Zeckenbisse - Ursachen, Symptome, Vorbeugemöglichkeiten und das richtige Entfernen einer Zecke

Als Zeckenbisse oder Zeckenstiche bezeichnet man Verletzungen, die von Zecken verursacht werden. Diese Verletzungen können zu Infektionskrankheiten wie Borreliose oder FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) führen.

Von Jens Hirseland
Klassifikation nach ICD-10: A68 A84
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Definition

Zeckenbisse, die auch als Zeckenstiche bezeichnet werden, erfolgen durch das Anstechen der Haut mit den Kieferklauen der Zecke. Danach wird das Hypostom, der als Stachel der Zecke dient, in der Wunde des Opfers festgesetzt.

Die Zecke setzt dabei einen Gerinnungshemmer und ein Betäubungsmittel ein, wodurch der Betroffene nichts von dem Zeckenbiss oder -stich bemerkt. Wenn die Zecke dann das Blut ihres Opfers aufleckt, spuckt sie während ihrer Mahlzeit immer wieder Nahrungsreste, die sie nicht verdauen kann, in den Körper ihres Opfers zurück. Dadurch besteht die Gefahr, dass Krankheitserreger, die die Zecke bei einem vorherigen Wirt aufgenommen hat, in den Organismus des Menschen gelangen.

Übertragbare Krankheiten

Etwa 20.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland nach einem Zeckenbiss an der Lyme-Borreliose. Rund fünf Prozent aller Zeckenbisse haben somit eine Infektion mit Borreliose zur Folge.

Eine weitere Krankheit, die durch Zeckenbisse verursacht wird, ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Das ist eine Virusinfektion, die in drei Prozent aller Fälle sogar zum Tode führt. Allerdings besteht, im Gegensatz zu Borreliose, die Möglichkeit einer gezielten Impfung.

Doch nicht jeder Zeckenbiss führt automatisch zu einer Krankheit. So bleiben sogar 90 Prozent aller Zeckenbisse von infizierten Zecken ohne Folgen. In Mitteleuropa werden Krankheiten hauptsächlich von den Arten der Gattung Ixodes übertragen.

Besonders gefährlich ist die Frühsommer-Meningoenzephalitis, die von Viren verursacht wird. Die Zecken, die diese Krankheit übertragen, kommen aber nur in bestimmten Regionen vor, die als Hochrisikogebiete gelten. Dazu zählen in Deutschland die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern, sowie Teile von

  • Rheinland-Pfalz
  • Hessen und
  • des Saarlands.

Gefahr besteht auch in Ländern wie

Lebensgewohnheiten der Zecken

Eine Zecke ist ein blutsaugender Parasit, der aus der Familie der Spinnentiere stammt und eine Größe von ein bis zwei Millimetern erreicht. Ausgestattet sind Zecken mit einem Stechrüssel und einem Widerhaken. Ihre bevorzugten Gebiete sind:

Hier warten sie geduldig auf ein Opfer, das sich als Wirtskörper eignet. Dann lassen sich die Zecken an feuchten und warmen Regionen eines Körpers nieder, um sich tagelang mit Blut voll zu saugen, dass sie für ihre Ernährung und Fortpflanzung benötigen.

Bevorzugte Stellen für Zeckenbisse befinden sich:

Besonders auf weichen Hautstellen beißen sich die Zecken gerne fest.

Zeckengefahr im ganzen Jahr

Eine besonders hohe Zeckenaktivität herrscht von März bis Oktober. Allerdings weist das Robert-Koch-Institut darauf hin, dass nicht unbedingt die Jahreszeiten ausschlaggebend sind, sondern vielmehr die Temperaturen: Ist es im November sehr mild, sind auch die Spinnentiere noch unterwegs.

Sobald Temperaturen von acht Grad Celsius herrschen, werden die Zecken fit und somit aktiv und benötigen Futter. Gerade ein warmer Herbst oder milder Winter sind für diese Spinnentiere ein gefundenes Fressen, denn dank der angenehmen Temperaturen können sie sich auch an Ratten und Mäusen schadlos halten, die als Wirtsträger der Erreger gelten.

Ist man nun im Wald auf Pilzsuche oder unternimmt eine Wanderung durch Flur und Tal, dann kann es durchaus sein, dass man als Mitbringsel eine Zecke mit sich herumschleppt.

