Glutenunverträglichkeit - (Zöliakie/Sprue) - Auslöser und Behandlung

Eine Zöliakie oder auch Glutenunverträglichkeit äußert sich durch verschiedene Beschwerden im Magen-Darm-Bereich. Die Diagnose stellt je nach Alter des Patienten der Kinderarzt oder Internist. Die Ärzte unterscheiden zwei Ursachen für die Entstehung einer Zöliakie. Wenn die Ernährung konsequent umgestellt wird, haben die Betroffenen meist kaum Probleme mehr. Informieren Sie sich über die Zöliakie und lesen Sie über mögliche Schritte bei einer Glutenunverträglichkeit.

Von Claudia Haut
Klassifikation nach ICD-10: K90.0
ICD-10 ist ein weltweit verwendetes Klassifikationssystem für medizinische Diagnosen. Der sogenannte ICD-Code ist zum Beispiel auf einem ärztlichen Attest zu finden.

Zöliakie/Sprue - Krankheitsbild Glutenunverträglichkeit

Jahrelang hat man unerklärliche Durchfälle, der Bauch schmerzt oder zeigt sich mit ständigen unangenehmen Blähungen. Vielfach unternehmen die Betroffenen dann eine wahre Odyssee von Arzt zu Arzt und hören dann mitunter "Das liegt am Stress". Doch auch wenn Stress ebenfalls solche Beschwerden hervorrufen kann, liegt es oftmals eher an einer Unverträglichkeit gegenüber dem im Getreide befindlichen Gluten.

In der Medizin wird Glutenunverträglichkeit bei Babys und Kindern als Zöliakie oder glutensensitive Enteropathie bezeichnet. Besteht diese Überempfindlichkeit gegen Gluten (Klebereiweiß), einem Getreidebestandteil, bei Erwachsenen, ist dagegen von Sprue die Rede.

Was ist Gluten?

Gluten, ein Getreideeiweiß, führt bei vielen Kindern und Erwachsenen zu Durchfall, die mitunter lange Zeit nicht mit einer Zöliakie in Verbindung gebracht werden. Diese extremen Verdauungsschwierigkeiten entstehen aufgrund einer Schädigung der Dünndarmzotten, die durch das in vielen Nahrungsmitteln enthaltene Gluten.

Enthalten ist Gluten in Getreidesorten wie

Die Dünndarmzotten selbst werden durch diese Schädigungen ihrer Fähigkeit genommen, Verdauungsenzyme zu bilden. Folglich können die durch die Lebensmittel aufgenommenen Nährstoffe wie Vitamine, Mineralstoffe und viele weiteren Vitalstoffe nicht mehr aufgespaltet werden. Der Nahrungsbrei rutscht regelrecht durch den Darm und wird dann durchfallartig ausgeschieden.

Zu einer Glutenunverträglichkeit, die chronisch verläuft, kann es in jedem Lebensalter kommen. Bei Frauen zeigt sie sich jedoch häufiger als bei Männern. Nicht selten besteht ein Zusammenhang mit einem Reizdarm. Bei Babys prägt sich eine Glutenunverträglichkeit zumeist im vierten Lebensmonat aus, während sie bei erwachsenen Menschen im vierten Lebensjahrzehnt auftritt.

Ursachen einer Glutenunverträglichkeit

Als Hauptursache vermuten die Ärzte, dass die Betroffenen allergisch gegen einen Stoff, das so genannte Gluten, reagieren. Der Körper bildet Antikörper gegen das Gluten, das sich zum Beispiel in Getreideprodukten befindet.

Eine weitere Ursache ist vermutlich, dass bei den Betroffenen in einem Teil des Darmes, im Dünndarm, ein Enzym fehlt. Dies hat zur Folge, dass die Schleimhaut des Dünndarmes leichter angegriffen und letztlich zerstört werden kann. Möglicherweise kann die Erkrankung auch vererbt werden.

