Stromschlag - Ursachen, Symptome, Behandlung und Schutzmaßnahmen

Als Stromschlag, Elektrischer Schlag oder Elektrounfall bezeichnet man eine Verletzung, die durch Einwirkung von elektrischem Strom entsteht. Diese wird meist durch falschen Umgang mit Elektrogeräten verursacht.

Von Jens Hirseland

Definition

Wenn es zu Stromschlägen, die man auch als elektrische Schläge, Stromunfälle oder Elektrounfälle bezeichnet, kommt, gelangt elektrischer Strom in den menschlichen Körper. Dabei gerät der Mensch in einen Stromkreis zwischen der Erde und einem Metallgegenstand, was unter Umständen zu schweren Verletzungen führen kann.

Jeder Umgang mit Strom ist eine heikle bis hin zu gefährliche Angelegenheit. Der Stromschlag hat die typischen Merkmale eines Unfalles. Er ist

  • plötzlich
  • unerwartet
  • unvorhergesehen
  • unfreiwillig und
  • fügt dem Betroffenen einen körperlichen sowie gesundheitlichen Schaden zu.

Jeder Stromschlag schmerzt.

Wie stark Verletzungen und Beeinträchtigungen durch einen erlittenen Stromschlag ausfallen, hängt von unterschiedlichen Kriterin ab:

  • der Stärke des Stroms
  • der Dauer des Schlages
  • dem Weg, der dabei durch den Körper genommen wird

Auch, ob es sich dabei um Gleichstrom oder Wechselstrom handelt, spielt eine Rolle. Ebenso kann die Hautbeschaffenheit an der Kontaktstelle von Bedeutung sein, da trockene, schwielige Haut dem Stromfluss mehr Widerstand bietet als feuchte, dünne Haut. Besonders in Mitleidenschaft gezogen werden bei einem Stromunfall das Herz und das Gehirn, da diese Organe im Stromfluss liegen.

Statistik

Jährlich sterben in der Bundesrepublik Deutschland ca. 200 Menschen durch die Folgen eines elektrischen Schlages. 80 Prozent dieser Todesfälle werden durch Niederspannung verursacht. Die restlichen 20 Prozent entstehen durch die Einwirkung von Hochspannung.

Die größte Anzahl an Stromunfällen geschieht dabei durch Haushaltstrom mit 220 V und Wechselstrom von 50 bis 60 Hz. Am häufigsten passieren Stromschläge bei Reparaturversuchen von Elektrogeräten wie zum Beispiel Fernsehern, Wasserkochern, Kaffeemaschinen oder Toastern.

Beeinträchtigungen der Herzfunktion

Ein elektrischer Schlag kann für den menschlichen Organismus schwerwiegende Folgen haben, denn wenn der Strom durch das Herz fließt, besteht die Gefahr, dass Störungen des Reizleitungssystems auftreten. Die Pumparbeit des Herzens wird durch elektrische Reize koordiniert, die es selbst erzeugt. Gerät das Herz in den Stromfluss, was der Fall sein kann, wenn der Strom über eine Hand zu einem Fuß führt, kommt es zu Herz-Rhythmusstörungen.

In der Folge verkrampft sich die Muskulatur, wodurch es zu einem Festhalten an der Stromquelle oder zu mechanischen Verletzungen kommen kann. Mitunter kann es sogar zu Kammerflimmern und einem tödlichen Herz-Kreislaufstillstand kommen.

Ob ein Stromschlag wirklich Lebensgefahr bedeutet, ist davon abhängig, welchen Weg der Strom durch den Körper nimmt. Aber auch die Stromstärke, die Spannung sowie die Art des Stroms spielen eine entscheidende Rolle.

Handelt es sich um Niederspannung wie bei Haushaltsstrom, wird vor allem das Herz in Mitleidenschaft gezogen. Dagegen kommt es bei Hochspannung zu inneren und äußeren Verbrennungen. Je länger die Einwirkung des Stroms anhält, desto gravierender sind die Folgen für die Gesundheit.

Ursachen

Ein Stromschlag kann viele Ursachen haben, da es viele mögliche Gefahrenquellen gibt. Besonders häufig geschehen Elektro-Unfälle durch defekte Elektrogeräte oder Leitungen. Aber auch Leichtsinn und Unachtsamkeit können zu einem Stromschlag führen.

Besonders gefährlich ist es, wenn beim Baden in der Badewanne durch Unachtsamkeit ein elektrisches Gerät, wie zum Beispiel ein Föhn, in die Wanne fällt. Ebenso zählen Brände in Hochspannungsanlagen sowie Kontakte mit Elektroschockpistolen zu den möglichen Ursachen.

