Reizdarm-Syndrom - Ursachen, Symptome und Behandlung
Das Reizdarm-Syndrom äußert sich durch verschiedene Symptome. Die Diagnostik ist dadurch recht umfangreich. Welche Faktoren zu einem Reizdarm-Syndrom führen, sind nicht genau bekannt. Der Verlauf dieser Erkrankung ist langwierig.
Krankheitsbild
Beim Reizdarm-Syndrom handelt es sich um gastrointestinale Beschwerden, welche mit Störungen der Stuhlausscheidung einhergehen. Dabei lassen sich die Störungen nicht auf organische Ursachen zurückführen.
Wer unter dem Reizdarm-Syndrom zu leiden hat, ist vielen Einschränkungen im Alltag unterworfen. Die Beschwerden können schmerzhaft und peinlich sein und zu einer wahren psychischen Belastung werden.
Wenn sich keine konkrete Unverträglichkeit eingrenzen lässt, wird das Problem auch von Medizinern häufig nicht ernst genommen. Dabei sind zehn bis zwanzig Prozent der Menschen zwischen 35 und 50 Jahren betroffen; die psychosomatische Komponente macht es eher schwieriger als leichter, mit dem Problem umzugehen. Das Reizdarmsyndrom kennt man auch unter den Bezeichnungen
- Reizkolon
- spastisches oder irritables Kolon sowie
- Colon irritabile.
Ursachen
Die Ursachen des Reizdarm-Syndroms sind noch weitgehend unbekannt. Faktoren für die Entstehung der Erkrankung können zum Beispiel
- Stress
- falsche Ernährung oder auch
- psychische Faktoren
sein. Einige Patienten hatten auch früher eine Darmerkrankung und seitdem Angst, sie könnte wieder auftreten. Einige Patienten empfinden normale Verdauungsvorgänge auch als krankhaft und steigern sich so in die Erkrankung hinein.
Zu den weiteren Auslösern können auch
- eine gestörte Immunabwehr
- Nebenwirkungen von Medikamenten
- eine erbliche Veranlagung oder
- hormonelle Einflüsse
zählen. Welche Ursachen genau die Erkrankung auslösen, sind jedoch noch nicht erforscht.
Ein Blick in die Augen: Alternative Ursachenfindung
Ein Spezialgebiet von gut ausgebildeten Heilpraktikern ist die Iridologie, also das Ablesen von Mangelerscheinungen und Störungen durch einen genauen Blick auf die Iris im Auge des Menschen. So können Rückschlüsse auf die Ursachen des Reizdarms getroffen und direkt an der Basis behandelt werden.
Gerade im Bezug auf Verdauungsstörungen erweist sich die Iridologie sehr oft als hilfreich. Meist gibt es verschiedene auslösende Faktoren, die anhand der Iris ausgemacht werden können, zum Beispiel eine starke Übersäuerung des Körpers (Acidose) oder eine Überreizung des Nervensystems. So kann der Heilpraktiker die individuellen Schwachstellen herausfinden.
Verlauf
Dadurch dass die genauen Ursachen nicht bekannt sind, gestaltet sich die Therapie auch schwierig. Viele Patienten gehen erst dann zum Arzt, wenn sie bereits Jahre oder Jahrzehnte am Reizdarm-Syndrom leiden und die Symptome nun ohne Behandlung nicht mehr aushalten können oder wollen. Nur die wenigsten Betroffenen werden durch die Therapie von ihren Beschwerden befreit.
Viele Patienten können jedoch mit ihrer Erkrankung besser zurechtkommen, wenn sie erfahren, dass es sich nicht um eine bösartige Erkrankung handelt und dass sich aus dieser Krankheit keine anderen Krankheiten entwickeln können. Menschen mit einem Reizdarm-Syndrom können genauso alt werden wie gesunde Menschen.
Symptome
Patienten mit einem Reizdarm-Syndrom leiden unter einer Vielzahl von Symptomen. Sie haben Verstopfung und Durchfall im Wechsel und dabei oft Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe. Der Stuhlgang ist oft mit Schleim vermischt.
Viele Patienten haben nach dem Stuhlgang das Gefühl, den Darm nicht komplett entleert zu haben. Oft bereitet der Stuhlgang auch starke Schmerzen. Auch Blähungen treten häufig auf.
Neben diesen Beschwerden, die den Darm betreffen, treten auch Symptome wie
usw. auf. In der Nacht geht es jedoch den meisten Patienten gut.
Diagnose
Die Patienten gehen mit diesen Beschwerden meist erst recht spät zum Arzt. Dieser führt eine ausführliche körperliche Untersuchung durch und tastet dabei gründlich den Bauch ab. Der Arzt befragt den Patienten zu bisherigen Erkrankungen, zum genauen Krankheitsverlauf und zu Krankheiten in der Familie.
