Nierensteine - Ursachen, Symptome und Behandlung der Nephrolithiasis

Nierensteine, auch als Nephroliten bzw. Nephrolithiasis bezeichnet, verursachen nicht immer Beschwerden. Die Diagnose stellt der Hausarzt oder Internist nach einigen Untersuchungen. Es gibt verschiedene Ursachen für die Entstehung von Nierensteinen. In vielen Fällen gehen sie von selbst ab. Informieren Sie sich über die Ursachen, Symptome und Behandlungsmöglichkeiten der Nierensteine.

Von Claudia Haut

Krankheitsbild

Bei Nierensteinen (Nephroliten) handelt es sich um kristalline Ablagerungen im Nierenbecken sowie den ableitenden Harnwegen. Zu den Harnwegen zählen

Nierensteine zählen zu den Harnsteinen. Treten sie in den Harnleiter ein, werden sie zu Harnleitersteinen. Im Nierenbecken oder den Nierenkelchen spricht man von Nierensteinen.

Kommt es zur Anhäufung von vielen kleineren Nierensteinen, so ist die Rede von Nierengrieß. Zusammengefasst wird eine Nierensteinkrankheit als Nephrolithiasis.

Geht man von der Form aus, lassen sich Nierensteine wie folgt einteilen:

  • Hirschgeweihsteine
  • Ventilsteine
  • Ausgusssteine
  • Korallensteine

Des Weiteren unterscheiden sie sich in ihrer chemischen Zusammensetzung. So gibt es

  • Calciumoxalat-Steine
  • Ammonium-Phosphat-Steine
  • Urat-Steine
  • Magnesiumammoniumphosphat-Steine (Infektsteine)
  • Calciumphosphat-Steine
  • Cystinsteine
  • Zystinsteine
  • Xanthin-Steine

Mit einem Anteil von rund 75 Prozent kommen Calziumoxalatsteine am häufigsten von allen Harnsteinen vor.

Blasensteine

Auch Blasensteine zählen zu den Harnsteinen. Es handelt sich um Steine, die in der Blase entstehen. Dabei bilden sich die Steine entweder in der Harnblase selbst; in diesem Fall spricht man von primären Blasensteine.

Sie können aber auch in der Niere oder in den Harnleitern entstehen und über den Harnfluss in die Blase gelangen. Dann handelt es sich um sekundäre Blasensteine. Informieren Sie sich hier genauer über die Entstehung und die Behandlungsmöglichkeiten bei Blasensteinen.

Ursachen

Man unterscheidet verschiedene Ursachen, die zur Steinbildung führen können. Im menschlichen Urin befinden sich viele verschiedene Stoffe.

Sind einige dieser Stoffe im Urin vermehrt vorhanden, können sie sich nicht mehr auflösen und lagern sich so Schicht für Schicht ab und lassen die Nierensteine entstehen. Zu diesen Stoffen gehören:

Zusätzlich zum Übermaß der besagten Stoffe muss ein Mangel an so genannten Steinbildungsinhibitoren, also Faktoren, die die Steinbildung hemmen, vorliegen, damit sich Nierensteine entwickeln. Zu diesen auch als antilithogene Substanzen bezeichneten Faktoren zählen:

  • Magnesium
  • Zitrat
  • Glykoproteine und
  • Glykosaminoglykane

Ein wichtiger Faktor für die Entstehung von Nierensteinen ist ein Flüssigkeitsmangel durch zu wenig Trinken. Wer regelmäßig zu wenig trinkt, hat eine veränderte Harnkonzentration (zu wenig Wasser, zu viele andere Stoffe), die zu Nierensteinen führen kann. Gleiches gilt, wenn ein starker Durchfall besteht, der dem Körper ebenfalls Wasser entzieht.

Auch Bewegungsmangel kann zu Nierensteinen führen. Besonders bettlägerige oder alte Menschen bewegen sich nur noch unzureichend, so dass sich das in den Knochen befindliche Kalzium über den Urin abbaut.

