Ohrspeicheldrüsenkrebs - Symptome, Krankheitsverlauf und Behandlungsmöglichkeiten
Ohrspeicheldrüsenkrebs gehört zu den seltenen Krebsformen. Zu seiner Behandlung ist in der Regel eine Operation erforderlich.
In der Medizin wird Ohrspeicheldrüsenkrebs auch als Parotis-Karzinom bezeichnet. Dabei handelt es sich um eine bösartige Geschwulst in der Ohrspeicheldrüse (Parotis). Diese befindet sich in der Wange vor dem Ohr.
Typisch für die Erkrankung ist das rasche Wachstum des Tumors. Außerdem kommt es häufig zur Bildung von Metastasen (Tochtergeschwülsten).
Verbreitung und Risikogruppen
Besonders betroffen von Ohrspeicheldrüsenkrebs sind Menschen über 50 Jahre. Bei Männern zeigen sich Parotis-Tumore häufiger als bei Frauen.
Die meisten Tumore sind gutartig, ein knappes Drittel jedoch bösartig. In manchen Fällen besteht auch die Gefahr, dass gutartige Wucherungen bösartig entarten.
Insgesamt tritt Ohrspeicheldrüsenkrebs jedoch relativ selten auf. So gibt es in Deutschland pro Jahr etwa 13.000 Neuerkrankungen.
Formen
Mediziner unterscheiden zwischen unterschiedlichen Krebsformen innerhalb der Ohrspeicheldrüse. So wird zwischen
- dem adenoidzystischen Karzinom
- dem Mukoepidermoid-Karzinom
- dem Plattenepithel-Karzinom
- dem Salivary-duct-Karzinom
- dem Adeno-Karzinom und
- dem Azinuszell-Karzinom
differenziert.
Ursachen
Als Ursache für die Entstehung von Ohrspeicheldrüsenkrebs gilt eine erhöhte Strahlenbelastung, die eine Veränderung des Zellgewebes hervorruft. Besonders anfällig für einen Parotis-Tumor sind Menschen, die schon unter einer anderen Krebserkrankung wie Brustkrebs oder Hautkrebs leiden.
Symptome
Sowohl das Wachstum von bösartigen als auch von gutartigen Parotis-Karzinomen verläuft schleichend und zunächst unbemerkt. Allerdings geht das Wachstum der bösartigen Tumore deutlicher schneller voran. Da sie auch in tiefere Schichten vordringen, lassen sie sich schlechter von ihrer Umgebung abgrenzen.
Zu den ersten Symptomen von Ohrspeicheldrüsenkrebs zählt die Lähmung des Gesichtsnervs (Fazialisnerv). Diese macht sich dadurch bemerkbar, dass die Betroffenen ihre Stirn nicht mehr runzeln können und der Mundwinkel herabhängt. Mitunter lassen sich die Augen nicht mehr richtig schließen. Oftmals werden auch die Geschmacksempfindung sowie der Speichel- und Tränenfluss beeinträchtigt.
Im weiteren Verlauf kommt es schließlich zu Schmerzen. Leidet der Patient zudem unter geschwollenen Lymphknoten, weist dies auf eine Verschleppung der Krebszellen hin.
Im fortgeschrittenen Stadium besteht die Gefahr, dass der Ohrspeicheldrüsentumor in den äußeren Gehörgang durchbricht. Ebenso kann es zu einer Vorwölbung in den Gaumenbereich oder die seitliche Rachenwand kommen.
Das Tückische an bösartigen Parotis-Karzinomen ist, dass sie auch Tochtergeschwülste bilden, die andere Körperstellen wie
befallen.
Diagnose
Um Ohrspeicheldrüsenkrebs zu diagnostizieren, ist eine gründliche körperliche Untersuchung des Patienten erforderlich. Dabei wird der Ohrspeicheldrüsenbereich nach einer Schwellung abgetastet.
Häufig lässt sich bei der Tastuntersuchung auch eine harte Drüse finden, deren Oberfläche höckerig oder knotig ist. Nicht selten verspüren die Patienten beim Berühren dieser Drüse Schmerzen.