Zahlreiche Mediziner vertreten die Auffassung, dass eine Zöliakie vererbt wird. So tritt eine Glutenunverträglichkeit oft familiär gehäuft auf.

Der genaue Ablauf ist jedoch noch unklar. Außerdem konnte bislang noch nicht ermittelt werden, welche Gene für die Unverträglichkeit eine Rolle spielen. Als weitere wichtige Faktoren gelten das Immunsystem sowie Umwelteinflüsse.

Verlauf und Folgen einer Glutenunverträglichkeit

Erstmals tritt die Zöliakie im Säuglingsalter auf, wenn die Nahrung von Milch auf andere Lebensmittel umgestellt wird. Hier kommen viele Säuglinge zum ersten Mal mit Gluten in Kontakt und entwickeln die Symptome der Zöliakie.

Wird die Zöliakie rechtzeitig erkannt und behandelt und meiden die Betroffenen konsequent glutenhaltige Lebensmittel, können sie ein weitgehend normales Leben führen. Auch die Kinder mit Zöliakie entwickeln sich normal, wenn sie nur noch glutenfreie Nahrung zu sich nehmen.

Wird die Zöliakie hingegen nicht erkannt oder behandelt, führt dies bei Kindern zu Wachstumsstörungen, Schmerzen an den Knochen usw. Die Kinder kommen auch später in die Pubertät als gleichaltrige gesunde Kinder.

Bei Mädchen bleibt die Regelblutung lange Zeit aus. Bei Erwachsenen mit einer unbehandelten Zöliakie drohen Krebserkrankungen (besonders im Bereich der Lymphknoten) oder auch Erkrankungen wie die Osteoporose.

Symptome - Glutenunverträglichkeit erkennen

Nicht bei allen Menschen, bei denen eine Glutenunverträglichkeit besteht, kommt es auch zu Beschwerden, sodass nur ein Teil aller Betroffenen unter typischen Symptomen leidet. Patienten mit Zöliakie leiden unter Durchfall und dadurch unter starkem Gewichtsverlust. Es bestehen regelmäßige Bauchschmerzen und Blähungen.

Den Patienten ist übel und sie müssen sich oftmals übergeben. Sie fühlen sich müde und haben Schmerzen im Bereich der Knochen und Muskeln.

Zu den weiteren möglichen Symptomen zählen:

Außerdem besteht ein Mangel an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffen wie Kalzium und Eisen. Der Eisenmangel führt wiederum zu Müdigkeit und Blutarmut (Anämie).

Kinder mit einer Zöliakie wachsen langsamer als gleichaltrige gesunde Kinder. Sie sind meist blass im Gesicht, da sie unter einer Anämie (Blutarmut) leiden.

Auch geistig sind erkrankte Kinder im Gegensatz zu gleichaltrigen zurückgeblieben. Die Erkrankung kann sowohl einige Monate alte Säuglinge betreffen als auch ältere Kinder und Erwachsene.

Diagnose

Vermutet der Arzt eine Zöliakie, führt er eine körperliche Untersuchung durch und entnimmt eine Blutprobe. Aus dem Blut können Antikörper gegen die Erkrankung festgestellt werden.

Daneben wird bei der Diagnostik besonders auf die Höhe der roten Blutkörperchen sowie des Blutfarbstoffes geachtet, da viele Patienten unter einer Blutarmut leiden. Auch Elektrolytwerte wie Kalzium oder Magnesium sowie einige Vitaminwerte werden untersucht.

Neben diesen Untersuchungen werden eine Gastroskopie (Magenspiegelung) und evtl. auch eine Koloskopie, eine Darmspiegelung durchgeführt. Vor der Magenspiegelung erhält der Patient ein betäubendes Spray in den Rachen, um den Würgereiz zu minimieren.

Durch den Mund wird nun ein langer Schlauch eingeführt und durch den Magen bis zum Zwölffingerdarm vorgeschoben. Während der Untersuchung kann der Arzt über eine dünne Zange auch Gewebeproben entnehmen.

