Skoliose - Ursachen, Symptome und Behandlung

Unter einer Skoliose versteht man eine seitliche Verkrümmung der Wirbelsäule. Dabei besteht eine Verdrehung der einzelnen Wirbelkörper.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: M41
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Krankheitsbild

Der Begriff Skoliose entstammt dem Griechischen und bedeutet "krumm". In der Tat handelt es sich bei der Skoliose um eine Seitenverkrümmung der Wirbelsäule, bei der es zu einer Verdrehung der Wirbel kommt. In den meisten Fällen bildet die Wirbelsäule mehrere Bögen, die gegeneinander laufen und sich kompensieren, damit das Gleichgewicht des Körpers aufrecht erhalten werden kann.

Ursachen

Bei ca. 90 Prozent aller Patienten lässt sich keine Ursache für die Skoliose finden. In diesem Fall spricht man von einer idiopathischen Skoliose.

Als mögliche Gründe für die Entstehung der Fehlstellung vermutet man unter anderem

Die restlichen zehn Prozent der Skoliosen werden

  • durch Erkrankungen der Muskeln oder
  • der Knochen sowie
  • Störungen der Nervenfunktionen

verursacht.

Verlauf

Welchen Verlauf eine Skoliose nimmt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören

  • das Alter des Patienten
  • der Zeitpunkt der Diagnosestellung und
  • die Ursachen der Fehlstellung.

Während sich Säuglingsskoliosen in den meisten Fällen wieder von selbst zurückbilden, haben infantile Skoliosen eher einen ungünstigen Verlauf. Eine günstige Prognose besteht hingegen bei Adoleszentenskoliosen. Grundsätzlich ist es so, dass die Prognose umso günstiger ausfällt, je länger sich die Wirbelsäule noch im Wachstum befindet.

Folgen

Nimmt die Skoliose einen langen Verlauf, besteht die Gefahr von Abnutzungserscheinungen an der Wirbelsäule, den Wirbelkörpern und den Bandscheiben. So kann es zu Bandscheibenvorfällen und einer Versteifung der Wirbelsäule kommen. Ebenso ist es möglich, dass Knie- und Hüftgelenke sowie innere Organe in Mitleidenschaft gezogen werden.

Symptome

Die Symptome, die bei einer Skoliose entstehen, sind die Folge der Wirbelsäulenverkrümmung. Wie stark sich die Beschwerden äußern, ist von dem Ausmaß der Verkrümmung und ihrer Dauer abhängig.

Ein typisches Symptom im Säuglingsalter ist das so genannte Schräglagesyndrom. Durch eine Wirbelsäulenverkrümmung im Lenden- und Brustbereich, welche die Form eines C hat, kommt es bei den betroffenen Kindern zu einer schiefen Lage.

Des Weiteren besteht eine Schieflage des Halses. Oftmals zeigt sich auch ein nach innen gedrehtes Hüftgelenk.

In den meisten Fällen bemerkt man die Skoliose erst ab einem Alter von zehn bis zwölf Jahren. Zu Schmerzen kommt es dabei meist nicht. Abgesehen von den symptomatischen Fehlstellungen, bestehen bis zum dritten Lebensjahrzehnt normalerweise keine Beschwerden.

Ab einem gewissen Alter treten unterhalb der Verkrümmung Schmerzen nach längerem Stehen oder Sitzen auf. Da die Wirbelsäule einer ständigen Fehlstellung ausgesetzt ist, besteht die Gefahr einer verstärkten Abnutzung.

Mit der Zeit nehmen die Beschwerden immer mehr zu. Zudem kann es ohne eine entsprechende Behandlung im höheren Alter zu Herz- und Lungenproblemen kommen.

Verlaufsformen

Bei einer Skoliose unterscheidet man zwischen zwei Formen. Dies sind die echte, strukturelle Skoliose und die funktionelle skoliotische Fehlhaltung.

Bei der echten Skoliose kommt es zu einer dauerhaften seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule. Außerdem besteht eine Torsion (Verdrehung) der einzelnen Wirbelkörper.

Bei der funktionellen skoliotischen Fehlhaltung handelt es sich dagegen nur um eine vorübergehende Verkrümmung der Wirbelsäule. Sie kann durch verschiedene Behandlungsmaßnahmen beseitigt werden.

Je nach Position der Verkrümmung unterteilt man die Skoliose in verschiedene Verlaufsformen. Dazu gehören

  • die lumbale Skoliose (Scheitelwirbel im Bereich der Lendenwirbelsäule)
  • die thorakale Skoliose (Scheitelwirbel im Bereich der Brustwirbelsäule)
  • die thorale und lumbale Skoliose sowie
  • die thorakolumbale Skoliose (Scheitelwirbel am Übergang zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule).

