Sjögren-Syndrom (Sicca-Syndrom) - Ursachen, Symptome und Behandlung
Das b>Sjögren-Syndrom, welches zu der Gruppe der Sicca-Syndrome gezählt wird, ist eine chronisch und entzündlich verlaufende Autoimmunerkrankung, welche die Immunzellen, Speichel- und Tränendrüsen angreift. Zu den hauptsächlichen Symptomen zählen Mundtrockenheit sowie trockene Augen. Zudem gibt es viele weitere Beschwerden, die sich auch auf den restlichen Körper auswirken. Informieren Sie sich über Ursachen, Symptome und Behandlung des Sjögren-Syndroms.
Autoimmunerkrankungen
Im Normalfall verfügt der Körper über Selbsterkennungsproteine (MHC-Proteine), die zwischen körpereigenen und körperfremden Eiweißmolekülen unterscheiden können und auf der Oberfläche von fast allen Zellen anzutreffen sind.
Alle Zellen, die die MHC-Proteine nicht als körpereigene Zellen erkennen können, werden eliminiert. Bei Autoimmunerkrankungen erkennen die MHC-Proteine die körpereigenen Zellen nicht mehr und sehen sie als fremd an, wodurch das Immunsystem seine Abwehr gegen die eigenen Zellen richtet.
Dieser Angriff des Abwehrsystems führt sich lebenslang fort oder endet mit der vollständigen Zerstörung der Zielstruktur, solange keine Behandlung erfolgt. Da sich die Zielstruktur einer Autoimmunreaktion auf jedes Organ oder sogar den ganzen Körper beziehen kann, sind auch Mischformen von mehreren Autoimmunerkrankungen nicht selten.
Trotz intensiver Forschung bleiben die Ursachen für Autoimmunerkrankungen bisher unklar. Es wird allerdings davon ausgegangen, dass genetische Bedingungen im Zusammenhang mit äußeren Einflüssen die Auslöser sein könnten.
Symptome des Sjögren-Syndrom
Die beiden Hauptsymptome des Sjögren-Syndroms sind zum einen anhaltende Mundtrockenheit (Xerostomie) über mehr als drei Monate mit einer Schwellung der Speicheldrüsen und zum anderen ein anhaltendes Trockenheitsgefühl der Augen (Xerophthalmie) über mehr als drei Monate mit einem wiederkehrenden Sandkorngefühl. Gleichzeitig kann eine rheumatoide Arthritis auftreten, wodurch das Sjögren-Syndrom in zwei verschiedene Verläufe eingeteilt wird. Das primäre Sjögren-Syndrom verläuft ohne eine rheumatoide Arthritis, wohingegen das sekundäre Sjögren-Syndrom mit einer rheumatoiden Arthritis oder einer anderen rheumatologischen Erkrankung einhergeht.
- Müdigkeit
- Konzentrationsbeschwerden
- Depression
- Abgeschlagenheit
- eine mangelnde Lippenfeuchtigkeit
- eine Mundwinkelentzündung
- eine Lippenentzündung
- Aphthen
- unnormal geschwollene Ohrspeicheldrüsen
- Gelenkentzündungen
- starke Müdigkeit
- Nasen-,
- Haut- und
- Vaginaltrockenheit
sein. Selten sind auch andere Organe wie
betroffen.
Neurologisch und neuromuskulär
Muskelprobleme der Betroffenen können sich in Schmerzen bei einer Druckbelastung oder spontanen Schmerzen äußern. Weitere typische Symptome bei Verdacht auf eine Muskelbeteiligung sind
- Erschöpfung
- Fieber
- Gelenk- und Muskelschmerzen, sowie
- eine bleibende Lymphknoten-Vergrößerung.
Zentrales Nervensystem
Störungen im zentralen Nervensystem können das Gehirn und Rückenmark betreffen und sich in motorische und sensorische Schäden gliedern, die mit
- Lähmungen
- Bewegungsstörungen
- Sprachstörungen
- Gehirnentzündungen oder
- psychischen Abnormalitäten
einhergehen können.
Neuropathie
Charakteristisch sind Empfindungsstörungen, vor allem in den unteren Extremitäten, wie
- Kribbeln
- Taubheit oder
- schmerzhaftes Brennen.
Des Weiteren sind
- Störungen in Bewegungsabläufen
- gesteigerte bzw. veränderte Schmerzempfindlichkeit und
- fehlende Reflexe
möglich.
Depressionen
Auftreten können Depressionen in verschiedenen Formen, die aufgrund eines hormonellen Ungleichgewichts, unter anderem mit
- Konzentrationsstörungen
- Schlafstörungen oder
- einem verminderten Appetit
einhergehen können.
Mögliche Folgen
Vor allem bei Frauen im gebärfähigen Alter erlangt die Erkrankung eine große Bedeutung, da die Auto-Antikörper auf das ungeborene Kind übertragen werden können und bei dem Ungeborenen bestimmte Herzrhythmusstörungen auslösen können. Außerdem kann es durch die chronische Stimulation der Immunzellen zu bösartigen, aber relativ gut behandelbaren, Lymphdrüsenerkrankungen kommen.
Diagnose
Neben den eindeutigen, allgemeinen Symptomen, ist eine Blutuntersuchung möglich, die
- eine hohe Blutsenkung
- eine Erhöhung der Antikörperfraktion und
- eine Leukopenie (Mangel an Leukozyten)
zeigt. Letztendlich diagnostiziert wird das Sjögren-Syndrom durch den Nachweis antinukleärer Antikörper (ANA) oder eine Probenentnahme aus den Speicheldrüsen.
Prognose und Behandlung
Meist verläuft die Erkrankung insgesamt milde, in der Regel aber chronisch voranschreitend. Häufig ist auch eine Entwicklung weiterer Autoimmunerkrankungen, die grundsätzlich aber nicht die eher relativ gute Prognose verschlechtern.
Die wichtigste Behandlung ist eine Überwachung durch einen Spezialisten, sowie die Aufklärung des Patienten über die vergleichsweise harmlose Erkrankung. Unerwünschte Reaktionen des Immunsystems mit Cortison zu hemmen (Immunsuppression) ist nur bei einem Bestehen von weiteren Autoimmunerkrankungen notwendig.
Sonst wird das Sjögren-Syndrom nur nach den bestehenden Beschwerden behandelt.
- Augensalben
- Tränenersatzmittel (Augentropfen)
- eine gute Mundpflege
- ausreichende Flüssigkeitszufuhr und
- ein Lichtschutz für die Augen
können die Beschwerden lindern.
Passend zum Thema
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2020, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
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