Paraphimose - Ursachen, Beschwerden und Behandlung
Als Paraphimose (auch Spanischer Kragen) bezeichnet man eine, meist verengte, Vorhaut, die zurückgezogen wurde und sich danach nicht mehr wieder über die Eichel streifen lässt. Es kommt zu einer Abschnürung der Blutgefäße und in Folge zu einer Schwellung der Vorhaut und Eichel, die einen medizinischen Notfall darstellt und umgehend behandelt werden muss. Durch die Unterversorgung mit Blut kann es schlimmstenfalls zum Absterben der Eichel kommen. Lesen Sie hier alles Wichtige über Ursachen, Beschwerden und die Behandlung einer Paraphimose.
Was ist eine Paraphimose?
Bei einer Paraphimose handelt es sich um einen äußerst schmerzhaften Zustand am Penis. Dabei lässt sich die Vorhaut, die über die Eichel zurückgezogen wurde, nicht mehr zurückstreifen, wodurch wiederum die Spitze des Penis abgeschnürt wird. In der Medizin ist die Paraphimose, die als medizinischer Notfall gilt, auch als Spanischer Kragen bekannt. In den meisten Fällen besteht beim Patienten einer Paraphimose bereits eine Phimose, also eine Verengung der Vorhaut.
Typisch für eine Paraphimose ist, dass sich die Vorhaut, nachdem sie hinter die Eichel zurückgeschoben wurde, nicht mehr zurück in ihre vorherige Position bringen lässt. Die Blutgefäße werden deswegen abgedrückt und es kommt zu einem Rückstau von Blut und Wasser innerhalb der Peniseichel. Infolgedessen setzt eine Schwellung der Vorhaut und Eichel ein und die Vorhaut kann nur noch schwer oder überhaupt nicht mehr in ihre Ursprungsposition zurückversetzt werden.
Ursachen einer Paraphimose
Hauptursache für eine Paraphimose ist eine bestehende Vorhautverengung. Vergisst der Betroffene zum Beispiel im Anschluss an hygienische Maßnahmen, die Vorhaut wieder über die Eichel zu streifen, kann dies zu dem urologischen Notfall führen.
In manchen Fällen sind aber auch medizinische Behandlungen für eine Paraphimose verantwortlich, wenn zum Beispiel vergessen wird, die Vorhaut nach dem Legen eines Blasenkatheters wieder in ihre ursprüngliche Lage zu bringen. Auch bei Kindern besteht das Risiko einer Paraphimose, wenn der Versuch unternommen wird, die Vorhautverengung aufzuheben, obwohl diese gar nicht besteht.
Mitunter entsteht die Paraphimose auch im Rahmen von Selbstbefriedigung oder beim Geschlechtsverkehr. Oft zeigt sich im nichterigierten Zustand des Penis kein Indiz für eine Vorhautverengung, während der Erektion nimmt das Glied jedoch an Umfang zu, wodurch eine Paraphimose entstehen kann.
Symptome einer Paraphimose
Weil die Paraphimose optisch einer breiten Halskrause der spanischen Edelleute aus dem 16. Jahrhundert ähnelt, wird sie mitunter auch Spanischer Kragen genannt.
Durch die Paraphimose entsteht hinter der Eichel um den Penisschaft herum eine Art Kragen. Diese Abschnürung verhindert wiederum den Abfluss des Blutes aus Eichel und Vorhaut. Im weiteren Verlauf schwellen Vorhaut und Eichel an, was zu einem Teufelskreis führt. So lässt sich die Vorhaut über die Eichel nur noch schwer zurückschieben. Wird diesem Zustand nicht rasch entgegengewirkt, erhält der Penis nicht das frische Blut, das er für seine Versorgung benötigt, sodass sich eine Nekrose bildet, die das Absterben der Eichel zur Folge hat.
