Lähmungsschielen (Strabismus paralyticus)
Spricht man von Schielen, ist damit eine Fehlstellung der Augen gemeint. Eine Form dieser Fehlstellung ist Lähmungsschielen.
Krankheitsbild Schielen
Etwa sieben Prozent aller Deutschen sind von Schielen (Strabismus) betroffen. Dabei handelt es sich um eine Augenmuskelgleichgewichtsstörung, die eine Fehlstellung der Augen zur Folge hat. Dadurch nehmen die Betroffenen Doppelbilder wahr oder leiden unter Schwachsichtigkeit.
Formen
In der Medizin unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Formen von Strabismus. Dabei handelt es sich um
- manifestes Schielen (Heterotropie)
- latentes Schielen (Heterophorie) sowie
- Lähmungsschielen (Strabismus paralyticus).
Auf das Lähmungsschielen gehen wir im Folgenden etwas genauer ein.
Lähmungsschielen
Unter Lähmungsschielen versteht man ein plötzlich einsetzendes Schielen, das sowohl bei Kindern als auch bei erwachsenen Menschen auftreten kann. Dabei kommt es zum Ausfall von einem oder mehren Augenmuskeln.
Da die Augenmuskeln gelähmt sind, spricht man von Lähmungsschielen. Je nach Blickrichtung verläuft der Schielwinkel unterschiedlich.
Ursachen
Zu Lähmungsschielen kann es aus unterschiedlichen Gründen kommen. Dazu gehören unter anderem
- Verletzungen bei der Geburt
- Durchblutungsstörungen
- Schädigungen eines Hirnnervs
- Erkrankungen der Muskeln oder
- Entzündungen.
Aber auch Tumore im Augenhöhlenbereich oder Gehirntumore können Lähmungsschielen hervorrufen. Liegt eine Schädigung eines Hirnnervs vor, spricht man von
- einer Abduzensparese (bei Schädigung des 6. Hirnnervs)
- einer Okulomotoriusparese (bei Schädigung des 3. Hirnnervs) oder
- einer Trochlearisparese (bei Schädigung des 4. Hirnnervs)
Symptome
Lähmungsschielen kann zu verschiedenen Beschwerden führen. Ein typisches Symptom ist das Wahrnehmen von Doppelbildern, die unvermittelt auftreten. Außerdem kommt es dabei häufig zu Übelkeit und Schwindelgefühlen.
Am stärksten ausgeprägt sind die Doppelbilder in der Richtung, in die das Auge durch den ausgefallenen Muskel normalerweise bewegt wird. Ein weiteres charakteristisches Merkmal ist eine kompensatorische Kopfschiefhaltung. Das heißt, dass die Betroffenen ihren Kopf so halten, dass es zu einer Entlastung des gelähmten Muskels kommt, wodurch sie gerade noch Einfachsehen können.
Begleiterscheinungen
Durch das Schielen treten zudem häufig diverse Begleiterscheinungen auf. Dazu gehören
- Kopfschmerzen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- zitternde Augen
- Überempfindlichkeit gegen Licht
- brennende Augen
- Leseschwäche, Vorbeigreifen an Gegenständen sowie
- häufig auftretendes Zwinkern und Blinzeln.
Diagnose
Diagnostizieren lässt sich Lähmungsschielen meist schon durch die typische Stellung der Augen. Darüber hinaus erfolgen verschiedene Sehtests, wie der Abdecktest oder der Aufdecktest. Um andere Augenerkrankungen auszuschließen und die Form des Schielens zu bestimmen, erfolgen weitere Untersuchungen.
Behandlung
Welche Therapie beim Lähmungsschielen durchgeführt wird, hängt von der auslösenden Ursache der Fehlstellung ab. Oftmals ist eine Behandlung durch einen Neurologen erforderlich.
Allerdings kann nicht immer ein eindeutiger Auslöser festgestellt werden. Manchmal bildet sich das Lähmungsschielen auch von selbst nach ein paar Wochen oder Monaten wieder zurück.
Besteht das Schielen trotz Behandlung weiterhin, erhalten die Patienten Prismabrillen oder Prismafolien, die auf bereits vorhandene Brillen aufgeklebt werden. Durch den veränderten Strahlengang lassen sich Doppelbilder verhindern.
Hält das Schielen länger als sechs Monate an, kann auch eine Operation an den betroffenen Augenmuskeln durchgeführt werden. Als Alternative zu einer Schiel-Operation kommt mitunter auch das Nervengift Botulinumtoxin zur Anwendung.
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.