Die Zange wird durch das Endoskop eingeführt. Die Probe wird anschließend in ein Labor geschickt und dort unter dem Mikroskop untersucht. Für die Darmspiegelung erhält der Patient meist vor der Untersuchung eine Beruhigungsspritze.

Der Arzt führt das Endoskop in den Enddarm des Patienten ein und schiebt es weiter durch den Darm. Mit einer dünnen Zange, die über das Endoskop eingeführt wird, kann der Arzt auch hier Proben entnehmen, die anschließend im Labor untersucht werden.

Behandlung - Was tun bei Glutenunverträglichkeit?

Betroffene mit Zöliakie müssen unbedingt ihre Ernährung umstellen. Alle Produkte, in denen Gluten enthalten ist, müssen vermieden werden. Zu diesen zählen beispielsweise

Vorsicht ist auch bei

geboten.

Glutenfreie Ernährung als Linderung

Zöliakie-Betroffene dürfen lediglich Produkte mit

zu sich nehmen.

Entsprechende Produkte gibt es in vielen Supermärkten und Reformhäusern. Auch in vielen Restaurants werden spezielle glutenfreie Speisen angeboten. Werden nur einmal glutenhaltige Lebensmittel verzehrt, treten die bereits beschriebenen Beschwerden auf.

Hilfreich kann die Beratung eines Ernährungsexperten sein. Auch die Einnahme der fehlenden Vitamine und Mineralstoffe durch Nahrungsergänzungsmittel gilt als sinnvoll.

Da der Darm zu Beginn der Nahrungsumstellung sehr gereizt reagiert, ist es wichtig, vorübergehend auch Milch und Milchprodukte zu meiden. Diese lassen sich jedoch zu einem späteren Zeitpunkt wieder konsumieren.

Die Betroffenen spüren schon allein dadurch eine Erleichterung, in dem sie auf Weizen, Roggen und Dinkel verzichten und diese Getreidesorten gegen

  • Mais
  • Buchweizen oder auch
  • Hirse

austauschen, da diese frei von Gluten sind. Auch

sind ohne Probleme zu essen. Selbst auf Süßes muss man selbst oder sein betroffenes Kind nicht verzichten, da sich auch in Gummibärchen, Bonbons oder Schokolade kein Gluten findet.

Generell bedeutet es gerade am Anfang der Ernährungsumstellung, sehr genau auf die Zutatenliste der Lebensmittel zu achten. Eine komplette Liste der Lebensmittel mit Gluten hilft allerdings bei der persönlichen Auswahl und der Zusammenstellung der einzelnen Mahlzeiten.

Zudem werden mittlerweile immer mehr Nahrungsmittel ohne Gluten hergestellt, die dann auf der Verpackung auch das "Glutenfrei" stehen haben. Verzweifeln ist deshalb nicht angesagt. Wichtig ist es allerdings bei den genannten Symptomen einen Arzt aufzusuchen oder auch schon zuvor im Eigenversuch anhand der ausgetauschten oder weggelassenen Lebensmittel herauszufinden, ob es sich um eine Zöliakie handelt.

In der Regel stellt man schon nach wenigen Tagen eine Besserung fest und kann sich dann in der Folge auf eine Ernährungsumstellung konzentrieren, um endlich wieder ohne Beschwerden zu sein.

Für Zöliakie-Patienten ist es wichtig, mehrere kleine Mahlzeiten pro Tag zu essen. Viele Produkte werden auch besser vertragen, wenn sie vor dem Essen gedünstet werden.

Beim Kochen und Braten dürfen keinesfalls glutenfreie und glutenhaltige Produkte in der gleichen Pfanne oder dem gleichen Topf nacheinander zubereitet werden. Selbst dann kann es passieren, dass der Betroffene mit Symptomen der Zöliakie reagiert.

