Subluxation
Unvollständige Gelenkausrenkung erkennen und behandeln
Bei einer Subluxation kommt es zu einer teilweisen, unvollständigen Ausrenkung des Gelenks zum Beispiel in Schulter, Ellenbogen, Hüfte oder Hals. Die Gelenkknochen verschieben sich zwar, haben aber noch Kontakt zueinander, im Gegensatz zur Luxation, der vollständigen Ausrenkung des Gelenks. Besonders häufige Formen sind die Atlanto-axiale Subluxation und die Radiusköpfchen-Subluxation. Wie eine Subluxation verursacht wird, welche Beschwerden eintreten und wie sie sich behandeln lässt, lesen Sie in diesem Artikel.
Was ist eine Subluxation?
Von einer Subluxation sprechen Mediziner, wenn sich die Gelenkknochen gegeneinander verschieben. Allerdings haben die Gelenkflächen noch Kontakt miteinander. Im Unterschied zur vollständigen Luxation (Auskugelung oder Ausrenkung) erfolgt die Verschiebung der Knochen nur partiell, die Flächen des Gelenks stehen sich nicht mehr präzise gegenüber.
Das verletzte Gelenk büßt zum Teil seine Stabilität ein. Infolgedessen ist die betroffene Person nicht mehr in der Lage, normale Bewegungen ohne Schwierigkeiten auszuführen.
Formen der Subluxation
Grundsätzlich ist eine Subluxation an jedem Gelenk des Körpers möglich. In der Regel betrifft die Schädigung jedoch die besonders verletzungsanfälligen Gelenke. Dazu gehören in erster Linie
- Schulter,
- Hüfte,
- Ellenbogen und
- Kopfgelenke (Halswirbel)
Weil bei manchen Gelenken die Knochenteile nur selten komplett verrutschen, zeigt sich bei diesen eine Subluxation häufiger. Dabei kann es sich beispielsweise um eine Wirbelkörperverrenkung handeln.
Atlanto-axiale Subluxation
Zu den häufigsten Formen der unvollständigen Gelenkausrenkung zählt die atlanto-axiale Subluxation (AASL). Dabei renkt sich das Gelenk zwischen erstem und zweitem Halswirbel unvollständig aus. Grund dafür ist eine Instabilität der Gelenkkonstruktion.
Ursachen einer atlanto-axialen Subluxation
Als Ursachen für die atlanto-axiale Subluxation kommen
- angeborene Fehlbildungen,
- abnorme Lockerungen der Haltebänder,
- Unfälle durch knöcherne Bänderrupturen oder
- Brüche des Dens axis (Zahn des zweiten Halswirbels)
infrage.
Risikofaktoren einer atlanto-axialen Subluxation
Als Risikofaktoren gelten eine
Symptome einer atlanto-axialen Subluxation
Bei der atlanto-axialen Subluxation drohen Schädigungen des Rückenmarks. Die Beschwerden richten sich nach deren Ausmaß. Die meisten Patienten leiden unter
- Schmerzen in der Halsregion, wenn sie ihren Hals beugen. Außerdem kann es zu
- ausgeprägten Gangstörungen,
- Problemen bei der Körperwahrnehmung oder
- Lähmungen an Armen und Beinen kommen.
Bei der angeborenen Form zeigen sich die Symptome etwa ab dem 1. Lebensjahr. Bei einer atlanto-axialen Subluxation durch einen Unfall besteht die Gefahr einer kompletten Lähmung sämtlicher Gliedmaßen.
Diagnose einer atlanto-axialen Subluxation
Um das Ausmaß der AASL festzustellen, werden Röntgenaufnahmen angefertigt, wodurch sich Fehlbildungen und Veränderungen gut feststellen lassen. Zur Diagnose von Rückenmarksbeeinträchtigungen erfolgt eine Magnetresonanztomographie (MRT).
Behandlung einer atlanto-axialen Subluxation
Um die atlanto-axiale Subluxation zu behandeln, kann das betroffene Gelenk durch unterschiedliche Osteosynthesemethoden operativ stabilisiert werden.
Prognose bei einer atlanto-axialen Subluxation
Die Prognose bei der angeborenen Form gilt als günstig, während sie bei unfallbedingten Schädigungen des Rückenmarks eher schlecht ausfällt.
Radiusköpfchen-Subluxation
Die Radiusköpfchen-Subluxation wird in der Medizin auch als Chaissaignac-Lähmung bezeichnet. Diese spezielle Form zeigt sich ausschließlich bei Kindern bis zu sechs Jahren. Die Bezeichnung Chaissaignac-Lähmung geht auf den französischen Arzt Charles Marie Edouard Chaissaignac (1805-1879) zurück. Sie zählt zu den am häufigsten vorkommenden Verletzungen bei Kindern dieses Alters. Von einer Lähmung ist die Rede, weil die betroffenen Kinder kaum noch imstande sind, ihren Arm zu bewegen. Alternativ trägt die Radiusköpfchen-Subluxation auch die Bezeichnung Subluxation des Speichenköpfchens.
