Stimmbandstörung - Ursachen, Symptome und Behandlung der Vocal Cord Dysfunction (VCD)

Als Vocal Cord Dysfunction bezeichnet man eine Funktionsstörung der Stimmbänder. Dabei kommt es zu asthmaähnlichen Symptomen.

Von Jens Hirseland

Plötzlich scheint das Atmen unmöglich - der Hals ist wie zugeschnürt. Verzweifelt versucht man, Luft zu bekommen. Doch je angestrengter man nach Luft ringt, desto stärker verkrampft sich der obere Halsbereich. Von einem Moment auf den anderen löst sich der Knoten und die Luft kann wieder ungehindert fließen.

Der Begriff "Vocal Cord Dysfunction (VCD)" stammt aus dem Englischen und bedeutet übersetzt soviel wie "Fehlfunktion der Stimmbänder". Gemeint ist damit eine Funktionsstörung der Stimmbänder. Diese legen sich über die Stimmritze und verengen die Öffnung, durch welche die Luft in die Lunge gelangt. Dabei kommt es zu deren plötzlicher Verengung.

Sogar ein kurzzeitiger Verschluss der Bänder ist möglich, was zu abrupter Atemnot führt. In vielen Fällen ist die Vocal Cord Dysfunction auch mit Hustenanfällen verbunden.

Grafische Darstellung des Kehlkopfes mit Stimmbändern
Grafische Darstellung des Kehlkopfes mit Stimmbändern

VCD und Asthma

Eine Vocal Cord Dysfunction kann auch zusammen mit Asthma bronchiale auftreten. Es wird vermutet, dass eine VCD bei etwa 5 Prozent aller Asthma-Patienten vorkommt. Außerdem zeigt sich die Fehlfunktion der Stimmbänder bei etwa 20 bis 40 Prozent aller schwer behandelbaren Asthmatiker als Begleiterscheinung.

Mittlerweile konnte Untersuchungen belegen, dass die VCD unabhängig von einer Asthma-Erkrankung auftritt. Eine frohe Botschaft für die VCD-Patienten, denn für die Erkrankung der Stimmbänder besteht nach gesicherter Diagnose durchaus gute Erfolgsaussichten für eine Therapie.

Asthma bronchiale grafisch dargestellt
Asthma bronchiale grafisch dargestellt

Symptome

Wichtige Anhaltspunkte für eine VCD sind das Engegefühl im Hals, das häufig von

  • Husten
  • Heiserkeit und
  • pfeifenden Geräuschen beim Einatmen

begleitet wird.

Ursachen

Ausgelöst wird eine Vocal Cord Dysfunction von ähnlichen Faktoren wie bei Asthma bronchiale. Dazu gehören vor allem

Aber auch

können die Funktionsstörung der Stimmbänder hervorrufen. Die Magensäure reizt den Kehlkopf, die Stimmbänder bewegen sich, um die oberen Atemwege zu schützen. Wenn der Kehlkopf durch den immer wiederkehrenden Rückfluss der Magensäure ständig irritiert wird, dann können sich die Bewegungen der Stimmbänder gewissermaßen verselbstständigen.

Auch Störungen der Nerven, die den Kehlkopf versorgen oder krankhafte Veränderungen in der Hirnrinde sind mögliche Faktoren. Die genaue Entstehung der Funktionsstörung ließ sich bislang jedoch noch nicht klären.

Diagnose

Eine Vocal Cord Dysfunction zu diagnostizieren, ist schwierig. So kommt es häufig zu Fehldiagnosen, die wiederum falsche Therapien zur Folge haben. Darüber hinaus gestaltet sich die Untersuchung mit einem Laryngoskop, einem speziellen Endoskop zur Betrachtung des Kehlkopfes, oft als problematisch, weil unvorhergesehen Anfälle auftreten.

Lediglich bei VCD-Formen, die nicht mit dem Verschluss der Stimmbänder und Atemnot einher gehen, lässt sich eine Laryngoskopie einfacher durchführen. Oftmals kombiniert man die Endoskopie mit einer Spirometrie.

Behandlung

Auch die Behandlung einer Vocal Cord Dysfunction ist oft nicht einfach, denn eine körperliche Ursache wird in vielen Fällen nicht gefunden. Darüber hinaus können Begleiterkrankungen die Behandlung erschweren. Der Rückfluss von Magensäure lässt sich medikamentös behandeln.

Zu den wichtigsten Therapiemaßnahmen gehört, dass der Patient seine Angst vor einem Anfall abbaut. So wird die Bedrohung von den betroffenen Personen oft als weitaus größer empfunden, als sie eigentlich ist.

Ein typischer VCD-Anfall endet jedoch in der Regel von selbst wieder. Im Grunde genommen handelt es sich bei der Vocal Cord Dysfunction um eine eher harmlose Erkrankung.

Hat die Funktionsstörung der Stimmbänder psychische Ursachen, ist die Mitarbeit des Patienten überaus wichtig. Gelingt es, die konkreten Ursachen herauszufinden oder zumindest einzugrenzen, lässt sich ein Therapiekonzept erstellen, das man individuell auf den Patienten zuschneidet. In manchen Fällen kommen auch Medikamente wie Protonenpumpenhemmer zum Einsatz.

Wichtige Komponenten der Behandlung sind

  • das Vorgehen gegen die seelischen Probleme
  • reichlich Bewegung sowie
  • das Ausüben von Entspannungstechniken.

Letztere können hilfreich bei der Verbesserung der Stimmbandfehlfunktionen sein. Von Bedeutung sind zudem eine passende Stimmtherapie und eine spezielle Atemtherapie.

Hier wird der Patient über seine Atmung aufgeklärt und lernt, die Angst vor einer Atemnot zu verlieren. Denn im Moment der Atemnot soll in das Zwerchfell eingeatmet und der obere Halsbereich bewusst locker gelassen werden. Durch das Trainieren spezieller Atemrhythmen und Entspannungsübungen können Verkrampfung der Stimmbänder verhindert werden und die Patienten zu einem beschwerdefreien Leben zurückfinden.

Die Atemtherapie als hilfreiche Behandlungsmethode
Die Atemtherapie als hilfreiche Behandlungsmethode

Ein weiterer wichtiger Teil der Therapie besteht darin, die Auslöser der VCD zu bestimmen. Häufig sind es bestimmte Gerüche oder Allergene, die eine akute Atemnot auslösen können. Denn die meisten der Auslöser lassen sich leicht vermeiden.