Nesselsucht - Ursachen, Symptome und Behandlung

Viele verschiedene Ursachen können zu einer Nesselsucht führen. In den meisten Fällen kann die Ursache für die Krankheit gefunden werden. Die Nesselsucht verursacht verschiedene allergische Beschwerden. Die Diagnose stellt - je nach Alter des Patienten - der Kinderarzt, Hausarzt oder auch der Hautarzt.

Von Claudia Haut

Bei der Nesselsucht (Nesselfieber, Urtikaria) handelt es sich um eine krankhafte Hautreaktion auf bestimmte Stoffe, Nahrungsmittel oder beispielsweise Wärme oder Kälte. Man unterscheidet die akute sowie die chronische Form; die akute Nesselsucht hält nicht länger als sechs Wochen an.

Ursachen

Die Ursachen für die Entstehung einer Nesselsucht sind vielfältig. Ihnen ist gemein, dass es durch die Mastzellen im Abwehrsystem zur Freisetzung von Botenstoffen wie zum Beispiel Histamin kommt, was letztendlich zu den besagten Beschwerden führt.

Auslöser für die physikalische Urtikaria

Für die Entstehung einer physikalischen Nesselsucht kommen folgende Auslöser infrage:

  • UV-Licht (Lichturtikaria)
  • Wärme (Wärmeurtikaria)
  • Kälte (Kälteurtikaria)
  • Druck (Druckurtikaria)
  • Vibration (Vibrationsurtikaria) und
  • Scherkräfte (Urticaria factitia)

Weitere Auslöser

Andere Nesselsucht-Formen haben zum Beispiel

  • körperliche Anstrengung (anstrengungsinduzierte Urtikaria)
  • Flüssigkeiten (aquagene Urtikaria)
  • Kontakt mit bestimmten Allergenen (Kontakturtikaria) oder
  • erhöhte Körpertemperatur (cholinergische Urtikaria)

als Ursache. Es gibt einige Begleiterscheinungen und -erkrankungen, die mit der Nesselsucht einhergehen können:

In vielen Fällen sind Lebensmittel die Auslöser für eine Nesselsucht. Bei Kindern kann dies zum Beispiel übermäßiger Genuss von Erdbeeren sein. Aber auch Nüsse oder verschiedenste Medikamente können zu dem juckenden Hautausschlag führen.

Verlauf

In den meisten Fällen handelt es sich um eine harmlose Erkrankung, die nicht mehr auftritt, wenn die auslösende Substanz bzw. das auslösende Produkt gemieden wird. Einige Patienten entwickeln jedoch eine chronische Nesselsucht. Der Hautausschlag tritt hier immer wieder und auch für längere Zeit auf und häufig kann die Ursache der Erkrankung nicht gefunden werden.

Symptome

Hautreaktionen

Patienten mit einer Nesselsucht leiden unter einem Hautausschlag. Die roten Pünktchen des Ausschlages ähneln zu Beginn oft den Stichen von Mücken. Die rötlichen Stellen sind etwas erhaben und haben auch Ähnlichkeit mit dem Ausschlag der auftritt, wenn man eine Brennnessel berührt.

Aus den kleinen Pickelchen entstehen häufig große Quaddeln. Der Hautausschlag juckt stark und bildet sich innerhalb kürzester Zeit. Auch Schmerzen und ein Brennen können in diesem Zusammenhang auftreten.

Typisch für die Nesselsucht ist, dass dieser Hautausschlag innerhalb weniger Stunden oder Tage von selbst wieder verschwindet. Der Ausschlag kann an vielen Stellen des menschlichen Körpers vorkommen, so zum Beispiel an den Armen und Beinen oder auch am Kopf.

Weitere Symptome

Neben diesen Beschwerden leiden einige Patienten auch unter

In seltenen Fällen kann sich daraus ein anaphylaktischer Schock entwickeln, der einen Notfall darstellt und zwingend ärztlich behandelt werden muss.

