Pest - Ursachen, Erscheinungsformen, Symptome und Behandlung

Die Pest zählt zu den gefährlichsten Infektionskrankheiten. Mediziner unterscheiden zwischen vier unterschiedlichen Erscheinungsformen.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: A20
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Eine der ansteckendsten und gefährlichsten Infektionskrankheiten ist die Pest (Pestis). Verursacht wird sie von dem Bakterium Yersinia pestis, von dem es mehrere Varianten gibt. In den meisten Fällen erfolgt die Übertragung der Krankheit durch mit Yersinien infizierte Rattenflöhe.

Gelegentlich können die Pesterreger auch von infizierten Nagetieren übertragen werden. So sind Nagetiere wie

die in Symbiose mit Flöhen oder Zecken leben, das wichtigste Reservoir der Yersinien. Kommt es jedoch zum Eingehen einer Nagerart, besteht die Möglichkeit, dass die kontaminierten Flöhe auf andere Wirte wie zum Beispiel Hausratten überwechseln, was eine Pestepidemie zur Folge haben kann.

Geschichte

Kaum eine Krankheit hat die Menschen so in Angst und Schrecken versetzt wie die Pest, die auch Schwarzer Tod genannt wurde. So kam es im 14. Jahrhundert durch eine Pestepidemie in Europa zu etwa 25 Millionen Todesopfern.

Die letzte große Pestepidemie auf dem europäischen Kontinent, die ebenfalls verheerende Folgen hatte, fand im 17. Jahrhundert statt. Seinen Namen erhielt der Pesterreger Yersinia pestis nach seinem Entdecker, dem Schweizer Bakteriologen Alexandre Yersin (1863-1943).

Vorkommen

In der heutigen Zeit tritt die Pest noch in

auf. Am häufigsten zeigt sich die Krankheit in Afrika. Die Gefahr von Epidemien besteht besonders in großen Städten, in denen viele Menschen auf engstem Raum und unter schlechten hygienischen Verhältnissen leben.

Allerdings treten heutzutage keine großen Epidemien wie im Mittelalter mehr auf. Da die Pest zu den Quarantäne-Krankheiten zählt, schirmt man erkrankte Menschen in speziellen Infektionsabteilungen ab.

Erscheinungsformen der Pest

In der Medizin wird zwischen vier unterschiedlichen Erscheinungsformen der Pest unterschieden. Dabei handelt es sich um

  • die Beulenpest (Bubonenpest)
  • die Pestsepsis
  • die Lungenpest und
  • die abortive Pest.

Die am häufigsten vorkommenden Formen sind die Lungenpest und die Beulenpest. Nicht selten entsteht aus einer Beulenpest eine Pestsepsis, die wiederum eine Lungenpest zur Folge hat.

Eine sehr seltene Form der Pest ist die Pestmeningitis. Dabei kommt es zu einem Befall der Hirnhäute mit Pesterregern. Als Sonderformen der Pest gelten die Pest-Pharingitis sowie die Hautpest.

Die abortive Pest stellt die mildeste Form der Pest dar. Sie tritt selten und nur in bestimmten Regionen auf.

Ursachen

Verantwortlich für die Pest ist das stäbchenförmige Bakterium Yersina pestis. Übertragen wird der gefährliche Erreger in den meisten Fällen durch Parasitenstiche. Diese Parasiten leben auf der Körperoberfläche von Nagetieren, die in freier Wildbahn vorkommen.

Als Vorläufer von Pestepidemien beim Menschen gilt die Rattenpest. Dabei infizieren sich Parasiten wie Flöhe bei den Ratten. Ist die Ratte an der Pest verendet, sucht sich der Rattenfloh einen neuen Wirt, bei dem es sich um einen Menschen handeln kann, und infiziert diesen, wenn er ihn sticht.

Es ist aber ebenso möglich, dass die Pest durch direkten Kontakt mit einem kranken Tier oder kontaminierte Gegenstände übertragen wird. Bei der Lungenpest kann die Übertragung auch durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch erfolgen.

