Polypen - Wucherungen der Schleimhaut: Ursachen, Symptome und Behandlung

Von Nasenpolypen über Rachenpolypen bis hin zu Polypen an der Gebärmutter, das Spektrum, in dem Polypen auftreten können ist weit, doch die Ursache der Polypen ist immer gleich.

Von Tanja Tasci

Krankheitsbild

Mit dem Begriff Polypen verbinden Laien oft nur die Nasen- und Rachenpolypen, die sehr häufig bereits bei Kindern auftreten und einen eher kleinen operativen Eingriff notwendig machen. Doch Polypen können auf jeder Schleimhaut des menschlichen Körpers auftreten und nicht immer sind Polypen gutartig. Gerade die Vergrößerung der Rachenmandeln bei Kindern wird häufig als Polypen im Volksmund bezeichnet, doch medizinisch gesehen ist die korrekte Bezeichnung Adenoide und im Vergleich zu Polypen ist diese Vergrößerung meist zu 100 Prozent gutartig und so bedarf es nur der Entfernung der Mandeln und keiner längeren Nachbehandlung.

Formen

Polypen an sich sind Wucherungen, die sich auf jeder Schleimhaut bilden können, entweder einzeln oder in größeren Gruppen. Das Auftreten von mehreren Polypen auf einer Körperschleimhaut bezeichnen Mediziner als Polyposis. Besonders häufig betroffen sind hiervon

Doch auch an Zähnen und Harnblase kommt es immer wieder bei vereinzelten Patienten zum Auftreten von Polypen. Die häufigste Form sind jedoch Polypen der Nasenschleimhaut und gerade diese können sowohl in gutartiger als auch bösartiger Form auftreten.

Meist bilden sich die Polypen in der Nähe der Kieferhöhleneingänge, und dies beidseitig. Bei einseitigen Wucherungen ist dies oft ein Hinweis auf eine Tumorerkrankung und sollte deshalb so schnell es geht auf Bösartigkeit untersucht werden.

Ursachen

Die Ursachen für eine Wucherung der Schleimhaut beruht häufig auf chronischen Entzündungen der Schleimhaut, die durch Viren, Pilze und Bakterien hervorgerufen werden können. Doch auch Vorerkrankungen, wie Asthma, Bronchitis oder Allergien, können die Ursache darstellen. Die Statistik zeigt, besonders häufig betroffen sind mitunter Patienten, die unter einer grundsätzlichen Aspirinunverträglichkeit leiden.

Nasenpolypen

Einige Patienten leiden regelmäßig unter< bakteriologischen oder viralen Entzündungen. Diese Infektionen, die durch Viren oder Bakterien verursacht werden, können die Entstehung von Nasenpolypen begünstigen. Nasenpolypen sind auch oft die Folge anderer Erkrankungen, wie zum Beispiel Asthma.

Darmpolypen

Darmpolypen können vererbt werden. In vielen Familien tritt diese Erkrankung gehäuft auf. Auch die Ernährung hat möglicherweise Einfluss auf die Entstehung von Polypen im Darm. Zu den weiteren Faktoren zählen

Vergrößerte Rachenmandeln

Vergrößerte Rachenmandeln können ebenfalls erblich bedingt sein. Auch hier spielt möglicherweise die Ernährung eine Rolle für die Entstehung der Polypen. Da viele Kinder zu häufigen Infekten neigen, kann auch dies die Ursache für die Bildung von vergrößerten Rachenmandeln sein.

Verlauf

Nasenpolypen

Nasenpolypen müssen in der Regel operativ entfernt werden. Jedoch können sich diese jederzeit erneut bilden, so dass eine Operation nicht unbedingt eine Heilung verschafft.

Ist die Ursache für die Entstehung der Nasenpolypen bekannt und wird diese behoben, treten keine Polypen mehr auf. In den meisten Fällen ist die Ursache jedoch nicht bekannt, so dass sie auch nicht behoben werden kann.

