Latentes Schielen (Heterophorie)
Als Schielen bezeichnet man eine Fehlstellung der Augen. Zu den unterschiedlichen Formen gehört das latente Schielen.
Krankheitsbild Schielen
In der Medizin bezeichnet man Schielen auch als Strabismus. Darunter versteht man eine Gleichgewichtsstörung der Augenmuskeln.
Diese macht sich durch eine Fehlstellung beider Augen bemerkbar. So weicht eine der Augenachsen von der Parallelstellung ab.
Grundsätzlich kann die Abweichung in alle Richtungen erfolgen, besonders häufig kommt es jedoch zu Abweichungen in der horizontalen Achse, was zum Auswärts- oder Einwärtsschielen führt. In Deutschland leiden etwa 7 Prozent der Bevölkerung unter Schielen.
Formen
Es wird zwischen drei unterschiedlichen Formen von Schielen unterschieden. Dabei handelt es sich um
- manifestes Schielen (Heterotropie)
- Lähmungsschielen (Strabismus paralyticus) sowie
- latentes Schielen (Heterophorie).
Auf das latente Schielen gehen wir im Folgenden etwas genauer ein.
Latentes Schielen
Latentes Schielen ist die am häufigsten auftretende Form dieser Augenfehlstellung. So kommt es bei mehr als 70 Prozent aller Menschen vor.
In den meisten Fällen ist das Gehirn jedoch in der Lage, die Störung wieder auszugleichen, sodass keine Beschwerden von den Betroffenen zu bemerken sind. Im Normalfall besteht bei den Augenmuskeln ein Gleichgewicht untereinander. Dadurch können die Seheindrücke zu einem Bild verschmelzen, was man als Fusion bezeichnet.
Je nachdem, in welche Richtung das schielende Auge blickt, unterscheidet man mehrere Formen:
- die Esophorie, bei der das Auge nach innen hin abweicht
- die Exophorie, bei der das Auge nach außen hin abweicht
- die Hyperphorie, bei der das Auge nach oben hin abweicht
- die Hypophorie, bei der das Auge nach unten hin abweicht
Des Weiteren gibt es die Inzyklophorie sowie die Exzyklophorie; dabei handelt es sich um Verrollungen des Auges, so genannte Zyklophorien, die sich durch Sehhilfen nicht korrigieren lassen. Ist die Verrollung abhängig von der Blickrichtung, liegt eine Anisophorie vor.
Ursachen
Kommt es zu einem Ungleichgewicht, das sich jedoch durch die Fusionskraft wieder ausgleichen lässt, spricht man von latentem Schielen. Nur unter bestimmten Umständen, wie beispielsweise starker Müdigkeit, wird das Schielen ausgeprägter. Lediglich zehn Prozent aller von latentem Schielen betroffenen Menschen klagen über Beschwerden.
Die Ursache für latentes Schielen ist eine Störung des Augenmuskelgleichgewichts. Dabei ist die Fähigkeit, die Seheindrücke beider Augen miteinander verschmelzen zu lassen, unterentwickelt.
Symptome
Auslöser
Zu Beschwerden kommt es durch latentes Schielen nur selten und unter dem Einfluss ungünstiger Faktoren wie zum Beispiel
- Ermüdung
- Alkoholkonsum
- Stress
- allgemeinen Erkrankungen oder psychischen Belastungen.
Ausprägung
Typische Symptome sind
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit und
- verschwommenes Sehen.
Mitunter werden auch Doppelbilder wahrgenommen.
Diagnose
Feststellen lässt sich latentes Schielen durch verschiedene Sehtests und orthooptische Tests. Dazu gehört unter anderem der Aufdecktest.
Führt dabei das aufgedeckte Auge eine langsame Verschmelzungsbewegung durch, weist dies oftmals auf latentes Schielen hin. Darüber hinaus werden Tests durchgeführt, um andere Augenkrankheiten auszuschließen.
Behandlung
Kommt es durch das latente Schielen nicht zu Beschwerden oder fallen diese nur geringfügig aus, ist eine augenärztliche Behandlung nicht erforderlich, sofern das Binokularsehen stabil ist. Muss jedoch eine Therapie durchgeführt werden, wird meist eine geeignete Brille verordnet, um die Fehlsichtigkeit zu korrigieren.
Mitunter ist auch eine Anpassung von Spezialgläsern erforderlich, die eine prismatische Wirkung aufweisen. In manchen Fällen führt man orthooptische Übungsbehandlungen oder einen operativen Eingriff durch. Je nach Notwendigkeit können die verschiedenen Behandlungsmethoden auch miteinander kombiniert werden.
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.