Wirbelsäulensyndrom - Typische Beschwerden der Wirbelsäule und Tipps zur Linderung
Viele Menschen leiden unter Beschwerden an der Wirbelsäule. Diese können an der Brust-, Hals- oder Lendenwirbelsäule auftreten.
Kommt es zu Beschwerden an der Wirbelsäule, sprechen Mediziner häufig von einem Wirbelsäulensyndrom. Bei dieser Bezeichnung handelt es sich allerdings eher um eine unpräzise Diagnose.
Gemeint sind damit Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenerkrankungen, die an verschiedenen Stellen, wie zum Beispiel am Nacken, auftreten können. Bemerkbar macht sich ein Wirbelsäulensyndrom vor allem durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Ursachen und Arten des Wirbelsäulensyndroms
Verursacht wird es zumeist durch degenerative Erkrankungen bzw. Verschleißerscheinungen. Weitere Gründe für ein Wirbelsäulensyndrom können
- Bandscheibenvorfälle
- Bandscheibenvorwölbungen
- Muskelverspannungen
- Entzündungen der Facettengelenke
- Arthrose sowie
- Blockaden von Rippen- oder Facettengelenken
sein.
In der Medizin teilt man das Wirbelsäulensyndrom in drei Formen ein. Dabei handelt es sich um
- das BWS-Syndrom (Brustwirbelsyndrom)
- das HWS-Syndrom (Halswirbelsyndrom) und
- das LWS-Syndrom (Lendenwirbelsyndrom).
Im Folgenden gehen wir etwas näher auf die unterschiedlichen Arten des Wirbelsäulensyndroms ein.
Das BWS-Syndrom
Um ein BWS-Syndrom (Brustwirbelsäulensyndrom) handelt es sich, wenn es zu Schmerzen in der Brustwirbelsäule (BWS) kommt. Allerdings zeigt sich diese Form im Vergleich zum HWS-Syndrom und zum LWS-Syndrom eher selten.
Ursachen
Verursacht wird ein Brustwirbelsäulen-Syndrom durch funktionelle Störungen der Rippenwirbelgelenke (Costotransversalgelenke) sowie der Zwischenwirbelgelenke (Intervertebralgelenke). Als weitere Auslöser kommen degenerative Veränderungen im Bereich dieser Gelenke und Degenerationen der Bandscheiben infrage.
Symptome
Als typische Symptome eines BWS-Syndroms gelten Druckschmerzen im Brustwirbelsäulenbereich. Auch Atembewegungen können Schmerzen hervorrufen. Außerdem bestehen Einschränkungen bei der Beweglichkeit der Wirbelsäule.
Diagnose
Bei der Diagnosestellung ist es wichtig, ein BWS-Syndrom von einem Hämangiomwirbel oder osteoporotischen Sinterungsfrakturen abzugrenzen. Zu den Untersuchungsmethoden gehören bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen und eine Computertomographie (CT). Um mögliche Veränderungen im Weichteilbereich abzuklären, kann eine Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden.
Behandlung
Zur Behandlung eines Brustwirbelsäulensyndroms erhält der Patient entzündungshemmende Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Als sinnvoll gilt zudem eine Physiotherapie.
Das HWS-Syndrom
Akute oder chronische Beschwerden an der Halswirbelsäule (HWS) treten häufig auf. Allerdings beschränken sich die Schmerzen bei einem HWS-Syndrom nicht immer nur auf die Halswirbelsäule. So ist es möglich, dass sie in andere Körperbereiche wie
ausstrahlen.
Ursachen
Die Ursachen für die Entstehung eines HWS-Syndroms sind mannigfaltig. In den meisten Fällen werden die Beschwerden durch degenerative Veränderungen ausgelöst. Diese rufen eine Reizung der zervikalen Spiralnerven hervor. Es ist aber auch möglich, dass ein HWS-Syndrom funktionell auftritt, ohne dass sich morphologische Veränderungen am Skelett feststellen lassen.
Zu den häufigsten Gründen für ein HWS-Syndrom gehören
- Wirbelsäulenblockierungen
- Osteophyten (Knochenneubildungen)
- Spondylose
- eine HWS-Distorsion (Schleudertrauma)
- ein zervikaler Bandscheibenvorfall
- funktionelle Verspannungen der Nackenmuskulatur
- Osteochondrose
- ein Facettensyndrom
- Tumore oder
- Operationen an der Wirbelsäule.