Zu guter Letzt müssen Zöliakie-Patienten natürlich auch beim Genuss von Süßigkeiten, bei der Einnahme von Medikamenten und auch bei der Verwendung von Zahnpasten auf das Kleingedruckte achten. Selbst hier können Spuren von Gluten enthalten sein.

Zubereitungsideen für eine glutenfreie Ernährung

Im Folgenden haben wir ein paar Vorschläge für die Zubereitung von leckeren Speisen ohne Gluten...

Fisch

Schnell zubereitet ist beispielsweise ein Fisch mit Tomatensauce und Kartoffeln. Als Fisch nimmt man zum Beispiel Rotbarschfilets, beträufelt diese mit Zitronensaft und würzt sie anschließend. Der Fisch wird in eine mit Öl eingepinselte feuerfeste Form gelegt.

Darüber wird eine Tomaten-Gemüsesauce gegeben, die aus einer Dose gehackten Tomaten, Knoblauch, Tomatenmark, Zwiebeln sowie verschiedenen kleingehackten Gemüsesorten zubereitet wird. Zum Schluss schneidet man Mozzarella in kleine Stücke, gibt diesen über den Fischauflauf und bestreut ihn mit frischen Kräutern. Dazu serviert man Kartoffeln.

Fleisch

Auch Schnitzel oder Cordon Bleu kann man glutenfrei zubereiten. Für die Panade dürfen dann allerdings kein normales Paniermehl oder Semmelbrösel verwendet werden. Stattdessen erhält man im Reformhaus glutenfreie Produkte, die genauso zum Panieren benutzt werden können.

Das Fleisch wird nach dem Panieren in einer Pfanne mit Öl angebraten, wie normal paniertes Fleisch auch. Der Aufwand, dieses glutenfreie Gericht zu kochen, ist absolut der gleiche, man muss lediglich andere Produkte verwenden.

Suppen

Aber auch Suppen kann man zubereiten, wenn man unter Zöliakie leidet. Sehr lecker schmeckt beispielsweise eine Gurken-Zucchini-Suppe, die aus Schalotten, Gurken, Zucchini, Knoblauch, Brühe, Schmelzkäse, Creme fraîche, Weißwein und frischen Kräutern zubereitet wird.

Spätzle

Während gekaufte Spätzle in der Regel Gluten enthalten, muss ein Zöliakie-Patient darauf nicht verzichten, wenn er sie selbst zubereitet. Für schwäbische Käsespätzle benötigt man glutenfreies Mehl, Eier, Maisgrieß, geriebenen Käse, Wasser, Öl, Salz und Zwiebeln.

Aus Mehl, Grieß, Eiern, Wasser, Öl und Salz wird ein Spätzleteig hergestellt, der nach kurzer Quellzeit durch ein Spätzlesieb in einen Topf mit kochendem Wasser gedrückt wird.

Die fertigen Spätzle werden dann in eine Auflaufform gegeben, schichtweise mit Käse bestreut und mit angebratenen Zwiebeln belegt. Noch kurz in den Ofen und fertig sind die glutenfreien Käsespätzle.

Medikamente bei Glutenunverträglichkeit

In schweren Fällen von Zöliakie oder Sprue können auch Medikamente wie Kortison verabreicht werden, um der Darmentzündung entgegenzuwirken. Die glutenfreie Ernährung muss auch nach Besserung der Beschwerden weitergehen, da die Symptome sonst erneut auftreten können.

Vorbeugung von Glutenunverträglichkeit

Vorbeugen kann man der Erkrankung nur insofern, dass man Säuglinge möglichst lange Zeit stillt. Hebammen und Kinderärzte empfehlen, sechs Monate voll zu stillen und dann Monat für Monat eine Mahlzeit durch Beikost zu ersetzen.

Im ersten Lebensjahr sollte man auf glutenhaltige Lebensmittel völlig verzichten. Werden trotzdem entsprechende Symptome bemerkt, sollte man diese umgehend dem Kinderarzt mitteilen, damit entsprechende Untersuchungen durchgeführt werden können.

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  • Malte Ludwig Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165

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