Aber auch im Freien können Stromschläge durch plötzliche Blitzeinschläge bei Gewittern oder durch Überland- und Freileitungen, die bei einem Sturm beschädigt wurden, passieren. Kleinere Kinder sind besonders durch nicht kindersichere Steckdosen gefährdet.

Verlauf

Der Verlauf nach einem Stromschlag hängt von dem Ausmaß des erlittenen Schadens ab. Während leichtere Stromschläge meist einen positiven Verlauf nehmen, können schwerere Stromschläge schlimme Schäden hinterlassen und im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen.

Bei schweren Verbrennungen kann es zu einer Nekrose des Gewebes kommen. Durch eine bakterielle Infektion besteht zudem die Gefahr einer Blutvergiftung.

Symptome

Zu den möglichen Schäden bei Stromschlägen gehören:

  1. thermische Schäden wie Verbrennungen, Nervenschädigungen, chemische Veränderungen
  2. Folgeschäden wie Knochenfrakturen

Da elektrischer Strom den Weg des geringsten Widerstandes geht, ist vor allem das Nervengewebe für Verletzungen gefährdet, da es den geringsten Widerstand aufweist. Ebenfalls gefährdet sind:

Zu den Symptomen bei einem schweren Stromschlag gehören:

  • Brandverletzungen, die an der Ein- und Austrittsstelle des Stromes entstehen
  • Bewusstseinsstörungen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Lähmungen von Arm-, Bein- und Herzmuskulatur
  • Gasbildung im Blut, die durch Elektrolyse des Blutes verursacht wird

Außerdem kann es durch das schlagartige Verkrampfen der Muskeln oder durch Folgeunfälle zu Knochenbrüchen kommen.

Herzrhytmusstörungen als mögliche Folge
Herzrhytmusstörungen als mögliche Folge

Diagnose

Eine Diagnose kann beim einem Stromschlag rasch durch die Symptome und die Schilderung des Unfallhergangs gestellt werden.

Behandlung

Auf die eigene Sicherheit achten

Wenn ein Elektro-Unfall passiert, muss vor der Einleitung von Erste Hilfe-Maßnahmen auch die eigene Sicherheit bedacht werden, damit es nicht zu einem weiteren Stromschlag kommt.

Die von einem Stromschlag betroffene Person ist daher nicht zu berühren und muss mit einem nicht leitenden Gegenstand, wie einem Besen aus Holz, einem Handtuch, einem Kleidungsstück oder einer Decke, vorsichtig zur Seite geschoben werden. Die Stromversorgung wird dann bei elektrischen Geräten oder Anlagen durch Ausschalten der Sicherung beendet. Danach sind sofort Rettungskräfte zu verständigen und gegebenenfalls lebensrettende Sofortmaßnahmen durchzuführen.

Bei Hochspannungsunfällen (>1000 Volt, z.B. durch Freileitungen bei der Bahn, Hochspannungsleitungen) steht der Selbstschutz im Vordergrund. Die Bergung des Verletzten sollte nur von Fachkräften durchgeführt werden. Es muss zwingend ein Sicherheitsabstand eingehalten werden. Der Ersthelfer sollte lediglich Fachpersonal (z.B. das zuständige E-Werk) und Rettungsdienst verständigen, denn erst wenn die Spannungsfreiheit garantiert ist, kann mit der Versorgung des Verletzten begonnen werden.

Erste Hilfe und ärztliche Behandlung

Auch wenn der Betroffene unverletzt erscheint und bei Bewusstsein ist, sollte in jedem Fall der Notarzt verständigt werden. Denn Rhythmusstörungen können trotz scheinbarer Unversehrtheit auch noch im Nachhinein auftreten.

Ist der Betroffene bewusstlos, müssen die Atmung sowie die Herz-Kreislauffunktion sichergestellt werden. Unter Umständen muss eine Herz-Lungen-Wiederbelebung erfolgen. Bei Kammerflimmern wird vom medizinischen Personal eine Defibrillation durchgeführt.

Brandverletzungen müssen gekühlt und mit einer sterilen Wundauflage abgedeckt werden. Außerdem muss der Betroffene auf mögliche Gewebe-Nekrosen oder die Entstehung einer Blutvergiftung (Sepsis) beobachtet werden.

Besteht der Verdacht auf eine mögliche Herzschädigung, wird der Betroffene in eine Notaufnahme gebracht und beobachtet. Die Herztätigkeit wird dabei mit einem Elektrokardiogramm (EKG) kontrolliert. Bei möglichen Nierenschäden werden Natriumchlorid-Infusionen verabreicht, um den Flüssigkeitsverlust auszugleichen.

Vorbeugung

Jeder weiß, was elektrischer Strom ist. Jeder kennt ihn, wobei vielen die Gefahren im Umgang damit nicht so geläufig oder bewusst sind.