Gelangen nach einer Infektion Pest-Bakterien in ausreichender Anzahl in die Blutbahn des Körpers, hat dies eine starke Konzentration der Erreger zur Folge. Dadurch kommt es im weiteren Verlauf zu einer Blutvergiftung (Sepsis). Verantwortlich für die Sepsis ist das natürliche Absterben der Yersinien.

Beim Todesvorgang geben die gefährlichen Keime ein giftiges Sekret unmittelbar in den Blutkreislauf ab. Unternehmen die Leber und die Nieren den Versuch, den Organismus von den Giftstoffen zu säubern, kann dies zu einer Nekrose führen. Schließlich stirbt der Patient an einem toxischen Schock.

Pestsepsis

In den meisten Fällen handelt es sich bei der Pestsepsis um eine Komplikation der Beulenpest oder Lungenpest. Es ist aber auch möglich, dass sie primär auftritt.

Verursacht wird die Pestsepsis durch die Yersinien-Bakterien, die in die Blutbahn gelangen und Organe wie

in Mitleidenschaft ziehen. Ein möglicher Grund für die Streuung der Pesterreger kann das Platzen von Pestbeulen nach innen sein.

Verlauf

Der Verlauf der Pest hängt davon ab, zu welcher Erscheinungsform es kommt und wie schnell die Behandlung beginnt. Ohne Behandlung ist die Prognose häufig negativ.

Besonders tödlich ist die Pestsepsis. Es gibt aber auch milde Formen der Pest, die nur schwach verlaufen, wie die abortive Pest.

Bei einer raschen Therapie mit Antibiotika ist die Prognose hingegen meist sehr gut. Überstehen die Patienten die Pest, entwickeln sie eine lang andauernde Immunität gegen den Erreger.

Symptome

Bei der Pest unterscheidet man zwischen unterschiedlichen Erscheinungsformen, die sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen. Dies sind vor allem die drei Hauptformen Beulenpest, die am häufigsten auftritt, Lungenpest, die eher selten ist, sowie die Pestsepsis.

Weitere Pestformen sind

  • Pestlaryngitis
  • Pestmeningitis und
  • Hautpest.

Zu welcher Pestform es kommt, ist von der Eintrittspforte und der Verbreitung im Organismus abhängig.

Beulenpest

Mit einem Anteil von rund 80 Prozent ist die Beulenpest, die auch Bubonenpest genannt wird, die am häufigsten vorkommende Pestform. Zu Beginn der Erkrankung kommt es zu Beschwerden wie Schüttelfrost und hohem Fieber, das bis zu 41 Grad Celsius betragen kann. Außerdem schwellen die Lymphknoten an der Einstichstelle des Parasiten an und bluten nach innen.

Dadurch entsteht ein blau-schwärzliches Schimmern auf der Haut. Im weiteren Verlauf leiden die Erkrankten auch unter Bewusstseinsstörungen.

Bei Berührungen der Pestbeulen tritt starker Druckschmerz auf. Die Beulen weisen einen Durchmesser bis zu 10 Zentimeter auf und bilden sich in erster Linie an den Leisten, den Achselhöhlen sowie am Hals. In manchen Fällen können die betroffenen Lymphknoten eitrig und geschwürig zerfallen.

Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass die Beulenpest in eine Pestsepsis (Blutvergiftung) übergeht. Bei 50 Prozent der Erkrankten führt die Beulenpest ohne rechtzeitige medizinische Behandlung zum Tode.

Lungenpest

Zu einer Lungenpest kommt es, wenn die Bakterien über die Luft eingeatmet werden. Schon nach wenigen Stunden zeigen sich Symptome wie

Im weiteren Verlauf treten

auf, der hochgradig infektiös ist. Schließlich kommt es zu einer schweren Lungenentzündung. Wird die Lungenpest nicht behandelt, endet sie fast immer tödlich.