Diagnose

Wenn dem Arzt diese Symptome geschildert werden, tippt er in vielen Fällen sofort auf eine Nesselsucht. Im Rahmen seiner Diagnostik muss der Arzt jedoch die Ursache für die Nesselsucht, auch Urtikaria genannt, herausfinden. Kann der Patient eindeutig sagen, dass er die Symptome der Nesselsucht zum Beispiel nach dem Genuss bestimmter Lebensmittel bekommen hat, erleichtert dies dem Arzt die Ursachensuche.

Kann der Betroffene hingegen keinen Zusammenhang zwischen der Nesselsucht und der aufgenommenen Nahrung bzw. anderer möglicher Ursachen finden, so erfolgt eine umfangreiche Diagnostik. Im Rahmen der körperlichen Untersuchung misst der Arzt auch den Blutdruck des Patienten. Patienten, die kurz vor einem anaphylaktischen Schock stehen, haben einen extrem niedrigen Blutdruck.

In jedem Fall wird ein Allergietest durchgeführt. Dazu gibt es verschiedene Testmethoden; häufig wird jedoch der so genannte Prick-Test verwendet. Der Hautarzt tropft dem Patienten dazu die möglichen Allergie auslösenden Substanzen auf die Haut des Unterarmes.

Jeder Tropfen wird leicht eingeritzt, so dass die Flüssigkeit unter die Haut des Patienten gelangen kann. Nach einigen Minuten röten sich die Stellen mit der Flüssigkeit, auf die der Patient allergisch reagiert.

Neben einem Allergietest erfolgen allgemeine Untersuchungen des Stuhlgangs, des Urins sowie des Blutes. Im Rahmen der Blutuntersuchung kann der Arzt nach Allergie auslösenden Stoffen suchen. Diese besondere Blutuntersuchung wird RAST-Test genannt.

Behandlung

Verschwindet die Nesselsucht nach einigen Stunden oder Tagen von selbst, muss nicht zwingend eine ärztliche Behandlung erfolgen. Gegen den Juckreiz kann der Arzt dem Patienten ein spezielles Medikament gegen Allergien, ein so genanntes Antihistaminikum, verordnen. Diese Medikamente wirken nicht nur gegen den Juckreiz, sondern verhindern auch, dass sich weitere Quaddeln auf der Haut bilden.

Patienten mit einer sehr schweren Form der Nesselsucht, die Probleme beim Atmen und einen instabilen Kreislauf haben, erhalten Kortison zur Linderung der Beschwerden. Die Behandlung erfolgt hier meist auf der Intensivstation eines Krankenhauses, da es sich in diesem Fall um einen lebensgefährlichen Zustand handelt.

Liegt eine Allergie der Nesselsucht zugrunde, hilft häufig auch eine Hyposensibilisierungsbehandlung. Die Behandlung dauert einige Jahre, meist etwa drei Jahre lang.

Der Patient sucht dazu in regelmäßigen Abständen seinen Arzt auf und erhält während jeder Sitzung seinen Allergie auslösenden Stoff unter die Haut eines Oberarmes gespritzt. Begonnen wird mit einer äußerst geringen Dosis, die von Sitzung zu Sitzung langsam gesteigert wird.

Ziel der Behandlung ist es, nach Abschluss keine allergischen Symptome mehr zu zeigen, wenn ein Kontakt mit dem Allergen besteht. Diese Behandlung ist jedoch nicht bei allen Allergien möglich.

Gute Erfolge in der Behandlung der Nesselsucht konnten bisher auch erzielt werden, indem die Darmflora wieder aufgebaut und stabilisiert wurde. Mit dieser Methode kann nicht nur die akute Nesselsucht, sondern auch die chronische Form der Krankheit behandelt werden.

Vorbeugung

Gegen das erstmalige Auftreten einer Nesselsucht kann man nicht vorbeugen, da man nicht weiß, gegen welche Stoffe der eigene Körper allergisch reagiert. Wer jedoch einmal einen entsprechenden Hautausschlag bekommen hat, sollte die Ursache möglichst vermeiden, soweit diese bekannt ist.

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