Des Weiteren ist die Ernährung ein Faktor für die Entstehung von Nierensteinen. Übermäßig viele Milchprodukte oder Milch führen zu einem Kalziumüberschuss im Körper, der über den Urin wieder abgebaut werden muss. Auch der regelmäßige Verzehr von Wurst und Fleisch kann zu Nierensteinen führen.

Nierensteine können aber auch die Folge einiger Erkrankungen wie zum Beispiel von Nebenschilddrüsenerkrankungen sein. In der Blase bilden sie sich zumeist, wenn eine Abflussstörung besteht. Zu dieser kann es durch Blasenentleerungsstörungen oder einer Vergrößerung der Prostata (Vorsteherdrüse) kommen.

Nicht selten begünstigen auch Nierenentzündungen oder Entzündungen der ableitenden Harnwege die Bildung von Blasensteinen. Weitere mögliche Gründe für die Steinbildung sind Krankheiten wie

In manchen Fällen bilden sich die Harnsteine bereits in den Nieren und wandern dann über die Harnleiter in die Blase ein. Mediziner sprechen in solchen Fällen von sekundären Harnblasensteinen. Zu dieser Form von Harnsteinen kommt es jedoch eher selten, da sie über die Harnröhre normalerweise problemlos aus dem Körper gelangen, wenn sie sich in der Harnblase befinden.

Verlauf

In sehr vielen Fällen gehen die Nierensteine von selbst ab, ohne dass eine operative Therapie erfolgen muss. Die Patienten müssen sehr viel trinken und sich viel bewegen. Auf diese Weise gehen die Steine von selbst wieder ab.

Nierensteine können jedoch auch einen Harnstau verursachen, wenn der Harn durch einen Stein nicht mehr abfließen kann. Bakterien können so eindringen und Infektionen verursachen. Auf diese Weise kann es auch zum Nierenversagen kommen.

Symptome

Bei manchen Patienten verursachen Nierensteine keine Beschwerden. Die Betroffenen wissen dadurch gar nicht, dass sie Nierensteine haben. Häufig wird das Nierensteinleiden zufällig diagnostiziert, meist im Rahmen einer Routinegesundheitsuntersuchung.

Wenn Nierensteine Symptome verursachen, ist dies meist Blut im Urin sowie Flankenschmerzen. Aus Nierensteinen kann eine Nierenkolik werden, die sich durch

äußert.

Blasensteine werden in den meisten Fällen lange Zeit nicht bemerkt. So verursachen sie keinerlei Beschwerden, solange sie sich frei in der Blase befinden. Kommt es jedoch zu einer Einklemmung des Steins in die Harnröhre, hat dies spürbare Folgen.

Als typische Symptome gelten

Auch eine Entzündung der Blase ist möglich. Im schlimmsten Fall kann es zu einer vollständigen Verlegung der Harnröhre kommen.

Diagnose

Vermutet der Arzt einen Nierenstein, führt er neben einer körperlichen Untersuchung auch eine Ultraschalluntersuchung durch. Mit dem Schallkopf des Ultraschallgerätes kann er die Nieren begutachten und feststellen, wie viele Nierensteine sich dort befinden und wo sie genau liegen.

Oftmals wird dazu auch eine Röntgenaufnahme angefertigt. Auch der Urin wird untersucht.

Patienten mit einem oder mehreren Nierensteinen haben meist Blut im Urin. Manchmal ist das Blut mit bloßem Auge zu sehen, manchmal auch nur durch spezielle Untersuchungen.

Anschließend erfolgt eine Blutabnahme. Im Blut werden bestimmte Werte untersucht, die Aufschluss über die Funktion der Nieren geben.

Die Blutuntersuchung dient auch dazu, nach Salzen, Harnstoff und Kreatinin zu suchen. Durch das Blutbild sowie die Blutgerinnung lassen sich Hinweise auf eine begleitende Blasenentzündung finden.

Mitunter kommen auch Untersuchungen wie

zum Einsatz. Eine weitere Untersuchungsmöglichkeit ist eine Zystoskopie (Blasenspiegelung). Dabei führt der Arzt ein spezielles Endoskop über die Harnröhre in die Blase ein. Im Rahmen einer Blasenspiegelung ist es sogar möglich, kleine Harnsteine schon während der Untersuchung zu entfernen.