Selbst im Winter ist man nicht vor einem Zeckenbiss gefeit, da diese ihre Nester auch im allseits beliebten Tannenbaum haben können und dann in der warmen Stube auf Futtersuche gehen.

Ursachen

Grund für einen Zeckenbiss ist das Blut, das die Zecke für ihre Ernährung benötigt. Während die männlichen Zecken das Blut nur zur Nahrung brauchen, benötigen die weiblichen Zecken es auch für ihre Fortpflanzung.

Daher kann ihre Blutmahlzeit bis zu zwei Wochen in Anspruch nehmen. Bei männlichen Zecken dauert eine Blutmahlzeit hingegen nur ein paar Tage.

Verlauf

Die meisten Zeckenbisse verlaufen harmlos. Doch bei etwa fünf Prozent aller Gebissenen kommt es zu Krankheiten wie:

  • Lyme-Borelliose
  • Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)
  • Ehrlichiose

Eine Borreliose kann unter Umständen erst nach Monaten oder gar Jahren ausbrechen und einen chronischen Verlauf nehmen.

Eine Ehrlichiose bricht ca. eine Woche nach einem Zeckenbiss aus. Dabei kommt es zu Beschwerden wie:

Besonders gefährlich ist ein Ausbruch der FSME, die zu schweren neurologischen Schäden und sogar zum Tod führen kann.

Symptome und Folgen von FSME und Borreliose

Wer die Vorsorgemaßnahme der FSME-Impfung nicht nutzt und sich mit dem Erreger infiziert, läuft Gefahr, an einer Gehirnhautentzündung mit Lähmungen zu erkranken. Die ersten Symptome der FSME ähneln denen einer Grippe.

Jährlich werden in Deutschland tausende neue Fälle von Borreliose gemeldet. Die Infektionskrankheit wird durch Zeckenstiche verursacht. Als Symptome gelten

Ein sicheres Anzeichen für Borreliose ist die typische Wanderröte. Allerdings treten die Rötungen nur bei rund 50 Prozent der Betroffenen auf.

Die Wanderröte kann sich an über hundert Körperstellen zeigen, auch da, wo keine Zecke gesessen hat. Nach einem sommerlichen Ausflug ins Grüne sollte deshalb jeder seinen Körper nach Rötungen absuchen.

Auch Borreliose kann zur Hirnhautentzündung führen. Behandelt wird die Krankheit mit Antibiotika.

Symptome

Symptome sind bei einem Zeckenbiss kaum zu spüren. Wenn sich die Bisswunde jedoch entzündet, entsteht an der Bissstelle ein roter Kreis, der scharf umrandet ist. Da dies ein erster Hinweis auf Borreliose sein kann, sollte schleunigst ein Arzt konsultiert werden. Bei einer Infektion mit FSME kommt es zu grippeähnlichen Symptomen und Fieber.

Grippeähnliche Symptome bei FSME
Grippeähnliche Symptome bei FSME

Diagnose

Mittels Blutprobe können ernste Erkrankungen ausgeschlossen werden
Mittels Blutprobe können ernste Erkrankungen ausgeschlossen werden

Durch die Bildung eines roten Kreises lässt sich rasch eine Diagnose auf Zeckenbiss erstellen. Auch an einem stecken gebliebenen Zeckenkopf lässt sich ein Zeckenbiss erkennen. Außerdem wird eine Blutprobe entnommen, um mögliche übertragene Krankheiten festzustellen.

Behandlung

Für den Fall, dass sich eine Zecke an einem Menschen festgebissen hat, muss diese so schnell wie möglich entfernt werden, denn je länger eine Zecke in der Haut stecken bleibt, desto größer wird die Gefahr einer Krankheitsübertragung.

Richtige Zeckenentfernung

Um eine Zecke zu entfernen, benutzt man am besten ein spitzes Werkzeug wie eine spezielle Zeckenzange oder eine Pinzette. Damit packt man den Parasiten und zieht ihn langsam und vorsichtig aus der Haut heraus. Dabei sollten keine Drehbewegungen ausgeführt werden, damit der Kopf nicht stecken bleibt.

