Zählzwang - Das zwanghafte Zählen alltäglicher Dinge
Unter Zählzwang versteht man eine Form von Zwangsstörungen. Die Betroffenen zählen dabei ständig alle möglichen Dinge, die ihnen im Alltag begegnen.
Zählzwang wird auch als Arithmomanie bezeichnet. Bei dieser Zwangsstörung werden von den Betroffenen die unterschiedlichsten Dinge genauestens gezählt.
Krankheitsbild Zwangsstörung
Der Zählzwang gehört ebenso wie
- der Berührzwang
- der Kontrollzwang
- der Reinlichkeitszwang
- der Ordnungszwang oder
- der Grübelzwang
zu den Zwangsstörungen. Bei Zwangsstörungen handelt es sich um psychische Störungen, bei denen die Betroffenen unter Zwangsgedanken oder Zwangshandlungen leiden. Obwohl die Patienten sich darüber klar sind, dass ihr Verhalten übertrieben und seltsam ist, müssen sie ihren Zwängen immer wieder nachgeben.
Symptome
Eine Zwangsstörung kann dermaßen ausgeprägt sein, dass es für die Betroffenen unangenehmer ist, sich der Zwangshandlung zu widersetzen. So kommt es häufig zu starker Angst oder auch ausgeprägten körperlichen Symptomen, wenn das zwanghafte Verhalten nicht ausgeführt wird.
Mögliche Symptome können
sein. Zu Zwangsstörungen kommt es bei Männern und Frauen gleichermaßen. In den meisten Fällen bricht die Erkrankung bereits vor dem 40. Lebensjahr aus. So können auch Kinder und Jugendliche von den Zwangsstörungen betroffen sein.
Äußerung des Zählzwangs
Leidet ein Mensch unter Zählzwang, so macht sich dies dadurch bemerkbar, dass der Betroffene wieder und wieder ganz alltägliche Dinge zählt. Gezählt werden dabei die verschiedensten Objekte wie
- Autos
- technische Geräte
- Fenster
- Bäume
- Pflanzen
- Tiere oder
- Menschen.
Alles, was den Betroffenen im Alltag begegnet, wird gezählt. Ebenso möglich ist, dass die Patienten eine bestimmte Zahlenreihenfolge ständig durchgehen.
Meist ist dabei kein mathematisches Muster zu erkennen. Stattdessen gibt es für den Betroffenen gute und schlechte Zahlen, ohne, dass dafür eine logische Begründung vorhanden ist.
Wiederholungszwang
Eine Variante des Zählzwangs ist der Wiederholungszwang, der sogar ein gewisses magisches Denken aufweist. So führen die Betroffenen wiederholt bestimmte Tätigkeiten oder Bewegungen aus, um auf diese Weise zu verhindern, dass etwas Schlimmes geschieht.
Dabei halten sich die Patienten streng an gewisse Regeln. Zum Beispiel wird ein bestimmter Gegenstand dreimal berührt, damit keine negative Situation eintritt.
Auch können beispielsweise beim Einkaufen immer nur drei Äpfel gekauft werden. Oder eine bestimmte Tätigkeit darf zu einer bestimmten Uhrzeit nicht ausgeführt werden.
Kommt es zu Furcht einflößenden Gedanken, wiederholt der Betroffene eine bestimmte Tätigkeit solange, bis diese Gedanken wieder verschwinden. Manchmal werden auch zwanghaft bestimmte Rechenaufgaben gelöst oder Wortketten gebildet, um Unheil zu vermeiden.
Ursachen
Wodurch es zu Zwangsstörungen wie den Zählzwang kommt, konnte bislang nicht eindeutig geklärt werden. Man vermutet, dass ein Zusammenspiel aus psychischen und biologischen Faktoren zum Auslösen der zwanghaften Störungen führt.
Häufig treten Zwangsstörungen mehrfach innerhalb einer Familie auf, was darauf schließen lässt, dass die Gene eine Rolle spielen. Ist der Zählzwang so stark ausgeprägt, dass er sich negativ auf den Beruf und den Alltag des Betroffenen auswirkt, sollte eine Therapie durchgeführt werden.
Diagnose
Um einen Zählzwang oder eine andere Zwangsstörung festzustellen, sind genaue ärztliche Untersuchungen erforderlich. Dabei greifen Ärzte und Psychologen auf einen speziellen Fragebogen zurück, der auf Zwangsstörungen zugeschnitten ist.
Darüber hinaus wird ermittelt, wie sich die Zwangshandlungen auf die Umwelt des Patienten auswirken. Außerdem muss abgeklärt werden, ob möglicherweise andere psychische Erkrankungen vorliegen.
Behandlung
Für die Behandlung von Zwangsstörungen wie den Zählzwang wendet man eine Mischung aus psychologischer und medikamentöser Therapie an. In etwa 70 Prozent aller Fälle ist eine Psychotherapie erfolgreich. Dabei wird der Patient langsam daran gewöhnt bestimmte Situationen ohne die Zwangshandlungen zu durchleben.
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