Viele Patienten haben nicht zum ersten Mal Nierensteine. Bestimmte Medikamente können ebenfalls die Bildung von Nierensteinen begünstigen.

Oft kommen auch in der Familie gehäuft Nierensteinleiden vor. Diese Faktoren berücksichtigt der Arzt ebenfalls bei seiner Diagnosestellung.

Behandlung

Nicht immer ist eine Therapie erforderlich. So besteht vor allem bei kleineren Steinen die Möglichkeit, dass diese von selbst mit dem Urin den Körper verlassen. Daher beschränkt man sich in den meisten Fällen auf Beobachten und Abwarten.

Durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und viel Bewegung lösen sich die meisten Nierensteine von selbst. Um die Schmerzen zu bekämpfen, erhalten die Patienten Schmerzmittel wie Diclofenac oder Pethidin sowie krampflösende Präparate. Liegt auch eine Harnwegsentzündung vor, werden Antibiotika eingesetzt.

Damit es nicht später erneut zur Bildung von Nierensteinen kommt, gilt es, auch die Ursachen der Erkrankung zu behandeln. So lassen sich zum Beispiel Blasenentleerungsstörungen bei Männern durch eine Vergrößerung der Prostata beseitigen. Ist eine Infektion für die Harnsteine verantwortlich, muss diese entsprechend therapiert werden.

Urologische Behandlung

Lösen sich die Nierensteine nicht oder sind sie zu groß dafür, müssen sie entfernt werden, um Komplikationen zu vermeiden. Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten, wie die Nierensteine urologisch behandelt werden können:

Sehr selten werden die Nierensteine im Rahmen einer Operation entfernt. Es gibt verschiedene Arten von Nierensteinen. Einige können durch die Einnahme von Medikamenten aufgelöst werden.

Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie

Sehr häufig wird die so genannte Extrakorporale Stoßwellenlithotripsie durchgeführt. Der Urologe führt dazu eine Ultraschalluntersuchung oder Röntgenaufnahme durch und zertrümmert während der jeweiligen Untersuchung von außen die Nierensteine. Die zertrümmerten Teile des Nierensteines werden über den Urin ausgeschieden.

Die ESWL kommt seit 1980 zum Einsatz und gilt als sehr erfolgreich. So lassen sich hohe Steinfreiheitsraten, die bei über 90 Prozent liegen, mit diesem Verfahren erreichen.

Anwendungsgebiete

Eingesetzt wird die extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie, um Harnsteine oder Nierensteine damit zu behandeln. Doch auch zur Zertrümmerung von Gallensteinen eignet sich das Verfahren. In den meisten Fällen erfolgt die Stoßwellen-Therapie

  • in der Harnblase
  • im Harnleiter
  • in der Harnröhre oder
  • im Nierenbecken.

Ein Zertrümmern der Harnsteine ist möglich, wenn diese eine bestimmte Größe nicht überschreiten. Während sich Harnleiter- und Nierensteine gut lokalisieren und behandeln lassen, geht dies bei Harnröhrensteinen und Blasensteinen etwas schwieriger.

Funktionsprinzip

Eine ESWL-Behandlung erfolgt mit einem speziellen Gerät. Diesen Generator richtet man auf die zu therapierenden Steine und lässt ihn dann Stoßwellen aussenden. Bei Stoßwellen handelt es sich um mechanische Impulse. Diese Impulse gelangen über einen Sender, der an der Haut des Patienten angebracht wird, in dessen Körper.

Im Körper kommt es zu einem konzentrischen Zusammenlauf der Wellen zu einem Focus. Das Konkrement, welches es zu zertrümmern gilt, sollte sich möglichst im Focus der Stoßwellen befinden. Die Ortung der Steine erfolgt mithilfe von bildgebenden Verfahren wie einer Röntgenuntersuchung oder einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie).

Um einen Stein zu zertrümmern, erfolgt normalerweise das Applizieren von hunderten von Stoßwellen. Verläuft die extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie erfolgreich, können die zerkleinerten Steine über den Urin auf natürliche Weise aus dem Körper ausgeschieden werden.

