Baustil und Formen des Jugendstils

Zu den alternativen Architekturformen zählt der Jugendstil. Er entstand im späten 19. Jahrhundert. Ziel des Baustil des Jugendstils war es, neue dekorative Gestaltungsmöglichkeiten der Architektur und der Kunst zu finden. Dekorativ geschwungene Linien sowie flächenhafte florale Ornamente zählten zu den äußerlichen Kennzeichen des Jugendstils. Informieren Sie sich über Entwicklung des Baustils des Jugendstils und dessen bedeutende Bauwerke.

Von Jens Hirseland

Als Jugendstil oder Art nouveau bezeichnet man eine kunstgeschichtliche Epoche aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Der Begriff "Jugendstil" ist auf die Münchener Zeitschrift "Jugend" zurückzuführen.

Benutzt wird die Bezeichnung nur in den deutschsprachigen Ländern, den nordischen Ländern, sowie den Niederlanden und Lettland. Zur Anwendung kam der Begriff Jugendstil erstmals im Jahr 1897.

Merkmale des Jugendstils

Der Jugendstil markierte die Abkehr von historischen Bauformen und suchte nach neuen dekorativen Gestaltungsmöglichkeiten der Kunst und der Architektur. Außerdem sollte mit dem Jugendstil ein moderner Stil der Gegenwart gefunden werden. Gleichzeitig stellte er einen Gegenentwurf zur Abgehobenheit der bildenden Kunst dar.

Zu den äußerlichen Kennzeichen des Jugendstils zählten flächenhafte florale Ornamente sowie dekorativ geschwungene Linien. Darüber hinaus wurde auf Symmetrien verzichtet.

Allerdings handelte es sich bei dem Jugendstil keineswegs um eine geschlossene Bewegung, da in Europa mehrere unterschiedliche Strömungen entstanden. Sie alle hatten lediglich miteinander gemeinsam, dass sie sich vom Historismus abgrenzten.

Typische Elemente des Jugendstils sind

  • Eisen
  • Stahl und
  • Glas.

Dennoch wurde hauptsächlich Sandstein zum Häuserbau verwendet. Dieser besticht vor allem durch seine Widerstandfähigkeit und die gute Bearbeitungsmöglichkeit.

Der Grundgedanke entsprechender Architekten war es, das Bauwerk als ganze Einheit zu sehen. Des Weiteren sollte es dem Betrachter möglich sein, von außen zu erkennen, wie das Gebäude von innen aufgebaut ist, auf dem Grundriss basierend. Hier gab es unter den Schaffern große Unterschiede; während Joseph Maria Olbrich sehr schlicht arbeitete, widmete sich Antonio Gaudí einem verspielten Design.

Entwicklung

In den deutschsprachigen Ländern bildeten die Städte München, Darmstadt und Wien die Ursprungsorte des Jugendstils. Die Entstehung des Jugendstils wird auch als Antwort auf die verschiedenen neuen Entwicklungen des 19. Jahrhunderts wie die industrielle Revolution und den französischen Historismus der Belle Epoque verstanden.

So galt er in Wien als architektonische Reaktion auf den Historismus, der beim Ringstraßenbau zutage trat. In München zählten die Architekten

  • Hans Eduard von Berlepsch-Valendas (1849-1921)
  • Martin Dülfer (1859-1942) und
  • Bernard Pankok (1872-1943)

zu den Wegbereitern des Jugendstils. Zu den bekanntesten Bauwerken des Jugendstils gehört der 1908 in Darmstadt errichtete Hochzeitsturm von Joseph Maria Olbrich (1867-1908). Der monumentale Turm ist eines der sichtbarsten Wahrzeichen von Darmstadt.

Weitere bedeutende Bauwerke des Jugendstils sind

  • der Sprudelhof in Bad Nauheim
  • das Hebbel-Theater in Berlin
  • das Sonnenhaus in Coburg
  • die Christuskirche in Heidelberg
  • die Kongresshalle am Zoo in Leipzig und
  • das Prinzregententheater in München.

Die jugendstilistische Architektur hatte künstlerische Bestrebungen. Besonders representative Wohnhäuser sowie Villen von vermögenden Bewohnern können mit entsprechenden Elementen aufwarten. Leben und Kunst wollte man hier vereinen.

Der Jugendstil prägt vor allen Dingen die Raumgestaltung sowie die Innenarchitektur. Die Verwandlung von Innenräumen zu Gesamtkunstwerken war das, wonach die Künstler strebten.

Noch vor Beginn des 1. Weltkrieges endete der Jugendstil allmählich wieder. An seine Stelle trat der Expressionismus.