Nagelpilz - Pilzinfektion am Finger- oder Zehennagel

Bei einem Nagelpilz, auch als Tinea unguium, Onychomykose oder Nagelmykose bezeichnet, handelt es sich um eine Pilzinfektion der Zehennägel oder Fingernägel. Verursacht wird die Infektion durch Dermatophyten. Häufig entwickelt sich der Nagelpilz aus dem Fußpilz heraus, besonders wenn dieser in den Zehenzwischenräumen entsteht. Die Behandlung zieht sich über mehrere Wochen hin. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zum Thema Nagelpilz.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: B35.1
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

In der Medizin bezeichnet man einen Nagelpilz auch als Tinea unguium, Onychomykose oder Nagelmykose. Bei dieser Hautpilzerkrankung kommt es zu einem Befall der Fingernägel oder Fußnägel mit Dermatophyten (Faden- oder Sprosspilze). Die Erkrankung tritt jedoch an den Fußnägeln deutlich häufiger auf als an den Fingernägeln.

Bei einem Finger- oder Fußnagel handelt es sich um totes Material, das sich ursprünglich aus den aktiven Zellen des Nagelbettes bildet. Zusammengesetzt werden die Nägel aus verschiedenen Eiweißschichten.

Jede Woche wachsen sie ca. einen Millimeter. Durch Störfaktoren, wie einen Nagelpilz, kann es jedoch zu einer Beeinträchtigung des Wachstums kommen. Ohne eine Behandlung des Pilzes drohen im Verlauf der Erkrankung Abschilferungen oder ein bröckliger Zerfall des betroffenen Nagels.

Risikogruppen und -faktoren

Zu den Risikogruppen für einen Nagelpilz gehören vor allem Menschen, die schon von Fußpilz (Tinea pedis) betroffen sind. Das liegt daran, dass sich Fußpilz rasch ausbreitet und somit die Fußnägel in Mitleidenschaft ziehen kann. Weitere Risikofaktoren für eine Nagelpilzerkrankung sind

Mit einem Nagelpilz kann man sich überall dort infizieren, wo es Feuchtigkeit gibt. Das ist vor allem in Schwimmbädern oder Saunen der Fall. In der Regel wird man sich aber auch dort nur dann infizieren, wenn man entweder sehr häufig im nassen Element unterwegs ist und die Nägel somit ständig aufgeweicht werden oder wenn die Nägel nicht intakt sind.

Kleine Verletzungen oder ständige Feuchtigkeit erleichtern es den Pilzsporen, in die Nagelhaut einzudringen. Doch dazu muss man kein ständiger Saunagänger sein; auch starke Schweißfüße sind anfällig für Pilzerkrankungen.

Zehennägel werden deshalb häufiger von einem Nagelpilz befallen, da die Entstehung der Pilze durch ein feuchtes und warmes Milieu begünstigt wird. Außerdem wachsen die Nägel an den Zehen langsamer als die an den Fingern, wodurch sie anfälliger für Pilzerkrankungen sind. Mit einem Anteil von über 80 Prozent ist die große Zehe besonders häufig betroffen.

Hat man sich mit einem Nagelpilz infiziert, dann "fressen" sich die mikroskopisch kleinen Fadenpilze durch die Hornschichten der Nagelplatten. Nagelpilze kommen relativ häufig vor. So weisen 5-12 Prozent aller Europäer Dermatophyten an ihren Nägeln auf.

In Deutschland sind es ca. 13 Prozent der Bevölkerung. Das Krankheitsrisiko nimmt mit dem Lebensalter zu.

Ursachen

Zu einem Nagelpilz kommt es in den meisten Fällen durch eine Infektion mit Fußpilz, der vor allem an den Zwischenräumen der Zehen auftritt. Als Auslöser für einen Nagelpilz kommen vor allem Dermatophyten wie Trychophyton rubrum oder Epidermophyton floccosum in Betracht. Dagegen führen Schimmelpilze oder Hefepilze nur selten zu einer Nagelpilzinfektion.

Die Pilzsporen sind mehrere Wochen lang ansteckend und widerstandsfähig gegenüber Desinfektionsmitteln und Temperatur. Wird der Fußpilz nicht rasch mit einem Antipilzmittel behandelt, besteht die Gefahr, dass er zu den Nägeln weiterwandert und in sie eindringt.

An gesunden Nägeln kommt es meist nicht zu einer Infektion. Bestehen jedoch kleinere Verletzungen an den Zehen, ist die Haut feucht und aufgeweicht oder leidet der Betroffene unter schlechter Durchblutung, steigt das Risiko für einen Pilzbefall.

Symptome

Bei einem Nagelpilz kommt es zu typischen Symptomen. So ist der Nagel glanzlos, die Nagelplatte verdickt und beim Schneiden der Nägel bröckelt der befallene Nagel ab. Außerdem treten an den betroffenen Nägeln gelblich-braune Flecken und gelb-weiße Verfärbungen auf.

Sind Fadenpilze für die Infektion verantwortlich, zeigt sich die Verfärbung am freien Nagelrand. Bei einer Hefeinfektion treten die Verfärbungen dagegen am Nagelwall auf.

Diagnose

Diagnostizieren lässt sich ein Nagelpilz vom untersuchenden Arzt meist mit bloßem Auge. Für weitere Untersuchungen kann ein Teil des befallenen Nagels abgeschabt und unter dem Mikroskop untersucht werden. Durch das Züchten einer Pilzkultur lässt sich der Erreger feststellen, was für die anschließende Therapie sehr wichtig ist.

Im Rahmen der Differenzialdiagnose muss die Schuppenflechte ausgeschlossen werden. Zudem kann es auch bei einem Hämatom am Nagel zu ähnlich aussehenden Verfärbungen kommen.

Behandlung

Bei der Behandlung eines Nagelpilzes weicht man den befallenen Nagel zunächst mit einem Keratolytikum auf, was ca. ein bis drei Wochen in Anspruch nimmt. Danach wird eine lokale Behandlung mit einem antimykotischen Nagellack oder einer antimykotischen Creme vorgenommen. Befindet sich der Pilz bereits im Nagelbett, muss der Patient orale Antimykotika einnehmen.

Um dem Nagelpilz vorzubeugen, sollte man auf ein möglichst trockenes Fußklima achten und sich die Hände und Füße stets gut abtrocken. Bei erhöhtem Risiko sollte man eventuell regelmäßig desinfizierende Mittel verwenden.

Vor einigen Jahren wurde zudem von der Behörde für Lebens- und Arzneimittel die Lasertherapie zur Behandlung von Nagelpilz zugelassen. Hierbei wird mit einem Infrarotlaser gearbeitet, der die Pilzstrukturen ohne eine Schädigung des Nagels inaktiviert.

Die Laserbehandlung dauert nur wenige Minuten und hat angeblich auch keine Nebenwirkungen. Mittlerweile bieten viele Hautärzte diese Therapie an; der Patient muss die Kosten dafür allerdings selber tragen.

Auch im Rahmen der Naturheilkunde lässt sich der Nagelpilz behandeln. Man schleift den befallenen Nagelteil ab und betupft den Bereich anschließend mit Essig oder Essigessenz. Diese Maßnahme erfordert jedoch Geduld von mehreren Wochen.

Des Weiteren hat bereits Lavendelöl in einigen Untersuchungen Wirkung bei der Bekämpfung von Nagelpilz gezeigt. Und schließlich können auch Teebaumöl und mitunter mentholhaltige Salben helfen. Jedoch können diese Mittel in der Regel nicht tief genug in den Nagel eindringen.

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