Rauch(gas)vergiftung - Ursachen, Symptome und Behandlung
Als Rauchvergiftung oder Rauchgasvergiftung bezeichnet man eine Vergiftung, die durch Rauch bzw. die darin enthaltenen Gase oder Dämpfe entsteht. Dabei kommt es häufig zu einer Schädigung der Lunge.
Definition
In der Medizin bezeichnet man eine Rauchvergiftung auch als
- Rauchgasintoxikation
- Rauchgasvergiftung oder
- toxisches Lungenödem.
Gemeint ist damit das Einatmen von Atemgiften, die sich im Brandrauch befinden.
Ursachen
Verursacht wird eine Rauchgasintoxikation in den meisten Fällen durch Brände in Gebäuden wie einem Haus, einer Wohnung, einer Werkstatt oder einer Industrieanlage. Nicht selten tritt eine Rauchgasvergiftung bei Feuerwehrleuten auf, obwohl diese eine Schutzausrüstung tragen. Aber auch
- defekte Boiler
- Auspuffabgase in geschlossenen Räumen oder
- schlecht ziehende Öfen
können eine Gasvergiftung hervorrufen. In den meisten Fällen ziehen sich die Betroffenen die Vergiftung im Schlaf zu. Das ist darauf zurückzuführen, dass bestimmte Atemgifte wie Kohlenmonoxid, die im Brandrauch vorkommen, geruchlos und daher beim Schlafen kaum wahrzunehmen sind. So sterben die meisten Todesopfer bei Bränden nicht durch Verbrennungen, sondern durch eine Rauchvergiftung.
Bei Wohnungsbränden befinden sich im Rauch nicht nur verbrannte Flugasche und Ruß, sondern auch Dämpfe. Diese entstehen durch die Verbrennung von verschiedenen Materialien wie:
- Möbeln
- Teppichböden
- Baumaterialien
- Kabeln
Durch die verbrannten Materialien kommt es zur Bildung eines höchst giftigen Gemischs, in dem sich Atemgifte wie Kohlenmonoxid und Cyanid (Blausäure) befinden, die man auch Brandgase nennt. Atmet man diese Gase ein, kann dies schon nach dreißig Sekunden zu Bewusstlosigkeit führen. Mitunter setzen aber auch Gas-, Kohle- oder Ölöfen sowie Holzkohlegrills gesundheitsschädliche Gase frei, die zu Rauchvergiftungen führen können.
Im Rauch befinden sich zahlreiche toxische Substanzen. So enthält allein der Rauch einer Zigarette über tausend verschiedene Schadstoffe.
In welchem Umfang es durch Rauch zu gesundheitlichen Schädigungen kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören vor allem die
- Zusammensetzung
- Löslichkeit
- Temperatur und
- Konzentration
der Rauchgase sowie die Umgebung des Feuers.
Rauchgasbestandteile
Grundsätzlich sind durch sämtliche Rauchgasbestandteile erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich. Am häufigsten kommt es durch
- das Erstickungsgas Kohlenstoffdioxid
- Giftgase wie Kohlenstoffmonoxid und Cyanid (Blausäure)
- Reizgase wie Schwefeldioxid oder Chlorwasserstoff sowie
- Dioxinen und
- Rußpartikeln
zu Gesundheitsschäden. So wird durch Kohlenstoffdioxid die ausreichende Aufnahme von Sauerstoff verhindert, indem es die Atemluft verdrängt. Kohlenstoffmonoxid und Cyanid beeinträchtigen die Sauerstoffbindung, während Reizgase eine ätzende Wirkung auf Atemwege, Schleimhäute und Augen haben. Durch Rußpartikel und Dioxine kommt es zu thermischen Schäden.
Wie gefährlich eine Rauchgasvergiftung ist, zeigt sich darin, dass die meisten Todesfälle bei Bränden nicht durch die unmittelbare Einwirkung der Flammen auftreten, sondern durch die beim Feuer entstehenden Gase.
Cyanid und Kohlenmonoxid
Als besonders gefährlich gelten Brandgase wie Cyanid und Kohlenmonoxid. Diese führen nach etwa drei bis fünf Minuten zu Bewusstlosigkeit und Atemstillstand. Nach ca. fünf bis acht Minuten können die Gase einen Herzstillstand verursachen.
Die meisten Todesfälle bei Bränden sind auf das Einatmen von Gasen wie Cyanid zurückzuführen. So hat Cyanid eine zwanzigmal giftigere Wirkung als Kohlenmonoxid. Die Rauchgase entfalten ihren tödlichen Effekt deswegen so schnell, weil sie die Funktionen der Körperzellen stören.
Die Zellen stellen ständig Energie her, die sie aus einem Stoffwechselschritt gewinnen. Wird jedoch Cyanid eingeatmet, können sich die Cyanid-Ionen an die Mitochondrien, die die Energie produzieren, anheften, was zur Hemmung der Produktion führt.
Infolge dessen leiden die Zellen unter Sauerstoffnot. Da auch alle zellulären Oxidationsprozesse gestoppt werden, führt dies zur inneren Erstickung.
Verlauf
Wie eine Rauchvergiftung verläuft, hängt von ihrem Ausmaß ab und wie schnell der Patient behandelt wird. Ist rechtzeitig ein Notarzt zur Stelle, der den Betroffenen fachgerecht versorgt, ist die Prognose meist positiv. Ohne eine entsprechende Behandlung kann eine Rauchvergiftung dagegen zum Tode führen.
