Baustil und Formen der Renaissance

Unter der Architektur der Renaissance versteht man die Architektur des 15. und 16. Jahrhunderts. Dabei wurden bestimmte Elemente der römischen Antike wiederbelebt, darunter Symmetrie, Proportionen, Anordnung der Bauteile sowie die Geometrie in den Bauwerken des alten Roms. Kuppeln gehörten zu den häufigsten Merkmalen der Renaissancebauten. Informieren Sie sich hier über Baustil und Formen der Renaissance.

Von Jens Hirseland

Bei der Architektur der Renaissance handelt es sich um die Architektur, die zwischen dem frühen 15. Jahrhundert und dem späten 16. Jahrhundert stilbildend war. Zu ihren zentralen Merkmalen gehörten die Wiederbelebung und Weiterentwicklung von bestimmten römischen Elementen aus der Antike.

Obwohl die griechische Antike der römischen Epoche vorausging, wurde sie von den Architekten der Renaissance ignoriert. Zeitlich ist die Architektur der Renaissance zwischen der Gotik und der Architektur des Barock anzusiedeln.

Entwicklung

Der "Begriff" Renaissance entstammt dem Italienischen und bedeutet "Wiedergeburt". Erstmals für diese Kunstepoche verwendet wurde die Bezeichnung von dem italienischen Architekten und Künstler Giorgio Vasari (1511-1574).

Unterteilen lässt sich die Renaissance in drei Phasen. Dies sind

  • die Frührenaissance (Quattrocento, ungefähr 1400-1500)
  • die Hochrenaissance (1500-1525) sowie
  • der Manierismus (ca. 1520-1600).

Entstehung der Renaissance-Architektur

Als Erfinder der Renaissance gilt der italienische Architekt und Bildhauer Filippo Brunelleschi (1377-1446). Der Florentiner erkannte durch Untersuchungen von geometrischen Strukturen die geometrischen Zusammenhänge und übertrug sie auf Zeichnungen. Während er die römische Architektur studierte, wuchs in Brunelleschi das Verständnis für die symmetrische Gliederung von Bauwerken.

So konnte ein Bauteil nicht ohne das andere bestehen. Das bisherige gotische System erschien ihm dagegen nicht schlüssig genug.

Im Jahr 1419 entwarf Brunelleschi das Findelhaus Ospedale degli innocenti, das als erstes Bauwerk der Renaissance gilt und 1427 fertiggestellt wurde. Danach folgten die Kirchen von San Lorenzo und San Spirito, die ebenfalls die neue Handschrift des Architekten trugen.

Weitere bedeutende Architekten, die sich dem Renaissance-Stil anschlossen, waren Michelozzo (1396-1472) und Leon Battista Alberti (1402-1472). Im Laufe des 15. Jahrhunderts breitete sich der Renaissance-Baustil immer weiter über Italien aus. Forciert wurde die Verbreitung des neuen Stils durch die italienischen Fürstenhöfe, wodurch zahlreiche neue Kirchen und Paläste entstanden.

Während der Hochrenaissance wurden dann aufwendigere Bauwerke errichtet, die über mehr Dekorationen verfügten und sich von der Bauweise der altrömischen Zeit erheblich unterschieden. Eine große Bedeutung erlangten die Kuppeln. Zu den bekanntesten Vertretern der Hochrenaissance zählten

  • Donato Bramante (1444-1514)
  • Antonio da Sangallo (1485-1546) und
  • Raphael (1483-1520).

An die Hochrenaissance schloss sich der Manierismus an, bei dem es zu einem erheblichen Auseinanderdriften der Renaissance-Architektur kam. So fielen die Werke von Giulio Romano (1499-1546), Baldassare Peruzzi (1481-1536) und Michelangelo (1475-1564) sehr unterschiedlich aus.

