Wirkung, Anwendung und mögliche Nebenwirkungen unterschiedlicher Impfstoffe gegen die Schweinegrippe

Unter der Schweinegrippe versteht man eine ansteckende Viruserkrankung. Als wirksame Vorbeugemaßnahme gilt eine Schutzimpfung.

Von Jens Hirseland

Mediziner bezeichnen die Schweinegrippe auch als Neue Influenza A/H1N1. Verursacht wird die Virusgrippe von einem Subtyp des Influenzavirus, der die Bezeichnung A/H1N1 trägt. Dieser Erreger kommt vor allem bei

vor. Darüber hinaus können aber auch andere Säugetierarten von dem Virus befallen werden.

Impfung gegen die Schweinegrippe

Für internationales Aufsehen sorgte die Schweinegrippe im Frühjahr 2009, als sie in Mexiko ausbrach und sich rund über den Erdball verteilte. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sprach sogar von einer Pandemie.

Im November 2009 erreichte die Virusgrippe ihren Höhepunkt. Danach nahm die Anzahl der Erkrankungen kontinuierlich ab, bis die WHO die Pandemie im Sommer 2010 schließlich für beendet erklärte.

Zu den Merkmalen der Schweinegrippe gehört, dass die Ansteckungsgefahr bei ihr erheblich höher ausfällt als bei der klassischen Influenza, die saisonal im Winter auftritt. Während der letzten Erkrankungswelle verliefen die Symptome der Schweinegrippe jedoch meist mild.

Dennoch wurden einige Impfstoffe entwickelt, um einen wirksamen Schutz vor Ansteckung zu gewährleisten. Dazu gehören u.a.

  • Pandemrix
  • Celvapan
  • Focetria und
  • Celtura.

Drei dieser Stoffe erhielten auch eine Zulassung innerhalb der EU. In Deutschland zog die STIKO (Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts) ihre Impfempfehlung für die Schweinegrippe allerdings wieder zurück, da inzwischen auch eine herkömmliche Grippeschutzimpfung als ausreichend gilt.

So enthalten neuere Influenza-Impfstoffe auch schützende Komponenten vor der Schweinegrippe. Eine spezielle Impfung ausschließlich gegen diese Erkrankung sehen deutsche Experten als unnötig an.

Kritiker geben darüber hinaus zu bedenken, dass eine Massenimpfung aufgrund der milden Symptome der Schweinegrippe nicht gerechtfertigt sei. Außerdem ist oft schon mit einfachen Mitteln eine Ansteckung vermeidbar.

Für wen eine Impfung gegen die Schweinegrippe sinnvoll ist

Für bestimmte Personengruppen kann eine Impfung gegen die Schweinegrippe im Rahmen einer Schutzimpfung gegen Influenza durchaus sinnvoll sein. Dazu zählen vor allem:

  1. Senioren
  2. Kinder
  3. Personen, die unter Grunderkrankungen leiden, wie:
  4. schwangere Frauen
  5. Personen, die in Einrichtungen mit großem Publikumsverkehr arbeiten

Im Folgenden stellen wir Ihnen die erwähnten Impfstoffe gegen die Schweinegrippe im Detail vor.

Pandemrix

Der von dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline entwickelte Schweinegrippe-Impfstoff Pandemrix basiert auf dem aviären Influenza-A-Virus H5N1. Er erhielt die Zulassung der europäischen Arzneimittelagentur.

Bei dem Impfstoff handelt es sich um einen Spaltimpfstoff, der einen Wirkverstärker (Adjuvans) enthält. Das heißt, dass sich in ihm lediglich Teile des inaktivierten Schweinegrippe-Virus befinden. Diese Teilstücke sind Eiweiße von der Oberfläche des Virus.

Durch die Beimischung eines Wirkverstärkers lässt sich die Effizienz des Impfstoffes erhöhen. So besteht die Wirkung selbst dann noch, wenn es zu einer Mutation des Virus und leichten Veränderungen auf seiner Oberfläche kommt.

Entwicklung

Schon im Jahr 2007 trafen das Bundesgesundheitsministerium sowie die Bundesländer mit der Firma GlaxoSmithKline die Vereinbarung, im Falle einer Grippe-Pandemie den Impfstoff Pandemrix zu beziehen. 2009 orderten die deutschen Bundesländer 50 Millionen Pandemrix-Dosen, um etwa 30 Prozent aller Bundesbürger damit zu impfen.