Mitunter treten zunächst nur leichte Symptome auf, die sich nach einem beschwerdefreien Zeitraum plötzlich verschlimmern. So besteht durch Verletzungen der Atemwege die Gefahr, dass diese sich verengen und zu asthmaähnlichen Anfällen führen.
Bei einer geschädigten Lunge kommt es oftmals zu einer Entzündung und zum Anschwellen des Lungengewebes, was man als Lungenödem bezeichnet. Auch dabei leiden die Betroffenen unter erheblicher Atemnot.
Als besonders gefährlich gelten Giftgase wie Cyanid und Kohlenmonoxid. Selbst in geringen Konzentrationen können sie lebensgefährlich sein, da sie die Zellatmung behindern. Darüber hinaus besteht durch sie die Gefahr von Spätschäden am Herz sowie am Nervensystem.
Symptome
Welche Symptome bei einer Rauchgasintoxikation auftreten, hängt von der Art des Gases ab. Nicht immer zeigen sich sofort Beschwerden. Als Anzeichen für eine Rauchgasvergiftung gelten
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Hustenreiz
- Erbrechen
- Schwindelgefühle
- Schluckbeschwerden
- Verwirrtheit
- Atemnot
- Blaufärbung der Haut und
- Unruhe
- Herzrasen
- Krampfanfälle
- Bewusstlosigkeit.
Durch manche Gase kann es zu einem brennenden Gefühl und Schmerzen in den Atemwegen kommen. Weitere Symptome können
- Rötungen oder Verbrennungen im Gesicht und am Hals
- Rußablagerungen im Mundraum oder
- verbrannte Haare im Gesichtsbereich
sein. Da die Schleimhäute der Atemwege durch den Rauch gereizt und geschädigt werden, besteht zudem die Gefahr eines lebensbedrohlichen Lungenödems, bei dem sich Wasser in der Lunge ansammelt. Ist die Vergiftung sehr schwer, droht ein Atemstillstand als auch ein Kreislaufzusammenbruch mit tödlichen Folgen.
Diagnose
Die Diagnose lässt sich bei einer Rauchvergiftung in der Regel nur durch das klinische Bild stellen. Da die Betroffenen häufig bereits bewusstlos sind, müssen schon an Ort und Stelle die entsprechenden Behandlungsmaßnahmen eingeleitet werden.
Einen mobil verfügbaren Bluttest, mit dem sich Cyanid nachweisen lässt, gibt es nicht, sodass oftmals eine Behandlung auf Verdacht notwendig ist.
Behandlung
Vor allem beim Einatmen von Cyanid (Blausäure) muss so schnell wie möglich gehandelt werden. Da eine Cyanidvergiftung rasch eintritt, ist nicht genügend Zeit vorhanden, um festzustellen, wie viel von dem Brandgift inhaliert wurde. Beim Alarmieren eines Notarztes oder Rettungsdienstes darf also keine Zeit vergeudet werden.
Erste Hilfe
Besteht bei einer Person der Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung, muss vor der Durchführung von Erste-Hilfe-Maßnahmen auch an die eigene Sicherheit gedacht werden. Da schwere Rauchgasvergiftungen in erster Linie in geschlossenen Räumen entstehen, müssen unverzüglich Fenster und Türen zum Austausch der Luft geöffnet werden.
Ist dies nicht möglich oder herrscht schwere Verqualmung, dürfen nur ausgebildete Personen, die über einen Atemschutz verfügen, die betreffenden Räume betreten. Im Falle von Bewusstlosigkeit und dem Ausbleiben von Lebenszeichen ist es wichtig, eine Reanimation des Patienten durchzuführen. Wird jedoch der Geruch von bitteren Mandeln wahrgenommen, muss eine Mund-zu-Mund-Beatmung unterbleiben, da sonst für den Helfer die Gefahr einer Cyanidvergiftung besteht.
Notärztliche Behandlung vor Ort
Zu den Notfallmaßnahmen der Rettungsdienste gehören vor allem das Freihalten der Atemwege und die Stabilisierung von Herz und Kreislauf. Außerdem verabreicht man dem Patienten Flüssigkeit und Sauerstoff und behandelt auftretende Krampfanfälle mit Benzodiazepinen wie Midazolam. Um einer Bronchospastik entgegenzuwirken, werden Sympathomimetika verabreicht.
Behandlung einer Cyanidvergiftung
Besteht der Verdacht auf Cyanidvergiftung, ist es möglich, dem Betroffenen ein Gegengift zu verabreichen, welches das Cyanid, das in den Organismus eingedrungen ist, neutralisiert.
Zu diesem Zweck wird eine Infusion mit Hydroxocobalamin vorgenommen. Dieser Stoff ist in der Lage, sich direkt mit dem Cyanid zu verbinden. Auf diese Weise kann der Betroffene vor dem Erstickungstod gerettet werden.
Sind bereits ein Kreislaufstillstand oder Atemstillstand eingetreten, erfolgt der Versuch einer Wiederbelebung durch eine Herz-Lungen-Massage oder eine Atemspende. Bei vielen Patienten ist eine künstliche Beatmung notwendig, die über eine Beatmungsmaschine erfolgt.
Vorbeugung
Um sich vor einer Rauchvergiftung, die in den meisten Fällen nachts im Schlaf auftritt, zu schützen, wird empfohlen, seine Wohnung mit Brandmeldern auszustatten. Diese lösen im Falle eines Feuers rechtzeitig Alarm aus.