Zika-Virus-Infektion - Übertragung, Symptome, Risiken und Schutz
Bei einer Zika-Virus-Infektion handelt es sich um eine Viruserkrankung, deren Übertragung auf den Menschen durch Stechmücken erfolgt. Als typische Symptome gelten Schmerzen in den Gelenken, eine Entzündung der Bindehaut und Fieber.
Die Zika-Virus-Infektion ist auch als Zika-Fieber bekannt. Durch die auslösenden Zika-Viren kann es bei neugeborenen Kindern zu einer Fehlbildung des Schädels kommen, die die Bezeichnung Mikrozephalie trägt. Der Kopf der betroffenen Kinder ist dabei zu klein ausgeprägt.
In früheren Jahren zeigten sich Zika-Virus-Infektionen in erster Linie im Südosten Asiens, auf den pazifischen Inseln und in Afrika. Seit 2015 tritt die Erkrankung jedoch auch in Süd- und Mittelamerika auf.
Das Zika-Virus
Das Zika-Virus (ZIKV) ist ein Vertreter der Gattung Flavivirus, die wiederum zur Familie der Flaviviridae gehört.
Bei dem Virus handelt es sich um einen umhüllten ikosaedrischen Keim, der Ähnlichkeit mit anderen Flaviviren aufweist. In dem Virus ist ein Nukleokapsid mit einem Durchmesser von ca. 25 bis 30 nm vorhanden.
Es wird von einer zweilagigen Lipidhülle umgeben. In diese eingelagert sind die Strukturproteine E und M. Der Gesamtdurchmesser des Zika-Virus beträgt 40 nm. Die eingelagerten Proteine ragen ungefähr 5 bis 10 nm aus der Lipidschicht heraus.
Das Genom des Erregers setzt sich aus einer Einzelstrang-RNA zusammen, die über eine positive Polarität verfügt. Die Länge des Genoms liegt bei ungefähr 10,8 Kilobase (kb).
Virusreproduktion
Reproduziert wird das Zika-Virus ähnlich wie andere Flaviviren. Zunächst kommt es zur Ablagerung des Virions samt dessen Hüllproteinen an den Rezeptoren der Zellmembran, die zur Wirtszelle gehört. Auf diese Weise erfolgt eine Endozytose.
Nächster Schritt ist das Fusionieren der Membran des Virus mit der Membran des Endosoms. Bei dieser Gelegenheit wird das ssRNA-Genom in das Zytoplasma der Wirtszelle entlassen.
Durch die Ribosomen findet die Translation der ssRNA statt. Im weiteren Verlauf wird ein Polyprotein geformt und durch Enzyme in mehrere Strukturproteine gespalten.
Die Replikation des Zika-Virus erfolgt im endoplasmatischen Retikulum (ER). Bei diesem Vorgang entsteht dsRNA, die transkribiert wird.
Dadurch findet die Bildung von neuer ssRNA statt. Letztlich kommt es zum Zusammenschluss der neuen Virionen innerhalb des endoplasmatischen Retikulums sowie zum Transport in Richtung Golgi-Apparat.
Nach der Abgabe der Virionen in den Extrazellulärraum sind sie an dieser Stelle in der Lage, neue Wirtszellen zu befallen.
Herkunft und Verbreitung
Seinen Ursprung hat das Zika-Virus in Afrika. Entdeckt wurde der Keim im Jahr 1947, als Wissenschaftler ihn in Uganda aus dem Blut von Rhesusaffen gewannen, die im Zikawald lebten.
Zu den ersten Zika-Virus-Infektionen kam es 1952 in Uganda sowie im Nachbarland Tansania. 1954 erfolgten weitere Erkrankungen im westafrikanischen Nigeria.
Phylogenetischen Analysen zufolge gelang es dem Zika-Virus in den 40er Jahren, von Afrika nach Südostasien einzuwandern. In Indonesien wurden in den 70er Jahren die ersten Krankheitsfälle verzeichnet.
Ein erster großer Ausbruch der Zika-Virus-Infektion fand 2007 auf den Yap-Inseln statt, die zu Mikronesien gehören. Der Nachweis des Virus gelang bei mehreren Patienten durch eine Blutuntersuchung oder eine Polymerase-Kettenreaktion (PCR).
