Venöse Thrombose (Phlebothrombose) - Thrombose der Venen
Eine venöse Thrombose wird auch als Phlebothrombose bezeichnet. Dabei bildet sich in einer Vene ein Blutgerinnsel.
Thrombosen können sowohl in den Arterien als auch in den Venen auftreten. Allerdings sind venöse Thrombosen, die auch Phlebothrombosen genannt werden, deutlich häufiger zu verzeichnen.
Bei einer Thrombose handelt es sich um die Bildung eines Thrombus (Blutgerinnsels) in einem Blutgefäß. Durch ein solches Gerinnsel wird das Gefäß zum Teil oder auch gänzlich verschlossen.
Zur Bildung des Blutgerinnsels kommt es, wenn ein stark verlangsamter Blutfluss in den Gefäßen vorliegt. Eine weitere Möglichkeit ist das verstärkte Vorhandensein von Gerinnungsfaktoren.
Ursachen
Die Gefahr, dass es zu einer tiefen Venenthrombose kommt, steigt mit zunehmendem Lebensalter. Für das Entstehen einer Phlebothrombose kommen mehrere Ursachen infrage. Dazu gehören vor allem Veränderungen bei der Zusammensetzung des Blutes wie
- Gerinnungsstörungen
- verstärkte Blutgerinnung, die aus erblichen oder medikamentösen Gründen auftritt
- eine herabgesetzte Fähigkeit zum Auflösen von Blutgerinnseln,
- Toxine oder Nahrungsmittel, die die Blutgerinnung beeinträchtigen
- Dehydratation oder
- eine Schwangerschaft.
Aber auch
- erweiterte Venen
- Krampfadern, Bewegungsunfähigkeit durch Bettlägerigkeit
- langes Sitzen bei Flug- oder Busreisen oder
- eingeklemmte Gliedmaßen
können zur Bildung einer Phlebothrombose führen. Weitere mögliche Ursachen sind
- Verletzungen
- altersbedingte degenerative Veränderungen
- entzündliche Venenveränderungen sowie Erkrankungen wie Diabetes mellitus.
Risikofaktoren
Durch bestimmte Risikofaktoren kann sich die Gefahr, dass es zu einer Phlebothrombose kommt, erhöhen. Dazu zählen
- Nikotinkonsum
- die Einnahme von bestimmten Medikamenten wie der Antibaby-Pille in Verbindung mit Zigarettenkonsum
- Mangel an Flüssigkeit
- Operationen
- bereits früher aufgetretene Thrombosen
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Krebskrankheiten
- bestimmte Erbkrankheiten sowie
- der intravenöse Missbrauch von Drogen, bei dem die Blutgefäße verletzt werden.
Symptome
In den meisten Fällen tritt eine Phlebothrombose im Bereich der unteren Hohlvene auf. In etwa zwei Dritteln aller Fälle ist ein Bein betroffen. Beim restlichen Drittel manifestiert sich das Blutgerinnsel im Becken.
Die Symptome bei einer Phlebothrombose sind recht unterschiedlich. Oftmals verspüren die Betroffenen auch gar keine Beschwerden, sodass erst eine genaue medizinische Untersuchung Aufschluss über ein Blutgerinnsel geben kann.
Bei ausgeprägten venösen Thrombosen können Symptome wie Überwärmung, Schwellungen und Spannungsgefühle am Unterschenkel, am Knöchel oder auch am gesamten Bein auftreten. Manchmal ist die Haut gespannt und gerötet.
Ebenso ist eine Blaufärbung im Bereich des Möglichen. Mitunter kommt es auch zu Schmerzen in der Wade, der Kniekehle und dem Fuß, die sich durch das Hochlagern des Beins verringern.
Durch Druck kommt es hingegen zur Verstärkung der Schmerzen. Das Laufen oder das Stehen fallen schwer. Darüber hinaus sind Geschwüre im Bereich des Möglichen.
Komplikationen
Löst sich ein Thrombus (Blutklümpchen) ab, wird dieses weiter durch den Blutkreislauf befördert. Setzt es sich dann in einer Lungenarterie oder den kleinen Lungengefäßen ab, besteht sogar die Gefahr einer lebensgefährlichen Embolie. Als Spätkomplikation gilt das Postthrombotische Syndrom, zu dem es vor allem nach Thrombosen am Oberschenkel kommt.
Diagnose
Um eine Phlebothrombose festzustellen, werden verschiedene medizinische Untersuchungen vorgenommen. Dazu gehören bildgebende Verfahren wie
- die Farbdoppler-Sonographie
- die Magnetresonanztomographie
- die Computertomographie oder
- die Phlebographie.
Eine weitere Methode ist der D-Dimer-Test, bei dem man die Konzentration von bestimmten Gerinnungseiweißen bestimmt. Handelt es sich um jüngere Patienten, erfolgen zudem spezielle Untersuchungen, um abzuklären, ob eine Erbkrankheit vorliegt. Im Rahmen der Differenzialdiagnose sollten zudem
- Erysipel (eine bakterielle Haut- und Lympherkrankung)
- ein Lymphödem
- eine chronisch venöse Insuffizienz
- ein Muskelfaserriss
- das Ischias-Syndrom
- ein akuter Arterienverschluss
ausgeschlossen werden. Des Weiteren werden Schwellungen und Ödeme mitunter auch mit Leber- und Nierenerkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Behandlung
Bei der Behandlung einer Phlebothrombose wird versucht, den Blutfluss wiederherzustellen und einer Vergrößerung des Thrombus entgegenzuwirken. Ist die Thrombose nicht älter als zehn Tage, führt man zumeist eine Thrombolyse durch. Dabei löst man das Gerinnsel mithilfe von Medikamenten auf.
Bei einem umfangreichen Blutgerinnsel kann eine Thrombektomie erfolgen, bei der der Thrombus herausoperiert wird. Eine weitere operative Behandlungsmöglichkeit ist das Überbrücken des betroffenen Abschnitts durch einen Bypass. Damit sich das Blutgerinnsel nicht vergrößern kann, verabreicht man dem Patienten den gerinnungshemmenden Wirkstoff Heparin.
Vor dem Eingriff erhält der Patient entweder eine Regionalanästhesie oder eine Vollnarkose. Bei den meisten Operationen dieser Art holt man das Blutgerinnsel mithilfe eines Ballonkatheters heraus. Dazu schneidet man an der passenden Stelle eine Vene auf, die als Zugangsmöglichkeit dient. Das kann in der
- Kniekehle
- Achselhöhle oder
- Leiste
sein. Danach führt der Operateur einen speziellen aufblasbaren Katheter durch die Öffnung ein und schiebt diesen bis zu dem von der Thrombose betroffenen Bereich. Danach wird der Ballon gefüllt und zusammen mit dem Gerinnsel aus dem Körper gezogen. Wurde der Thrombus erfolgreich entfernt, verschließt der Chirurg die Vene mit einer Gefäßnaht wieder.
Manchmal kann es auch erforderlich sein, von der Thrombose verursachte Stenosen (Verengungen) zu beheben. Dazu dehnt man die Engstellen mit dem Ballonkatheter auf. Um den Hohlraum der Vene offen zu halten, können auch Stents eingesetzt werden. In seltenen Fällen ist es notwendig, das Gefäß chirurgisch zu öffnen, um den Thrombus direkt herauszuholen.
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- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
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