Weiterhin überprüft der Arzt die Funktion des Gesichtsnervs und untersucht den Hals auf mögliche Schwellungen der Lymphknoten. Darüber hinaus können eine Mundhöhlenspiegelung sowie eine Ohrspiegelung erfolgen.
Zur genaueren Diagnostik kommen bildgebende Verfahren zur Anwendung. Dazu gehören
- eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung)
- eine Computertomographie (CT) sowie
- eine Magnetresonanztomographie (MRT).
Auf diese Weise lassen sich Ausmaß und Struktur des Tumors ermitteln. Um einen gutartigen von einem bösartigen Tumor unterscheiden zu können, bedarf es der Abnahme einer Gewebeprobe (Biopsie), die dann in einem Labor feingeweblich untersucht wird.
Behandlung
Operationen
Sowohl bei bösartigen als auch bei gutartigen Ohrspeicheldrüsentumoren ist ein operativer Eingriff nötig. So besteht auch bei gutartigen Tumoren das Risiko, dass sie bösartig entarten.
Im Rahmen einer Parotidektomie entfernt der Operateur die Ohrspeicheldrüse. Lässt sich der Tumor nicht komplett herausoperieren, kann auch eine Teilentfernung erfolgen, um die Lebensqualität des Patienten zu verbessern.
Man unterscheidet mehrere Formen der Parotidektomie:
- bei der lateralen Parotidektomie liegt der Tumor im Außenlappen; ein Teil des Außenlappens der Ohrspeicheldrüse wird entfernt
- bei der subtotalen Parotidektomie liegt der Tumor im Innenlappen und teils auch an den äußeren Drüsen; diese Region wird zuerst entfernt und anschließend ein Stück des Innenlappens samt Tumor - mitunter müssen dabei auch die Gesichtsnerven freigelegt werden
- bei der totalen Parotidektomie wird der Tumor samt Ohrspeicheldrüse vollständig entfernt
- bei der radikalen Parotidektomie wird der Gesichtsnerv ebenfalls entfernt
Letztere Methode hängt davon ab, wie bösartig der Tumor ist und wie weit er sich bereits verbreitet hat. Falls möglich, stellt man den Gesichtsnerv anschließend wieder her, um eine Gesichtslähmung zu vermeiden.
Bei manchen Patienten kann es nötig sein, auch die Lymphknoten am Hals herauszuoperieren (Neck Dissection). Dabei entfernt man zusätzlich noch einige
- Blutgefäße
- Nerven und
- Muskeln
in der Halsgegend.
Strahlentherapie
Ist eine Operation nicht möglich oder sinnvoll, besteht die Behandlung aus einer Strahlentherapie. Die Bestrahlung der Krebszellen dient dazu, die Beschwerden des Patienten zu lindern und dessen Lebenserwartung zu verbessern. Eine Strahlentherapie muss allerdings auch häufig nach einer Operation erfolgen, was zumeist von der Gewebeart des Tumors abhängt.
Chemotherapie
Eine weitere Behandlungsmethode ist die Chemotherapie. Sie kommt allerdings nur selten zur Behandlung von Ohrspeicheldrüsenkrebs zum Einsatz und dient dabei in erster Linie zur Linderung der Symptome.
Prognose
Die Überlebensrate der Patienten bei Ohrspeicheldrüsenkrebs ist aufgrund der großen Vielfalt der Tumore unterschiedlich. Je nach Tumorart spricht man von einer zwischen 15 und 100 prozentigen Fünf-Jahres-Überlebensrate.
Die Prognose wird durch unterschiedliche Faktoren negativ beeinflusst; dazu zählen
- Halslymphknotenmetastasen
- eine Fazialisparese sowie
- ein extraparotidales Tumorwachstum.
Salivary-duct-Karzinome haben eine sehr schlechte Prognose. Die Prognose hängt auch davon ab, ob sich der Parotis-Tumor komplett oder nur teilweise entfernen lässt.
Problematisch bei Ohrspeicheldrüsenkrebs ist die relativ hohe Rückfallrate. So kommt es nach einer gewissen Zeit oftmals erneut zur Bildung eines Tumors.
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