Schleudertrauma - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Schleudertrauma wird eine Verletzung der Weichteile im Halswirbelsäulen-Bereich bezeichnet. Diese Verletzung wird zumeist durch eine unvermittelte Beugung oder Überstreckung verursacht.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: S13
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Definition

Bei einem Schleudertrauma kommt es zur Verletzung von Weichteilen, die sich rund um die Halswirbelsäule (HWS) befinden. Fachleute bezeichnen das Schleudertrauma auch als:

  • HWS-Zerrung
  • HWS-Distorsion
  • Beschleunigungstrauma
  • Peitschenhiebverletzung
  • Peitschenschlagsyndrom

Es wird in 5 verschiedene Schweregrade eingeteilt. Bei dem Schweregrad Null handelt es sich um keine Verletzung und keine nachvollziehbaren Beschwerden. Wohingegen der Schweregrad Vier die schwerste Form ist und Querschnittslähmungen aufgrund von Wirbelbrüchen oder massiven Wirbelverschiebungen beinhaltet.

Durch das Trauma kommt es zu einer schmerzvollen Steilhaltung der Halswirbelsäule sowie zu Verspannungen der Hals- und Nackenmuskulatur. Außerdem kann es zur Einrissen oder Zerrungen der Halswirbel kommen. In seltenen Fällen entstehen auch Einblutungen oder Verletzungen der Bandscheiben.

Verletzung von Weichteilen rund um die Halswirbelsäule
Verletzung von Weichteilen rund um die Halswirbelsäule

Ursachen

Die Hauptursache für das Entstehen eines Schleudertraumas bilden Autounfälle. Kommt es zu einem Auffahrunfall von vorn oder von hinten, wird der Kopf plötzlich nach vorne oder hinten geschleudert, wodurch eine gewaltsame Überstreckung oder Beugung der Halswirbelsäule entsteht.

Aber auch bestimmte Sportarten weisen das Risiko auf, sich ein Schleudertrauma zuzuziehen. Dazu gehören:

Ebenso können Unfälle beim Autoskooter- oder Achterbahnfahren ein Schleudertrauma nach sich ziehen.

Verlauf

Der Verlauf eines Schleudertraumas kann von Patient zu Patient unterschiedlich sein. Häufig ist die Psyche für den Heilungsverlauf von großer Bedeutung, was eine psychologische Unterstützung erfordert.

Generell gehen die Schmerzen nach einigen Tagen oder Wochen wieder zurück. Im Durchschnitt beträgt der Heilungsverlauf etwa einen Monat, was aber auch von der Frühzeitigkeit der Behandlung abhängt. In einigen Einzelfällen können die Folgen eines Schleudertraumas jedoch noch jahrelang anhalten.

Symptome

Die häufigsten Symptome bei einem leichten Schleudertrauma sind:

Typisch für das Schleudertrauma ist auch, dass die Schmerzen erst einige Stunden nach einem Unfall oder Vorfall einsetzen. In einigen Fällen treten sie sogar erst ein bis zwei Tage später auf.

Auftreten und Formen der Schmerzen

Oftmals kommt es zu einer Zunahme der Schmerzen, obwohl sich dafür keine medizinischen Gründe finden lassen, was auch als Crescendo-Symptom bezeichnet wird. Bei einem leichten Schleudertrauma vergehen die Schmerzen nach einigen Tagen oder Wochen wieder.

In vielen Fällen sind die auftretenden Schmerzen eines Schleudertraumas auch psychosomatisch bedingt. In einem solchen Fall kommt es zu Auswirkungen der Psyche auf den Körper.

Schwerwiegende Folgen

Bei schwereren Fällen eines Schleudertraumas kommt es zu Beschwerden zwischen den Schulterblättern oder am Mundboden. Auch Schluckstörungen oder ein kribbelndes Gefühl in den Armen sind keine Seltenheit.

Aber auch weitere Symptome sind möglich, wie:

Für den Fall, dass verzögerte Symptome wie Erbrechen, Gedächtnisschwund oder Bewusstlosigkeit auftreten, muss umgehend ein Arzt aufgesucht werden.

Diagnose

Um ein Schleudertrauma diagnostizieren zu können, führt der behandelnde Arzt eine ausführliche Befragung des Patienten über den Hergang des Unfalls oder Vorfalls, die zu seinen Beschwerden geführt haben, durch. Weitere Hinweise erhält der Arzt durch die Beschreibung der Symptome und durch eine körperliche Untersuchung.

Um mögliche knöcherne Schäden an der Halswirbelsäule festzustellen, werden Röntgenaufnahmen angefertigt. Wenn ein Verdacht auf weitere Weichteilverletzungen vorliegt, werden auch Magnetresonanztomographien (MRT) und Computertomographien (CT) zur Abklärung durchgeführt.

Auch denkbare Verletzungen der Wirbelsäule, des Schädels oder des Gehirns werden abgeklärt. Um mögliche Nervenschädigungen feststellen zu können, kommt es zur Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) oder zur Anwendung eines EMG (Elektromyogramm).

Behandlung

Die Behandlung eines Schleudertraumas hängt vor allem von der Schwere der dabei erlittenen Verletzungen ab. In den meisten Fällen genügt bereits eine medikamentöse Behandlung der Schmerzen oder die Durchführung einer krankengymnastischen Therapie.

Halskrawatten hingegen gelten bei einem Schleudertrauma nicht als sinnvoll, da die Halsmuskeln dadurch leicht an Kraft verlieren, was zu einer schlechteren Stabilisierung der Wirbelsäule führt. Das Schleudertrauma kann durch eine Halskrawatte sogar verschlimmert werden.

Nach kurzer Schonzeit können die alltäglichen Aktivitäten wieder aufgenommen werden. Zur Behandlung von Schwindelgefühlen und Übelkeit kann eine manuelle Chiropraktik von Nutzen sein. Gegen dauerhafte Verspannungen sind regelmäßige Massagen, Wärmeanwendungen oder Akupunktur hilfreich.

Bei längeren Beschwerden setzt man meist auf eine Mischung aus:

Vorbeugung

Spezielle Vorbeugemaßnamen gegen ein Schleudertrauma sind nicht möglich. Nur die Vermeidung von Unfällen im Straßenverkehr oder beim Sport schützen vor einem Schleudertrauma.

Im Auto kann die optimale Einstellung der Kopfstütze hilfreich sein. Ideal ist ein Abstand von zwei Zentimetern zwischen Kopf und Kopfstütze.