Obstruktive Schlafapnoe (OSA) und zentrale Schlafapnoe (ZSA) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Eine Schlafapnoe äußert sich durch verschiedene Symptome und Beschwerden. Die Diagnostik ist umfangreich und findet auch im Rahmen einer stationären Untersuchung statt. Mediziner machen zwei Ursachen für die Entstehung einer Schlafapnoe verantwortlich. Wird die Schlafapnoe nicht oder zu spät behandelt, kann sie tödlich enden.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: G47.3
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Unter einer Schlafapnoe, die auch als Schlafapnoe-Syndrom bezeichnet wird, versteht man zeitweilige Atemstillstände während des Schlafens. Man unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Formen. Dies sind die am häufigsten vorkommende obstruktive Schlafapnoe (OSA) und die seltene zentrale Schlafapnoe (ZSA).

Etwa 2-4 Prozent aller Bundesbürger leiden unter Schlafapnoe. Der griechische Begriff Schlafapnoe bedeutet übersetzt "Schlaf ohne Atem".

Von einer Schlafapnoe spricht man, wenn es im Schlaf zu Atempausen von wenigstens zehn Sekunden kommt und mehr als zehn Atempausen je Schlafstunde auftreten. Nicht dazu gezählt werden Atempausen, die während des Einschlafens oder im REM-Schlaf vorkommen, denn solche Pausen sind nicht ungewöhnlich.

Obstruktive Schlafapnoe

Die am häufigsten vorkommende Form von Schlafapnoe ist die obstruktive Schlafapnoe (OSA), die man auch als obstruktives Schlafapnoe-Syndrom bezeichnet. Sie tritt in mehr als 90 Prozent aller Schlafapnoe-Fälle auf.

Bei einer obstruktiven Schlafapnoe kommt es während des Schlafvorgangs zum Erschlaffen der Gaumenmuskeln, was zur Folge hat, dass sich die Luftwege zum Teil oder sogar gänzlich verschließen. Aufgrunddessen wird jedoch die Atmung des Betroffenen behindert.

Durch den Sauerstoffmangel unternimmt der Körper nun einen Versuch zum Luftholen. Dabei werden unvermittelt die Atemmuskeln von Brustkorb und Zwerchfell aktiviert, wodurch der Schlafende für kurze Zeit aufwacht, was man als Arousal bezeichnet. Durch das anschließende Einsetzen der Atmung kommt es zu mehreren tiefen Atemzügen.

Die Dauer der Atemstillstände beträgt zwischen zehn Sekunden und zwei Minuten. Manchmal treten sie bis zu hundertmal in der Nacht auf. Der Betroffene hat am nächsten Morgen meist keine Erinnerung an die Unterbrechung seines Schlafes.

Aufgrund der nächtlichen Atemstillstände kommt es zum Absinken des Sauerstoffgehaltes im Blut. Das menschliche Herz erhöht seine Leistung, damit der Körper weiterhin ausreichend versorgt werden kann.

Dadurch steigt jedoch der Blutdruck. Mitunter können auch Herzrhythmusstörungen auftreten.

Zentrale Schlafapnoe

Dagegen tritt eine reine zentrale Schlafapnoe nur bei ca. zwei Prozent aller Betroffenen auf. Während bei dem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom eine Verengung der Atemwege vorliegt, besteht bei einer zentralen Schlafapnoe eine unzureichende Steuerung der Atemmuskulatur.

So sind zwar die Atemwege offen, doch die Atemmuskeln des Zwerchfells und der Brust bewegen sich nicht in ausreichendem Maße. In manchen Fällen kommt es auch zu einer Kombination beider Formen. Besonders betroffen von dem zentralen Schlafapnoe-Syndrom sind ältere Menschen.

Ursachen

In den meisten Fällen liegt die Ursache der Schlafapnoe in einem Erschlaffen der Rachenmuskulatur, so dass die Atemwege versperrt werden. Viele Patienten leiden zusätzlich an Polypen oder vergrößerten Mandeln, was das Atmen erschwert.