Voruntersuchungen

Bevor eine extrakorporale Stoßwellen-Lithotropsie stattfindet, führt der behandelnde Arzt zunächst einige Voruntersuchungen durch. Dazu gehören neben der körperlichen Untersuchung auch eine Röntgenuntersuchung sowie eine Ultraschalluntersuchung. Mitunter kann auch eine Computertomographie (CT) sinnvoll sein.

Ein weiterer Schritt ist das Analysieren einer Urinprobe sowie einer Blutprobe in einem Laboratorium. Wichtig ist zudem, den Abfluss des Urins vor der ESWL-Behandlung sicherzustellen.

Durchführung

Wird eine extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie durchgeführt, erhält der Patient ein Medikament, das ihn ruhigstellt. In manchen Fällen erfolgt auch die Gabe eines lokalen Betäubungsmittels oder einer Narkose.

Im Anschluss daran wird das ESWL-Gerät vom Arzt auf den Stein, den es zu zertrümmern gilt, gerichtet. Für die Kontrolle der Behandlung kommen Röntgenaufnahmen oder Ultraschall zum Einsatz. Häufig werden auch der Blutdruck sowie der Sauerstoffgehalt im Blut kontrolliert.

In der Regel nimmt eine extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie ungefähr 30 bis 60 Minuten in Anspruch. Werden die zertrümmerten Steine nicht nach der ersten ESWL-Behandlung aus dem Körper ausgeschieden, sind weitere Sitzungen notwendig, die im Abstand von mehreren Tagen erfolgen. In manchen Fällen kann zusätzlich auch das Vornehmen einer Blasenspiegelung oder das Einsetzen einer Harnleiterschiene sinnvoll sein.

Komplikationen

Größere Komplikationen durch eine extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie sind nicht zu befürchten. Gelegentlich treten vorübergehend leichte Schmerzen nach der Behandlung auf.

Zu Entzündungen oder Blutungen kommt es nur selten. Sitzt der Stein an einer Stelle weiterhin fest, ist es möglich, dass sich dort ein Harnstau bildet.

Prognose

In den meisten Fällen verläuft eine ESWL-Behandlung positiv. So werden dabei die Steine derart zerkleinert, dass sie den Organismus auf natürliche Weise wieder verlassen können. Mitunter besteht jedoch die Möglichkeit, dass sich später erneut Harnsteine bilden, sodass eine entsprechende Vorbeugung nötig ist.

Endoskopische Steintherapie

Die endoskopische Steintherapie, auch Harnleiterspiegelung genannt, zählt zu den minimal-invasiven Operationsverfahren. Dabei erfolgt das Entfernen von Harnsteinen mithilfe eines Endoskops.

Sofern die Steine die passende Größe haben, entfernt sie der Arzt mit einer Zange. Bei größeren Steinen kann zuvor deren Zertrümmerung nötig sein.

Die endoskopische Steintherapie kommt zum Einsatz, um Harnsteine und Nierensteine zu entfernen. Während bei Blasensteinen eine Zystoskopie (Blasenspiegelung) durchgeführt wird, erfolgt bei einer Harnleiterspiegelung eine Uretero-Renoskopie. Sind die Harnsteine zu groß und lassen sich nicht zertrümmern, muss eine offene Operation erfolgen.

Die Durchführung einer endoskopischen Steintherapie eignet sich auch für Patienten, bei denen keine Stoßwellenbehandlung möglich ist. Dazu gehören zum Beispiel schwangere Frauen. Auch im Fall von Harnleiter- und Nierenbeckenkelchtumoren sowie zur Abklärung von möglichen Harntransportstörungen kommt diese Methode zum Einsatz.

Funktionsprinzip

Im Rahmen einer endoskopischen Steintherapie erfolgt eine Harnwegsspiegelung mit einem Endoskop. Bei diesem speziellen medizinischen Instrument handelt es sich um ein schmales und flexibles Gerät, welches sich auch biegen lässt. An seinem Ende ist das Endoskop mit einer Kamera und einer Lichtquelle ausgestattet.