Der Bürger nutzt im Alltag den so genannten Haushaltsstrom. Der kommt durch die Herstellung des Stromkontaktes aus der Steckdose und wird über den Leiter, das umgangssprachliche Stromkabel, zum Endgerät weitergeführt.

Damit das gefahr- und reibungslos funktioniert, darf der Strom keine Gelegenheit haben, einen anderen Weg zu nehmen. Um Stromschlägen oder Elektro-Unfällen vorzubeugen, gibt es einige Vorsorgemaßnahmen.

Fi-Schalter

Während eine Haushaltssicherung die Haushaltsgeräte schützt, ist ein Fehlerstrom-Schutzschalter, der FI-Schalter oder RCD, ein Personen- und Körperschutz. Der FI-Schalter wird in den Wohnungsverteiler zusammen mit Zählern und Sicherungen montiert. Für Neubauten ist die Installation von FI-Schaltern eine gesetzliche Vorgabe, bei Altbauten wird ein Nachrüsten angeraten.

Funktionsweise

Die Funktionsweise ist schnell erklärt. Bei einem funktionierenden Elektrogerät sind der ein- und ausfließende Strom identisch, also gleichhoch. Wenn ein nicht ausreichend isoliertes Gerät berührt wird, fließt Strom durch den menschlichen Körper hin zum Erdboden.

Das ist der Fehlerstrom, der den Stromschlag auslöst. Dadurch entsteht eine Differenz zwischen dem ein- und dem ausfließenden Strom, der Differenzstrom. Den registriert der FI-Schalter.

Über ein Relais wird der betreffende Stromkreis im Sekundenbruchteil ausgeschaltet. Der Stromschlag war für den Gerätebenutzer möglicherweise spürbar, aber ohne gesundheitliche Folgen. Dennoch sollten Stromschläge vermieden bis hin zu ausgeklammert werden.

Stromkreis unterbrechen

Bei dem geringsten Anzeichen einer Stromspannung oder einer Störung muss der Stromkreislauf unterbrochen werden. Das geschieht durch ein Herausziehen des Steckers aus der Steckdose. Beim Benutzen einer Steckleiste mit Kippschalter ist die Situation mit einem Kippen, also dem Ausschalten, gelöst.

Eine Steckleiste mit Kippschalter ist auch deswegen absolut sicher, weil der Stromkreislauf zeitgleich zu allen anderen angeschlossenen Geräten ebenfalls unterbrochen wird. Das kann, je nach Größe der Steckleiste, für sechs bis acht Geräte zutreffen.

  • Stecker vom Stromkabel mit Blitzen

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  • Kleiner Junge mit verrusten Haaren und Gesicht, hält Kabelenden in Händen, Stromschlag

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  • Roter Stromstecker auf blauem Taschenrechner

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Wasser und Strom

Gerät und Körper des Nutzers müssen trocken sein. Das ist die Ausgangsbasis. Sollte das nicht notwendig sein, wird in der Bedienungsanleitung ausdrücklich auf eine Verwendung bei Nässe aufmerksam gemacht.

Wasser leitet den Strom gut und schnell. Auch Füße oder Beine müssen salztrocken sein, wenn ein Elektrogerät bedient wird. Elektrische Geräte, wie z.B. ein Föhn, sollten nicht in die Nähe von Wasser gelangen.

Reperaturen dem Fachmann überlassen

Der Heimwerker sollte auf das Reparieren von Elektrogeräten verzichten und das dem fachlichen Serviceteam überlassen. Heutzutage sind die meisten Elektrogeräte aus Modulen zusammengesetzt.

Einmal demontiert, ist es kaum möglich, sie eins zu eins wieder zu montieren. Das Gerät wird nicht wieder so, wie es vorher war. Daraus entstehende Defekte oder Gefahren kann der Laie nicht abschätzen.

Leistungspflicht des Versicherers

Im Versicherungsfalle ist es für eine Leistungspflicht des Versicherers außerdem entscheidend, von wem das den Schaden auslösende defekte Elektrogerät repariert worden ist. Die vom Hersteller vorgegebenen Sicherheitseinrichtungen an dem Elektrogerät müssen beachtet, sie dürfen nicht verändert werden.

Losgelöst von dem dadurch möglichen Stromschlag wird bei finanziellen Folgen und Regressansprüchen immer nach der Ursache recherchiert. Ein Verhaltensfehler kann zum Verlust des ansonsten unstrittigen Schadensersatzanspruches führen.

Weitere Vorsichtsmaßnahmen

Wer kleine Kinder hat, sollte darauf achten, dass die Steckdosen mit Kindersicherungen versehen werden. Bei einem Gewitter sollte so schnell wie möglich ein sicherer Unterstand aufgesucht werden. Offene herumliegende Kabel dürfen keinesfalls berührt werden.