Tollwut-Impfung - Impfempfehlung und mögliche Nebenwirkungen

Eine Impfung gegen Tollwut bietet zuverlässigen Schutz vor einer lebensgefährlichen Infektion mit dem Tollwut auslösenden Rabiesvirus, der meist durch den Biss eines infizierten Tieres übertragen wird. Von Bedeutung ist eine präventive Tollwut-Impfung insbesondere für Menschen, die regelmäßigem Kontakt mit möglicherweise infizierten Tieren ausgesetzt sind, wie Tierärzte oder Jäger. Bei fehlender Schutzimpfung und akuter Infektion ist eine Tollwut-Impfung aber auch noch nachträglich wirksam, sofern sie möglichst zeitnah vorgenommen wird. Lesen Sie hier alles zu den verschiedenen Impfformen, Impfstoffen und Nebenwirkungen einer Tollwut-Impfung.

Von Jens Hirseland

Warum gegen Tollwut impfen?

Bei Tollwut (Rabies) handelt es sich um eine Infektionserkrankung, für die das Rabiesvirus verantwortlich ist. Hervorgerufen wird die tödlich verlaufende Krankheit zumeist durch den Biss eines Tieres, das an Tollwut erkrankt ist.

Dabei erfolgt die Übertragung des Virus durch infizierten Speichel. Als Hauptüberträger der Tollwut gelten Hunde. Aber auch Tiere wie Katzen, Füchse, Fledermäuse und Waschbären können die Viren weitergeben.

Nach Schätzungen der WHO kommt es weltweit pro Jahr zu etwa 55 Todesfällen durch Tollwut. Besonders betroffen sind asiatische und afrikanische Länder. In Deutschland und Europa sind dagegen nur sehr wenige Tollwutfälle zu verzeichnen.

Bemerkbar macht sich Tollwut zunächst durch Kopfschmerzen und Fieber. Später weisen die Patienten eine geradezu panische Angst vor Wasser auf.

So reagieren sie auf Wasser aggressiv und mit Krämpfen. Außerdem kommt es zum Ausfluss von Speichel.

Im weiteren Verlauf treten Lähmungen anstelle der Krämpfe. Schließlich fallen die Betroffenen ins Koma und versterben an Atemlähmung. Die Dauer zwischen dem Beginn der Tollwut und dem Eintritt des Todes beträgt etwa eine Woche. Da die Krankheit fast immer zum Tode des Betroffenen führt, ist eine Impfung gegen die Tollwut sehr wichtig.

Impfempfehlung bei Tollwut

Mithilfe einer Tollwut-Impfung ist es möglich, sich vor der schrecklichen Krankheit zu schützen. Zu empfehlen ist eine Tollwut-Impfung Personen, die häufig Kontakt mit Tieren oder Wildtieren haben. Dies trifft vor allem auf

zu. Aber auch Laborangestellte, die sich mit dem Tollwut-Virus infizieren könnten, sollten sich einer Impfung unterziehen. Des Weiteren muss nach einer Verletzung durch ein tollwutverdächtiges Tier unbedingt eine Tollwut-Impfung erfolgen. Ein erhöhtes Infektionsrisiko besteht außerdem für Reisende, die in Gebieten unterwegs sind, in denen Tollwut verbreitet ist.

Häufige Überträger

Überträger der Tollwut sind besonders häufig streunende Hunde und Füchse.

  • Bellender schwarzbrauner Hund mit furchteinflößenden Zähnen

    © tverkhovinets - www.fotolia.de

  • Fuchs auf einer Wiese

    © Pim Leijen - www.fotolia.de

Entwicklung des Tollwut-Impfstoffes

Erste Impfversuche mit Tollwutviren, die ungeschwächt verabreicht wurden, fanden 1881 durch Pierre Victor Galtier, Professor an der Tierarzneischule von Lyon, statt. Auch der Biochemiker Louis Pasteur (1822-1895) nahm ab 1884 Experimente an Hunden vor und griff dabei auf einen Lebendimpfstoff zurück.

Ab 1885 erfolgten erste Impfungen an Menschen. Die Gewinnung des Impfstoffs fand aus dem Nervengewebe von infizierten Versuchstieren statt. Ab 1907 gelangten Tollwutviren für teilweise Phenol-inaktvierte Impfstoffe zur Anwendung. 1913 wurden schließlich komplett Phenol-inaktivierte Tollwutimpfstoffe verabreicht.

Ab dem Jahr 1954 gewannen Wissenschaftler die Tollwutimpfstoffe aus den Gehirnen von infizierten Mäuseembryonen. Allerdings bestand durch diese Impfstoffe die Gefahr von tödlichen Nebenwirkungen. Daher kam es 1957 zur Umstellung auf nicht-neuronale Zellkulturen.

Ab 1986 begann das Anzüchten von embryonalen Hühnerzellen oder von Vero-Zellen. Mittlerweile findet auch die Forschung an Impfstoffen statt, die auf mRNA-Basis beruhen.

Tollwut-Impfstoffe

Bei den Tollwut-Impfstoffen, die heutzutage verabreicht werden, handelt es sich um inaktivierte Totimpfstoffe. Der Mensch erhält diese in der Regel, wenn er mit dem Tollwutvirus in Berührung gekommen ist. Ebenso können Präventivimpfungen bei Personen erfolgen, die einem erhöhten Tollwutrisiko ausgesetzt sind. Zu den besonders gefährdeten Personengruppen zählen

  • Tierärzte,
  • Forstpersonal,
  • Jäger,
  • Laborpersonal sowie
  • Menschen, die in Gebiete reisen, in denen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko besteht.