Die Signale der Kamera werden an einen angeschlossenen Bildschirm weitergeleitet. Auf diese Weise erhält der behandelnde Arzt Einblick auf das Innere der Harnwege. Über das Endoskop lassen sich weitere medizinische Instrumente einführen, die zur Behandlung dienen.

Das Entfernen der Steine erfolgt mit

  • einer speziellen Dormia-Schlinge
  • einer Zange oder
  • einem Fangkorb.

So erfassen diese Geräte die Steine und befördern sie aus dem Körper des Patienten hinaus. Bei größeren Steinen wird im Vorfeld eine extrakorporale Stoßwellen-Lithotripsie (ESWL) vorgenommen. Nicht selten findet das Zerkleinern der Harnsteine während der Endoskopie statt, wobei zumeist ein elektro-mechanisches Gerät oder ein Laser zum Einsatz gelangen.

Nicht erfolgen darf eine endoskopische Steintherapie, wenn der Patient unter einer akuten Entzündung der Harnwege leidet.

Ablauf

Vor einer endoskopischen Steintherapie führt der behandelnde Arzt eine gründliche Untersuchung des Patienten durch. Dazu gehören auch das Entnehmen einer Urinprobe und einer Blutprobe.

Feststellen lassen sich die Harnsteine zumeist erst durch bildgebende Untersuchungsmethoden wie einer Röntgenuntersuchung oder einer Sonografie (Ultraschalluntersuchung). Auch eine Computertomographie (CT) ist möglich. Mit diesen Verfahren bestimmt man zudem die Größe und die Position der Steine.

Für den Fall, dass der Patient blutgerinnungshemmende Arzneimittel wie Cumarine oder Aspirin einnimmt, erfolgt in der Regel vor dem Eingriff deren Absetzung. Außerdem muss einige Stunden vor der Endoskopie auf Essen und Trinken verzichtet werden.

Vor der endoskopischen Steintherapie verabreicht man dem Patienten ein Betäubungsmittel. Dabei kann es sich um

  • ein örtlich wirkendes Betäubungsgel in einem Gleitmittel
  • eine Spinalanästhesie oder
  • eine Vollnarkose

handeln. Der Patient liegt zumeist während des Eingriffs auf dem Rücken und winkelt seine Beine an.

Bevor der Arzt das Endoskop in den Körper des Patienten einbringt, wird dieses mit einem Gel bestrichen. Anschließend erfolgt das Einschieben des Instruments über die Harnröhre bis hin zur Harnblase. Sollten die Steine sich im Harnleiter oder im Nierenbecken befinden, schiebt der Arzt das Endoskop noch weiter in den Körper hinein.

Bei größeren Steinen muss zunächst deren Zerkleinerung erfolgen, bevor sie sich entfernen lassen. Nach der Entfernung zieht der Arzt das Endoskop wieder aus dem Körper heraus.

In manchen Fällen können auch Röntgenuntersuchungen, eine Sonografie oder das Einlegen einer speziellen Schiene notwendig sein. In diesem Fall findet das Entfernen der Steine erst 2 oder 4 Wochen später statt. Für eine innere Schienung besteht die Option, einen Stent zur Stabilisierung einzubringen.

Komplikationen

Obwohl die endoskopische Steintherapie als schonendes Behandlungsverfahren gilt, sind trotzdem Komplikationen möglich. So besteht das Risiko, dass die Blase, das Nierenbecken, der Harnleiter oder die Harnröhre durch das Endoskop in Mitleidenschaft gezogen werden.

Im schlimmsten Fall kann es sogar zu einer lebensgefährlichen Bauchfellentzündung (Peritonitis) oder einer Urosepsis kommen. Mitunter ist es auch möglich, dass sich später erneut Harnsteine bilden.

Vorbeugung

In etwa der Hälfte der Fälle treten Nierensteine nicht zum ersten Mal auf. Besonders diese Patienten sollten einige Dinge beachten, um künftig keine Nierensteine mehr zu bekommen.

In jedem Fall ist Bewegung und viel Trinken eine äußerst wichtige Maßnahme. Die Trinkmenge sollte etwa drei bis vier Liter täglich betragen und nicht auf einmal, sondern kontinuierlich über den Tag verteilt getrunken werden.

