Neuroblastom - Ursachen, Symptome und Behandlung
Ein Neuroblastom verursacht lange Zeit keinerlei Beschwerden. Die Diagnose stellt meist der Kinderarzt. Welche Faktoren die Bildung eines Neuroblastoms fördern, ist noch nicht bekannt. Bei frühzeitiger Diagnose ist diese Krebserkrankung gut behandelbar.
Krankheitsbild
Patienten mit einem Neuroblastom haben einen bösartigen Tumor im Bereich des Nervensystems. In den meisten Fällen sind Kinder von der Krebserkrankung betroffen. Selten tritt der Tumor jedoch auch erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auf.
Ein Neuroblastom kann sich an folgenden Körperstellen bilden:
- an den Nebennieren
- am Kopf
- am Hals
- entlang der Wirbelsäule
- im Brustbereich
- im Beckenbereich
- im Bauchbereich
Es kommt frühzeitig zu Metastasen in
- Haut
- Augenhöhlen
- Knochen
- Knochenmark
- Lymphknoten und
- Leber.
Ursachen
Inzwischen stellt das Neuroblastom eine häufige Kinderkrebserkrankung dar. Die genauen Gründe, die zu einem Neuroblastom führen, sind noch nicht bekannt.
Ärzte vermuten, dass bereits bei noch ungeborenen Babys entartete Zellen zu finden sind. Es handelt sich jedoch um keine vererbbare Krankheit, auch wenn diese Krebserkrankung in einigen Familien gehäuft vorkommt.
Verlauf
Wenn das Neuroblastom frühzeitig erkannt wird, bestehen fast 100%ige Heilungschancen. Hat der Krebs jedoch bereitsMetastasen gebildet, verringern sich diese.
In einigen Fällen bildet sich der bösartige Tumor auch ohne jegliche Therapie wieder zurück. Trotzdem muss das Kind unbedingt ärztlich überwacht werden. Das Neuroblastom wird in der Regel durch eine Operation sowie eine Chemo- und/oder Strahlentherapie behandelt.
Folgen
Eine Folge dieser Behandlung kann in späteren Jahren die Bildung einer weiteren Krebserkrankung wie zum Beispiel der Leukämie sein. Auch eine Unfruchtbarkeit kann die Folge dieser aggressiven Behandlung sein.
Symptome
Das Neuroblastom ist eine Krebserkrankung, an der überwiegend Kinder erkranken. Lange Zeit verursacht der bösartige Tumor keinerlei Beschwerden. Die Kinder merken erst Symptome, wenn der Tumor wächst oder sich Metastasen gebildet haben.
Die Symptome treten an verschiedenen Stellen des Körpers auf, je nachdem, wo sich der Tumor oder die Tochtergeschwülste befinden.
- Befindet sich ein Tumor im Bauch, kann er dort einen Harnstau verursachen und das Kind kann keinen Harn mehr ablassen.
- Ein Tumor im Bereich der Brust kann zu starken Atembeschwerden führen.
- Ein Tumor in der Wirbelsäule kann zu Lähmungen bis hin zur Querschnittslähmung führen.
- Kinder, deren Tumor bereits Metastasen gebildet hat, leiden häufig unter blau umrandeten Augen, ähnlich einem "Veilchen".
Die Kinder fühlen sich durch das Neuroblastom müde und schwach und nehmen an Gewicht ab. Die Gewichtsabnahme resultiert hauptsächlich durch eine ausgeprägte Appetitlosigkeit.
Die Kinder haben einen auffallend großen Bauch und ohne erkennbare Ursache Fieber. Zusätzlich bestehen Verdauungsbeschwerden wie Durchfall und Verstopfung. Einige Kinder klagen auch über Knochenschmerzen.
Diagnose
Das Neuroblastom lässt sich in fünf Stadien einteilen. Mehr als 60 Prozent der Tumore werden erst im Stadium IV diagnostiziert. In der folgenden Tabelle erhalten Sie einen Überblick über die Stadien des Neuroblastoms.
Stadium | Befund |
---|---|
Stadium I | Begrenzung des Tumors auf das Ursprungsorgan |
Stadium II | Ausbreitung des Tumors auf die Umgebung, kein Überschreiten der Mittellinie, Befall von Lymphknoten möglich |
Stadium III | Überschreitung der Mittellinie |
Stadium IV | Metastasierung in anderen Organen |
Stadium IV-S | Tumor betrifft Säuglinge, Metastasen in Haut, Leber oder Knochenmark, aber nicht im Skelett; Prognose ist besser als in Stadium IV |
Da das Neuroblastom lange Zeit keine Beschwerden verursacht, stellt die Diagnose häufig einen Zufallsbefund im Rahmen einer Routineuntersuchung dar. In einigen Fällen wird der Tumor auf einer Röntgenaufnahme festgestellt, die aus einem völlig anderen Grund angefertigt wurde.
