Merkmale der Sandfliege (Sandmücke) und mögliche Auswirkungen eines Bisses
Die Sandfliegen (Phlebotominae), oder auch Sandmücken, sind blutsaugende Insekten und somit Parasiten. Sie ritzen die Haut mit ihren breiten Mundwerkzeugen auf und saugen das austretende Blut und die Lymphe auf.
Ihr Name leitet sich von den griechischen Wörtern "phlebos", was "Vene" und "Blutgefäß" bedeutet, und von "tome", was "Schnitt" bedeutet, ab.
Verbreitung der Sandfliege
Überall, wo die Durchschnittstemperatur nicht unter 10°C fällt, sind die bis zu 700 Arten der Sandfliege verbreitet. Vor allem kommt sie aber in
- Amerika
- Asien
- Australien
- Afrika
- Mittel- und Südamerika
- den Tropen und besonders häufig im Mittelmeer-Raum, also in den Subtropen und Tropen von Europa,
vor. Zu den nördlichsten Regionen, in denen die Sandmücke zu finden ist, zählen
- Paris
- die Mongolei sowie
- der Südwesten Kanadas
In Deutschland wurde bisher nur eine Art nachgewiesen, die vorwiegend im Oberrheintal nördlich bis Köln und fast ausschließend nur in vom Menschen geprägten Regionen vorkommt. Aufgrund des Klimawandels ist die Verbreitung weiterer Arten in Deutschland sehr wahrscheinlich.
Merkmale und Lebenszyklus
Die Eier der Sandfliege erkennt man an ihrer länglichen und gefurchten Form. Die Larven haben eine Kopfkapsel und am letzten Segment schräg aufgerichtete, keulenförmige Borsten, sind wurmförmig und behaart.
Die erwachsenen Tiere erkennt man daran, dass sie gelbbraun und behaart sind und nur bis zu vier Millimeter groß werden. Für ihre Größe besitzen sie sehr große Flügel, was ihnen ein schmetterlingsartiges Aussehen gibt.
Sandfliegen-Weibchen brauchen, im Gegensatz zu Stechmücken, keine Blutmahlzeit, um Eier legen zu können. Eine Blutmahlzeit dient nicht der Ernährung, sondern nur der Beschleunigung der Eiablage und ist somit fakultativ. Wie auch die Stechmücken, ernähren sich die Sandfliegen ausschließlich von Pflanzensäften.
Sie legen die Eier hauptsächlich an feuchten Stellen ab, vor allem aber auf Müllplätzen, in Erdlöchern, Scheunen und Ställen. Nach dem Schlüpfen durchlaufen die Larven vier Stadien, wobei sie sich von verrotteten oder vorverdauten Pflanzen ernähren. Nach der Verpuppung geht dann die ausgewachsene Sandfliege hervor, welche bis zu 40 Tagen lebt und nach jedem Saugen bis zu 100 Eier ablegen kann.
Europäische Sandfliegen unterscheiden sich von den tropischen Arten. Während europäische Sandfliegen nur nachts aktiv sind, bekommt man die tropischen auch tagsüber zu sehen und zu spüren. Auch fliegen letztere bei Wind, während man die Arten in Europa nur bei Windstille antrifft.
Sandmücken sind keine guten Flieger - höher als zwei Meter befinden sie sich in der Regel nicht vom Boden weg. Auch wenn sie sich bereits am Opfer niedergelassen haben, beißen sie nicht sofort zu, sondern benötigen mitunter ein paar Minuten, bis sie eine geeignete Stelle gefunden haben.
Krankheitsüberträger
Ein Stich bzw. Biss der Sandfliege löst Hautrötung und Juckreiz aus. Bei nicht desensibilisierten Personen kann es bei einem Stich durch einige Arten zu
kommen. Die größte Gefahr geht allerdings, wie bei allen blutsaugenden Insekten, von der Krankheitsüberträgerfunktion aus. Sandfliegen sind unter anderem die Hauptüberträger für Leishmanien, Phlebotomusfieber und Oroya-Fieber.