Übergewicht kann ebenfalls zu Nierensteinen beitragen, so dass eine Gewichtsreduktion der Entstehung von Nierensteinen entgegenwirken kann. Auch die Ernährung muss gegebenenfalls verändert werden.

Menschen, die zu Harnsteinen neigen, wird empfohlen, weitgehend auf den Genuss von Lebensmitteln zu verzichten, die reich an Oxatsäure und Purin sind. Dazu gehören zum Beispiel

Völlig vermeiden muss man diese Nahrungsmittel jedoch nicht. Als sinnvoll gilt eine ausgewogene Ernährungsweise mit möglichst wenig tierischen Produkten und Salz sowie vielen Ballaststoffen. Darüber hinaus sollte auf das Körpergewicht geachtet werden.

Steinleiden gibt es jedoch nicht nur in den Nieren/Harnwegen, sondern auch in anderen Körperbereichen...

Steinleiden in anderen Körperbereichen

Bei Steinleiden handelt es sich um Erkrankungen, bei denen es zu Ablagerungen in flüssigkeitsgefüllten Organen kommt. Zu diesen Organen zählt man die Gallenblase, die Nieren und die Bauchspeicheldrüsen. Typisch bei einem Steinleiden ist, dass in der jeweiligen Flüssigkeit wie Galle, Harn oder Speichel zahlreiche Bestandteile wie Zucker, Fette, Elektrolyte und Mineralien in gelöster Form enthalten sind.

Fällt die Menge an Flüssigkeit zu gering für diese gelösten Bestandteile aus, kommt es zur Bildung von Kristallen. Diese sind in der Anfangsphase noch mikroskopisch klein. Mit der Zeit vergrößern sich die Verklumpungen, die man Sand oder Gries nennt, jedoch immer mehr, bis sie dann schließlich zu Steinen werden.

Erreichen diese Steine eine bestimmte Größe, besteht die Gefahr, dass sie die Funktionen des betroffenen Organs beeinträchtigen. So können sie eine Blockade der Abflusswege auslösen oder wegen ihrer rauen Oberfläche eine Organentzündung hervorrufen. Häufig stellt man ein Steinleiden erst fest, wenn es zu Beschwerden kommt. Es wird zwischen verschiedenen Arten von Steinleiden unterschieden.

Gallensteine / Steine in der Bauchspeicheldrüse

Ein weiteres Steinleiden, das häufig vorkommt, sind Gallensteine (Cholelithiasis). In Deutschland leidet etwa jede sechste erwachsene Person darunter. Allerdings bemerken die Betroffenen die Steine nicht immer.

Verursacht werden sie durch eine ungünstige Mischung aus Cholesterin, Fetten und Gallenflüssigkeit in der Gallenblase. Im ungünstigsten Fall können sie eine schmerzhafte Gallenblasenentzündung hervorrufen.

Bei Gallensteinen unterscheidet man zwischen Gallenblasensteinen und Gallengangssteinen. Wird der Gallengang durch die Steine verstopft, kann die Gallenflüssigkeit nicht richtig abfließen.

In manchen Fällen wandern die Gallensteine auch bis zur Bauchspeicheldrüse weiter. Sitzen die Steine dort fest, besteht die Gefahr einer akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis).

Steine in den Mundspeicheldrüsen

Steine in den Mundspeicheldrüsen treten nur selten auf, sind aber sehr schmerzhaft. Es gibt drei paarige Speicheldrüsen; dabei ist die Ohrspeicheldrüsen am größten und bekanntesten.

Besonders betroffen von Steinbildung sind jedoch die kleinen Speicheldrüsen am inneren Unterkiefer. Sie haben einen sehr langen und abgeknickten Ausführungsgang.

Kotsteine

Kotsteine entstehen, wenn der Stuhl sehr stark eindickt. In vielen Fällen gehen die Steine unbemerkt mit dem Stuhlgang ab.

Doch manchmal kommt es auch zu einer Festsetzung im Wurmfortsatz. Hierdurch kann es zu einer Blinddarmentzündung kommen. Erreichen die Kotsteine eine bestimmte Größe, besteht das Risiko eines Darmverschlusses.

  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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