Knochenkrankheit Morbus Paget - Ursachen, Symptome und Behandlung
Bei Morbus Paget handelt es sich um eine Knochenkrankheit. Dabei kommt es zu einem unorganisierten Umbau der Knochen.
Morbus Paget ist auch unter den Bezeichnungen
- Paget-Krankheit
- Paget-Syndrom oder
- Osteodystrophia deformans
bekannt. Bei dieser Erkrankung kommt es an bestimmten Stellen zu einem rasanten Knochenstoffwechsel, der wiederum den Abbau von viel Knochensubstanz zur Folge hat. Deswegen bewirkt der Organismus den Aufbau von neuem Knochenmaterial.
Da diese beiden Vorgänge jedoch unorganisiert ablaufen, führt dies nach und nach zu einer negativen Veränderung der Knochenstruktur. Dadurch besteht ein erhöhtes Deformations- und Knochenfrakturrisiko.
Vorkommen
Benannt wurde Morbus Paget nach dem englischen Mediziner James Paget (1814-1899), der die Knochenkrankheit im Jahre 1877 erstmals beschrieb. Besonders häufig zeigt sich das Paget-Syndrom in
und tritt vor allem bei Menschen mit europäischer Herkunft auf. Dagegen sind Afrikaner und Asiaten nur selten von Morbus Paget betroffen.
In Westeuropa leiden ungefähr 8 Prozent aller Frauen und 5 Prozent aller Männer unter Morbus Paget. Dabei handelt es sich vorwiegend um ältere Menschen. So kommt es nur selten vor dem 55. Lebensjahr zum Ausbruch der Krankheit.
Ursachen von Morbus Paget
Wodurch Morbus Paget verursacht wird, ist bislang unbekannt. Da jedoch vorwiegend Menschen europäischer Herkunft von der Knochenkrankheit betroffen sind, vermuten Mediziner, dass genetische Einflüsse eine Rolle spielen.
Aber auch Einflüsse durch Viren oder die Umwelt sind möglich. Dass die menschlichen Knochen immer wieder umgebaut werden, ist keineswegs ungewöhnlich. Besonders wichtig für diesen Umbau sind Osteoklasten und Osteoblasten, zwei unterschiedliche Zelltypen.
Osteoklasten
Die Osteoklasten haben die Aufgabe, die Knochensubstanz abzubauen; die Osteoblasten bauen sie dagegen auf. Im Normalfall läuft dieser Prozess organisiert ab, sodass eine gesunde Balance zwischen Abbau und Aufbau des Knochens besteht.
Bei Morbus Paget erhöht sich die Anzahl der Osteoklasten jedoch stark, was einen intensiven Abbau von Knochensubstanz zur Folge hat. Außerdem ist der Wechsel zwischen Abbau und Aufbau unkoordiniert und stellenweise unterschiedlich.
So können sich Bereiche mit festeren Knochen neben Knochen befinden, die über weniger Knochenkalksalz verfügen. An Stellen mit vermindertem Kalkgehalt besteht jedoch das Risiko, dass sich die Knochenform verändert oder der Knochen sogar bricht.
Am stärksten finden die Umbauprozesse an Stellen statt, die einer erheblichen Beanspruchung unterliegen. So sind vor allem
- das Becken
- die Lendenwirbelsäule
- die Schienbeine
- die Oberschenkel und
- die Schädelknochen
besonders von diesen Prozessen betroffen. Bemerkbar macht sich dies durch eine
- Verdickung
- Auftreibung oder
- Verformung
der jeweiligen Knochen.
Symptome
In den meisten Fällen zeigt sich Morbus Paget erst nach dem 55. Lebensjahr. Nicht selten kommt es zu einem symptomlosen Verlauf der Krankheit, sodass sie meist nur zufällig bei Röntgenaufnahmen entdeckt wird.