Zu Beginn seiner Diagnostik untersucht der Arzt den Enddarm des Patienten mit dem Finger. Im Rahmen der rektalen Untersuchung führt der Arzt einen Finger über den After des Patienten ein und kann dann das letzte Stück des Darmes auf Veränderungen abtasten.
Im Rahmen der Untersuchung führt der Arzt auch eine
- Blutabnahme
- eine Untersuchung des Urins sowie
- des Stuhlgangs
- einen Allergietest
- eine Magen-/Darmspiegelung
- eine Ultraschalluntersuchung und eine
- Röntgenaufnahme
durch. Da die Symptome auch für viele weitere Erkrankungen sprechen können, muss der Arzt diese ausschließen können.
Bei der Stuhluntersuchung könnte zum Beispiel festgestellt werden, ob sich Parasiten (wie Würmer) im Darm befinden.
Den Allergietest führt der Arzt durch, um mögliche Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausschließen zu können. Dem Patienten werden dazu Lösungen verschiedener Nahrungsmittel auf den Unterarm getropft.
Die Tropfen werden mit einer dünnen Nadel eingeritzt, so dass die Lösung unter die Haut des Patienten gelangen kann. Verfärbt sich die Stelle nach wenigen Minuten rötlich, reagiert der Patient allergisch auf das Nahrungsmittel.
Magen- und Darmspiegelung können im Rahmen einer Untersuchung oder während zwei getrennten Untersuchungen durchgeführt werden. Für die Magenspiegelung erhält der Patient ein Rachenspray, das den Würgereiz beim Einführen des Endoskops hemmt.
Das Endoskop ist ein langer biegsamer Schlauch, der über den Mund des Patienten durch die Speiseröhre in den Magen geschoben wird. Führt der Arzt zusätzlich eine dünne Zange über das Endoskop ein, kann während dieser Untersuchung auch eine Probe entnommen werden.
Vor der Darmspiegelung erhält der Patient meist ein leichtes Beruhigungsmittel. Das Endoskop wird über den Enddarm des Patienten eingeführt. Dieses Endoskop ist wesentlich länger als das Endoskop der Magenspiegelung, da der Darm um ein vielfaches länger als der Magen ist.
Auch hier kann der Arzt über eine dünne Zange eine Probe aus der Darmschleimhaut entnehmen und histologisch untersuchen lassen. Durch die Darmspiegelung lässt sich zum Beispiel Darmkrebs ausschließen, der ähnliche Symptome verursachen würde.
Zu den weiteren Erkrankungen, die auszuschließen sind, zählen
- eine Divertikulitis
- eine Ureterkolik
- eine Leistenhernie
- eine Endometriose
- Morbus Crohn
- eine Zöliakie
- eine Laktoseintoleranz sowie
- psychiatrische Erkrankungen.
Behandlung
Es gibt noch kein Medikament, das das Reizdarm-Syndrom heilt. Demzufolge kann der Arzt nur Medikamente verordnen, die die Symptome lindern.
Jeder Patient mit einem Reizdarm-Syndrom sollte
- sich gesund und vitaminreich ernähren
- viel trinken
- sich ausreichend bewegen und
- Ruhephasen in den Alltag einbauen.
Medikamente
Der Arzt verordnet Medikamente, die den Durchfall lindern können sowie Abführmittel gegen eine Verstopfung. Gegen die Bauchkrämpfe kann der Patient krampflösende Präparate einnehmen.
In Deutschland zugelassen ist der Wirkstoff Butylscopolamin, der in verschiedenen Medikamenten eingesetzt wird und nachweislich Linderung bringen kann. Bei einem anderen Wirkstoff allerdings - Mebeverin - fehlt der wissenschaftliche Nachweis für seine Wirksamkeit. Ob die Medikamente helfen, muss individuell ausprobiert werden.
Aufklärung und psychologische Behandlung
Neben diesen Medikamenten gehört auch ein ausführliches Gespräch zwischen Arzt und Patient zur Therapie. Der Arzt klärt den Patienten über seine Erkrankung auf und dass es sich dem Grunde nach um eine "harmlose" Erkrankung handelt, aus der sich keine schwerwiegenden Krankheiten entwickeln können.
In einigen Fällen kann auch eine psychologische Behandlung sinnvoll sein. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn psychische Faktoren die Ursachen für die Erkrankung sind.
Hypnose und Tagebuch
Eine tatsächlich zum Teil erstaunlich erfolgreiche Therapie ist eine Hypnosebehandlung. Bei dieser vermittelt der Therapeut dem Unterbewusstsein eine bestimmte Vorstellung, wie etwa der von einem gesunden Darm.
