Pneumothorax - Ursachen, Symptome, Behandlung und Vorbeugemöglichkeiten

Ein Pneumothorax wird durch die Ansammlung von Luft im Pleuraspalt verursacht. Dies führt zu einem Kollaps von einem oder gar von beiden Lungenflügeln.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: J93 J94 J95 S27
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Definition

Als Pneumothorax bezeichnet man eine Erkrankung, bei der Luft in den Pleuraspalt, der sich zwischen den beiden Schichten des Brustfells (Pleura) befindet, gelangt. Dadurch kann die Belüftung des Lungenflügels oder auch beider Lungenflügel nicht mehr gewährleistet werden, wodurch es zu einer erschwerten Atmung kommt.

Begriff

Der Begriff "Pneumothorax" setzt sich aus den beiden Wortteilen "pneu" (Luft) und "thorax" (Brustraum) zusammen, was also Luft im Brustraum bedeutet. Allerdings ist dies nicht ganz korrekt übersetzt, denn bei einem Pneumothorax kommt es nur zwischen den beiden Schichten des Brustfells, dem Pleuraspalt, zu einer Luftansammlung. Normalerweise ist der Pleuraspalt luftleer.

Aufbau der Pleura

Als Pleura bezeichnet man eine feine Haut, die die Innenseite des Brustfells und die Lunge überspannt. Gebildet wird die Pleura aus dem Brustfell (Pleura parietalis) und dem Lungenfell (Pleura pulmonaris), die auch als Blätter bezeichnet werden.

Diese beiden Blätter liegen bei einer normalen Ausdehnung der Lunge zusammen. Zwischen den beiden Blättern liegt der mit einem gleitenden Flüssigkeitsfilm gefüllte Pleuraspalt. Dieser Flüssigkeitsfilm sorgt dafür, dass die Lunge am Brustfell haftet und den Atembewegungen des Brustkorbs folgen kann.

Wenn es nun zu einem Pneumothorax aufgrund einer Lungen- oder Bronchienverletzung kommt, dringt Luft in den Pleuraspalt ein und führt zum Kollaps des betroffenen Lungenflügels. Da nun nur noch ein Lungenflügel zum Atmen zur Verfügung steht, kommt es zu Atemproblemen.

Folgen

Die Auswirkungen eines Pneumothorax können sehr unterschiedlich sein. In manchen Fällen ist die in den Pleuraspalt eindringende Luftmasse so gering, dass der betroffene Patient nicht viel davon bemerkt. Es kann aber auch ein lebensgefährlicher Spannungspneumothorax entstehen, bei dem es zu dramatischen Einschränkungen der Lungentätigkeit beider Lungenflügel sowie der Herz-Kreislauf-Funktion kommt.

Das Spannungspneumothorax wird auch Ventilpneumothorax genannt, weil mit jedem Atemzug neue Luft in den Spalt eindringt, ohne wieder entweichen zu können, wodurch es zu einem immer größeren Druckanstieg kommt, der schließlich auch den zweiten Lungenflügel in Mitleidenschaft zieht.

Ursachen

Bei der Suche nach einer Ursache für einen Pneumothorax unterscheidet man zwischen:

  1. einem Spontanpneumothorax
  2. einem traumatischen Pneumothorax

Spontanpneumothorax

Der Spontanpneumothorax entsteht ohne äußere Einwirkung. Ursache dafür sind geplatzte kleine Lungenbläschen (Alveolen). Unterteilt wird der Spontanpneumothorax in:

  1. den idiopathischen Spontanpneumothorax
  2. den sekundären Spontanpneumothorax

Der idiopathische Spontanpneumothorax entsteht meist ohne erkennbare Ursache und betrifft meist hagere, schlanke Menschen unter 40 Jahren.

Vom sekundären Spontanpneumothorax, der eher selten vorkommt und durch bestimmte Lungenkrankheiten wie Asthma, Mukoviszidose oder einen Lungenabszess ausgelöst wird, sind zumeist ältere Menschen betroffen. Auch Lungeninfektionen wie eine offene Tuberkulose können der Grund für einen sekundären Spontanpneumothorax sein.

Traumatischer Pneumothorax

Ein traumatischer Pneumothorax wird hingegen durch äußere Einwirkung ausgelöst. Ursache dafür können

sein, bei der es zu einer Verletzung der Brustwand und des Lungengewebes kommt. Auch durch Rippenbrüche, bei denen die Pleura von Rippensplittern perforiert wird, kann ein traumatischer Pneumothorax verursacht werden.