Ein häufiger Auslöser für Beschwerden an der Halswirbelsäule sind Fehlhaltungen, die durch langes Sitzen, wie zum Beispiel vor einem Computer, entstehen. Mitunter können auch
- angeborene Missbildungen wie Spina bifida oder
- Wachstumsstörungen wie Skoliose sowie
- Entzündungen
für ein HWS-Syndrom verantwortlich sein.
Symptome
Die Beschwerden bei einem HWS-Syndrom sind oft unterschiedlich. In den meisten Fällen kommt es zu Schmerzen im Schulter-Nackenbereich. Mitunter strahlen diese bis in den Arm aus.
Während es bei einigen Patienten nur bei bestimmten Bewegungen zu Schmerzen kommt, leiden andere unter fortwährenden Beschwerden. Nicht selten treten in den betroffenen Bereichen auch Verhärtungen der Muskulatur auf. Je nach Ursache des HWS-Syndroms zeigen sich Begleitsymptome wie zum Beispiel
- Kribbeln, Taubheitsgefühle
- Schwindelgefühle
- Tinnitus oder
- Sehstörungen.
Diese Beschwerden sind zumeist muskulär bedingt oder entstehen aufgrund von Durchblutungsstörungen. So können Bereiche eingeengt werden, in denen sich Blutgefäße befinden, was dann wiederum eine Minderversorgung oder Störungen an bestimmten Körperstellen zur Folge hat.
Empfindungsstörungen in den Armen, Schultern oder im Nacken kommen durch Reizungen, Entzündungen oder Schädigungen der Nerven zustande, die im Bereich des Halses aus der Wirbelsäule austreten. Im fortgeschrittenen Stadium sind auch Schwächegefühle oder Lähmungserscheinungen im Bereich des Möglichen.
Behandlung
Die Behandlung eines HWS-Syndroms ist nicht einfach, was vor allem für die chronische Form gilt.
Schmerzmittel
Bei einem akuten oder subakuten HWS-Syndrom verabreicht man den Patienten in der Regel schmerzstillende Medikamente wie nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Zu diesen Mitteln gehören Diclofenac oder Ibuprofen. In manchen Fällen kommen auch Morphine wie Tramadol oder Tilidin zur Anwendung, deren Einnahme jedoch mit Bedacht erfolgen muss, da sie abhängig machen können.
Muskelrelaxanzien
Liegen starke Muskelverspannungen vor, lassen sich unterstützend so genannte Muskelrelaxanzien verabreichen. Diese haben die Eigenschaft, die Muskeln aufzulockern, was wiederum Schmerzen lindert. Gängige Muskelrelaxanzien sind zum Beispiel
- Diazepam
- Tetrazepam und
- Flupirtin.
Physiotherapie
Einen weiteren wichtigen Bestandteil der HWS-Syndrom-Therapie bildet die Physiotherapie. Dazu gehören unter anderem Massagen des Hals-Nacken-Bereichs, um die Schmerzen kurzfristig zu lindern, sowie der Aufbau von Muskeln.
Zum Zweck des Muskelaufbaus führt der Patient isometrische Übungen durch, bei denen er gezielten Druck gegen Widerstand ausübt. Als sinnvoll gilt zudem die Traktion, bei der man den Kopf des Patienten behutsam in Längsrichtung streckt. Auf diese Weise lässt sich die Wirbelsäule entlasten.
Thermotherapie und Transkutane Elektrische Nervenstimulation
Ebenfalls Teil der Behandlung ist die Thermotherapie. Dabei können sowohl Wärmeanwendungen als auch Kälteanwendungen durchgeführt werden. Bestandteile der Wärmetherapie, die als wirksamer gilt, sind
- warme Kissen oder Kompressen
- warme Bäder oder
- Bestrahlungen mit Rotlicht.
Eine andere Therapieoption ist die Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS). Mit dieser Reizstrombehandlung sollen die Muskeln stimuliert werden.