Anfang 2010 stellte sich jedoch heraus, das erheblich weniger Impfstoffdosen benötigt wurden, was zu einer Reduzierung der Bestellung führte. Daher nahmen die Bundesländer lediglich 70 Prozent der bestellten Menge ab.

Nebenwirkungen

Bei rund 10 Prozent aller mit Pandemrix geimpften Personen traten unerwünschte Nebenwirkungen auf. Dazu gehörten vor allem:

Weitere mögliche Nebenwirkungen des Impfstoffs sind:

In einigen Fällen kam es nach der Impfung auch zu Narkolepsie. Besonders betroffen davon waren Kinder und Jugendliche zwischen 4 und 19 Jahren.

Dosierung

Pandemrix wird Personen zwischen 10 und 60 Jahren einmal verabreicht. Kinder zwischen 6 Monaten und 9 Jahren erhalten die halbe Dosis eines Erwachsenen. In der Regel besteht nach 14 Tagen ein wirksamer Impfschutz.

Celvapan

Als Celvapan bezeichnet man einen Ganzvirus-Impfstoff. Im Unterschied zu Pandemrix verfügt er nicht über einen Wirkverstärker. Stattdessen enthält Celvapan einen vollständigen inaktiven und abgetöteten Schweinegrippe-Virus.

Die Herstellung von Celvapan erfolgt durch ein neuartiges Verfahren. Dabei greift man nicht, wie bei anderen Impfverfahren üblich, auf Hühnereier, sondern auf Zellkulturen zurück. Auf diese Weise soll eine Verknappung des Impfstoffes vermieden werden, falls nicht genügend Hühnereier zur Verfügung stehen.

Nebenwirkungen

Mögliche Nebenwirkungen nach einer Impfung mit Celvapan sind:

Die Nebenwirkungen können jedoch auch ein Anzeichen dafür sein, dass vom Immunsystem des Körpers ein Immunschutz gegen die Krankheitserreger aufgebaut wird. Normalerweise verschwinden die unerwünschten Nebenerscheinungen nach ca. zwei Tagen wieder.

Focetria

Focetria zählt zu den Teilpartikelimpfstoffen und wird von dem Schweizer Pharmaunternehmen Novartis hergestellt. In dem Impfstoff enthalten ist das Adjuvans MF59. Für die Musterzulassung verwendete Novartis zunächst einen H5N1-Erregerstamm. Dieser wurde später durch einen H1N1 Stamm ersetzt.

Nebenwirkungen

Auch nach einer Impfung mit Focetria kann es zu unterschiedlichen Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören vor allem:

  • Reaktionen an der Einstichstelle wie Schmerzen, Rötungen, Verhärtungen oder Blutergüsse
  • Muskelschmerzen
  • Schüttelfrost
  • Schweißausbrüche
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Fieber
  • allgemeines Unwohlsein

In seltenen Fällen sind auch allergische Reaktionen im Bereich des Möglichen.

Celtura

Ebenfalls von Novartis produziert wird Celtura. Genau wie Focetria zählt es zu den Teilpartikelimpfstoffen. Es wird auf der Basis von Zellkulturen hergestellt und bildet damit eine Alternative für Menschen, die gegen Hühnereiweiß allergisch sind.

Zugelassen ist der Impfstoff in Schweiz. Angeboten wird Celtura sowohl in Fertigspritzen als auch in Mehrfachampullen. Für Personen zwischen 3 und 50 Jahren gilt eine einmalige Impfung gegen die Schweinegrippe als ausreichend.

Nebenwirkungen

Häufig auftretende Nebenwirkungen nach einer Impfung mit Celtura sind:

  • Verhärtungen, Schwellungen, Rötungen und Schmerzen an der Injektionsstelle
  • Schweißausbrüche
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • allgemeines Unwohlsein
  • Frösteln
  • Mattigkeit
  • Fieber

Nach ein bis zwei Tagen verschwinden diese Beschwerden jedoch in der Regel von selbst wieder. Gravierende Nebenwirkungen wurden in klinischen Studien nicht festgestellt.

Schweinegrippe-Impfung heute

Nach dem Ende der Pandemie im August 2010 kamen keine Pandemie-Impfstoffe gegen die Schweinegrippe mehr zum Einsatz. Heutzutage gilt eine normale Grippeimpfung als ausreichend, um sich vor der Schweinegrippe zu schützen. Eine Impfung mit den beschriebenen Impfstoffen ist daher nicht mehr erforderlich.