Des Weiteren unterteilt man die idiopathische Skoliose, für deren Entstehung sich keine Ursache finden lässt, je nach Alter ihres Auftretens, in

  • die infantile idiopathische Skoliose, die bei Kindern bis zu drei Jahren auftritt
  • die juvenile idiopathische Skoliose, die sich bei Kindern zwischen vier und zehn Jahren bildet, sowie
  • die adoleszente idiopathische Skoliose, die ab einem Alter von elf Jahren entsteht.

Zu einer idiopathischen Skoliose kommt es vor allem in der Wachstumsphase. Die meisten Kinder haben dabei ein Alter von mindestens elf Jahren. Einer sekundären Skoliose liegen verschiedene Erkrankungen zugrunde. In der folgenden Tabelle erhalten Sie einen entsprechenden Überblick.

GrunderkrankungSekundäre Skoliose-Form
NervenschädigungNeuropathische Skoliose
MuskelerkrankungMyopathische Skoliose
Marfan-Syndrom, Ehlers-Danlos-SyndromMesenchymale Skoliose
Neurofibromatose, MyelomeningozeleKongenitale Skoliose
Rachitis, Glasknochenkrankheit, juvenile OsteoporoseMetabolische Skoliose
WirbelsäulenentzündungenInflammatorische Skoliose
Unfälle, bei denen die Wirbelsäule verletzt wurdePosttraumatsiche Skoliose

Am häufigsten ist der Brustbereich betroffen. In Deutschland leiden etwa 400.000 Menschen unter Skoliose.

Diagnose

Die Diagnose bei einer Skoliose wird zumeist bei Kindern zwischen zehn und zwölf Jahren gestellt. Häufig werden die Eltern auf die Fehlstellung aufmerksam.

Neben einer körperlichen Untersuchung, bei der der Arzt den Verlauf der Wirbelsäule ertastet, ist auch die Krankengeschichte der Betroffenen von Bedeutung, um die möglichen Ursachen für die Fehlstellung herauszufinden.

Hilfreich für die Diagnose ist der Vorbeugetest, bei der sich der Patient nach vorne neigt. Im Falle einer Skoliose bilden die Rippen dabei einen Buckel. Um das genaue Ausmaß der Skoliose einschätzen zu können, erfolgt eine Röntgenuntersuchung.

Behandlung

Ob bei einer Skoliose eine konservative oder eine operative Therapie erfolgt, ist von mehreren Faktoren abhängig. Eine wichtige Rolle spielen das Ausmaß und die Ursachen der Fehlstellung sowie das Lebensalter des Patienten.

Behandlung einer Säuglings- und leichten Skoliose

Im Säuglingsalter ist es möglich, die Skoliose durch krankengymnastische Übungen und das konsequente Lagern auf dem Bauch zu beheben. Auch bei einer leichten Skoliose, bei der die Verkrümmung nicht so stark ist, setzt man auf eine Physiotherapie. Darüber hinaus können auch Elektrostimulationen und neurophysiologische Behandlungsmethoden sinnvoll sein, um die Muskelgruppen anzuregen.

Behandlung einer mittelschweren und schwereren Skoliose

Im Falle einer mittelschweren Skoliose müssen sich die Patienten nicht nur einer Physiotherapie unterziehen, sondern auch ein Korsett tragen, was für Kinder sehr belastend sein kann. Durch das Korsett wird die verkrümmte Wirbelsäule auf passive Weise korrigiert.

Leidet der Patient unter einer schweren Skoliose, muss meist eine Operation erfolgen, die zwischen dem zehnten und dem zwölften Lebensjahr vorgenommen wird. Als vorbereitende Maßnahme werden zudem Traktionsverfahren durchgeführt, bei denen die Wirbelsäule unter Zug mehrere Wochen gestreckt wird.

Ziel der Operation ist die Korrektur der Wirbelsäulenverkrümmung. Zu diesem Zweck versteift man einige Abschnitte der Wirbelsäule, damit sie in Zukunft voll belastbar ist. Nach der Operation muss sich der Patient einer Physiotherapie unterziehen.

Vorbeugung

Einer Skoliose wirksam vorzubeugen, ist leider nicht möglich, da sich in den meisten Fällen keine Ursachen für die Verkrümmung der Wirbelsäule finden lassen. Es ist aber möglich, einem ungünstigen Verlauf der Fehlstellung entgegenzuwirken, denn je früher eine Skoliose erkannt wird, desto eher kann mit wirksamen Behandlungsmaßnahmen begonnen werden. Aus diesem Grund wird empfohlen, regelmäßig die Haltung seiner Kinder durch den Vorbeugetest zu überprüfen.

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