auch die Augen beeinträchtigt werden. So besteht die Gefahr von
- Hornhautveränderungen
- Hornhauttrübungen
- Linsentrübungen oder
- Gefäßveränderungen in Bindehaut und Netzhaut.
Folgen
Werden die Organe in Mitleidenschaft gezogen, besteht die Gefahr von
- Herzinsuffizienz
- einem Herzinfarkt
- einem Schlaganfall oder
- Nierenversagen.
Besonders betroffen von der Fabry-Krankheit ist das männliche Geschlecht. Bei Frauen tritt die Erkrankung meist erst in einem späteren Lebensalter auf und ist zudem weniger ausgeprägt.
Diagnose
In vielen Fällen wird die Fabry-Krankheit erst spät festgestellt, da sie äußerst selten vorkommt. Zur Sicherung der Diagnose misst man bei männlichen Patienten die Aktivität des Alpha-Galaktosidase-Enzyms im Blut oder in der Tränenflüssigkeit. Bei Frauen ist hingegen ein Gentest erforderlich, um den defekten Teil des Erbguts nachzuweisen.
Behandlung
In früheren Jahren war man nicht imstande, Morbus Fabry erfolgreich zu therapieren und musste sich auf die Linderung der Beschwerden beschränken. In der heutigen Zeit lässt sich der Enzymmangel, der für die Krankheit verantwortlich ist, mithilfe einer Enzymersatztherapie kompensieren. Dazu müssen die Patienten den entsprechenden Wirkstoff ihr Leben lang erhalten.
In der Regel wird der Wirkstoff Agalsidasen, der gentechnisch erzeugt wird, durch eine Infusion verabreicht, wodurch es zu einem Abbau der entstandenen Fettablagerungen kommt. Die Therapie sollte jedoch so früh wie möglich beginnen, da bereits eingetretene Organschäden nur schwer rückgängig gemacht werden können.
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