Komplikationen

Zu den möglichen Komplikationen im weiteren Verlauf zählen:

Darmpolypen

Auch Darmpolypen müssen operativ entfernt werden, da sich aus diesen ein bösartiger Tumor entwickeln kann. Normalerweise handelt es sich hierbei um eine Routineoperation, jedoch können auch hier Komplikationen wie zum Beispiel

  • eine vorübergehende Schließmuskelschwäche (Stuhlabgang kann nicht mehr kontrolliert werden)
  • Wundheilungsstörungen oder
  • Narbenbruch

auftreten.

Komplikationen

Zu den möglichen Komplikationen im weiteren Verlauf zählen:

Vergrößerte Rachenmandeln

Auch vergrößerte Rachenmandeln müssen in jedem Fall operativ entfernt werden. Hierbei handelt es sich ebenfalls um einen Routineeingriff.

Nur selten treten Komplikationen wie Nachblutungen oder Schluckbeschwerden auf. Wird der Eingriff bei kleinen Kindern durchgeführt, können die Rachenmandeln auch wieder nachwachsen und sich erneut verdicken.

Symptome

Nasenpolypen

Polypen können in der Nasenschleimhaut vorkommen und werden dann Nasenpolypen genannt. Je nachdem, wie groß die Polypen sind, haben Patienten Probleme beim Atmen durch die Nase, da der Polyp den Nasengang verschmälert.

Je nachdem, wo der Polyp sitzt, kann er auch die Nasennebenhöhlengänge verengen und so Nebenhöhlenentzündungen begünstigen.

Patienten mit Nasenpolypen können auch nur noch eingeschränkt Düfte wahrnehmen. Die Stimme klingt oft, als würde man dem Betroffenen die Nase zuhalten.

Viele Patienten schnarchen nachts heftig, da sie nicht richtig durch die Nase atmen können. Diese Mundatmung verursacht auch häufige Infekte, da die eingeatmete Luft ungefiltert in den Körper gelangt.

Darmpolypen

Polypen können auch im Darm vorkommen. Die so genannten Darmpolypen verursachen teils

Einige Patienten verspüren auch Schmerzen. Oftmals verursachen die Darmpolypen jedoch auch keine Symptome und bleiben bis zu einer Routineuntersuchung daher unbemerkt.

Weitere Polypenarten

Umgangssprachlich werden auch vergrößerte Rachenmandeln als Polypen bezeichnet. Die Symptome sind den Beschwerden bei Nasenpolypen sehr ähnlich.

Polypen können sich auch im Magen, in den weiblichen Geschlechtsorganen oder der Harnblase befinden. Diese kommen jedoch seltener vor.

Diagnose

Nasenpolypen

Die Polypen der Nasenschleimhaut werden in der Regel von einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt diagnostiziert. Der HNO-Arzt untersucht die Nebenhöhlen der Nase mit speziellen Instrumenten, wie zum Beispiel einem Endoskop.

Hierbei handelt es sich um einen dünnen flexiblen Schlauch, der durch die Nase bis zu den Nasennebenhöhlen eingeführt werden kann. Zur Sicherung der Diagnose und weiteren Therapieplanung wird eine Computertomografieaufnahme angefertigt.

Darmpolypen

Darmpolypen werden meist vom Internisten diagnostiziert. Zur Sicherung seines Diagnoseverdachtes führt er eine Ultraschalluntersuchung des Darmes sowie eine Computertomografie durch. Durch diese Untersuchungen kann er auch die Größe des bzw. der Polypen beurteilen.

Zusätzlich wird auch eine Darmspiegelung (Koloskopie) durchgeführt. Über den Enddarm wird ein langer biegsamer Schlauch bis zum Darm vorgeschoben.

Der Arzt kann so den Polypen untersuchen und gegebenenfalls mit Hilfe einer dünnen Zange, die durch das Endoskop eingeführt wird, eine Probe entnehmen. Während dieser Untersuchung ist auch eine Behandlung des Polypen möglich.

Vergrößerte Rachenmandeln

Vergrößerte Rachenmandeln kommen überwiegend bei Kindern vor. Die Diagnose stellt daher meist der Kinderarzt. Er schaut in den Hals des Kindes und führt oftmals auch eine Spiegelung durch, um die Rachenmandeln genau sehen zu können. Zusätzlich erfolgt auch noch eine genaue Untersuchung der Ohren, da viele Kinder aufgrund einer vergrößerten Rachenmandel häufig Mittelohrentzündungen haben.