Da im 16. Jahrhundert italienische Architekten im europäischen Ausland überaus begehrt waren, breitete sich der Renaissance-Stil schließlich auch außerhalb von Italien aus. Aber auch nicht-italienische Architekten wie

  • Inigo Jones
  • Juan Bautista de Toledo oder
  • Philibert de l'Orme

studierten in Italien den neuen Stil und brachten ihn in ihre Heimatländer.

Baustil

Typisch für den Renaissance-Baustil war, dass er die Proportionen, die Symmetrie, die Anordnung der Bauteile sowie die Geometrie, wie sie in den Bauwerken des alten Roms vorhanden waren, betonte. So erfolgte eine feste Anordnung von Säulen, Pilastern und Lisenen.

Außerdem wurden die Proportionssysteme gotischer Bauwerke durch den Bau von

  • Kuppeln
  • Bögen und
  • Nischen

ersetzt. Dabei folgten die Architekten der Renaissance im Wesentlichen den Gestaltungsmerkmalen der Römer. Zum Beispiel übernahmen sie deren alte Säulenordnung. Da jedoch in der Renaissance Gebäude anders genutzt wurden als im Römischen Reich, waren einige Veränderungen erforderlich, damit Gebäude wie Kirchen ihren Bestimmungen nachkommen konnten.

Zu den häufigsten Merkmalen der Renaissancebauten gehörten Kuppeln, die man im Mittelalter nur selten angelegt hatte. Durch die Kuppeln erhielten die Gebäude ein imposanteres Aussehen.

Typisch für die Bauwerke der Renaissance war auch, dass die Gewölbe keine Rippen hatten, sondern stattdessen aus Kugelsegmenten oder Halbkugeln bestanden. Zu den berühmtesten Bauwerken der Renaissance gehört der Neubau des Petersdoms in Rom, an dem zahlreiche bedeutende Künstler wie Donato Bramante, Raphael, Baldassare Peruzzi und Michelangelo beteiligt waren.

Entscheidende Merkmale

Der Grundriss eines Renaissancebauwerks war in der Regle symmetrisch und rechtwinklig. Gemeinsam mit der Fassade bildete er eine Einheit. Filippo Brunelleschi formulierte diese Entwicklung als erstes, während es Alberti war, der sie stets auch in seinen eigenen Werken einbringen konnte.

Die Gestaltung der Fassade verlief über ihre vertikale Achse. Ziel war es, den Blick auf die Mitte des Bauwerks zu lenken. Als erste echte Fassade der Renaissance gilt die der Kathedrale von Pienza.

Um die Fassaden der städtischen Paläste führte oft eine Steinbank herum. Sie war meist dreigeschossig:

  • im Erdgeschoss die Rustika mit rauem Stein
  • im ersten Obergeschoss das piano nobilemit feinerer, aufwändigerer Gestaltung
  • im zweiten Obergeschoss das Mezzaningeschoss, welches niedrigere Raumhöhen aufwies und weniger aufwändig gehalten wurde

Bei den Säulen hat man sich an der Ordnung der Alten Römer orientiert. Diese besteht aus der ionischen, toskanischen, korinthischen, dorischen und kompositen Ordnung.

Die aus Halbkreisen oder Kreissegmenten erstellten Bögen setzte man auch als Abschluss der Fenster ein. Die Gewölbe sind im Grundriss rechteckig.

Imposante Kuppeln setzte man oft zur Gestaltung ein. Zunächst nur bei sakralen Bauten verwendet, nutzte man sie auch bald für Profanbauten.

Die Dächer erhielten eine raumseitige Schließung. Mit Ausnahme der höheren Lagen baute man vorwiegend Dächer mit niedriger Neigung.

Türen wurden oft aufwändig verziert. Gab es Öffnungen ohne Türen, versah man diese mit Bögen.

Bei den Fenstern setzte man auf waagerechte Stürze; auch ein Bogen war üblich. Die Wände an der Außenseite der Gebäude waren meistens verputzt oder mit Marmor verkleidet, während die Innenwände eine plastische Gliederung erhielten.