Zeckenzange

Eines der gebräuchlichsten Instrumente zur Entfernung einer Zecke ist die Zeckenzange, die in unterschiedlichen Varianten angeboten wird. Zeckenzangen haben zumeist die Form eines dicken Stiftes und sind mit einem Greifarm ausgestattet, der sich mit einem Druckknopf öffnen lässt.

Zur Anwendung wird die Zange so dicht wie möglich an den Mundwerkzeugen der Zecke in Position gebracht. Dann greift man sie und zieht sie langsam und vorsichtig aus der Haut heraus.

Zeckenzangen haben allerdings den Nachteil, dass sie häufig zu grob sind. Daher eignen sie sich nur für ausgewachsene Zecken und nicht für Nymphen, da diese beim Entfernen zerdrückt werden könnten und so Entzündungen auslösen können.

Zeckenschlinge

Eine andere Möglichkeit zur Entfernung von Zecken bietet die Zeckenschlinge, auch Zeckenlasso genannt. Dabei handelt es sich um eine verknotete kleine Schlinge aus stabilen Fäden. Die Anwendung einer Zeckenschlinge erfordert jedoch ein gewisses Fingerspitzengefühl.

So ist es wichtig, mit der Schlinge den Kopf der Zecke zu packen und nicht den Körper, da sonst die Gefahr besteht, dass schädliche Substanzen ausgeschüttet werden. Aktivieren lassen sich die meisten Zeckenlassos per Knopfdruck.

Bei Druck auf den Knopf bleibt die Schlinge lose. Lässt man ihn los, wird die Schlinge zusammengezogen. Danach lässt sich die Zecke behutsam herausdrehen. Dabei sollte der Parasit jedoch nicht ruckartig herausgezogen werden.

Zeckenkarte

Gut bewährt haben sich so genannte Zeckenkarten. Diese sind mit einem V-förmigen Schlitz ausgestattet, mit dem man nicht nur ausgewachsene Zecken, sondern auch Nymphen gut packen kann.

Bei der Anwendung wird die Karte dicht an der Haut unter die Zecke geschoben. Danach hebt man die Zecke mit der Karte an und entfernt sie.

Pinzette

Ein anderes wirksames Werkzeug ist die Pinzette, die genauso wie die Zeckenzange angewendet wird. Dabei sollte man möglichst spitze Pinzetten wie eine Uhrmacherpinzette oder eine Feinpinzette verwenden. Weniger gut geeignet sind dagegen Kosmetikpinzetten.

Um mögliche Borreliose-Erreger nachweisen zu können, sollte die entfernte Zecke aufgehoben und trocken oder in Alkohol aufbewahrt werden. Für den Fall, dass doch Teile der Zecke in der Haut stecken bleiben, muss ein Arzt aufgesucht werden. Dieser kann den Rest der Zecke fachgerecht entfernen.

Um eine Entzündung zu verhindern, sollte die betroffene Stelle desinfiziert werden.

Für die Behandlung der Frühsommer-Meningoenzephalitis stehen nur beschränkte Möglichkeiten zur Verfügung. Die Symptome wie

lassen sich zwar bekämpfen, allerdings ist die Infektion nur schwer in den Griff zu bekommen. FSME-Erreger können zudem schwere Krankheitszeichen auslösen wie Bewusstseinseintrübungen, Lähmungen und Sprachstörungen. Bei schweren Verläufen kann es zu bleibenden Gesundheitsschäden kommen, auch Todesfälle werden verzeichnet.

Wie Enzyme helfen können

Enzyme arbeiten Experten zufolge Hand in Hand mit dem Immunsystem. Dringt ein Erreger in den menschlichen Körper, wird dieser - wenn der Mensch gesund ist - normalerweise von Antikörpern unschädlich gemacht; die Verbindung von Antigen und Antikörper, die man Immunkomplex nennt.

In einigen Fällen jedoch kann sich dieser Immunkomplex am Gewebe festlagern und Krankheiten auslösen. Enzyme können diesen Vorgang verhindern, indem sie die beiden Stoffe wieder spalten und abbauen. Nimmt man also nach einem Zeckenstich Enzyme ein - am wirkungsvollsten hat sich die Kombination von Bromelain und Trypsin erwiesen - kann man Immunreaktionen, die durch den Erreger entstehen, verhindern.