Von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) wurden die Tollwut-Impfstoffe auf die Liste der unentbehrlichen Medikamente gesetzt.

Formen der Tollwut-Impfung

Um einen sicheren Schutz vor der tödlichen Tollwut zu gewährleisten, kann eine Impfung erfolgen. Die Impfstoffe helfen sowohl in akuten Fällen als auch präventiv. Bei einer vorbeugenden Impfung ist der menschliche Körper in der Lage, binnen weniger Wochen einen Impfschutz aufzubauen, der nachhaltig anhält. Besteht Verdacht auf Tollwut, erhält der Betroffene eine nachträgliche Impfung.

Präventive Impfung gegen Tollwut

Eine präventive (präexpositionelle) Impfung gegen Tollwut gilt als wichtig für Personen, die ständig mit Tieren in Kontakt kommen. Dazu können auch Touristen gehören, die in Länder mit einem erhöhten Tollwutrisiko reisen, insbesondere Thailand, China, Vietnam, Indien, Bangladesch, Pakistan und Nepal.

Den Reisenden wird einige Zeit vor Reiseantritt eine prophylaktische Tollwut-Impfung verabreicht (meist per Injektion ins Gesäß), die abgeschwächte Tollwut-Erreger enthält. Dadurch kann der Organismus einen sicheren Schutz vor den Rabiesviren aufbauen.

Insgesamt sind für die prophylaktische Tollwut-Impfung drei Impfvorgänge nötig. Sieben Tage nach der ersten Injektion erhält der Patient die zweite Impfung. Die dritte Impfung wird 21 bis 28 Tage nach der ersten Impfdosis dargereicht. Besteht die Infektionsgefahr auf Dauer, muss nach gewisser Zeit eine Auffrischung erfolgen.

Der Tollwut-Impfstoff wird als sehr zuverlässig eingestuft. Zeitliche Abstände zu anderen Impfungen sind nicht notwendig.

Nachträgliche Impfung gegen Tollwut

Ist ein Mensch nicht gegen Tollwut geimpft und infiziert sich, ist es dennoch möglich, sein Leben durch eine nachträglich durchgeführte (postexpositionelle) Impfung zu retten. Allerdings muss die Impfung zeitnah nach dem Biss durch ein infiziertes Tier stattfinden. Das heißt, dass die Impfung im Optimalfall bereits einige Stunden nach der Infektion vorgenommen wird. Dadurch steigern sich die Überlebenschancen der betroffenen Person deutlich.

Wurde ein Mensch von einem tollwutverdächtigen Tier gebissen, muss die Wunde sofort ausgespült und desinfiziert werden. Dadurch kann schon ein Teil der Erreger bekämpft werden. Anschließend begibt sich der Gebissene umgehend zu einem Arzt.

Im Rahmen der passiven Immunisierung werden von dem Mediziner menschliche Antikörper in hoher Konzentration gegen das Virus unmittelbar in jene Stelle gespritzt, in die die Erreger eingetreten sind. Zumeist handelt es sich um die Biss- oder Kratzwunde. Dabei wird gegen die Viren vorgegangen, ohne dass es zu zeitlichen Verzögerungen kommt. Durch einen Zellkulturimpfstoff lässt sich der Organismus außerdem dazu stimulieren, die Erreger anzugreifen.

Die nachträgliche Tollwut-Impfung setzt sich aus bis zu sechs einzelnen Impfungen zusammen, die sich über einen Zeitraum von bis zu 90 Tagen erstrecken. Das Einhalten dieser Zeiträume ist überaus wichtig für die Wirkung der Impfung.

Gegenanzeigen und Nebenwirkungen

Kontraindikationen gegen eine Tollwut-Impfung kommen selten vor. Meist handelt es sich dabei um Allergien gegen Bestandteile des Impfstoffes oder chronische Krankheiten.

Der Impfstoff gilt als allgemein gut verträglich. In einzelnen Fällen sind folgende Nebenwirkungen oder Impfreaktionen möglich:

Wirksamkeit des Tollwut-Impfstoffes

Die Wirksamkeit des Tollwut-Impfstoffes liegt bei 100 Prozent. Der Impfschutz besteht rund vier Wochen nach der Grundimmunisierung und hält mindestens zwei bis fünf Jahre an. Im Anschluss daran sollte eine Auffrischimpfung stattfinden, sofern das Risiko weiterhin besteht.

Tollwut-Impfung für Haustiere

Auch Haussäugetiere lassen sich in der Regel gegen Tollwut impfen. Der Impfstoff wird bei Haustieren ausschließlich zur prophylaktischen Schutzimpfung verabreicht und subkutan injiziert.

  • Burkhard Rieke Referenzhandbuch Impf- und Reisemedizin 2018, MedPrä, 2018, ISBN 3947476000
  • Martin Hirte Impfen kurz & praktisch: Orientierungshilfe für Eltern bei der Impfentscheidung, Knaur MensSana TB, 2018, ISBN 9783426878071
  • Bert Ehgartner Gute Impfung - Schlechte Impfung: Der umfassende Ratgeber, Ennsthaler, 2019, ISBN 3850689530
  • Stephan Heinrich Nolte Maßvoll impfen: Risiken abwägen und individuell entscheiden - Eine Orientierungshilfe für Eltern, Kösel-Verlag, 2016, ISBN 3466310660
  • Hans U. P. Tolzin Macht Impfen Sinn? Band 1: Wirksamkeit, Sicherheit, Notwendigkeit aus kritischer Sicht. Mit Entscheidungs-Leitfaden, Tolzin Verlag, 2013, ISBN 3981488709

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