Röteln-Impfung bei Kindern und Erwachsenen
Die Röteln-Impfung bietet Schutz gegen die Kinderkrankheit Röteln. Da die Infektionskrankheit aber auch bei Erwachsenen auftreten kann und insbesondere für Schwangere bzw. deren ungeborenes Kind eine Gefahr darstellt, wird auch Jugendlichen und Erwachsenen zu einer Impfung geraten, sofern noch kein ausreichender Impfschutz besteht, denn der Rötelnimpfstoff stellt heute einen Bestandteil der standardmäßigen MMR-Impfung im Säuglingsalter dar. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige zur Röteln-Impfung bei Babys und Erwachsenen.
Wann ist eine Impfung gegen Röteln sinnvoll?
Die Röteln zählen zu den klassischen Kinderkrankheiten, können aber mitunter auch bei erwachsenen Menschen auftreten. Die Röteln rufen Hautausschlag hervor, der mit geschwollenen Lymphknoten sowie erhöhter Körpertemperatur einhergeht. Außerdem treten Beschwerden einer Atemwegsentzündung auf.
Hervorgerufen werden die Röteln von Viren. Deren Übertragung erfolgt durch Husten, Niesen oder Sprechen.
Als besonders bedenklich gelten Röteln während der Schwangerschaft, weil dadurch die Gefahr besteht, dass das ungeborene Kind Schaden erleidet. Aus diesem Grund sollten vor allem Mädchen auf einen lückenlosen Impfschutz achten. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt generell allen Kindern eine Impfung gegen Röteln.
Die STIKO empfiehlt eine Röteln-Impfung für alle Kinder. Um einer Röteln-Erkrankung während der Schwangerschaft vorzubeugen, sollten sich Mädchen spätestens zwischen dem 11. und dem 16. Lebensjahr einer Röteln-Impfung unterziehen.
Rötelnimpfstoff
Der Impfstoff gegen Röteln zählt zu den Lebendimpfstoffen. Entwickelt wurde er Mitte der 60er Jahre in den USA durch die amerikanischen Mediziner Saul Krugman und Louis Cooper. Die Zulassung des Impfstoffes erfolgte im Jahr 1969. Zur gleichen Zeit kam auch der Impfstoff Meruvax, der von dem US-Mikrobiologen Maurice R. Hilleman entwickelt wurde, auf den Markt.
Bei den Impfstämmen handelt es sich unter anderem um HPV-77, Cendehill, RA27/3, Matsuura und Takahashi. Im Großbritannien ist außerdem der Impfstamm MRC-5 zugelassen.
Die Rötelnimpfstoffe stellen einen wichtigen Bestandteil der Mehrfachimpfstoffe MMR gegen Mumps, Masern und Röteln sowie MMRV, der zusätzlich einen Impfstoff gegen Windpocken enthält, dar.
Die WHO (Weltgesundheitsorganisation) setzte den Rötelnimpfstoff auf die Liste der unverzichtbaren Medikamente.
Wirkung des Impfstoffs
Im Anschluss an eine Impfung gegen Röteln bilden sich im Organismus neutralisierende Antikörper. Sie schützen ihn vor einer weiteren Infektion mit den Rötelnviren. Um seine volle Wirkung entfalten zu können, muss der Rötelnimpfstoff zweimal verabreicht werden.
Innerhalb von zwölf Monaten erlangen rund 95 Prozent aller Geimpften eine Immunität gegen die auslösenden Viren. Bei über 90 Prozent aller geimpften Personen hält die Immunität gegen die Krankheit wenigstens 15 Jahre an. In den meisten Fällen besteht sogar eine lebenslange Immunität.
Impfschema
Verabreicht wird der Impfstoff gegen Röteln durch Spritzen unter die Haut oder in einen Muskel. Meist handelt es sich dabei um das Gesäß, den Oberarm oder den Oberschenkel.
- Die erste Impfung gegen Röteln, die gemeinsam mit einer Impfung gegen Mumps und Masern erfolgt, empfiehlt die STIKO im Alter zwischen elf und 14 Monaten.
- Die zweite Impfung wird dann im Alter zwischen 15 und 23 Monaten vorgenommen.
Nach diesen zwei Impfungen besteht im Normalfall ein ausreichender Schutz gegen die Rötelnviren. Bleibt die Impfung aus, ist es ratsam, sie so schnell wie möglich nachzuholen.
Impfung gegen Röteln bei Mädchen und Frauen
Werden Mädchen nicht im Kleinkindalter gegen Röteln geimpft, ist es wichtig, die Impfung im Alter zwischen elf und 16 Jahren nachzuholen.
Eine Impfung sollte auch generell bei Frauen stattfinden, die sich im gebärfähigen Alter befinden und nicht gegen Röteln geimpft sind oder deren Impfstatus unklar ist. Ihnen wird von Medizinern dazu geraten, sich zwei Mal mit dem MMR-Impfstoff impfen zu lassen. Erfolgte in der Kindheit zumindest eine Röteln-Impfung, reicht eine einmalige Impfung aus, um den Schutz vor den Rötelnviren zu gewährleisten.