Viele Neuroblastome entwickeln sich bereits im Säuglingsalter; die meisten Kinder erkranken jedoch mit etwa zwei Jahren. Fast alle Neuroblastome entwickeln sich bis zum Schulalter der Kinder. Die Diagnose stellt daher in der Regel der behandelnde Kinderarzt.
Der Kinderarzt führt eine allgemeine körperliche Untersuchung durch und tastet dabei den Bauch und die Lymphknoten des Kindes ab. Die Lymphknoten sind häufig geschwollen, wenn das Kind ein Neuroblastom hat. Auch den Tumor oder Metastasen kann der Kinderarzt teilweise bereits ertasten.
Auch der Urin und das Blut des Kindes werden untersucht. Bei der Blutuntersuchung werden auch die so genannten Tumormarker bestimmt.
Diese Werte sind erhöht, wenn eine Krebserkrankung im Körper besteht. Sie sagen jedoch nicht aus, wo genau sich der Tumor befindet. Beim Messen des Blutdrucks fällt auf, dass dieser beim Kind erhöht ist.
Der Kinderarzt führt im Rahmen seiner Diagnostik auch eine Ultraschalluntersuchung durch. Dabei untersucht er die inneren Organe und kann oftmals den Tumor oder Metastasen erkennen.
Bei Verdacht auf ein Neuroblastom wird zusätzlich eine Computertomografie oder Magnetresonanztomografie durchgeführt. Hat sich der Verdacht bestätigt, muss der Kinderarzt herausfinden, ob der Tumor bereits gestreut und Metastasen gebildet hat. Dazu wird eine Szintigrafie des Skelettes angefertigt, um zum Beispiel Knochenmetastasen feststellen zu können.
Auch das Knochenmark wird meist untersucht. Dabei wird im Rahmen einer Punktion mit einer dünnen Nadel eine geringe Menge Knochenmark entnommen und auf Krebszellen untersucht. Metastasen im Bereich der Knochen können hier bereits im Frühstadium diagnostiziert werden, wenn sie auf der Szintigrafieaufnahme noch nicht zu erkennen sind.
Für die Untersuchung erhält das Kind eine kurzzeitige Narkose, da der Eingriff meist sehr schmerzhaft ist und an mehreren Stellen des Rückens durchgeführt werden muss. Kann im Rahmen dieser Untersuchungen das Neuroblastom nicht eindeutig diagnostiziert werden, wird während einer Operation eine Gewebeprobe des Tumors entnommen und unter dem Mikroskop auf Krebszellen untersucht.
Behandlung
Patienten mit einem Neuroblastom erhalten
- eine Operation
- eine Chemo- und/oder
- eine Strahlentherapie.
Welche Therapie angewendet wird, hängt vom Stadium der Erkrankung und dem Gesundheitszustand des Patienten ab. Bei einigen Patienten wird der bösartige Tumor im Rahmen einer Operation entfernt, ohne dass eine weitere Therapie erfolgt.
Bei anderen Patienten wiederum erfolgt nach der Operation eine Chemotherapie. Beide Behandlungsmöglichkeiten werden eingesetzt, wenn das Neuroblastom noch keine Metastasen gebildet hat.
Ist das Neuroblastom bereits weit fortgeschritten und hat Metastasen gebildet, erfolgt nach der Operation eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie. In einigen Fällen wird auch vor der Operation eine Chemotherapie durchgeführt, um den Tumor im Vorfeld zu verkleinern und ihn dann leichter entfernen zu können.
Therapie bei Säuglingen und Kleinkindern
Säuglinge erhalten - je nach Befund - oftmals nur eine Chemotherapie mit entsprechenden Zytostatika. Diese ist in einigen Fällen als alleinige Therapiemaßnahme ausreichend.
Nachteil der Chemotherapie ist, dass nicht nur die Krebszellen, sondern auch die gesunden Zellen zerstört werden. Dies hat zur Folge, dass den Patienten die Haare ausfallen, dass ihnen übel ist und sie erbrechen müssen und dass das Immunsystem geschwächt wird. Diese Nebenwirkungen verschwinden jedoch in der Regel, wenn die Chemotherapie beendet ist.
Bei sehr kleinen Kindern wird die Strahlentherapie unter Narkose durchgeführt, damit sich das Kind während der Behandlung nicht bewegt. Auch hier treten Nebenwirkungen wie Übelkeit und Durchfall auf.
Auch nach erfolgreicher Behandlung muss der Patient sich regelmäßig ärztlich untersuchen lassen. Bei dieser Nachsorgeuntersuchung werden auch regelmäßig die Blutwerte kontrolliert.
Vorbeugung
Vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung eines Neuroblastoms gibt es nicht. Im Rahmen eines Screenings wurde vor einigen Jahren der Urin vieler Kinder auf Tumormarker untersucht, um ein Neuroblastom frühzeitig diagnostizieren zu können.
Dieses Screening hat sich als dauerhafte Vorsorgeuntersuchung jedoch nicht durchgesetzt, da die Sterblichkeitsrate dadurch nicht gesenkt werden konnte. Es wird daher heutzutage nicht mehr durchgeführt.
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- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
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