Manche Patienten leiden jedoch unter örtlichen Knochenschmerzen. Außerdem können aufgrund von Fehlbelastungen Muskelverspannungen oder Muskelkrämpfe auftreten.
Im weiteren Verlauf besteht die Gefahr von Knochenbrüchen, die mitunter Fehlstellungen wie einen vergrößerten Umfang des Kopfes oder gebogene und verkürzte Schienbeine zur Folge haben.
Da bei Morbus Paget der Knochenstoffwechsel angekurbelt wird, kommt es zur Bildung von neuen Blutgefäßen sowie einer verstärkten Durchblutung. An manchen Stellen, wie dem Schienbein, macht sich die erhöhte Durchblutung durch Überwärmung bemerkbar.
Auch Nervenschädigungen sind im Bereich des Möglichen. Werden durch das Knochenwachstum die Nerven im Schädelknochen in Mitleidenschaft gezogen, besteht die Gefahr von Schwerhörigkeit oder sogar Erblindung.
Diagnose
Diagnostizieren lässt sich Morbus Paget durch eine Röntgenuntersuchung. So sind auf dem Röntgenbild typische grobsträhnige Verdichtungen mit einer unscharfen Konturierung zu erkennen.
Aber auch mit einer Szintigraphie ist die Knochenkrankheit feststellbar. Bei Patienten, die keine Beschwerden verspüren, kann eine erhöhte alkalische Phosphatase auf Morbus Paget hindeuten.
Wichtig ist außerdem, das Paget-Syndrom von anderen Knochenerkrankungen abzugrenzen. Dazu zählen
- Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)
- Knochenmetastasen
- Osteomalazie (eine Knochenerweichung) und
- Hyperparathyreoidismus (eine Regulationsstörung der Nebenschilddrüsen).
Da bei Morbus Paget ein erhöhtes Risiko für Knochenkrebs (Osteosarkom) besteht, muss die Krankheit regelmäßig vom Arzt kontrolliert werden.
Behandlung
Medikamentöse Behandlung
Behandelt wird Morbus Paget vor allem mit Medikamenten. Dabei kommen Bisphosphonate und Calcitonin, ein Hormon, zum Einsatz.
Diese haben die Eigenschaft, den vermehrten Knochenstoffwechsel zu hemmen, was sich vor allem auf den überschießenden Abbau der Knochen auswirkt. Auf diese Weise lassen sich Knochenverformungen und Frakturen vermeiden.
Weitere wichtige Therapiebausteine sind Vitamin D und Kalzium, die den Knochenaufbau positiv beeinflussen. Außerdem erhält der Patient Schmerzmittel wie nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR).
Einnahmehinweise
Die Bisphosphonate erhält der Patient entweder in Form von Tabletten oder als Infusion. Ein Nachteil der Tabletteneinnahme ist allerdings, dass die Wirkstoffe dabei schlechter vom Organismus aufgenommen werden.
Aus diesem Grund muss der Patient bei der Einnahme des Mittels nüchtern sein und ein großes Glas Wasser trinken. Außerdem darf danach etwa eine Stunde lang nichts gegessen werden, um die Aufnahme der Wirkstoffe in den Darm zu erleichtern. Das Hormon Calcitonin wird entweder mit einer Spritze in den Körper injiziert oder als Nasenspray verabreicht.
Nebenwirkungen
Als unerwünschte Nebenwirkungen der Bisphosphonate können
auftreten. Durch eine Infusion ist es jedoch möglich, solche Nebeneffekte zu verhindern. Calcitonin gilt als weniger wirksam als die Bisphosphonate. Darüber hinaus treten noch mehr Nebenwirkungen auf.
Physiotherapie und Operation
Als hilfreich gilt auch eine Physiotherapie, bei der krankengymnastische Übungen durchgeführt werden. Bei stark frakturgefährdeten Knochen kann mitunter ein operativer Eingriff wie eine Osteotomie oder ein Gelenkersatz sinnvoll sein.