Röteln in der Schwangerschaft
Der Schutz vor Röteln ist gerade in der Schwangerschaft besonders wichtig. Zwar nimmt die Infektion bei der werdenden Mutter in der Regel einen harmlosen Verlauf, doch besteht das Risiko, dass die Viren auf das ungeborene Kind übergreifen, wodurch schwere gesundheitliche Schäden drohen.
Da in Deutschland bei rund acht Prozent aller Frauen vor der Schwangerschaft keine Impfung gegen Röteln durchgeführt wurde, leiden jedes Jahr ca. 50 bis 100 Babys nach ihrer Geburt unter einer ausgeprägten Rötelnembryopathie. Nicht selten kommt es deswegen zu Entwicklungsstörungen und Herzfehlern. Des Weiteren drohen Beeinträchtigungen des Hör- und Sehvermögens. Einige Kinder werden sogar bereits taub oder blind geboren. Oftmals wird auch das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen, wodurch eine Enzephalitis (Entzündung des Gehirns) oder Minderentwicklung des Gehirns auftreten.
Welches Ausmaß die Schäden durch die Röteln annehmen, richtet sich danach, zu welchem Zeitpunkt der Schwangerschaft sich die Erkrankung zeigt. Schwere Schäden drohen vor allem bis zur zwölften Schwangerschaftswoche. Danach schwächt sich das Risiko ab.
Postexpositionelle passive Impfung gegen Röteln
Während einer Schwangerschaft sollte eine aktive Rötelnimpfung nicht erfolgen, weil diese dem Kind schaden könnte.
Verfügt eine schwangere Frau nicht über eine Röteln-Impfung und besteht der Verdacht einer Infektion mit dem Rötelnvirus, lässt sich binnen 72 Stunden eine postexpositionelle passive Impfung vornehmen. Der Begriff "postexpositionell" bedeutet eine Impfung, die nach der Infektion stattfindet.
Der Unterschied zur aktiven Impfung besteht bei einem passiven Impfvorgang darin, dass der Impfstoff nicht über abgeschwächte Rötelnviren verfügt, sondern stattdessen fertige Antikörper enthält. Ein Nachteil ist allerdings, dass die postexpositionelle Impfung keinen hundertprozentigen Schutz garantiert. Außerdem besteht der Schutz nur vorübergehend, da die fremden Antikörper vom Organismus wieder abgebaut werden. Daher dient die passive Impfung auch nur für einen Notfall und kann die Aktivimpfung nicht ersetzen.
Rötelnimpfung für Erwachsene
Erwachsenen Personen, die nicht geimpft sind oder einen unklaren Impfstatus haben, wird zu einer Rötelnimpfung geraten, wenn sie in Einrichtungen für Kinder, in der Geburtshilfe oder bei der Betreuung von Schwangeren arbeiten. Gleiches gilt für nicht geimpfte Erwachsene, bei denen Kontakt zu Rötelnkranken besteht. Dabei kommt ebenfalls der kombinierte MMR-Impfstoff zum Einsatz.
Kontraindikationen der Röteln-Impfung
In manchen Fällen ist es besser, keine Impfung gegen die Röteln vornehmen zu lassen:
- In der Schwangerschaft
- Bei Allergie gegen Hühnereiweiß, das im Impfstoff enthalten ist
- Bei hohem Fieber
- Beim Vorliegen einer ausgeprägten Immunschwäche
- Beim Verabreichen einer Bluttransfusion oder von Medikamenten, die Antikörper enthalten
Mögliche Nebenwirkungen der Röteln-Impfung
Manchmal treten nach einer Röteln-Impfung unerwünschte Nebeneffekte auf. Meist zeigen sich dabei lokale Schwellungen und Hautrötungen an der Injektionsstelle. Ferner drohen allgemeine Beschwerden wie Fieber und Müdigkeit. All diese Nebenwirkungen gehen jedoch nach wenigen Tagen wieder zurück.
Können Röteln trotz Schutzimpfung auftreten?
Gelegentlich erkranken Menschen an Röteln, obwohl sie gegen diese Krankheit geimpft wurden. Dies geschieht zumeist bei Personen, die nur eine einzige Teilimpfung erhielten. So besteht bei einer einmaligen Impfung nur ein Impfschutz von 95 Prozent, sodass das Restrisiko bei fünf Prozent liegt. Um dieses auszuschließen, muss eine zweite Teilimpfung stattfinden.
- Referenzhandbuch Impf- und Reisemedizin 2018, MedPrä, 2018, ISBN 3947476000
- Impfen kurz & praktisch: Orientierungshilfe für Eltern bei der Impfentscheidung, Knaur MensSana TB, 2018, ISBN 9783426878071
- Gute Impfung - Schlechte Impfung: Der umfassende Ratgeber, Ennsthaler, 2019, ISBN 3850689530
- Maßvoll impfen: Risiken abwägen und individuell entscheiden - Eine Orientierungshilfe für Eltern, Kösel-Verlag, 2016, ISBN 3466310660
- Macht Impfen Sinn? Band 1: Wirksamkeit, Sicherheit, Notwendigkeit aus kritischer Sicht. Mit Entscheidungs-Leitfaden, Tolzin Verlag, 2013, ISBN 3981488709
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