Sehr häufig sind die Patienten auch übergewichtig. Durch die Atemaussetzer sinkt der Sauerstoffgehalt des menschlichen Blutes und der Körper wird nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

Nur selten ist die Schlafapnoe ein Symptom für eine andere Erkrankung, zum Beispiel eine chronische Lungenkrankheit oder wird begründet durch eine nur unzureichend funktionierende Atemmuskulatur. Wird reichlich Alkohol konsumiert, begünstigt dies ebenfalls die Schlafapnoe.

Formen

Generell unterscheidet man zwischen der

Hängt die Erkrankung mit einer Fettleibigkeit sowie einer Drucksteigerung im Lungenkreislauf (Cor pulmonale) zusammen, spricht man auch vom Pickwick-Syndrom.

Obstruktive Schlafapnoe

Das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom wird durch bestimmte Faktoren begünstigt. Dazu zählen vor allem

Diese Substanzen bewirken, dass die Muskeln im Gaumen rascher erschlaffen und die Atemwege verschlossen werden.

Manchmal kann aber auch der individuelle Aufbau des Körpers zu einer obstruktiven Schlafapnoe führen. So können die Atemwege beispielsweise durch

verlegt werden.

Zentrale Schlafapnoe

Aufgrund der unzureichenden Steuerung der Atemmuskulatur erfolgt ein Stillstand von Atemmuskulatur und Zwerchfell, was zu einem Absinken des Sauerstoffgehaltes im Blut und gleichzeitig zu einem Anstieg des Kohlendioxidgehaltes führt. Infolgedessen wird vom Gehirn eine Weckreaktion ausgelöst, durch die der Schlafende kräftig Luft holt.

Bei einer zentralen Schlafapnoe vom Typ Cheyne-Stokes kommt es zu einem periodischen An- und Abschwellen der Atmung. So flachen die Atemzüge mehr und mehr ab, bis sie schließlich ganz aufhören. Nach ungefähr zehn Sekunden beginnt die Atmung wieder.

Risikofaktoren und mögliche Ursachen

Häufig zeigt sich eine zentrale Schlafapnoe nach einem Schlaganfall, bei dem es zu einer Beteiligung des Hirnstamms kam. Des Weiteren tritt eine zentrale Schlafapnoe oftmals auch bei Menschen auf, die unter Herzmuskelschwäche leiden.

In einem solchen Fall ist eine medizinische Behandlung der Schlafapnoe ratsam, damit es nicht zu einem Herzinfarkt kommt. Bei manchen Patienten ist eine zentrale Schlafapnoe auch erblich bedingt.

Verursacht wird eine zentrale Schlafapnoe durch Störungen im ZNS (zentrales Nervensystem). So arbeitet die Steuerung der Atemmuskulatur aufgrund von neurologischen Beeinträchtigungen nur unzureichend.

Verlauf

Wird die Schlafapnoe nicht rechtzeitig diagnostiziert, kann dies zu Herzerkrankungen führen. Der Patient verspürt auch tagsüber Luftnot und einen schnellen Pulsschlag.

Eine ständige Unterversorgung mit Sauerstoff kann zu Folgeerkrankungen führen. Das Gehirn wird zum Beispiel nicht mit genügend Sauerstoff versorgt, was zu Hirnleistungsschwächen und Dauermüdigkeit führen kann. Bis hin zum Sekundenschlaf zum Beispiel während des Autofahrens oder der Arbeit an Maschinen kann die Folge sein.

Auch Schwindelgefühle und Schlappheit können auftreten. Bleibt die Schlafapnoe lange Zeit unbehandelt, belastet sie auch den Herzmuskel, der sich im Verlauf der Zeit entzündet. Diese Folgeerkrankung der Schlafapnoe kann lebensgefährlich sein.

Symptome

Unter Schlafapnoe versteht man eine Atemstörung während des Schlafens mit kurzzeitigen Pausen, in denen der Betroffene nicht mehr atmet.

Patienten mit einer Schlafapnoe wachen bereits morgens mit Kopfschmerzen auf und sind tagsüber sehr müde. Besonders bei eintönigen Tätigkeiten neigen sie am Tag dann zum so genannten Sekundenschlaf.

Sie können sich schlecht konzentrieren und haben oftmals Depressionen und Störungen der Potenz. Betroffene setzen nachts während des Schlafens mit dem Atmen aus.

