Schlüsselbeinbruch - Ursachen, Symptome und Behandlung
Ein Bruch des Schlüsselbeins (Claviculafraktur) gehört zu den häufigsten Frakturen. Ursache ist zumeist ein Sturz auf den Arm oder die Schulter.
Definition
Schlüsselbeinbrüche, die auch als Claviculafrakturen bezeichnet werden, zählen zu den häufigsten Frakturarten. Besonders bei Kindern und Jugendlichen sind sie weit verbreitet. Bereits durch geringe Gewalteinwirkung oder einen Sturz auf das Schlüsselbein (Clavicula) kann es zu einer Fraktur kommen, doch auch bei Geburten können diese Frakturen auftreten.
Das Schlüsselbein bildet die einzige Verbindung zwischen dem menschlichen Rumpfskelett und dem Arm. Es befindet sich zwischen dem Akromion (Fortsatz des Schulterblattes) und dem Sternum (Brustbein).
Kommt es zu einem Sturz auf das Schlüsselbein oder den Arm, besteht die Gefahr eines Bruches. Eine Schlüsselbeinfraktur zählt allerdings eher zu harmloseren Knochenbrüchen. Der Bruch kann dabei an drei unterschiedlichen Stellen auftreten: medial oder sternal am Brustbeinende, median, also im mittleren Bereich des Schlüsselbeines oder lateral am Schulterende.
Vier Typen eines Schlüsselbeinbruchs
Ein Bruch des Schlüsselbeins ist nach der distalen Radiusfraktur (Bruch der Speiche) die zweihäufigste Frakturverletzung überhaupt. Bei den Brüchen unterscheidet man zwischen vier Typen.
Bei Typ 1 handelt es sich um eine stabile Fraktur außerhalb der Bänder und bei Typ 2 um einen instabilen Bruch zwischen den äußeren Bändern. Dabei verschiebt sich das innere Schlüsselbeinfragment nach oben in Richtung Kopf.
Als Typ 3 bezeichnet man einen instabilen Bruch innerhalb der äußeren Bänder und bei Typ 4 handelt es sich um eine Besonderheit, die nur bei Kindern auftritt. Dabei wird der äußere Knochenmantel zwar verschoben, aber nicht durchtrennt.
Bei rund 80 Prozent aller Schlüsselbeinfrakturen ist das mittlere Teilstück der Clavicula betroffen. Ursache dafür ist der geringe Durchmesser des Knochens an dieser Stelle. Da in den äußeren Bereichen des Schlüsselbeins die Knochen dicker sind und von zahlreichen Bändern stabilisiert werden, kommen dort Frakturen weitaus seltener vor.
Ursachen
Schlüsselbeinbrüche gehören zu den häufigsten Frakturarten. Verursacht werden sie vor allem durch Stürze auf den ausgestreckten Arm, wenn man versucht, den Sturz abzufangen.
Besonders Fahrradfahrer sind davon betroffen, da es leicht zu Stürzen vom Fahrrad oder Mountainbike kommen kann. Aber auch andere Sportaktivitäten wie Skifahren oder Fußball können der Grund für einen Schlüsselbeinbruch sein.
In einigen Fällen kann ein Schlüsselbeinbruch auch durch direkte Einwirkung von Gewalt, zum Beispiel durch einen Schlag auf die Schulter bei einer Schlägerei, passieren. Bei einem Verkehrsunfall kann auch ein Sicherheitsgurt eine Fraktur des Schlüsselbeins verursachen.
Ebenso kann es bei Babys aufgrund einer schweren Geburt zu einem Schlüsselbeinbruch kommen.
Verlauf
Da Schlüsselbeinbrüche eher zu dem harmloseren Frakturarten zählen, ist der Verlauf eines solchen Bruches in der Regel sehr positiv. Auch eine Fehlstellung oder geringfügige Verkürzung des Schlüsselbeins hat keine negativen Folgen.
Mögliche Komplikationen
Komplikationen können durch
- offene Brüche
- verschobene Knochen sowie
- Nerven- oder Blutgefäßverletzungen
entstehen, wodurch eine Operation erforderlich werden könnte. In seltenen Fällen kommt es zur Entstehung einer Pseudoarthrose.
Symptome
Symptome bei einem Schlüsselbeinbruch sind neben den auftretenden Schmerzen die Bildung eines Blutergusses (Hämatom) und einer Schwellung. Manchmal kann es auch zu Verschiebungen der Bruchenden kommen, wodurch sich eine ertastbare Stufe bildet, die auch sichtbar ist.
