Der Schneiderballen - Ursachen, Symptome und Behandlung

Unter einem Schneiderballen (Digitus quintus) versteht man eine schiefstehende kleine Fußzehe. Dabei bilden sich zwischen vierter und fünfter Zehe Druckstellen. Häufig leiden Betroffene bereits unter einem Spreizfuß, aus dem sich dann der Schneiderballen entwickelt. Die Entlastung des Drucks steht in Sachen Behandlung an erster Stelle. Lesen Sie über Ursachen und Symptome des Schneiderballens, und informieren Sie sich über mögliche Behandlungsmaßnahmen.

Von Jens Hirseland

Beim Schneiderballen handelt es sich um eine Fehlstellung des kleinen Zehs. Bekannt ist er auch unter den Bezeichnungen

  • Digitus quintus
  • Taylor's bunion oder
  • Bunionette.

Zustande kommt der Schiefstand des kleinen Zehs in den meisten Fällen durch einen zu groß ausgeprägten Winkel, der zwischen dem 4. und dem 5. Mittelfußknochen auftritt. Dabei ragt das fünfte Mittelfußköpfchen stark in die äußere Richtung. Bemerkbar kann sich ein Schneiderballen durch schmerzhafte Druckstellen am Fuß machen.

Die Bezeichnung "Schneiderballen" wurde gewählt, weil in früheren Zeiten häufig eine Überlastung des betroffenen Zehs durch das Einnehmen des Schneidersitzes entstand. Aber auch heute noch zählt der Schneiderballen zusammen mit dem Hallux valgus zu den Fußdeformitäten, die am häufigsten auftreten.

Ursachen

Ein Schneiderballen kann sowohl bereits angeboren sein als auch erst im Laufe des Lebens erworben werden. Bei den meisten Patienten kommt es durch einen schon vorhandenen Spreizfuß zur Entwicklung der Fehlstellung.

Nicht selten besteht ein Schneiderballen an beiden Füßen und tritt beim weiblichen Geschlecht deutlich häufiger auf als beim männlichen Geschlecht, was auch auf die Schuhmode zurückzuführen ist. So kommt es durch Schuhe, die mit Absätzen ausgestattet sind, zu einer erheblichen Druckerhöhung.

Weitere mögliche auslösende Faktoren sind Entzündungskrankheiten wie Rheuma oder eine Absenkung des Fuß-Quergewölbes. Diese führen dazu, dass die Gelenke geschwächt werden, was wiederum die Entstehung eines Schneiderballens zur Folge hat.

In solchen Fällen weicht der 5. Mittelfußknochen in die äußere Richtung ab. Außerdem verbreitert sich der Winkel, der zwischen dem 4. und 5. Mittelfußknochen besteht, um ungefähr 10 Grad. Als Normalmaß gelten bei gesunden Menschen etwa 5 Grad.

Symptome

Die meisten Betroffenen bekommen von einem Schneiderballen überhaupt nichts mit, weil bei ihnen keinerlei Beschwerden auftreten. Werden allerdings zu enge Schuhe getragen, ist es möglich, dass diese Schmerzen am 5. Mittelfußknochen hervorrufen. Die Schmerzen werden meist als brennend bezeichnet. Darüber hinaus sind

möglich. Schreitet der Schneiderballen weiter fort, kann es auch zu einer Entzündung kommen. Diese Beschwerden können im Verlauf auch dann auftreten, wenn keine Schuhe getragen werden.

Zudem kann der Mittelfuß Probleme bereiten: es kommt zu einem überlasteten Ballen. Des Weiteren kommt es zu vermehrter Hornhautbildung sowie Schwielen.

Diagnose

Ein erfahrener Arzt erkennt einen Schneiderballen zumeist schon durch das Vorwölben des 5. Mittelfußköpfchens sowie dessen verbreiterten Winkel. Soll ein operativer Eingriff am Fuß erfolgen, wird im Vorfeld eine Röntgenuntersuchung durchgeführt. Auf den Röntgenbildern kann der Arzt

  • die Größe des Mittelfußköpfchens
  • den Winkel zwischen dem Mittelfuß und der fünften Zehe sowie
  • den Winkel, der zwischen den beiden angrenzenden Mittelfußknochen besteht,

untersuchen.

Behandlungsmöglichkeiten

Behandeln lässt sich ein Schneiderballen sowohl konservativ als auch operativ. Im Mittelpunkt der konservativen Therapie steht die Entlastung des Drucks, der auf den Schneiderballen ausgeübt wird. So gibt es die Möglichkeit, in den Schuhen Einlagen zu tragen, die entlastend wirken.

Eine weitere Option ist, hinter dem Metatarsalköpfchen eine Pelotte anzubringen. Dabei handelt es sich um ein ballenförmiges Polster, welches die betroffene Stelle entlastet. Allerdings lässt sich die Ursache des Schneiderballens dadurch nicht beheben.

In manchen Fällen erhält der Patient auch entzündungshemmende und schmerzstillende Arzneimittel wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen. Hilfreich sind des Weiteren das Tragen von weiten Schuhen, Schuhzurichten und häufiges Barfußlaufen.

Operative Therapie

Bringen die genannten Maßnahmen keine Besserung, muss ein operativer Eingriff erfolgen. Dessen Ziel ist es, den Vorfuß schmaler zu gestalten, wodurch wiederum der Druck auf den Schneiderballen reduziert wird.

Welche Operationsmethode dabei zur Anwendung kommt, richtet sich nach dem Standort der Fußfehlstellung. Mithilfe einer dünnen Säge trennt der Operateur den Mittelfußknochen durch und verschiebt ihn.

Chevron-Osteotomie

In den meisten Fällen wird bei einem Schneiderballen eine Chevron-Osteotomie am 5. Mittelfußknochen vorgenommen. Dabei findet ein V-förmiges Durchtrennen des Knochens von außen statt.

Nach der Abtragung des Knochens verschiebt man den Mittelfußkopf von außen nach innen. Mithilfe einer Schraube oder eines Drahtes erfolgt dann seine Befestigung. Außerdem trägt der Chirurg den übriggebliebenen Überstand des Knochens ab.

Nach dem Eingriff erhält der Patient einen Verbandsschuh sowie einen korrigierenden Zügelverband, den er rund drei Wochen lang tragen muss. Als mögliche Komplikationen kommen

in Betracht.

Prognose

Die Prognose bei einem Schneiderballen gilt prinzipiell als positiv. Eine wichtige Rolle bei der Heilung spielen allerdings die konsequente Nachbehandlung sowie das Tragen von geeigneten Schuhen.

  • Uwe Beise, Uwe Beise, Werner Schwarz Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Peter Avelini, Martin Hoffmann, Christine Grützner Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
  • Susanne Andreae, Peter Avelini, Melanie Berg, Ingo Blank, Annelie Burk Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
  • Frank H. Netter Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
  • Gerd Herold Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
  • Gerd Herold Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
  • Stefan Gesenhues, Anne Gesenhues, Birgitta Weltermann Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
  • Reinhard Strametz Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860

Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.