Verlauf

In den meisten Fällen kommt es bei einem Pneumothorax zu einem positiven Verlauf. Ein Spontanpneumothorax verheilt meist von selbst. Allerdings kann er in rund 30 Prozent aller Fälle nochmals auftreten.

Bei einer Operation liegt die Heilungsquote sogar bei 99 Prozent. Zudem ist es höchst unwahrscheinlich, dass es nach einer Operation noch einmal zu einem Spontanpneumothorax kommt. Bei einem traumatischen Pneumothorax hängt der Verlauf davon ab, wie schwer die auslösende Verletzung ist.

Aufbau der menschlichen Lungenpleura
Aufbau der menschlichen Lungenpleura in der Grafik

Symptome

Zu den Symptomen eines Pneumothorax gehören:

  • Atemnot
  • schnelles Atmen, obwohl der Körper im Ruhezustand ist
  • Schmerzen im Bereich des Brustkorbs, die auf den Rücken, die Arme oder den Kopf ausstrahlen können

Weitere mögliche Symptome sind:

  • Hustenreiz
  • asymmetrische Atembewegungen
  • Hypotonie
  • eine bläuliche graue Hautfarbe

Bei einem Spannungspneumothorax tritt eine rasche Verschlechterung der Atemtätigkeit ein, es kommt zu beschleunigtem Herzschlag, einem Abfall des Blutdrucks und zu Lungenversagen. Dies kann zu einem lebensgefährlichen Schock führen.

Diagnose

In den meisten Fällen kann ein Pneumothorax schon durch die Beschreibung der Symptome erkannt werden. Außerdem werden die Lungen mit einem Stethoskop abgehört sowie der Brustkorb abgeklopft, was auch als Perkussion bezeichnet wird.

Weiteren Aufschluss können die Messung des Sauerstoffgehalts im Blut und des Kohlendioxidanteils geben, da bei einer geschädigten Lunge das Blut meist zu viel Kohlendioxid und zu wenig Sauerstoff enthält.

Zur Sicherung des Befundes wird eine Röntgenaufnahme des Brustkorbs angefertigt, auf der eine kollabierte Lunge gut erkannt werden kann.

Behandlung

Sauerstoffverabreichung

Bei einem leichten Pneumothorax wird dem Patienten Sauerstoff verabreicht. Nach einigen Tagen wird die in den Pleuraspalt gelangte Luft wieder vom Körper resorbiert. Bei größeren Luftmengen kann es bis zur vier Wochen dauern, bis diese resorbiert sind.

Sauerstoffverabreichung als mögliche behandlungsmethode
Sauerstoffverabreichung als mögliche behandlungsmethode

Thorax- bzw. Pleuradrainage

Um diesen Vorgang zu beschleunigen und bei einer zu großen Luftansammlung, kann die Luft auch mit einer kleinen Kanüle abgesaugt werden. Auch wenn sich Eiter oder Blut zwischen den Lungenfellen befindet, wird diese Behandlung angewandt.

Man bezeichnet diesen Vorgang als Thorax- bzw. Pleuradrainage. Die Kanüle wird dafür zwischen der zweiten und der dritten Rippe in den Körper eingeführt und die Drainage bleibt liegen, bis die Lunge wieder funktionstüchtig ist. Kommt es zu einem Spannungspneumothorax, muss die Luft so schnell wie möglich abgesaugt werden, da sonst Lebensgefahr droht.

Operativer Eingriff

Wenn es erneut zu einem Pneumothorax kommt oder sich der Zustand nicht bessert, ist ein operativer Eingriff erforderlich, um Emphysembläschen zu übernähen und gegebenenfalls Lungenteile zu entfernen. Kommt es zur Ansammlung von Eiter (Empyem) und Blut (Hämatothorax) im Pleuraspalt, erhält der Patient eine Drainage zur Entfernung der Flüssigkeit.

Für den Fall, dass sich eine bakterielle Infektion bildet, wird eine antibiotische Therapie angewendet.

Vorbeugung

Da häufig nicht die Ursache für ein Pneumothorax gefunden werden kann, sind auch keine speziellen Vorbeugemaßnahmen möglich.