Bei dem Versuch den betroffenen Arm zu bewegen kommt es zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Oftmals sind auch knirschende Reibegeräusche, die als Krepitationen bezeichnet werden, zu hören.
Manchmal hat es auch den Anschein, als wäre das Schlüsselbein verkürzt. In seltenen Fällen kommt es zu einem offenen Bruch, bei dem die Knochenenden die Haut durchspießen.
Diagnose
Eine Diagnose kann bei einem Schlüsselbeinbruch meist schon durch die typischen Symptome erstellt werden. Zur Absicherung der Diagnose sowie zur Lokalisierung der Bruchstelle kommt es zur Anfertigung einer Röntgenaufnahme.
Frakturen, die sich in der Nähe des Brustbeins befinden, können jedoch leicht auf Röntgenbildern übersehen werden, daher wird in einem solchen Fall meist eine Computertomographie (CT) oder Kernspin-Tomographie (MRT) vorgenommen, weil dadurch auch kleine Brüche gut erkannt werden können.
Außerdem muss festgestellt werden, ob neben dem Schlüsselbein auch Gefäße oder Nerven in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Behandlung
Schlüsselbeinbrüche werden zu 98 Prozent konservativ behandelt. Die konservative Methode kommt ohne Operation aus, wenn nach Einrichten des Knochenbruches bzw. Einrenken des Oberarmkopfes in die Gelenkpfanne sowie durch die Ruhigstellung im festen Verband so ausheilt, dass der Knochen wieder stabil und das Gelenk ausreichend beweglich ist.
Rucksackverband
In diesem Fall wird ein so genannter Rucksackverband angelegt, um das gebrochene Schlüsselbein ruhig zu stellen. Dieser Zugverband wird um beide Schultern angelegt und straff am Rücken befestigt, wodurch die Schultern nach hinten gezogen werden.
Die in Mitleidenschaft gezogenen Knochen können auf diese Weise gerichtet und gehalten werden. Der Verband muss für etwa vier Wochen getragen werden. Zudem muss in der ersten Woche täglich eine Nachziehung erfolgen. Nachdem der Verband abgelegt werden konnte, sollte anschließend eine physiotherapeutische Behandlung erfolgen, damit die vollständige Beweglichkeit wiederhergestellt werden kann.
Operation
Für den Fall, dass neben dem Schlüsselbein auch Nerven und Gefäße in Mitleidenschaft gezogen wurden, muss eine Operation erfolgen, die auch bei offenen Brüchen durchgeführt werden muss.
Der Patient erhält für die Dauer der Operation eine Vollnarkose. Während des Eingriffs wird der Bruch freigelegt und gerichtet. Zudem werden möglicherweise verletzte Gefäße entsprechend versorgt.
Die Fixierung der Bruchenden erfolgt durch Metallplatten. Diese werden durch Schrauben mit dem Knochen verbunden, was auch Plattenosteosynthese genannt wird. Nach etwa einem halben Jahr werden die Schrauben wieder operativ entfernt.
Eine Alternative ist die Fixierung mit einer Drahtschlinge. Diese kann schon nach sechs Wochen wieder entfernt werden. Nach Ende der Operation wird das Schultergelenk für mehrere Tage mit einem Gilchrist-Verband ruhig gestellt.
Neben der offenen Operation gibt es auch die arthroskopische Operation, in der über einen kleinen Hautschnitt ein Arthroskop in das Gelenk eingeführt wird. Um die Sicht innerhalb des Gelenks zu verbessern, wird Flüssigkeit oder Kohlendioxidgas eingeleitet.
Der Arzt untersucht das Gelenk unter Sicht auf dem Bildschirm. Ergibt sich ein Befund, der arthroskopisch operiert werden kann, werden über kleine Hautschnitte zusätzliche Operationsinstrumente eingeführt. Das arthroskopische Verfahren erfordert beim Zugang zum Operationsgebiet den geringeren Eingriff.
Es können jedoch nicht alle Operationen an der Schulter arthroskopisch durchgeführt werden. Oft weist die Schulter nach einer Arthroskopie Weichteilschwellung auf, die innerhalb weniger Tage zurückgehen. Es dauert ein halbes Jahr bis das Schlüsselbein unter Bewegungstherapie wieder voll belastbar ist.
Vorbeugung
Vorbeugemaßnahmen gegen Schlüsselbeinfrakturen gibt es nicht. Das beste Mittel gegen eine solche Fraktur ist umsichtiges Verhalten beim Sport und die Vermeidung von Stürzen.
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