Im April 2015 trat das Zika-Virus erstmals auch in Südamerika in Erscheinung und sorgte für eine große Epidemie bis nach Zentralamerika, die von Brasilien ausging. Aus diesem Grund empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin schwangeren Frauen, Reisen in Regionen zu vermeiden, in denen Zika-Virus-Infektionen ausgebrochen sind.
Dabei handelt es sich vor allem um Staaten wie
- Brasilien
- Kolumbien
- Mexiko
- Haiti
- Barbados und
- Puerto Rico.
Insgesamt sind mehr als 30 süd- und mittelamerikanische Länder betroffen. Auch in den USA und Großbritannien zeigten sich erste Fälle einer Zika-Virus-Infektion.
Stark betroffene Länder
Besonders betroffen von der Zika-Virus-Epidemie 2015 waren Brasilien, Kolumbien, Mexiko und Haiti.
Übertragung des Zika-Virus
Übertragen wird das Zika-Virus in erster Linie durch Stechmücken. Dazu gehört vor allem die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti), deren Heimat in tropischen und subtropischen Gegenden zu finden ist. Auf dem europäischen Kontinent kommt diese Mückenart bislang nur auf der zu Portugal gehörenden Insel Madeira vor.
Eine Ausbreitung in Europa gilt eher als unwahrscheinlich, weil die Mücke dort nicht beheimatet ist. Nicht auszuschließen ist allerdings eine Übertragung der Krankheit durch die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus), die sich mittlerweile in der europäischen Mittelmeerregion angesiedelt hat und ebenfalls der Verbreitung des Zika-Virus verdächtigt wird. Die Asiatische Tigermücke gilt jedoch als weniger potent als die Gelbfiebermücke.
Neben der Übertragung durch Mücken ist aber ebenso eine direkte Übertragung durch den Menschen möglich, nämlich durch Geschlechtsverkehr. Außerdem kann das Zika-Virus durch Blutprodukte sowie Bluttransfusionen übertragen werden.
Der Nachweis von RNA des Zika-Virus fand bereits in
- menschlichem Blut,
- Speichel,
- Urin,
- Samenflüssigkeit,
- Muttermilch und
- Scheidenflüssigkeit
statt. Eine dokumentierte Übertragung durch Muttermilch, Speichel und Urin erfolgte bislang aber noch nicht.
Symptome einer Zika-Virus-Infektion
Selbst bei einem Befall mit dem Zika-Virus treten nur bei ungefähr jedem fünften Betroffenen Beschwerden auf. So nehmen die meisten Infektionen einen asymptomatischen Verlauf. Und auch wenn die Zika-Virus-Infektion ausbricht, zeigt sich zumeist ein relativ milder Krankheitsverlauf.
In der Regel setzen die Beschwerden 2-7 Tage nach der Infektion ein. In manchen Fällen kann die Inkubationszeit aber auch bis zu zwölf Tage dauern.
Die Krankheitsanzeichen weisen Ähnlichkeit mit anderen Infektionen auf, deren Übertragung durch Mücken erfolgt, wie das Chikungunya-Fieber oder das Dengue-Fieber.
Häufigste Krankheitsanzeichen sind:
- Leichtes Fieber bei einer Körpertemperatur um 38 Grad Celsius
- Schmerzen in den Gelenken
- Knotig-fleckige Ausschläge auf der Haut
- Rötungen der Augen aufgrund einer Bindehautentzündung (Konjunktivitis)
- Allgemeines Krankheitsgefühl
Mitunter kommt es auch zu
Nur sehr selten nimmt eine Zika-Virus-Infektion einen ähnlich schwerwiegenden Verlauf wie das Dengue-Fieber oder das Chikungunya-Fieber, bei denen monatelange Beschwerden zu verzeichnen sind. In der Regel halten die Symptome der Zika-Virus-Infektion maximal eine Woche an.
