Schreiknötchen an den Stimmlippen - Stimmveränderungen bei Kindern
Als Schreiknötchen oder Stimmbandlippenknötchen werden gutartige Geschwülste am Kehlkopf bezeichnet. Sie können bereits im Kindesalter auftreten.
Schreiknötchen sind auch als Stimmlippenknötchen oder Stimmbandknötchen bekannt. Mediziner sprechen von Phonationsknötchen. Die Bezeichnung Schreiknötchen wird für Kinder gebraucht. Prinzipiell können die Stimmlippenknötchen in jedem Lebensalter vorkommen.
Um Luft aus der Lunge zum Kehlkopf strömen zu lassen, bedarf es etwa 60 unterschiedlicher Muskeln. Am Kehlkopf werden die Stimmlippen zum Schwingen gebracht. Können sich die Stimmlippen jedoch nicht richtig schließen, weil sich Knötchen auf ihnen befinden, ist ihr freies Schwingen nicht möglich. Dies hat wiederum eine angestrengte, heisere Stimme zur Folge.
Schreiknötchen bei Kindern
Halten Heiserkeit oder Stimmveränderungen bei Kindern längere Zeit als drei Wochen an, kann dies ein Hinweis auf Schreiknötchen auf den Stimmlippen sein. In solchen Fällen gilt es, sich an einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt oder einen Spezialisten für Phoniatrie oder Pädaudiologie zu wenden. Bemerkbar machen sich die Schreiknötchen durch fortwährende Heiserkeit oder eine raue Stimme des Kindes.
Ursachen
Hervorgerufen werden die sogenannten Schreiknötchen durch eine hyperfunktionelle Dysphonie. Das bedeutet, dass eine Überstrapazierung der Stimme vorliegt.
Bei Jungen zeigen sich die Schreiknötchen häufiger als bei Mädchen. Außerdem leiden Kinder auf dem Land seltener unter diesen Stimmveränderungen als Stadtkinder. Darüber hinaus kommen sie bei Erstgeborenen häufiger vor als bei den jüngeren Geschwistern.
Neigt das Kind dazu, sich mit mehr Stimmgewalt durchsetzen zu wollen, erhöht sich dadurch das Risiko von Schreiknötchen, weil die Stimmbänder deswegen über Gebühr strapaziert werden. Das laute Sprechen führt zu einer starken Anspannung der Stimmlippen, sodass diese nicht mehr frei schwingen können. Stattdessen bedürfen sie eines verstärkten Kraftaufwandes, was wiederum das sensible Stimmorgan überanstrengt. Im weiteren Verlauf bilden sich Schleimfäden und schließlich entstehen die Stimmlippenknötchen.
Zu den häufigsten Auslösern von Schreiknötchen bei Kindern gehören:
- Häufiges Schreien
- Eine ausgeprägte Beanspruchung der Stimme wie zum Beispiel bei Schreikindern
- Lautes Sprechen oder Singen
- Das unphysiologische Koordinieren von Sprech- und Atmungsorganen
Symptome
Anzeichen:
- Leise Stimme
- Heiserer Klang
- Häufiges Räuspern
- Atembeschwerden
- Schluckbeschwerden
Wichtigstes Symptom der Schreiknötchen stellt eine Stimmstörung (Dysphonie) dar. Wie stark ausgeprägt diese Störung ausfällt, ist von Kind zu Kind verschieden. Je nach Umfang kann sich die Qualität der Stimme verschlechtern. Das betroffene Kind ist nicht mehr in der Lage, laut und kräftig zu reden. Seine Stimme erhält einen rauen und heiseren Klang. Außerdem muss sich das Kind wiederholt räuspern, damit seine Stimme lockerer wird. Nicht selten sind auch Beschwerden beim Atmen und Schlucken zu verzeichnen. Zum Teil können zudem stechende Schmerzen auftreten.
Im Extremfall ist das Kind sogar eine Zeitlang überhaupt nicht mehr imstande zu sprechen.
Verlauf
Normalerweise bilden sich die Schreiknötchen im Laufe der Zeit von selbst wieder zurück, sofern das Kind seine Stimme schont. Nicht selten zeigen sie sich bei vielen Betroffenen jedoch erneut.
Diagnose
Laryngoskopie
Bilden sich die Symptome nach rund drei Wochen nicht wieder zurück, sollte ein Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufgesucht werden. Dieser verfügt über die Möglichkeit, eine Laryngoskopie (Spiegelung des Kehlkopfes) vorzunehmen. Mit diesem Verfahren kann er die Stimmritze kontrollieren und den kleinen Knötchen rasch auf die Spur kommen.