Ein typisches Symptom der Paraphimose stellt das schmerzhafte Anschwellen von Vorhaut und Eichel dar. So lässt sich die Wassereinlagerung nicht mehr abtransportieren. Außerdem wird die Versorgung mit arteriellem Blut unterbrochen, über das Sauerstoff und wichtige Nährstoffe weitergeleitet werden. Bemerkbar macht sich dies durch eine blau-schwarze Verfärbung von Eichel und Vorhaut. In der Medizin wird das Absterben des Eichelgewebes auch als Glansgangrän bezeichnet. Die Schäden, die dadurch entstehen, gelten als irreversibel.
Diagnose einer Paraphimose
Weil die Paraphimose einen urologischen Notfall darstellt, muss unbedingt ein Arzt aufgesucht werden. Das gilt auch dann, wenn es dem Betroffenen von selbst gelingt, die Vorhaut wieder erfolgreich zurückzustreifen. Auf dem Weg zum Arzt sollte der Penis mit Eis gekühlt werden.
Die beste Anlaufstelle zur Behandlung einer Paraphimose ist der Urologe. Dieser befragt den Patienten zunächst, ob er unter einer Phimose leidet und unter welchen Umständen die Paraphimose entstand. Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung, in deren Rahmen der Penis genau begutachtet wird. Normalerweise reicht eine Blickdiagnose aus, um anhand von geschwollener Eichel und Vorhaut eine Paraphimose zu diagnostizieren.
Behandlung einer Paraphimose
In der Regel verabreicht der Urologe, der möglichst über ausreichende Erfahrung verfügen sollte, dem Patienten eine Betäubung und unternimmt den Versuch, die geschwollene Vorhaut behutsam auszudrücken, also von angestauter Gewebsflüssigkeit zu befreien. Nach dem Ausdrücken lässt sich die Vorhaut dann oft wieder über die Eichel zurückstreifen. Im Rahmen dieser Reposition wird die Eichel zumeist im Vorfeld mit Vaseline eingefettet, um ihr Zurückgleiten leichter zu machen. Die Prozedur ist relativ schmerzhaft.
Weniger Schmerzen bereitet es, die Schwellung der Peniseichel langsam auszudrücken. Dabei wird eine in Kochsalz getränkte Kompresse aufgelegt. Die Behandlung dauert in der Regel etwa zehn Minuten. Das Betäuben der Penisnerven ist für diesen Therapievorgang ausreichend.
Operation der Vorhaut
Hat das Absterben der Vorhaut bereits begonnen, muss ein chirurgischer Eingriff erfolgen. Gleiches gilt, wenn die manuelle Reposition der Eichel nicht erfolgreich verläuft.
Bei der Operation schneidet der Chirurg die zum Schnürring gewordene Vorhaut ein. Dieser Vorgang ermöglicht wieder einen reibungslosen Blutfluss.
Im Rahmen der Operation kann auch eine Beschneidung stattfinden, um weitere Paraphimosen zu unterbinden. Auch wenn der Repositionsvorgang gelingt, empfiehlt es sich, über eine Beschneidung nachzudenken, damit es nicht erneut zu einer Paraphimose kommt.
Sind Eichel und Vorhaut bereits abgestorben, ist grundsätzlich ein operativer Eingriff erforderlich.
Prognose einer Paraphimose
Wie die Prognose nach einer Paraphimose ausfällt, richtet sich danach, wie lange sie andauerte. Gelingt eine rasche Reposition, kommt es meist zu geringen Folgen und die Prognose ist positiv. Nach einer operativen Behandlung ist auf eine gute Wundheilung zu achten, damit keine Infektion einsetzt.
Ohne eine (zeitnahe) Behandlung droht das Entstehen von Geschwüren und das Absterben des Gewebes.
Prävention einer Paraphimose
Um eine Paraphimose zu verhindern, sollte die verengte Vorhaut nicht mit Gewalt zurückgestreift werden. Im Anschluss an das Waschen ist es ratsam, die Vorhaut sogleich wieder in ihre Ursprungslage zurückzuversetzen.
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