Bei den Ausbrüchen der Infektion in Französisch-Polynesien und Brasilien 2013 bis 2015 zeigten sich Komplikationen, die mit dem Zika-Virus in Zusammenhang gebracht werden. Dazu gehören Autoimmunreaktionen sowie neurologische Erkrankungen wie das Guillan-Barre-Syndrom. Dabei handelt es sich um eine Nervenentzündung, die besonders an den Gliedmaßen auftritt.
In vereinzelten Fällen führt das Zika-Virus zum Tode des Patienten. Dies geschieht jedoch nur dann, wenn dieser unter einer schwer ausgeprägten Vorerkrankung litt. So gehört ein lebensgefährlicher Krankheitsverlauf eher zu den Ausnahmen.
Immunität
Nach überstandener Zika-Virus-Infektion kommt es zu einer Immunität, die vermutlich das ganze Leben anhält. Eine erneute Ansteckung mit dem Virus ist daher nicht zu befürchten.
Zika-Virus und Schwangere
Bei schwangeren Frauen besteht die Gefahr, dass der Keim über das Blut auf das ungeborene Kind übergeht. Dies kann auch dann geschehen, wenn sich bei der Betroffenen keinerlei Symptome zeigen.
In Brasilien waren nach dem letzten Zika-Virus-Infektionsausbruch mehrere Fälle von Mikrozephalie zu verzeichnen, bei denen sich ein Mikrokopf bei den betroffenen Kindern zeigte. Darüber hinaus kommt es oftmals zu Gehirnschäden und geistigen Behinderungen.
Findet die Geburt nach einer ausgeheilten Zika-Virus-Infektion statt, sind für das Kind keine Risiken mehr zu befürchten. Das Zika-Virus zieht sich dann wieder komplett aus dem Körper zurück.
Risiken
Als besonders gefährdet an einer Zika-Virus-Infektion zu erkranken, gelten Personen, die bereits unter bestimmten Vorerkrankungen wie
- Herzschwäche,
- Blutzuckerkrankheiten,
- zu hohem Blutdruck oder
- einer Schwächung des Immunsystems
leiden. Auch ältere Menschen und schwangere Frauen werden zu den Risikogruppen gerechnet.
Diagnose
Wer nach einer Urlaubsreise den Verdacht hegt, sich eine Zika-Virus-Infektion zugezogen zu haben oder Kontakt zu anderen Erkrankten hatte, sollte einen Arzt zu Rate ziehen. Dabei kann es sich auch um einen Facharzt für Tropenmedizin handeln. Symptome, die ähnlich wie die Beschwerden bei einer Zika-Virus-Infektion sind, zeigen sich auch bei schwerwiegenderen Tropenkrankheiten wie dem Dengue-Fieber.
Vor allem schwangere Frauen sollten sich unbedingt an einen Arzt wenden, um ihr Kind vor den Auswirkungen der Infektion zu schützen.
Anamnese
Besonders wichtig für die Diagnostik ist das Erheben der Anamnese (Krankengeschichte) des Patienten. Als bedeutend werden zudem Information zu kürzlich durchgeführten Fernreisen eingestuft. Der Arzt erkundigt sich zumeist danach,
- seit wann die Beschwerden auftreten
- ob der Patient von Mücken gestochen wurde
- wann der Patient zuletzt eine Auslandsreise unternommen hat
- in welchen Regionen er sich im Urlaubsland aufhielt
- ob die Beschwerden in letzter Zeit zugenommen haben und zwischendurch besser wurden
- ob der Patient unter Ausschlägen auf der Haut, geröteten Augen oder Gelenkschmerzen leidet
- und ob in letzter Zeit erhöhte Körpertemperatur bestand
Körperliche Untersuchung
Im Anschluss an die Anamnese findet die körperliche Untersuchung des Patienten statt. Dabei misst der Arzt die Körpertemperatur, kontrolliert die Haut auf eventuelle Ausschläge und tastet die Lymphknoten ab. Darüber hinaus überprüft er die Gelenke sowie die Augen, deren Rötung als Hinweis auf eine Bindehautentzündung gilt.
