Ordnungszwang - Das zwanghafte Ordnen und symmetrische Ausrichten von Gegenständen
Ordnungszwang ist eine Form von Zwangsstörung. Die Betroffenen sind dabei ständig bemüht Ordnung und Symmetrie herzustellen.
Ordnungszwang gehört zu den Zwangsstörungen. Dabei handelt es sich um psychische Störungen, die dazu führen, dass die Betroffenen stets an bestimmte Dinge denken müssen oder gewisse Handlungen ausführen.
Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen von Zwangsstörungen. Dies sind
- der Kontrollzwang
- der Waschzwang
- der Berührzwang
- der Grübelzwang
- der Zählzwang sowie
- der Ordnungszwang.
Symptome
Ordnungszwang äußert sich dadurch, dass die Betroffenen mit extremer Genauigkeit versuchen, Ordnung und Symmetrie bei ihren persönlichen Gegenständen herzustellen. Das Verhalten geht weit über eine normale Ordnungsliebe hinaus.
So müssen die Dinge des täglichen Lebens unbedingt nach strengen Regeln pedantisch und perfekt geordnet werden. Geordnet werden die verschiedensten Dinge. Dazu gehören zum Beispiel
- Möbel
- Kleidungsstücke
- Bücher
- CDs
- DVDs und sogar
- Lebensmittel.
Typisch für den Ordnungszwang ist, dass die Betroffenen stets nach strengen Regeln vorgehen, die sie unbedingt einhalten müssen. Diese Regeln sind deshalb so wichtig, da sie den betroffenen Personen dabei helfen, die alltägliche Ordnung zu bewahren. Sie hören erst dann mit ihrem Verhalten auf, wenn sie der Meinung sind, dass endlich die perfekte Ordnung herrscht.
Werden Ordnung und Symmetrie jedoch durch irgendetwas gestört, reagieren die Patienten darauf sehr unruhig. Da sie Angst davor haben, dass sie diese Unruhe überwältigen könnte, sind sie bemüht, sofort wieder Ordnung zu schaffen.
Liegen die Dinge in ungeordnetem Zustand herum, ist dies für Menschen, die unter Ordnungszwang leiden, unerträglich. Um für Ordnung und Symmetrie zu sorgen, wenden die Betroffenen viel Zeit auf, sodass ihre Lebensqualität darunter leidet.
Oftmals sind sich die betroffenen Personen durchaus bewusst, dass ihr Verhalten übertrieben und unangemessen ist. Allerdings sind sie meist nicht in der Lage, etwas gegen ihr Zwangsverhalten zu tun.
In diesem Fall beschreibt man den Ordnungszwang als "Ich-dyston". Das bedeutet, dass dieser Zwang entgegen den eigentlichen Vorstellungen des Betroffenen auftritt und sich sozusagen aufdrängt.
Unterscheiden muss man diese Form von der zwanghaften Persönlichkeitsstruktur, bei der es auch zu einem Ordnungsdrang kommt, dieser jedoch als stimmig angesehen wird und zu den persönlichen Wünschen des Betroffenen passt. In diesem Fall wird der Zwang als "Ich-synton" bezeichnet.
Ursachen
Wodurch es zu Zwangsstörungen kommt, ist nicht genau bekannt. Es wird vermutet, dass verschiedene Faktoren wie
- sehr ordentliche Eltern
- eine überbehütete Kindheit
- fehlende Zuwendung durch die Eltern sowie
- Trennung oder Scheidung
eine Rolle spielen. Die Zwangshandlungen stellen eine Form von Angstbewältigung dar. Bei den meisten Zwangserkrankten handelt es sich um Menschen, die sehr verletzbar, überangepasst oder sozial unsicher sind und Angst vor Selbstverantwortung haben.
Diagnose
Empfindet der Betroffene seinen Ordnungszwang selbst als Belastung und kann er sich nicht davon befreien, ist es ratsam, einen erfahrenen Nervenarzt oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Neben einer körperlichen Untersuchung wird auch eine psychologische Untersuchung vorgenommen, bei der der Patient Fragebögen ausfüllt oder bestimmte Tests absolviert.
Behandlung
Zur Behandlung von Zwangsstörungen kombiniert man in der Regel eine medikamentöse Therapie mit einer Psychotherapie. Die Kombination beider Verfahren gilt als Erfolg versprechender, als wenn nur eine der beiden Behandlungsmethoden zur Anwendung kommt.
Psychotherapie
Bei einer Psychotherapie gewöhnt sich der Patient gedanklich an bestimmte Situationen, ohne seinem Ordnungszwang nachgehen zu müssen. Dabei setzt sich der Betroffene intensiv mit den Situationen und den dabei auftretenden Gedanken auseinander und bespricht diese mit seinem Therapeuten.
Auf diese Weise erkennt der Patient, dass er bestimmte Situationen auch erleben kann, ohne deswegen in sein bisheriges Zwangsverhalten zu fallen. Häufig werden auch die Angehörigen in die Therapiesitzungen miteinbezogen.
Medikamente
Zudem kommen Medikamente gegen Angsterkrankungen wie Fluoxetin oder Clomipramin zum Einsatz. Wie lange die Arzneimittel eingenommen werden müssen, hängt von der Ausprägung der Zwangsstörung ab.
- Grundwissen Medizin: für Nichtmediziner in Studium und Praxis, UTB GmbH, 2017, ISBN 3825248860
- Praxisleitfaden Allgemeinmedizin: Mit Zugang zur Medizinwelt (Klinikleitfaden), Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437224476
- Gesundheits- und Krankheitslehre: Lehrbuch für die Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege, Springer Medizin Verlag, 2013, ISBN 9783642369834
- Medizinwissen von A-Z: Das Lexikon der 1000 wichtigsten Krankheiten und Untersuchungen, MVS Medizinverlage Stuttgart, 2008, ISBN 3830434545
- Lexikon der Krankheiten und Untersuchungen, Thieme Verlagsgruppe, 2008, ISBN 9783131429629
- Netter's Innere Medizin, Thieme Verlagsgruppe, 2000, ISBN 3131239611
- Innere Medizin 2019, Herold, 2018, ISBN 398146608X
- Innere Medizin 2020, Herold, 2019, ISBN 3981466098
- Repetitorium für die Facharztprüfung Innere Medizin: Mit Zugang zur Medizinwelt, Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017, ISBN 3437233165
Unsere Artikel werden auf Grundlage fundierter wissenschaftlicher Quellen sowie dem zum Zeitpunkt der Erstellung aktuellsten Forschungsstand verfasst und regelmäßig von Experten geprüft. Wie wir arbeiten und unsere Artikel aktuell halten, beschreiben wir ausführlich auf dieser Seite.