Leidet der Patient unter chronischen Schmerzen, besteht die Möglichkeit, ihm örtliche Betäubungen zu verabreichen. Das Betäubungsmittel wirkt zwar nur räumlich begrenzt, erzielt jedoch längere Schmerzfreiheit.
Als Alternativbehandlungen kommen auch hypnoide Methoden oder Akupunktur in Betracht. Allerdings ist die Wirksamkeit dieser Verfahren nicht ausreichend erwiesen.
Das LWS-Syndrom
Der Begriff "LWS-Syndrom" dient als Sammelbegriff für verschiedene Beschwerdebilder. Als Leitsymptom gelten Rückenschmerzen, die im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) auftreten und meist dumpf oder stechend sind. Ein LWS-Syndrom kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen.
Ursachen
Zu den häufigsten Gründen für ein LWS-Syndrom gehört der so genannte Hexenschuss. Dieser wird zumeist durch Fehlhaltungen der Lendenwirbelsäule hervorgerufen. Typische Auslöser eines Hexenschusses sind eine gebeugte Haltung, schweres Heben oder ruckartige Bewegungen.
Aber auch Verschleißerscheinungen der Lendenwirbelsäule können der Grund für ein LWS-Syndrom sein. In diesem Fall machen sich die Beschwerden eher schleichend bemerkbar. Weitere mögliche Ursachen sind
- Bandscheibenvorfälle
- Entzündungen
- Missbildungen oder
- Tumore.
In manchen Fällen werden die Schmerzen in der Lendenwirbelsäule von inneren Organen hervorgerufen, wie
- der Blase
- der Bauchspeicheldrüse oder
- der Gebärmutter,
was jedoch nur selten vorkommt.
Symptome
Als typisches Symptom bei einem LWS-Syndrom gelten Schmerzen im Lendenwirbelsäulenbereich. Meist tritt der Schmerz plötzlich auf und ist positionsabhängig. So kann er im Sitzen oder Laufen entweder stärker oder schwächer ausfallen. Aber auch bestimmte Körperbewegungen wie Pressen, Husten oder Niesen verstärken den Schmerz.
Strahlen die Schmerzen vom Rücken bis ins Bein aus, spricht man von einer Ischialgie. Mitunter kommt es auch zu Begleitsymptomen wie
- Kribbeln, Taubheitsgefühlen
- Lähmungserscheinungen
- Schweißausbrüchen oder sogar
- Störungen beim Entleeren von Blase oder Darm.
In solchen Fällen wird empfohlen, einen Arzt zu Rate zu ziehen.
Behandlung
Die Behandlung des LWS-Syndroms hängt von dessen auslösender Ursache ab. Um diese zu ergründen, ist eine präzise Anamnese überaus wichtig.
Konservative Therapiemaßnahmen
Liegt ein akutes Lendenwirbelsyndrom vor, das von einem Bandscheibenvorfall ausgelöst wird, versucht man die Schmerzen durch physiotherapeutische Lagerungsmanöver wie Stufenlagerung zu bekämpfen. Darüber hinaus erhält der Patient Schmerzmittel.
Als weitere konservative Therapiemaßnahmen kommen Schonung und Akupunktur infrage. Hilfreich sind zudem warme Kompressen und Bäder. Führen die konservativen Maßnahmen nicht zum Erfolg oder liegen Lähmungserscheinungen vor, muss ein operativer Eingriff zur Behebung des Bandscheibenvorfalls erfolgen.
Bei chronischem Leiden
Handelt es sich um ein chronisches LWS-Syndrom, das durch verschleißbedingte Wirbelsäulenveränderungen entsteht, werden physikalische Maßnahmen und Krankengymnastik durchgeführt. In schweren Fällen lässt sich auch eine Spondylodese durchführen, bei der man die angrenzenden Wirbelkörper operativ versteift.
Vorbeugung
Damit es nicht erneut zu einem LWS-Syndrom kommt, ist es ratsam, sich vom behandelnden Arzt oder Physiotherapeuten informieren zu lassen, welche Körperhaltung im Alltag schonend für den Rücken ist. Darüber hinaus können physiotherapeutische oder sportliche Maßnahmen dazu beitragen, eine weitere Schädigung der Wirbelsäule zu verhindern.