Fängt das Atmen wieder an, schnappen die Patienten meist laut nach Luft. Während des Schlafens schnarchen sie stark und lassen dadurch meist ihre Partner nicht mehr schlafen. Bei kleinen Babys kann die Schlafapnoe auch zum plötzlichen Kindstod führen.

Diagnose

Der Arzt befragt den Patienten genau nach seinen Symptomen und führt eine körperliche Untersuchung durch. Zunächst muss eine gute Diagnostik erfolgen. So kann zum Beispiel der Hals-Nasen-Ohrenarzt abklären, ob die Atemwege im Rachenbereich durch Polypen oder einer Fehlbildung am Gaumensegel beim Schlaf verlegt werden.

Auch die Blutwerte werden untersucht.

Besteht die Krankheit schon länger, sind die roten Blutkörperchen (Erythrozyten) im Blut erhöht. Auch der Sauerstoffgehalt im Blut ist erhöht.

Meist werden auch die Angehörigen zu den Symptomen befragt, da der Betroffene nicht bewusst mitbekommt, wie oft und in welcher Intensität nachts geschnarcht wird und die Atmung aussetzt. Um seinen Diagnoseverdacht zu sichern, überweist der Arzt den Patienten in ein so genanntes Schlaflabor.

Diese befinden sich meist als eigene Station in fast allen Kliniken. Die Patienten verbringen dort ein bis zwei Nächte, in denen sie während des Schlafens kontinuierlich überwacht werden.

Die ganze Nacht über wird hier der Sauerstoffgehalt des Blutes und das Atmen überwacht sowie ein EEG (Messung der Hirnströme) und ein EKG (Messung der Herzströme) geschrieben. Je mehr Atempausen während dieser Untersuchung aufgezeichnet werden, desto ernstzunehmender ist die Erkrankung.

Behandlung

Wenn bekannt ist, was die Schlafapnoe verursacht, wird die Ursache meist im ersten Schritt behandelt. Wenn demnach der Grund für die Atempausen Polypen im Bereich der Nase sind, werden diese operativ entfernt.

Zusätzlich wird dem Patienten geraten, auf Alkohol zu verzichten. Da besonders Übergewicht die Erkrankung fördert, müssen die übergewichtigen Patient so schnell wie möglich abnehmen.

Auch das Schlafen auf der Seite kann Erleichterung bringen, da dann die Atemwege nicht in der Weise versperrt werden können, wie sie das in der Rückenlage tun.

CPAP-Therapie

Helfen diese Maßnahmen nicht oder handelt es sich um eine sehr schwere Schlafapnoe, hilft nur die Benutzung eines Atemgerätes (CPAP-Therapie) in der Nacht. Der Patient zieht am Abend vor dem Schlafengehen eine Maske über die Nase oder das ganze Gesicht.

Durch das Gerät werden die Atemwege offen gehalten, so dass keine Atempausen mehr entstehen können. Bevor der Patient dieses Gerät erhält, verbringt er eine weitere Nacht im Schlaflabor. Dort wird die Maske individuell angepasst und dem Patienten die Handhabung erläutert.

Zentrale Schlafapnoe

Um eine zentrale Schlafapnoe wirkungsvoll zu behandeln, ist es erforderlich die Grunderkrankung, die die Apnoe hervorruft, zu bekämpfen. Bestehen die Beschwerden dauerhaft, können neben der Gabe von Sauerstoff verschiedene Therapien zur Anwendung kommen. Dazu gehören

  • die CPAP-Therapie, bei der der Patient Luft über eine spezielle Atemmaske erhält,
  • die Bilevel-Therapie, bei der die Beatmung unter unterschiedlichen Druckverhältnissen erfolgt, sowie
  • die adaptive Servoventilation (ASV), die sich speziell für Patienten, die unter Cheyne-Stokes-Atmung leiden, eignet.

Vorbeugung

Wer sein Gewicht reduziert und Alkohol nur in Maßen zu sich nimmt, schaltet bereits zwei Ursachen der Erkrankung aus. Vor dem Schlafengehen sollte man keine schweren fettigen Mahlzeiten mehr zu sich nehmen, sondern leichte Kost, die der Organismus des Menschen leicht verdauen kann. Man sollte regelmäßige Schlafenszeiten einführen und sich das seitliche Schlafen angewöhnen, um der Erkrankung vorzubeugen.

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