Ursachen einer Radiusköpfchen-Subluxation
Zusammengesetzt wird der knöcherne Arm aus den Unterarmknochen Elle und Speiche sowie aus dem Oberarmknochen. Am Ellenbogen werden durch die Knochen drei Gelenke gestellt. Gemeinsam mit dem Oberarmknochen bildet die Elle ein Scharniergelenk. Dadurch kann der Unterarm gebeugt und gestreckt werden. Außerdem bildet die Elle mit der Speiche ein Gelenk sowie ein Kugelgelenk mit dem Oberarmknochen. Dies ermöglicht Ein- und Auswärtsdrehungen des Unterarms gegen den Oberarm.
Hervorgerufen wird die Radiusköpfchen-Subluxation nun, wenn es am nach innen gedrehten Unterarm plötzlich und unvorbereitet zu einer intensiven Zugbewegung kommt. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn das Kind auf dem Boden liegt und nach oben gezogen wird, weil es nicht aufstehen will. Dieser Effekt ist jedoch ebenso möglich, wenn das Kind beim Spielen an den Händen festgehalten und in die Luft gehoben wird, wie zum Beispiel beim beliebten Engelchen-flieg-Spiel. Aber auch bestimmte Sportarten wie Judo können der Anlass für eine Radiusköpfchen-Subluxation sein.
Die Kräfte, die bei diesen Bewegungen entstehen, lösen das Verrenken des Speichenköpfchens aus. Der Bandapparat, der eigentlich die Aufgabe hat, den Speichenkopf in den Gelenken zu halten, ist bei kleinen Kindern noch nicht stabil genug. Deswegen besteht das Risiko, dass der Speichenkopf aus dem Kugelgelenk teilweise herausrutscht.
Symptome einer Radiusköpfchen-Subluxation
Besonders betroffen von der Radiusköpfchen-Subluxation sind Kinder im Alter zwischen ein und vier Jahren. Bei Kindern ab fünf Jahren kommt diese Verletzung dagegen kaum noch vor, weil das Ringband bei ihnen schon ausgeprägter und kräftiger ist.
Die betroffenen Kinder leiden meist unter starken Schmerzen. Begleitverletzungen treten jedoch nur in seltenen Fällen auf. Nach einem schnellen Einrenken des Speichenköpfchens bessern sich die Beschwerden umgehend. Ohne eine rasche Einrenkung des Ellenbogengelenks können allerdings einige Tage bis zur Schmerzfreiheit vergehen.
Als mögliche Komplikation der Radiusköpfchen-Subluxation gilt eine erneute Teilausrenkung des Gelenks. Um dies zu verhindern, lässt sich für 14 Tage ein Oberarmgips anlegen, wodurch der Arm in eine nach außen gedrehte Lage fixiert wird.
Diagnose einer Radiusköpfchen-Subluxation
Die Diagnose der Radiusköpfchen-Subluxation kann der Arzt oft schon durch die Schilderung des Unfallhergangs stellen. So hält das Kind seinen Arm, als ob dieser gelähmt sei. Außerdem lässt sich der Unterarm nicht mehr drehen.
Im Zweifelsfall kann auch eine Röntgenuntersuchung stattfinden, um festzustellen, ob es sich um eine Subluxation handelt. Eine weitere Diagnoseoption stellt die Sonographie (Ultraschalluntersuchung) dar, bei der das knorpelige Radiusköpfchen abgebildet wird.
Behandlung einer Radiusköpfchen-Subluxation
Eine Radiusköpfchen-Subluxation kann normalerweise gut behandelt werden. In manchen Fällen führt der Arzt einen gezielten Handgriff durch, sodass der Speichenkopf wieder in das Halteband zurückspringen kann. Schmerzen und Bewegungseinschränkungen sind dann sofort verschwunden. Eine besondere Schonung ist nicht erforderlich. Auch eine Narkose braucht nicht verabreicht werden.
Findet die Behandlung erst später als 24 Stunden nach der Subluxation statt, ist eine umgehende Beschwerdefreiheit kaum mehr möglich. Sogar im Schlaf kann erneut eine Teilausrenkung auftreten. Aus diesem Grund muss das betroffene Kind für ein bis zwei Wochen einen Gips am Oberarm tragen.
Prognose bei einer Radiusköpfchen-Subluxation
Die Prognose fällt nach einer Radiusköpfchen-Subluxation meist günstig aus. Das Risiko einer erneuten Teilausrenkung liegt bei rund fünf Prozent.
Vorbeugung einer Radiusköpfchen-Subluxation
Bei bereits angeborenen Formen der Subluxation sind sinnvolle Präventionsmaßnahmen schwierig. Eine Teilausrenkung des Radiusköpfchens lässt sich jedoch oft vermeiden, indem das Kind nicht zu hoch am Arm gezogen wird.
Die Subluxation in der Chiropraktik
Eine besondere Rolle spielt die Subluxation in der Chiropraktik. Bei dieser alternativmedizinischen Therapiemethode wird die Subluxation ausschließlich als Verschiebung von zwei Rückenwirbeln aufeinander zu betrachtet.
Die Chiropraktik geht davon aus, dass auch ganz alltägliche Belastungen wie zum Beispiel psychischer Stress für die Teilausrenkung verantwortlich sind und nicht nur unfallbedingte Verletzungen sowie angeborene Störungen. Bei einer Wirbelsubluxation drohen Beeinträchtigungen der Nerven, was wiederum Störungen weiterer Organe nach sich ziehen kann. Als Risikofaktoren gelten für die Chiropraktik zudem physische Belastungen wie Fehlhaltungen aufgrund von langem Sitzen vor einem Computer oder ein genereller Mangel an Bewegung.
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