Zahnnerventzündung (Pulpitis) - Ursachen, Symptome und Behandlung

Als Zahnnerventzündung bezeichnet man eine Entzündung des Zahnmarks. Zahnärzte sprechen auch von einer Pulpitis.

Von Jens Hirseland

Unter einer Pulpitis oder Zahnnerventzündung versteht man eine Entzündung des Zahnmarks (Pulpa). In den meisten Fällen wird sie von Karies verursacht.

Zahnpulpa

Bei der Zahnpulpa handelt es sich um das Zahnmark, also das Innere des Zahns. In der Umgangssprache bezeichnet man die Pulpa auch irrtümlicherweise als Zahnnerv.

Das Pulpencavum erstreckt sich von der Zahnkrone bis zur Zahnwurzelspitze. Zusammengesetzt wird die Pulpa aus

Anatomisch gilt es, zwischen Kronenpulpa und Wurzelpulpa zu unterscheiden. Da die Pulpa nicht über ein eigenes Lymphabflusssystem verfügt, ist ihre Fähigkeit, sich zu regenerieren, stark begrenzt.

Anatomie des Zahnes grafisch dargestellt
Anatomie des Zahnes grafisch dargestellt

Ursachen einer Pulpitis

Fast immer ist Karies (Zahnfäule) der Grund für die Entstehung einer Pulpitis, denn rund 95 Prozent aller Pulpitis-Fälle werden durch Kariesbefall verursacht. So führt Karies dazu, dass der betroffene Zahn immer weiter ausgehöhlt wird und Kariesbakterien in das Innere des Zahns bis zum Zahnmark gelangen. Dort rufen die Stoffwechselprodukte der Bakterien schließlich eine Entzündungsreaktion hervor.

Karies als häufigster Auslöser der Pulpitis
Karies als häufigster Auslöser der Pulpitis

Zu einer Reaktion der Pulpa kann es aber durch die Dentinkanälchen, auch bereits vor dem Kariesbefall des Pulpencavums kommen. In manchen Fällen sind auch Zahnverletzungen sowie mechanische, chemische oder thermische Reizungen im Rahmen einer Zahnbehandlung der Grund für eine Pulpitis. So genügen mitunter schon starke Hitze oder Druckeinwirkung zum Auslösen einer Entzündung.

Symptome und mögliche Folgen

Häufig macht sich eine Pulpitis zunächst durch eine erhöhte Schmerzempfindlichkeit des Zahns bemerkbar. So reagiert der betroffene Zahn sensibel auf saure oder süße Nahrungsmittel oder auf Reize wie heiß und kalt.

Kommt es zu einer akuten Pulpitis, hat dies starke, klopfende Zahnschmerzen zur Folge. Schreitet die Pulpitis weiter voran und wird auch der Wurzelkanal in Mitleidenschaft gezogen, bildet sich Eiter.

Starke, klopfende Zahnschmerzen als typisches Symptom
Starke, klopfende Zahnschmerzen als typisches Symptom

Läuft der Eiter nach außen ab, führt dies zu einem unangenehmen Geschmack im Mundraum und Mundgeruch. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass sich die Entzündung bis zur Kieferhöhle ausbreitet, wo sich dann eine Eiterhöhle bildet. Dadurch sind auch Schäden am Zahnhalteapparat und am Kieferknochen möglich.

Außerdem kann sich der Zahn im weiteren Verlauf immer weiter lockern und schließlich ausfallen. Wird die Entzündung nicht behandelt, kann es zur Anschwellung der Blutgefäße, welche den Zahn versorgen, kommen. Die Durchblutung wird gestört und das Gewebe kann absterben, was man als Pulpanekrose bezeichnet. Im schlimmsten Fall ist sogar eine Sepsis (Blutvergiftung) möglich.

Diagnose

Im Falle von Zahnschmerzen sollte rasch ein Zahnarzt aufgesucht werden. Dieser nimmt eine genaue Untersuchung des betroffenen Zahns vor und überprüft ihn auf seine Schmerzempfindlichkeit sowie weitere mögliche Auffälligkeiten.

Zur genauen Abklärung der Diagnose wird oftmals eine Röntgenuntersuchung durchgeführt. Auf diese Weise lässt sich das genaue Ausmaß der Entzündung feststellen.

  • Untersuchung - Zahnarzt untersucht die Zähne einer jungen Frau mit Spiegel und Kratzer

    © endostock - www.fotolia.de

  • Röntgenbild Gebiss, Kiefer

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  • Untersuchung - Chemiker mit Mundschutz bei einer Blutuntersuchung

    © Leah-Anne Thompson - www.fotolia.de

Manche Zahnärzte führen vor Beginn der Behandlung auch eine Endometrie (Vermessung des Zahninneren) durch. Handelt es sich um einen besonders schweren Fall, erfolgt zusätzlich eine Blutuntersuchung.

Bei der Diagnosestellung gilt es zu berücksichtigen, dass die Zahnschmerzen auch entstehen können, ohne dass eine Zahnmarkbeteiligung vorliegt. Als weiterer möglicher Grund kommt eine Parodontitis infrage.

Behandlung

Ist die Entzündung nur gering ausgeprägt, genügt es oft schon, den Kariesherd innerhalb des Zahns zu beseitigen. Handelt es sich jedoch um eine fortgeschrittene Pulpitis, sind die Entfernung des infizierten Gewebes sowie eine Wurzelkanalbehandlung unbedingt notwendig.

Bei einer Wurzelkanalbehandlung werden das Zahnmark und der Zahnnerv vollständig entfernt. Den Hohlraum, der dadurch entsteht, füllt der Zahnarzt mit künstlichem Material.

Die Wurzelkanalbehandlung als erfolgreiche Behandlungsmethode
Die Wurzelkanalbehandlung als erfolgreiche Behandlungsmethode

In schweren Fällen besteht die Möglichkeit, eine Wurzelspitzenresektion vorzunehmen, bei der die Wurzelspitze sowie die entzündlichen Veränderungen entfernt werden. Führen diese Maßnahmen nicht zur Besserung der Beschwerden, bleibt dem Zahnarzt nicht anderes übrig, als den Zahn zu ziehen. Leidet der Patient auch unter einem Abszess, erhält er zusätzlich Antibiotika.

Prognose

Die Prognose bei einer Pulpitis richtet sich danach, wie schwer der betroffene Zahn geschädigt ist. Handelt es sich um einen leichten Fall, lässt sich durch die Zahnbehandlung die Entzündung wieder beheben.

Nicht selten kommt es jedoch zu erheblichen Schäden an der Pulpa. Im schlimmsten Fall kann eine verschleppte Entzündung sich auf andere Bereiche des Körpers ausbreiten und sogar zu einer lebensbedrohlichen Blutvergiftung führen. Bei den meisten Patienten ist es jedoch möglich, den Zahn durch eine Wurzelbehandlung oder eine Wurzelspitzenresektion zu erhalten.

Vorbeugung

Damit es gar nicht erst zu einer schmerzhaften Pulpitis kommt, sollten die Zähne stets gut gepflegt werden. Darüber hinaus ist es wichtig, regelmäßige Kontrolluntersuchungen vom Zahnarzt durchführen zu lassen.