Hebephrene Schizophrenie

Unter der hebephrenen Schizophrenie versteht man eine Subform der Schizophrenie. Dabei kommt es zu affektiven Störungen.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: F20.1
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Schizophrenie ist eine schwere psychische Erkrankung. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Unterformen, zu denen auch die hebephrene Schizophrenie gehört.

Ausprägungsformen und mögliche Symptome

In der Medizin bezeichnet man die hebephrene Schizophrenie auch als Hebephrenie. Im Vordergrund dieser Schizophrenieform stehen affektive Störungen.

Diese können sowohl unpassend und inadäquat als auch oberflächlich und flach sein. So lachen oder weinen die Betroffenen, obwohl dazu gar kein Anlass besteht. Darüber hinaus kommt es zu Grimassen, Faxen oder bizarren Handlungen.

Außerdem reden die Patienten in einer schwer verständlichen Sprache, die fehlerhaft oder selbst erfunden ist. Auch auf das Schreiben hat ihr Verhalten Auswirkungen, da die geschriebenen Sätze zum Teil unverständlich sind.

Bei Menschen, die unter hebephrener Schizophrenie leiden, sind die Mentalität und das psychomotorische Verhalten abgewandt von der Realität. So wirken die Betroffenen versponnen und autistisch. Manchmal erinnert ihr Verhalten auch verzerrt an Pubertierende.

Des Weiteren sind sie in ihrem Antrieb gehemmt und neigen dazu, sich zu isolieren. Außerdem zeigen sie Gefühlskälte und Unberechenbarkeit, worunter vor allem ihre Angehörigen zu leiden haben.

In den meisten Fällen bricht die hebephrene Schizophrenie zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr aus. Bei Frauen zeigt sich die Krankheit meist erst später, was auf den Einfluss des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen zurückgeführt wird.

Ein Problem ist, dass die hebephrene Schizophrenie oftmals nicht rechtzeitig erkannt wird, da man Schizophrenie in erster Linie mit Wahnvorstellungen, Halluzinationen und katatonischen motorischen Erscheinungen in Verbindung bringt.

Stattdessen schreibt man den Betroffenen fälschlicherweise asoziales Verhalten oder Imponiergehabe zu und stempelt sie als Sonderlinge ab. In vielen Fällen verläuft die Entwicklung der Hebephrenie schleichend, später kann die Erkrankung jedoch immer schneller voranschreiten und zu einem schizophrenen Defekt führen.

Ursachen und Prognose

Die hebephrene Schizophrenie zählt zu den endogenen Psychosen. Das heißt, dass man eine hirnorganische Ursache als Auslöser für die Krankheit annimmt.

Beweisen lässt sich dies jedoch bislang nicht. Die Prognose für die Hebephrenie ist meist negativ.

Diagnose

Um eine hebephrene Schizophrenie zu diagnostizieren, ist es erforderlich, dass die allgemeinen Kriterien der Schizophrenie erfüllt werden. So muss eindeutig festgestellt werden, dass der Betroffene ein zielloses und unzusammenhängendes Verhalten aufweist oder Denkstörungen vorliegen. In leichter Form kann es auch zu Wahnvorstellungen oder Halluzinationen kommen, was jedoch nicht immer der Fall ist.

Behandlung

Zur Behandlung einer hebephrenen Schizophrenie kommt in erster Linie eine medikamentöse Therapie zur Anwendung, bei der man den Patienten Antidepressiva und Neuroleptika verabreicht. Wichtig ist jedoch auch eine ergänzende Psychotherapie.

In vielen Fällen müssen die Patienten einer stationären Behandlung unterzogen werden. Häufig werden die Patienten durch folgende Maßnahmen unterstützt:

  • den festen Bezug zu einer Pflegeperson
  • nur wenige Besuche und diese immer vorangekündigt
  • die Unterbringung in einem Einzelzimmer sowie
  • Fernsehverbot

Unterstützend ist zudem eine Ergo- sowie Physiotherapie zu empfehlen.

  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
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  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
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  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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