Doch auch wer sich einfach Zeit gibt und versucht, Stressfaktoren im Alltag abzuschalten, kann Glück haben. In vielen Fällen verschwinden die Beschwerden mit der Zeit fast von allein.
Viele Ärzte raten ihren Patienten auch, ein Tagebuch zu führen. In dieses tragen die Patienten ein, wann welche Beschwerden bestanden haben, was gegessen wurde, was unternommen wurde usw. Die Auswertung dieses Tagebuches ist oftmals hilfreich für die Therapie.
In Sachen Ernährung
Hilfreich können der Verzicht auf blähende Speisen wie
- Zwiebeln und
- Hülsenfrüchte,
- auf Kaffee,
- Alkohol und
- Nikotin
sein. Wichtig ist auch die ausreichende Aufnahme von Ballaststoffen, wobei sich lösliche Ballaststoffe, zum Beispiel aus indischen Flohsamenschalen, besonders gut eignen, da sie kaum Blähungen verursachen. Sie sorgen für eine natürliche Darmregulierung mit weicheren, volumenreichen Stühlen.
Wichtig: Zu Flohsamen unbedingt sehr viel trinken! Eine Heilung des Reizdarm-Syndroms ist jedoch auch durch diese Maßnahmen nicht möglich.
Pflanzliche Arzneimittel und ein ausgeglichener Lebensstil
Pflanzliche Arzneimittel unterstützem die Therapie wirksam. Ein angegriffenes Nervensystem kann beispielsweise mit Phytopharmaka auf Basis von Hopfen und Melisse gestärkt werden, während der Patient gleichzeitig versuchen sollte, zu viel Stress zu vermeiden.
Einer Übersäuerung wirkt man am besten mit einer Ernährungsumstellung entgegen, in der säurefördernde Lebensmittel wie tierische Produkte und Genussmittel eingeschränkt werden. Die Darmbeschwerden selbst lassen sich gut mit der Kraft der Natur behandeln.
Pflanzliche Medikamente und Kräutertees versprechen Linderung. Besonders gut für Magen und Darm sind zum Beispiel
- Kümmel
- Fenchel
- Anis
- Kamille
- Melisse oder
- Pfefferminze.
Krämpfe werden gelöst, Schmerzen gelindert und Entzündungen klingen ab. Dennoch ist es wichtig, einen kompetenten Arzt von dieser Form der Behandlung zu unterrichten. Mit alternativen Behandlungsansätzen können zwar gute Erfolge erzielt werden, aber frei von Risiken und Nebenwirkungen sind sie nicht.
Vorbeugung
Eine Vorbeugung vor der Krankheit ist nicht möglich. Jedoch sollte sich jeder Mensch gesund und ausgewogen ernähren, ausreichend trinken und sich regelmäßig bewegen. Auch wer regelmäßig Entspannungsübungen durchführt, trägt zur eigenen Gesundheit bei.
Grundsätzlich sollte man mit den genannten Beschwerden keine Jahre oder Jahrzehnte warten, bis man diese vom Arzt abklären lässt. Die Symptome können auch für schwerwiegende und sogar lebensbedrohliche Erkrankungen sprechen, die möglichst bald behandelt werden müssen. Wer demnach entsprechende Symptome bei sich bemerkt, sollte die Abklärung nicht auf die lange Bank schieben.
Nicht nur der Darm kann gereizt sein; es gibt viele weitere "reizende" Beschwerden, die den Alltag belasten können...
Reizende Krankheiten
Der Reizmagen
Sie leiden unter Völlegefühl, Ihr Bauch tut weh? Da helfen pflanzliche Mittel wie Weidenrinde. Auch ausreichend Schlaf ist wichtig, so Erholen sich die Organe.
Die Reizblase
Sie müssen ständig aufs Klo, auch wenn die Blase leer ist? Ziehen sie sich warme Socken an. Denn warme Füsse und Blasentee verhindern eine Reizblase.
Der Reizhusten
Sie müssen immer wieder husten, obwohl ihr Arzt gemeint hat, dass kein Infekt vorliegt? Vermutlich sind Ihre Atemwege entzündet. Ein Tipp zur Abhilfe sind dabei Arzneien mit Thymian oder Efeu, diese lindern die Entzündung. Herkömmliche Hustenmittel dagegen helfen nicht, sie bekämpfen nicht die Ursache.
Das Reizauge
Ihre Augen sind trocken und oft gerötet? Ursachen sind häufig Staub, Wärme und besonders im Winter die trockene Heizungsluft. Oft ist der Tränenfilm nicht optimal und sorgt für Bindehautentzündungen.
Ein Tipp ist hierbei frische Luft und viel Flüssigkeit. Wenn das nichts hilft nehmen Sie künstliche Tränenflüssigkeit.
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.