Pestsepsis

Die Pestsepsis gilt als Komplikation von Beulenpest und Lungenpest. In manchen Fällen kommt sie aber auch primär vor. Da die Pesterreger dabei in die Blutbahn gelangen, können sie die Organe befallen.

Zu den typischen Symptomen der Pestsepsis gehören

  • ein schneller Puls
  • hohes Fieber
  • Verwirrtheit und
  • Lethargie.

Des Weiteren kommt es

Außerdem drohen ein Darmverschluss oder Nierenversagen. Auch eine Hirnhautentzündung, die man als Pest-Meningitis bezeichnet, ist im Bereich des Möglichen. Fast immer führt die Pestsepsis ohne Behandlung zum Tode.

Pestlaryngitis

Diese Form der Pest kennzeichnet sich durch

Abortive Pest

Hervorgerufen wird die abortive Pest zumeist durch Flohbisse. Dabei gelangen die Pesterreger in den Körper.

Die Beschwerden fallen jedoch deutlich milder aus als bei den anderen drei Pestformen. So treten bei den Betroffenen lediglich leichtes Fieber und etwas angeschwollene Lymphknoten auf.

Nach rund einer Woche verschwinden die Symptome von selbst wieder. Nachdem die Infektion überstanden ist, werden vom Organismus Antikörper gegen sämtliche Pesterreger gebildet, sodass eine nachhaltige Immunität gegen alle Pestformen besteht.

Diagnose

Diagnostiziert wird die Pest durch den Nachweis der Erreger, die man den Pestbeulen, dem Sputum (Auswurf) oder dem Blut entnimmt. Im fortgeschrittenen Stadium lassen sich auch Antikörper gegen den Pesterreger nachweisen. Ein Problem ist, dass die Symptome von Beulen- und Lungenpest zu Beginn der Krankheit einer Grippe ähneln, sodass die Gefahr einer Fehldiagnose besteht.

Behandlung

Um die Pest zu behandeln, setzt man Antibiotika ein. Dazu gehören vor allem

  • Doxycyclin
  • Streptomycin
  • Gentamicin und
  • Tetracyclin.

Haben die Erreger auch das zentrale Nervensystem befallen, verwendet man Chloramphecinol.

Als nicht geeignet gilt dagegen Penicillin, da es die Pesterreger nicht bekämpft. Überaus wichtig für den Erfolg der Therapie ist ein rascher Beginn der Behandlung, damit es nicht zu Komplikationen kommt. Findet die antibiotische Behandlung rechtzeitig statt, stehen die Chancen auf eine vollständige Heilung gut.

Vorbeugung

Die Pest ist eine Krankheit, die sehr ansteckend ist. Aus diesem Grund sind Vorbeugemaßnahmen besonders wichtig. Da die Pest zu den Quarantänekrankheiten zählt, müssen die Patienten für die Dauer der Erkrankung von anderen Menschen isoliert werden. Darüber hinaus stellt man auch Menschen, die Kontakt zu dem Pestpatienten hatten, für sechs Tage unter Quarantäne.

Treten Pestfälle auf, wird Risikogruppen, zu denen vor allem Krankenhausangestellte zählen, die vorbeugende Einnahme von Antibiotika wie Doxycyclin oder Ciprofloxacin empfohlen. Vor der Lungenpest kann ein Mundschutz bis zu einem gewissen Maß schützen.

Eine Impfung gegen die Pest ist prinzipiell möglich. Da dabei jedoch starke Nebenwirkungen auftreten, verwendet man sie heute nicht mehr.

Für normale Touristen ist eine Impfung auch nicht erforderlich. Wer auf Reisen in gefährdete Regionen geht, sollte jedoch den Besuch von Slums vermeiden.

Eine wichtige Vorbeugemaßnahme gegen die Pest ist die Bekämpfung von Ratten und Flöhen in den Gebieten, in denen sich die Erreger verbreiten. Darüber hinaus sollte gemeldet werden, wenn es zu auffällig vielen Todesfällen von Nagetieren kommt.

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