Therapie

Kleinere Polypen werden häufig gar nicht entdeckt, da sie keinerlei Beschwerden bei Betroffenen hervorrufen. Erst wenn die ersten auffälligen Beschwerden auftreten wird für viele Patienten der Gang zum Arzt fällig und eine Behandlung kann eingeleitet werden.

Meist ist jedoch ein operativer Eingriff nicht zu vermeiden, um Polypen jeglicher Art zu entfernen. Gerade bei Polypen, bei denen Tumorverdacht besteht, sollten Patienten den Eingriff nicht hinauszögern, um einen weiteren Befall zu vermeiden.

Bei Tumorverdacht ist es besonders wichtig, dass die Geschwulst nach Möglichkeit im Ganzen entfernt wird. Eine pathologische Entfernung des Gewebes ist nach der Entfernung dringend notwendig, um zu bestimmen ob das Gewebe bösartig war und eventuell eine weitere Behandlung notwendig wird.

Nasenpolypen

Die Nasenpolypen werden operativ entfernt und die verengten Nasennebenhöhlengänge erweitert. In der Zeit nach der Operation muss der Patient regelmäßig zum HNO-Arzt.

Zu Hause ist es unbedingt notwendig, Inhalationen durchzuführen sowie Nasenduschen (mit Salzwasser) anzuwenden. Meist wird auch Kortison-Nasensprays verordnet, das über mehrere Monate täglich angewendet werden muss.

Auf diese Weise kann man oft verhindern, dass die Polypen erneut auftreten. Handelt es sich noch um sehr kleine Polypen, werden diese oftmals auch nur mit dem Nasenspray behandelt. Eine Operation kann so in wenigen Fällen umgangen werden.

Darmpolypen

Darmpolypen werden ebenfalls im Rahmen einer Operation entfernt. Wichtig ist es hierbei, dass die kompletten Polypen entfernt werden, so dass keine Wucherung mehr zurückbleibt.

Diese kann möglicherweise nach einiger Zeit zu einem bösartigen Tumor (Krebs) führen. Die entfernten Polypen werden meist im Labor histologisch untersucht, ob es sich wirklich um einen gutartigen Polypen handelte.

Kleine Polypen können oftmals auch im Rahmen einer Koloskopie entfernt werden. Im Anschluss an den operativen oder endoskopischen Eingriff ist eine Weiterbehandlung beim Internisten dringend notwendig. Dieser führt in regelmäßigen Abständen weitere Darmspiegelungen durch, um feststellen zu können, ob erneut Polypen gewachsen sind.

Vergrößerte Rachenmandeln

Die vergrößerten Rachenmandeln werden bei Kindern ebenfalls im Rahmen einer kurzen Operation entfernt. Die Operation wird in Vollnarkose durchgeführt und dauert nur wenige Minuten.

Im Anschluss an die Operation muss das Kind viel trinken; besonders kalte Getränke erleichtern das Abschwellen. Auch Eisessen ist hier erlaubt. Da bei diesem Eingriff die Gefahr einer Nachblutung gegeben ist, sollte das Kind in den Tagen nach der Operation nicht allein gelassen werden.

Vorbeugung

Der Entstehung von Polypen kann man nicht vorbeugen. Sollten jedoch in der Familie Darmpolypen vorkommen, sollte man sich regelmäßig bei einem Internisten untersuchen lassen. Je früher der Polyp erkannt und therapiert wird, desto geringer ist die Gefahr, dass er bösartig wird.

Auch das regelmäßige Durchführen eines Hämoccult-Testes kann zur frühzeitigen Erkennung eines Darmpolypen beitragen. Dazu wird der Stuhlgang von drei verschiedenen Tagen in die Testbriefchen gegeben. In der Arztpraxis werden diese mit einer speziellen Lösung beträufelt, die unsichtbares (occultes) Blut sichtbar machen kann.

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