Übertragbare Krankheiten
Phlebotomusfieber
Das Phlebotomusfieber (oder auch Sandfliegenfieber) ist eine gutartig verlaufende Virusinfektion, welche auch ohne Krankheitssymptome verlaufen kann. Eine Infektion bewirkt eine lebenslange Immunität für den jeweiligen der drei Serotypen.
Nach einer Inkubationszeit von bis zu fünf Tagen beginnt die Krankheit sehr plötzlich mit
- hohem Fieber
- sehr starken Kopfschmerzen, besonders hinter den Augen und an der Stirn, und
- einem schweren Krankheitsgefühl.
Weitere Symptome sind
- Übelkeit
- Erbrechen
- Schwindel
- Rückenschmerzen
- Muskel- und Gelenkschmerzen
- Steifheitsgefühl in den Beinen und
- eine eventuelle Rötung der Gesichtshaut.
Nach drei Tagen nimmt die Symptomatik ab, allerdings bleibt häufig über mehrere Wochen ein Schwächegefühl bestehen. Eine spezifische Therapie des Phlebotomusfiebers ist nicht erforderlich und es wird nur symptomatisch therapiert. Eine konsequente Schmerzbekämpfung und eine medikamentöse Senkung des Fiebers reichen in der Regel aus.
Oroya-Fieber
Das Oroya-Fieber wird durch ein Bakterium ausgelöst, welches durch die Sandfliege von Mensch zu Mensch übertragen wird, und sich hauptsächlich in der Milz, aber auch in anderen Organen kolonialisiert.
Die Erkrankung geht mit
- hohem Fieber
- Hepatosplenomegalie
- Lymphknotenschwellungen und
- einer schweren Hämolyse (durch Zerstörung der Erythrozyten)
einher. Ohne eine Behandlung mit Antibiotika kommt es nach einer Phase ausgeprägter Immunsuppression zum Hauptstadium der Infektion, der so genannten Peru-Warze (Verruga peruana), die einige Monate anhält.
Leishmanien
Eine Übertragung durch Sandfliegen in Deutschland gilt noch als unwahrscheinlich und wurde bisher nicht nachgewiesen. Leishmanien sind eine Gattung von geißeltragenden Protozoen, welche sich im Blut vermehren und als intrazelluläre Parasiten leben, die den Wirt zwischen Insekten und Wirbeltieren (in diesem Fall Menschen) wechseln.
Das Krankheitsbild, welches durch Leishmanien hervorgerufen wird, nennt sich Leishmaniose. Man unterscheidet dabei zwischen der Orientbeule (kutane Form) und der Kala Azar (viszerale Form).
Die Orientbeule verläuft meist nicht tödlich. Dringt sie allerdings in innere Organe ein, kann es zu einer krankhaften Vergrößerung der Organe kommen, die unbehandelt in der Regel zum Tod führen. Die überstandene Erkrankung führt zu einer lebenslangen oder lang andauernden Immunität.
Vor Stichen der Sandmücke schützen
Besonders wenn es dunkel wird, gilt es, lange Kleidung zu tragen und alle nackten Hautsellen so gut wie möglich zu bedecken. Da sich Sandmücken gerne in Bodennähe aufhalten, sollte man seinen Füßen und Beinen besondere Aufmerksamkeit schenken.
Zum Schutz in Innenräumen empfiehlt sich ein sehr feinmaschiges Moskitonetz. Und auch mit den gängigen Abwehrmitteln gegen Mücken kann man es probieren.
Ist man doch einmal gestochen worden, sollte man auf Juckreiz lindernde Salben zurückgreifen. Auch antibaktierielle Wirkstoffe können nötig sein. Damit sich die Bisswunden nicht entzünden, sollte man das Aufkratzen tunlichst vermeiden.
Mitunter können Bandagen hilfreich sein, um das Kratzen auch im Schlaf zu vermeiden. Ist es doch zu einer Entzündung gekommen, können Antibiotika nötig werden, sodass eine ärztliche Behandlung unumgänglich wird.