Während der Untersuchung greift der HNO-Arzt auf einen Stirnreflektor zurück, der das Licht der Untersuchungslampe verstärkt. Dabei lässt es sich auf einen Spiegel in Form eines Löffels lenken. Der Spiegel wird via Mund in den Rachen eingeführt, wodurch sich Kehlkopf sowie Stimmbänder einsehen lassen. Über weitere Untersuchungen entscheidet der HNO-Arzt je nach Bedarf.
Nasen-Endoskopie
Eine Alternative zur Laryngoskopie stellt die Nasen-Endoskopie dar. In deren Rahmen wird ein elastischer Schlauch über die Öffnung der Nase in den Rachenraum eingelassen. Mit einem Hebel kann der Mediziner die Spitze des Schlauchs anheben und Areale untersuchen, die sonst nur schwer einzusehen sind. Mit dem Endoskop lässt sich außerdem eine Gewebeprobe entnehmen.
Bei Schreikindern können weitere diagnostische Maßnahmen durch andere Fachärzte notwendig sein. So verfügen Neurologen, Psychologen oder Pädiater in diesem Fall über die besseren Möglichkeiten, den Ursachen für das Schreien auf den Grund zu gehen.
Therapie
Die Behandlung der Stimmveränderungen richtet sich nach deren Ausmaß. Bestehen nur kleine Schreiknötchen, die erst seit kurzer Zeit auftreten, rät der HNO-Arzt in der Regel dazu, die Stimme des Kindes zu schonen. Mit der Rückbildung der Knötchen verschwinden auch die damit verbundenen Symptome.
Wichtig für eine rasche Genesung ist, dass das Kind auf sehr heiße oder sehr kalte Mahlzeiten verzichtet. Gleiches gilt für kalte oder heiße Getränke sowie scharf gewürzte Speisen.
Um den Rachen anzufeuchten, sollte das Kind reichlich trinken. Als besonders lindernd gelten:
Ferner empfiehlt es sich, in den Räumen für eine hohe Luftfeuchtigkeit zu sorgen und das Klima der Zimmer, in denen sich das Kind aufhält, nicht zu trocken werden zu lassen. Daher sollten die Räume regelmäßig gelüftet werden.
Um die Schleimhäute zu schützen, können auch bewährte Hausmittel zur Anwendung gelangen, zum Beispiel:
- Isländisch Moos
- Eibischwurzel
- Gurgeln mit einer Salzlösung
Tabu sind dagegen reizauslösende Stoffe wie der Rauch von Zigaretten.
Logopädische Behandlung
Geht das Kind bereits in den Kindergarten, besteht die Option einer logopädischen Behandlung. Beim Logopäden erlernt das Kind einen entspannten Umgang mit seiner Stimme. Dies kann auch für die Zukunft wichtig sein, da in bestimmten Berufen ein häufiger Einsatz der Stimme nötig ist.
Beim Logopäden führt das Kind Übungen durch, die dem Wahrnehmen sowie dem Gebrauch von Sprechorganen und Atmung dienen. Auf diese Weise lässt sich das Reiben der Stimmlippen vermeiden. Ferner stehen spielerische Übungen zur Verfügung. Dazu gehören das Training der Mundmuskeln sowie Ansaug- und Pustespiele. Durch eine Sprachtherapie kann das Kind außerdem lernen mit seiner Erkrankung umzugehen.
Wann ist eine Operation nötig?
Im Falle von ausgeprägten harten Stimmbandknötchen gilt oft ein chirurgischer Eingriff als erforderlich. Größere Komplikationen sind dabei nicht zu befürchten.
Eine Operation ist zudem sinnvoll, wenn sich eine ernste Erkrankung hinter der Heiserkeit verbirgt wie zum Beispiel Papillome. Diese himbeerartigen Wucherungen sind die Folge von Virusinfektionen und gehen nicht von selbst wieder zurück, sodass ihre chirurgische Entfernung stattfinden muss.
Behandlungserfolg
Der Erfolg einer Stimmtherapie hängt bei Kindern von ihrem Lebensalter ab. So gilt die Behandlung aufgrund der unzureichenden altersbedingten Mitarbeit von jüngeren Kindern als problematisch. Positiver fällt hingegen der Verlauf von pädagogischen Behandlungen aus, die dazu dienen, das Schreien zu vermeiden.