Der Schneiderballen - Ursachen, Symptome und Behandlung
Unter einem Schneiderballen (Digitus quintus) versteht man eine schiefstehende kleine Fußzehe. Dabei bilden sich zwischen vierter und fünfter Zehe Druckstellen. Häufig leiden Betroffene bereits unter einem Spreizfuß, aus dem sich dann der Schneiderballen entwickelt. Die Entlastung des Drucks steht in Sachen Behandlung an erster Stelle. Lesen Sie über Ursachen und Symptome des Schneiderballens, und informieren Sie sich über mögliche Behandlungsmaßnahmen.
Beim Schneiderballen handelt es sich um eine Fehlstellung des kleinen Zehs. Bekannt ist er auch unter den Bezeichnungen
- Digitus quintus
- Taylor's bunion oder
- Bunionette.
Zustande kommt der Schiefstand des kleinen Zehs in den meisten Fällen durch einen zu groß ausgeprägten Winkel, der zwischen dem 4. und dem 5. Mittelfußknochen auftritt. Dabei ragt das fünfte Mittelfußköpfchen stark in die äußere Richtung. Bemerkbar kann sich ein Schneiderballen durch schmerzhafte Druckstellen am Fuß machen.
Die Bezeichnung "Schneiderballen" wurde gewählt, weil in früheren Zeiten häufig eine Überlastung des betroffenen Zehs durch das Einnehmen des Schneidersitzes entstand. Aber auch heute noch zählt der Schneiderballen zusammen mit dem Hallux valgus zu den Fußdeformitäten, die am häufigsten auftreten.
Ursachen
Ein Schneiderballen kann sowohl bereits angeboren sein als auch erst im Laufe des Lebens erworben werden. Bei den meisten Patienten kommt es durch einen schon vorhandenen Spreizfuß zur Entwicklung der Fehlstellung.
Nicht selten besteht ein Schneiderballen an beiden Füßen und tritt beim weiblichen Geschlecht deutlich häufiger auf als beim männlichen Geschlecht, was auch auf die Schuhmode zurückzuführen ist. So kommt es durch Schuhe, die mit Absätzen ausgestattet sind, zu einer erheblichen Druckerhöhung.
Weitere mögliche auslösende Faktoren sind Entzündungskrankheiten wie Rheuma oder eine Absenkung des Fuß-Quergewölbes. Diese führen dazu, dass die Gelenke geschwächt werden, was wiederum die Entstehung eines Schneiderballens zur Folge hat.
In solchen Fällen weicht der 5. Mittelfußknochen in die äußere Richtung ab. Außerdem verbreitert sich der Winkel, der zwischen dem 4. und 5. Mittelfußknochen besteht, um ungefähr 10 Grad. Als Normalmaß gelten bei gesunden Menschen etwa 5 Grad.
Symptome
Die meisten Betroffenen bekommen von einem Schneiderballen überhaupt nichts mit, weil bei ihnen keinerlei Beschwerden auftreten. Werden allerdings zu enge Schuhe getragen, ist es möglich, dass diese Schmerzen am 5. Mittelfußknochen hervorrufen. Die Schmerzen werden meist als brennend bezeichnet. Darüber hinaus sind
- Schwellungen
- Rötungen und
- die Bildung von Druckstellen zwischen den Zehen
möglich. Schreitet der Schneiderballen weiter fort, kann es auch zu einer Entzündung kommen. Diese Beschwerden können im Verlauf auch dann auftreten, wenn keine Schuhe getragen werden.
Zudem kann der Mittelfuß Probleme bereiten: es kommt zu einem überlasteten Ballen. Des Weiteren kommt es zu vermehrter Hornhautbildung sowie Schwielen.
Diagnose
Ein erfahrener Arzt erkennt einen Schneiderballen zumeist schon durch das Vorwölben des 5. Mittelfußköpfchens sowie dessen verbreiterten Winkel. Soll ein operativer Eingriff am Fuß erfolgen, wird im Vorfeld eine Röntgenuntersuchung durchgeführt. Auf den Röntgenbildern kann der Arzt
- die Größe des Mittelfußköpfchens
- den Winkel zwischen dem Mittelfuß und der fünften Zehe sowie
- den Winkel, der zwischen den beiden angrenzenden Mittelfußknochen besteht,
untersuchen.
Behandlungsmöglichkeiten
Behandeln lässt sich ein Schneiderballen sowohl konservativ als auch operativ. Im Mittelpunkt der konservativen Therapie steht die Entlastung des Drucks, der auf den Schneiderballen ausgeübt wird. So gibt es die Möglichkeit, in den Schuhen Einlagen zu tragen, die entlastend wirken.
Eine weitere Option ist, hinter dem Metatarsalköpfchen eine Pelotte anzubringen. Dabei handelt es sich um ein ballenförmiges Polster, welches die betroffene Stelle entlastet. Allerdings lässt sich die Ursache des Schneiderballens dadurch nicht beheben.
In manchen Fällen erhält der Patient auch entzündungshemmende und schmerzstillende Arzneimittel wie Acetylsalicylsäure oder Ibuprofen. Hilfreich sind des Weiteren das Tragen von weiten Schuhen, Schuhzurichten und häufiges Barfußlaufen.
Operative Therapie
Bringen die genannten Maßnahmen keine Besserung, muss ein operativer Eingriff erfolgen. Dessen Ziel ist es, den Vorfuß schmaler zu gestalten, wodurch wiederum der Druck auf den Schneiderballen reduziert wird.
Welche Operationsmethode dabei zur Anwendung kommt, richtet sich nach dem Standort der Fußfehlstellung. Mithilfe einer dünnen Säge trennt der Operateur den Mittelfußknochen durch und verschiebt ihn.
Chevron-Osteotomie
In den meisten Fällen wird bei einem Schneiderballen eine Chevron-Osteotomie am 5. Mittelfußknochen vorgenommen. Dabei findet ein V-förmiges Durchtrennen des Knochens von außen statt.
Nach der Abtragung des Knochens verschiebt man den Mittelfußkopf von außen nach innen. Mithilfe einer Schraube oder eines Drahtes erfolgt dann seine Befestigung. Außerdem trägt der Chirurg den übriggebliebenen Überstand des Knochens ab.
Nach dem Eingriff erhält der Patient einen Verbandsschuh sowie einen korrigierenden Zügelverband, den er rund drei Wochen lang tragen muss. Als mögliche Komplikationen kommen
- Durchblutungsstörungen innerhalb des Mittelfußköpfchens
- Wundheilungsstörungen
- eine verzögerte Heilung des Knochens oder
- die Bildung einer Pseudarthrose
in Betracht.
Prognose
Die Prognose bei einem Schneiderballen gilt prinzipiell als positiv. Eine wichtige Rolle bei der Heilung spielen allerdings die konsequente Nachbehandlung sowie das Tragen von geeigneten Schuhen.
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