Affektive Psychosen - Seelische Erkrankungen mit nicht kontrollierbarer Störung der Gemütslage

Unter dem Begriff Affektive Psychose fasst man verschiedene seelische Erkrankungen zusammen. Dazu gehören Depressionen, Manien sowie bipolare Störungen.

Von Jens Hirseland

Unter dem Begriff "Affektive Psychose" fasst man verschiedene seelische Erkrankungen zusammen. Dazu gehören Depressionen, Manien sowie bipolare Störungen.

Bei einer affektiven Psychose handelt es sich um unterschiedliche psychische Störungen. Obwohl der Begriff "Affektive Psychose" im medizinischen Alltag verbreitet ist, entspricht er nicht mehr modernen Standards. So werden stattdessen eher die Begriffe Affektive Störung oder Affektstörung verwendet.

Ausprägungsformen

Eine affektive Psychose oder affektive Störung äußert sich in Form von nicht kontrollierbaren Depressionen oder Manien (Hochstimmungen). Es kann aber auch zu einem permanenten Wechsel zwischen beiden Stimmungslagen kommen, was man als bipolare Störung oder manisch-depressive Störung bezeichnet.

Nur die schweren Depressionen zählt man zu den psychotischen Störungen. Daher unterscheidet man zwischen psychotischen sowie neurotischen Depressionen, die einen leichteren Verlauf haben und sich mit der Lebensgeschichte des Patienten begründen lassen. Allerdings kann es auch zu einem fließenden Übergang von leichten zu schweren Depressionen kommen.

Symptome

Die Symptome bei einer affektiven Psychose oder Störung sind unterschiedlich und hängen von der jeweiligen Verlaufsform ab.

Manie

So kommt es bei einer Manie zu

  • Redefluss
  • motorischer Ruhelosigkeit
  • kurzen Schlafzeiten
  • Selbstüberschätzung
  • Hyperaktivität und
  • Hochstimmung, die mindestens eine Woche anhält.

Darüber hinaus reagieren die Betroffenen

Depression

Bei einer Depression verliert der Betroffene dagegen sein Selbstwertgefühl und ist nicht mehr in der Lage, Freude zu empfinden. Weiterhin kommt es zu Symptomen wie

Bipolare Störung

Im Falle einer bipolaren Störung wechseln sich manische und depressive Phasen miteinander ab. Die Intervalle zwischen den Phasen sind von unterschiedlicher Dauer.

Mit der Zeit werden sie jedoch immer kürzer. Wird die Psychose nicht behandelt, droht die Gefahr, dass sie chronisch verläuft und sich noch weiter verschlimmert.

Ursachen

Häufig ist die Erkrankung Ursache von Folgeproblemen. Dazu gehören zum Beispiel

Da die Depressionsphasen mit zunehmendem Lebensalter immer mehr zunehmen und länger andauern, steigt das Selbstmordrisiko bei den Betroffenen an. Die genaue Ursache für eine affektive Psychose ist nicht bekannt. Es wird angenommen, dass

  • biologische Faktoren
  • genetische Disposition oder
  • Umweltfaktoren

als mögliche Gründe für die Erkrankung infrage kommen.

Behandlung

Für die Behandlung einer affektiven Störung werden verschiedene Methoden angewandt.

Bei einer Manie

So erfolgt im Falle einer akuten Manie eine medikamentöse Therapie mit Neuroleptika. Mithilfe von bestimmten Antiepileptika und einer Lithiumtherapie kann zudem eine Phasenprophylaxe durchgeführt werden.

Bei einer Depression

Leidet der Patient dagegen unter Depressionen, verabreicht man ihm meist Antidepressiva wie zum Beispiel Citalopram oder Amitriptylin. Überaus wichtig ist zudem die Durchführung einer verhaltenstherapeutischen oder tiefenpsychologischen Psychotherapie.

Unter Umständen können bei schweren Depressionen und Manien dieselben soziotherapeutischen Behandlungsmethoden sinnvoll sein wie im Falle einer schizophrenen Psychose. Bei schweren Depressionen kommt zudem vermehrt eine Elektrokrampftherapie, bei der ein epileptischer Anfall durch den Einsatz von Strom ausgelöst wird, zur Anwendung. Diese Methode ist in Fachkreisen jedoch heftig umstritten.

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