Schimmelpilzinfektion - Durch Schimmelpilze hervorgerufene Mykose
Schimmelpilzinfektionen zählen zu den Mykosen. Vor allem für Menschen, die unter Immunschwäche leiden, stellen sie eine Gesundheitsgefährdung dar.
Mediziner unterscheiden zwischen verschiedenen Formen von Mykosen (Pilzinfektionen). Dazu gehören
- Hefepilzinfektionen
- Fadenpilzinfektionen und
- Schimmelpilzinfektionen.
Schimmelpilzinfektionen, die auch als Aspergillosen bezeichnet werden, haben in den letzten Jahren zugenommen und sind besonders für Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem eine Gesundheitsgefahr.
Erreger
Zu den häufigsten Erregern, die eine Schimmelpilzinfektion auslösen, gehören die Aspergillus-Arten. Vor allem durch Aspergillus fumigatus Erreger kommt es häufig zu Erkrankungen.
Seltener werden dagegen Infektionen durch
- Absidia spp.
- Mucor spp. oder
- Rhizopus spp.
verursacht.
Risikofaktoren
Besonders gefährlich sind Schimmelpilze für Menschen, die an einem geschwächten Immunsystem leiden. Eine solche Schwäche kann durch
- eine Blut- oder Knochenmarkserkrankung
- AIDS (HIV)
- eine Transplantation von Stammzellen oder Knochenmark
- eine Organtransplantation
- die Einnahme von immunschwächenden Arzneimitteln wie Biologicals oder
- einen schweren operativen Eingriff
verursacht werden.
Typen
Unterteilt werden Schimmelpilzinfektionen in fünf unterschiedliche Typen. Dies sind
- die allergische bronchopulmonale Aspergillose (ABPA)
- die semi-invasive Aspergillose
- die atemwegsinvasive Aspergillose oder Aspergillus-Bronchopneumonie
- die angioinvasive Aspergillose sowie
- das Aspergillom.
In der Umwelt sind die von Schimmelpilzen freigesetzten Sporen weit verbreitet; sie fliegen in die Luft und werden eingeatmet. Bevor sie Lunge oder Haut erreichen, können sie bei einer gesunden Abwehr vernichtet werden. Ist diese jdoch geschwächt, besteht die Gefahr einer Infektion.
Siedeln sich die Aspergillen in der Lunge an, dringen sie in das Gewebe ein, wo sie sich ausbreiten. Beim Aspergillom befinden sich die Pilze in einer Höhle; deren Wand greifen sie in der Regel nicht an. Ist das Aspergillom jedoch ausgeprägter, werden die Pilze auf dem Röntgenbild sichtbar.
Symptome
Bemerkbar macht sich eine Schimmelpilzinfektion zumeist durch trockenen Husten und anhaltendes Fieber. Ein Hinweis auf eine Infektion mit Schimmelpilzen können unklare Röntgenbefunde sein.
Grundsätzlich kann jedes Organ des Körpers von einer Schimmelpilzinfektion in Mitleidenschaft gezogen werden. Im Falle eines Aspergilloms kommt es häufig zu Beschwerden wie
- eitrigem Ausfluss
- Druckgefühlen und
- Nasenbluten.
Meist befindet es sich in den Nasennebenhöhlen; es kann jedoch auch in der Lunge vorkommen.
Bei der allergischen, bronchopulmonalen Aspergillose leiden die Patienten unter Asthma bronchiale und reagieren allergisch auf den Befall mit Schimmelpilzen. Typische Symptome dabei sind
- Schmerzen in der Brust
- bräunlicher Auswurf und
- schubweise auftretendes Fieber.
Folgen
Im schlimmsten Fall können sich bei einer Aspergillose die Schimmelpilze über Lymph- und Blutbahn über den ganzen Körper verteilen und auf diese Weise
- Nieren
- zentrales Nervensystem und
- den Herzmuskel
befallen, was häufig zum Tode führt.
Diagnose
Nachweisen lässt sich eine Schimmelpilzinfektion durch die Anwendung verschiedener Untersuchungsmethoden. Dazu gehören unter anderem
- der direkte Nachweis unter dem Mikroskop
- der Antigen-Nachweis oder
- das Anlegen einer Pilzkultur.
Um eine exakte Diagnose zu erstellen, müssen diese Verfahren häufig miteinander kombiniert werden. Auch durch
- Speichel
- Blut
- Liquor oder
- eine Biopsieprobe
lässt sich eine Aspergillose feststellen. Allerdings ist eine Diagnose nicht immer einfach.
Behandlung und Vorbeugung
Die Therapie einer Schimmelpilzinfektion hängt von der jeweiligen Form ab. So erfolgt bei einer allergischen bronchopulmonalen Aspergillose zumeist eine systemische Behandlung mit Cortison sowie eine unterstützende Therapie mit einem Antimykotikum wie Itraconazol.
Heilen lässt sich diese Form von Schimmelpilzinfektion jedoch nicht. Auch eine atemwegsinvasive Aspergillose ist nur schwer zu behandeln, sodass bei 50-90 Prozent der Patienten der Tod eintritt. Wesentlich besser sind die Erfolgsaussichten bei einem Aspergillom, das zumeist durch einen chirurgischen Eingriff entfernt wird.
In Sachen Vorbeugung sollte man in Wohnhäusern bestehenden Schimmelbefall sofort beseitigen. Beim Umgang mit Biomüll ist große Vorsicht geboten, da dieser Unmengen an Sporen in die Raumluft freisetzen kann.
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