Vorbeugung

Damit Zeckenbissen vorgebeugt wird, ist es ratsam, sich nicht direkt ins Gras zu setzen. Nach einem längeren Aufenthalt im Grünen sollten Kleidung und Unterwäsche gründlich ausgeschüttelt und nach möglichen Zecken durchsucht werden.

Danach sollte geduscht und der ganze Körper nach möglichen Zecken abgesucht werden. Hilfreich können auch Insektenschutzmittel sein, deren Wirkungsdauer jedoch zeitlich begrenzt ist. Neben dem Benutzen von Anti-Zeckenmittel sollte man auch beim Spaziergang für einen guten Schutz durch eine passende Kleidung und Kopfbedeckung sorgen.

Vor allem die Füße und Beine sind dabei wichtig; so sollten stets geschlossene Schuhe und wenn möglich lange Strümpfe getragen werden. Hilfreich ist es zudem, die Hose in die Strümpfe zu stecken, sodass die Zecken gar keine Möglichkeit haben, auf nackte Haut zu treffen.

Impfschutz

Als Vorbeugung gegen das FSME-Virus wird eine gezielte Impfung empfohlen. Da es keine unmittelbare Behandlungsmöglichkeit gegen FSME gibt, empfehlen Gesundheitsexperten eine Impfung für Menschen, die in Risikogebieten leben oder beabsichtigen, dorthin zu reisen.

Die gesetzlichen Krankenkassen tragen zumindest die Kosten für die Bewohner von Risikogebieten. Mittlerweile wird eine FSME-Impfung aber auch von zahlreichen Kassen als Reiseimpfung bezahlt.

Eine FSME-Impfung kann durchaus sinnvoll sein. War man in früheren Jahren noch der Meinung, dass nur Landwirte, Förster und Waldarbeiter an FSME erkranken, weiß man heutzutage, dass sich die meisten Menschen bei Freizeitaktivitäten wie

mit den gefährlichen Viren infizieren.

Langfristige Immunisierung

Im Rahmen einer Schutzimpfung verabreicht man dem Organismus abgetötete FSME-Viren, woraufhin es zur Bildung von Antikörpern kommt. Diese erkennen bestimmte Oberflächenproteine des FSME-Virus und binden sie an sich. Kommt es nach der Impfung bei einem Zeckenstich zur Übertragung von FSME-Viren, werden diese vom Immunsystem erkannt und unschädlich gemacht.

Als beste Zeit für eine FSME-Impfung gilt der Winter, da die Zecken dann kaum aktiv sind und der Körper im Frühjahr geschützt ist. Prinzipiell kann mit einer Grundimmunisierung aber jederzeit begonnen werden.

Insgesamt sind für den Impfschutz drei Injektionen erforderlich. Die ersten beiden verabreicht man im Abstand von ein bis drei Monaten.

Nach neun bis zwölf Monaten folgt dann die dritte Injektion, die die Grundimmunisierung abschließt. Dadurch ist der Körper für mindestens drei Jahre geschützt. Damit der Impfschutz auch nachhaltig ist, wird empfohlen, alle drei bis fünf Jahre eine Auffrischimpfung vornehmen zu lassen.

Schnelle Grundimmunisierung

Es besteht aber auch die Möglichkeit einer schnellen Grundimmunisierung. Diese kann sinnvoll sein, wenn man in einem Risikogebiet Urlaub machen will. Die Immunisierung erfolgt innerhalb von ein bis zwei Monaten.

Nebenwirkungen

Der Nachteil an einer FSME-Impfung ist, dass dabei die Gefahr von Nebenwirkungen besteht. Diese reichen von

  • leichten Schwellungen und Rötungen an der Einstichstelle über
  • leichtes Fieber bis hin zu
  • erheblichen neurologischen Schäden,

was jedoch nur äußerst selten vorkommt. Kinder unter sechs Jahren sollten generell nicht gegen FSME geimpft werden.

Borreliose

Bislang noch keinen Impfschutz gibt es gegen Borreliose. Nach wie vor forscht man an der Entwicklung eines Impfschutzes für Menschen. Immerhin ist Borreliose mit Medikamenten gut behandelbar. Im Gegensatz zu Menschen können Hunde gegen Borreliose geimpft werden.