Ischämischer Schlaganfall (Hirninfarkt)
Unter einem ischämischen Schlaganfall versteht man einen Hirninfarkt, der durch einen Gefäßverschluss ausgelöst wird. Er ist die am häufigsten auftretende Schlaganfall-Form.
Krankheitsbild
Ein ischämischer Schlaganfall wird auch als Hirninfarkt bezeichnet. Hervorgerufen wird er durch eine Ischämie (Minderdurchblutung) des Gehirns. Aufgrund eines verschlossenen Blutgefäßes kann das Hirngewebe nicht mehr in ausreichendem Maße mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt werden.
Von Schlaganfällen sind vor allem ältere Menschen über 70 Jahren betroffen. Darüber hinaus kommt durch einen Schlaganfall (Apoplex) häufig zu Todesfällen oder Pflegebedürftigkeit. Mediziner unterscheiden zwischen dem hämorrhagischen Schlaganfall, der durch Gehirnblutungen hervorgerufen wird, sowie dem ischämischen Schlaganfall, der mit einem Anteil von rund 85 Prozent die am häufigsten auftretende Schlaganfall-Form ist.
Ursachen
Die wichtigste Ursache für einen ischämischen Schlaganfall ist eine Gefäßverkalkung wie Arteriosklerose. Zu Arterienverkalkung kommt es zumeist durch
Aufgrund von Ablagerungen an den Gefäßwänden werden die Gefäße immer mehr eingeengt, bis es schließlich zu einem völligen Verschluss kommt. In manchen Fällen kann jedoch auch die Einschwemmung von Thromben (Blutgerinnseln) aus anderen Bereichen des Organismus einen ischämischen Schlaganfall auslösen.
In diesem Fall spricht man von einer Embolie. Als Ursachen für einen ischämischen Schlaganfall aufgrund einer Embolie kommen Herzrhythmusstörungen, Herzfehlbildungen sowie Entzündungen der Hirngefäße infrage.
Symptome
Bei einem Schlaganfall kann es vor dem Eintreten des eigentlichen Hirninfarkts zu Symptomen kommen, die einem Schlaganfall ähneln. Dabei handelt es sich um
- vorübergehende Missempfindungen
- Gedächtnisverlust
- Sprachstörungen oder
- kurze Lähmungserscheinungen.
Diese Beschwerden werden in der Medizin auch als transitorische ischämische Attacken bezeichnet und gelten als Frühwarnzeichen. Wer solche Beschwerden an sich feststellt, sollte unverzüglich einen Arzt konsultieren.
Tritt ein ischämischer Schlaganfall ein, kommt es dabei häufig zu Symptomen wie
- Taubheitsgefühlen
- halbseitigen Lähmungen, bei denen der Mundwinkel herabhängt
- Sprachstörungen
- Sehstörungen
- Störungen beim Schlucken
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Erbrechen
- Drehschwindel sowie
- die Wahrnehmung von Doppelbildern.
Mitunter treten auch
auf. Die Beschwerden sind jedoch von dem Gehirnareal oder dem Gefäß abhängig, das von dem Schlaganfall betroffen ist. Außerdem fallen die Symptome bei Männern und Frauen oftmals unterschiedlich aus.
Diagnose
Um einen ischämischen Schlaganfall zu diagnostizieren, wird eine neurologische Untersuchung durchgeführt. Wichtig ist dabei auch eine Computertomographie, mit deren Hilfe eine Gehirnblutung als Ursache ausgeschlossen werden kann.
Darüber hinaus können das Ausmaß und die Gefährlichkeit des Hirninfarktes beurteilt werden. Um ein Gefäßverschluss oder eine Verengung der hirnversorgenden Arterien festzustellen, nimmt man eine Doppler-Sonographie vor.
Behandlung
Je eher ein ischämischer Schlaganfall behandelt wird, desto besser. So sollte die Therapie bereits erfolgen, wenn sich der Hirninfarkt durch vorübergehende ischämische Attacken ankündigt, denn diese können genauso viel Schaden verursachen wie ein richtiger Schlaganfall.
Von größter Wichtigkeit ist das Sichern der Vitalfunktionen. Dazu gehören
- eine eventuelle Blutdrucksenkung
- die Normalisierung von Blutzuckerspiegel und Körpertemperatur
- die Sicherung der Atmungsfunktion
- die Behandlung einer Gehirnschwellung, indem der Oberkörper hochgelagert wird
- die Thromboseprophylaxe durch Heparininjektion
- das Anlegen einer Magensonde bei Schluckbeschwerden
Bei einer unmittelbaren Behandlung lässt sich ein Schlaganfall oftmals verhindern. Zur Anwendung kommt dabei die so genannte Lyse-Therapie, bei der eine Auflösung des Gerinnsels versucht wird.
Darüber hinaus werden in der frühen Phase der Schlaganfall-Therapie blutverdünnende Medikamente wie Acetylsalicylsäure (ASS) verabreicht, damit es nicht erneut zu einem Hirninfarkt kommt. Allerdings darf Acetylsalicylsäure nicht zum Einsatz kommen, wenn gleichzeitig eine Lyse-Therapie erfolgt.
Entsteht eine Hirnschwellung, muss mitunter der Schädelknochen operativ geöffnet werden, damit genügend Platz für das Gehirn vorhanden ist. Nach einem überstandenen Schlaganfall ist eine frühe Rehabilitation sehr wichtig, damit der Patient Körperfunktionen, die verloren gegangen sind, zurückgewinnt.
Prophylaxe
Im Rahmen der Behandlung ist es auch wichtig, einen erneuten Infarkt zu verhindern. Hierzu zählt besonders die Kontrolle der Risikofaktoren. Das heißt, der Blutdruck muss bei erhöhten Werten gesenkt werden, der Blutzucker muss bei bestehendem Diabetes richtig eingestellt sein und zudem sollte auf Nikotin verzichtet und ein erhöhter Cholesterinwert gesenkt werden.
Zur Blutverdünnung, um die Verklumpung von Thrombozyten zu hemmen, werden Medikamente wie Aspirin (niedrig dosiert) oder Plavix verabreicht. Mit Marcumar lässt sich die Blutgerinnung bei Herzbeschwerden hemmen.
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