Das Raynaud-Syndrom - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Raynaud-Syndrom bezeichnet man eine Gefäßkrankheit. Dabei kommt es zeitweise zum Erblassen von Fingern und Zehen.

Von Jens Hirseland

Das Raynaud-Syndrom, auch Weißfingerkrankheit oder Digitus mortuus genannt, zählt zu den Gefäßerkrankungen. Ein typisches Merkmal des Syndroms ist das anfallsartige Erblassen von Fingern und Zehen, das von Vasospasmen (Gefäßkrämpfen) hervorgerufen wird. Benannt wurde das Raynaud-Syndrom nach dem französischen Mediziner Maurice Raynaud (1834-1881), der die Krankheit entdeckte.

Formen des Raynaud-Syndroms

Das Raynaud-Syndrom lässt sich in zwei verschiedene Formen einteilen. So unterscheidet man zwischen dem primären Raynaud-Syndrom und dem sekundären Raynaud-Syndrom.

Während es sich bei dem primären Raynaud-Syndrom um ein idiopathisches Syndrom handelt, wird das sekundäre Raynaud-Syndrom von bestimmten Grunderkrankungen verursacht. Besonders betroffen von der Gefäßkrankheit sind Frauen zwischen dem 20. und dem 40. Lebensjahr.

Generell tritt die Erkrankung bei Frauen fünfmal häufiger auf als bei Männern. Insgesamt leiden rund 3 Prozent der Bevölkerung unter dem Raynaud-Syndrom.

Ursachen

Beim Raynaud-Syndrom treten Gefäßkrämpfe auf. Diese sind zumeist die Folge von Blutgefäßstörungen oder Störungen der Nervenaktivitäten. Aber auch Störungen im Hormonhaushalt kommen als Auslöser der Vasospasmen infrage.

Wodurch ein primäres Raynaud-Syndrom verursacht wird, ist unbekannt. Daher bezeichnet man es auch als idiopathisches Raynaud-Syndrom. Dagegen handelt es sich beim sekundären Raynaud-Syndrom um eine Begleitstörung, die auf bestimmte Grunderkrankungen zurückzuführen ist.

Dazu gehören vor allem Autoimmunkrankheiten wie

Weitere mögliche Auslöser können

  • Schwermetalle
  • die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie Betablockern, Zytostatika oder Ergotaminpräparaten
  • Erkrankungen des Blutes
  • maligne Lymphome
  • Vibrationstraumata
  • eine Nervenschädigung

sein. Auch Nikotin und Drogen wie Kokain und Amphetamine kommen als Verursacher in Betracht. In den meisten Fällen werden die Symptome des Raynaud-Syndroms durch Kälte oder psychischen Stress ausgelöst.

Symptome

Bemerkbar macht sich das Raynaud-Syndrom durch eine blasse oder bläuliche Verfärbung der Finger oder der Zehen. Diese entsteht durch die gestörte Blutzufuhr. Außerdem leiden die betroffenen Personen unter Missempfindungen wie Kribbeln oder Gefühllosigkeit.

Mitunter kann es auch zu Schmerzen kommen. Normalerweise halten die Beschwerden ca. 30 Minuten an, in manchen Fällen dauern sie aber auch einige Stunden. Nach dem Abklingen der Symptome verfärbt sich die Haut rot.

Bei länger andauernden Beschwerden besteht die Gefahr, dass die Blutgefäße permanent geschädigt werden, was zu einer Nekrose führen kann. Bei einem primären Raynaud-Syndrom ist dies jedoch in der Regel kaum der Fall.

Wird das Raynaud-Syndrom von einer Sklerodermie verursacht, kommt es zu einer Verdickung von Händen, Armen oder Gesicht. Außerdem verändern sich die örtlichen Blutgefäße.

Kribbeln oder Gefühlslosigkeit in den Fingern als typisches Symptom
Kribbeln oder Gefühlslosigkeit in den Fingern als typisches Symptom

Diagnose

In den meisten Fällen genügen bereits die typischen Symptome, um das Raynaud-Syndrom zu diagnostizieren. Es besteht aber auch die Möglichkeit, einen Raynaud-Anfall hervorzurufen. Zu diesem Zweck legt der Patient seine Hände in sehr kaltes Wasser.

Eine weitere Untersuchungsmethode ist die so genannte Faustschlussprobe. Das heißt, dass der Patient seine Hand erhebt und sie immer wieder zur Faust ballt.

Gleichzeitig umschließt der Arzt das Handgelenk und reduziert auf diese Weise die Blutzufuhr. Danach erfolgt eine Überprüfung der Durchblutung.

Im Rahmen der Diagnostik ist es wichtig, das primäre Raynaud-Syndrom von der sekundären Form zu unterscheiden. Um eventuelle Veränderungen zu erkennen, betrachtet der Arzt die Blutgefäße innerhalb der Nagelfalz.

Mithilfe einer Blutuntersuchung können diverse Grunderkrankungen als Verursacher des Raynaud-Syndroms festgestellt werden. Außerdem lässt sich auf diese Weise ein primäres Raynaud-Syndrom von einem sekundären Syndrom unterscheiden. Ebenfalls abgegrenzt werden müssen eine Emoblie in den Extremitätenarterien sowie die periphere Verschlusskrankheit.

Behandlung

Heilen lässt sich das Raynaud-Syndrom nicht. Da es jedoch als harmlos gilt, ist nicht immer eine medizinische Behandlung notwendig.

Durch Warmhalten der Finger und Zehen können die Betroffenen die Anfälle vermeiden oder zumindest verkürzen. So wird empfohlen, warme Schuhe und Handschuhe zu tragen. Durch regelmäßige Bewegung lässt sich der Kreislauf ankurbeln.

Hilfreich kann auch ein besserer Umgang mit Stress sein. Als empfehlenswert gelten Entspannungsmethoden wie die Progressive Muskelentspannung oder Autogenes Training. In manchen Fällen ist auch ein Biofeedback sinnvoll.

Außerdem sollte man auf das Rauchen verzichten. Ist eine Grunderkrankung für das Raynaud-Syndrom verantwortlich, muss diese entsprechend behandelt werden.

Medikamente

Bei einigen Patienten kann auch eine medikamentöse Therapie erforderlich sein. Dabei kommen

  • ACE-Hemmer wie Captopril
  • Kalzium-Antagonisten wie Nifedipin, Diclofenac, Pentoxiphyllin oder
  • Prostaglandine wie Misoprostol

zum Einsatz. Handelt es sich um einen sehr schweren Fall, besteht die Option, einen operativen Eingriff vornehmen zu lassen. Dabei durchtrennt man den Nerv, der für die Regulierung der Gefäßweite innerhalb der Hand zuständig ist.

Prognose

In den meisten Fällen ist die Prognose bei einem Raynaud-Syndrom positiv. Zu Komplikationen wie einer Nekrose kommt es nur sehr selten.