Entnahme von Blutproben
Zur Absicherung der Diagnose nimmt der Arzt dem Patienten mehrmals Blut ab. Auf diese Weise werden in einem Labor u.a. die Anzahl der roten und weißen Blutkörperchen (Erythrozyten und Leukozyten) bestimmt. Gleiches gilt für die Menge der Blutplättchen (Thrombozyten).
Als sicheres Indiz für eine Zika-Virus-Infektion gilt der Nachweis des Zika-Erbguts. Zu diesem Zweck erfolgt eine sogenannte Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR), in deren Rahmen die RNA des Zika-Virus vervielfältigt wird, um sie zu bestimmen. Mit diesem Verfahren lässt sich in den ersten Tagen der Infektion der Nachweis des Zika-Virus erbringen.
Darüber hinaus besteht die Option, das Blut des Patienten nach Antikörpern gegen den Keim zu untersuchen. Diese körpereigenen Eiweiße, die vom Immunsystem ins Leben gerufen werden, treten in der Regel gegen Ende der ersten Woche auf.
Mitunter können die Laboruntersuchungen aber auch falsche Testresultate liefern. So reagieren die Stoffe, die bei der Untersuchung zur Anwendung gelangen, ebenso mit anderen Flaviviren.
Eine sichere Methode ist dagegen der Neutralisationstest, der allerdings als aufwendig gilt und einige Tage in Anspruch nimmt. Daher wird die RT-PCR-Methode als preiswerter und schneller durchführbar eingestuft.
Therapie
Eine unmittelbare Behandlung der Zika-Virus-Infektion ist nicht möglich, da keine entsprechende antivirale Therapie zur Verfügung steht. Aus diesem Grund beschränken sich die Ärzte auf das Behandeln der Symptome.
Wichtige Komponenten dabei sind eine reichliche Zufuhr von Flüssigkeit sowie das Einhalten von Bettruhe. Zur Behandlung der Schmerzen verabreicht der Arzt dem Patienten Analgetika.
Des Weiteren erhält er fiebersenkende Präparate. Um der Gefahr von Blutungen entgegenzuwirken, wird die Einnahme von Paracetamol empfohlen.
Abzuraten ist dagegen von der Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS). Muss der Patient dieses Mittel gegen andere Erkrankungen einnehmen, sollte er den Arzt um Rat fragen.
Bestehen weitere Beschwerden durch die Zika-Virus-Infektion wie eine Entzündung der Bindehaut, erfolgen entsprechende Therapiemaßnahmen.
Schutz vor einer Zika-Virus-Infektion
Eine Impfung gegen das Zika-Virus steht bisher nicht zur Verfügung. In den USA und Brasilien wird zwar die Entwicklung eines Impfstoffes geplant, bis dieser einsatzfähig ist, können jedoch noch Jahre vergehen.
Als beste Prophylaxe gilt daher ein energischer und konsequenter Schutz gegen Mücken. Zu diesem Zweck kann der Anwender auf
- Repellentien, bei denen es sich um chemische Mückenschutzmittel handelt,
- lange helle Kleidung am gesamten Körper sowie
- Moskitonetze
zurückgreifen. Allerdings lässt sich nicht immer ein kompletter Schutz vor den stechenden Plagegeistern gewährleisten. Selbst das Meiden von stehenden Gewässern bringt gegen die Mückenart Aedes aegypti wenig, da diese im Unterschied zu anderen Mücken sogar in weggeworfenen Joghurtbechern brüten kann.
Möchte man eine Reise in gefährdete Länder unternehmen, empfiehlt es sich, zuvor Erkundigungen über die Anzahl der Stechmücken einzuholen. Regionen, in denen das Zika-Virus erst seit kurzem aktiv ist, sollten besser gemieden werden. So haben sich dort noch nicht genügend Antikörper entwickelt, sodass es eventuell zu einer Epidemie kommen könnte.
Vom Deutschen Auswärtigen Amt wird Männern dazu geraten, etwa sechs Monate lang Kondome zu verwenden, wenn sie zuvor in einer Zika-Ausbruchsregion gewesen sind. Über welche Zeitspanne das Virus in Blut und Sperma verbleibt, ließ sich bislang jedoch noch nicht eindeutig klären.
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.